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[Versprengte Notizen zum Krieg... ]

Started by Textaris(txt*bot), July 12, 2006, 01:04:52 PM

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lemonhorse

#420
Quote[...] Deutschland sollte nach Ansicht von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) künftig verstärkt Impulse in der internationalen Sicherheitspolitik geben. Zwar sei man in der Vergangenheit mit einer Kultur der außenpolitischen Zurückhaltung gut gefahren, sagte Guttenberg am Montag auf einem Kongress der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung in München. Mehr denn je sei aber zugleich eine Kultur der Verantwortung notwendig.

Guttenberg fügte hinzu, von Deutschland würden Antworten auf globale Herausforderungen erwartet. Die Bundesrepublik könne nicht die Verantwortung anderen übertragen und sich selbst heraushalten.



Aus: "Guttenberg für starkes internationales Engagement Berlins" (11.10.2010)
Quelle: http://www.ad-hoc-news.de/guttenberg-fuer-starkes-internationales-engagement-berlins--/de/News/21654860


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Quote[...] Führende deutsche Massenmedien stellen sich offen in den Dienst der Berliner Militärpropaganda. Jüngster Ausdruck dieser Entwicklung ist ein sogenannter sicherheitspolitischer Kongress, den das Hamburger Wochenblatt "Die Zeit" für Mitte Oktober ankündigt. Das Ziel der Veranstaltung besteht nach Aussage der Organisatoren darin, Mittel und Wege zu finden, "Kampfeinsätze in einem fernen Land" gegenüber der Öffentlichkeit zu legitimieren. Als Referenten angekündigt sind "führende Persönlichkeiten" aus Politik, Militär, Wissenschaft, Klerus und Rüstungsindustrie; den Auftaktvortrag soll der deutsche Verteidigungsminister halten.

Eine in inhaltlicher Ausrichtung und personeller Besetzung ähnliche Konferenz hat die Wirtschaftszeitung "Handelsblatt" erst unlängst in Berlin durchgeführt. Im Einklang mit Medien, die der Bundeswehr nahe stehen, wurde dort gefordert, die deutschen Streitkräfte gegen "unberechtigte Kritik" in Schutz zu nehmen. Thema waren darüber hinaus gravierende Probleme, mit denen sich die politisch-militärische Führung beim Umbau der Bundeswehr zur weltweit agierenden Interventions- und Besatzungsarmee konfrontiert sieht. Während Vertreter der deutschen Streitkräfte eine "Überforderung" der Truppe beklagten, bemängelten namhafte Rüstungsmanager die ihrer Ansicht nach "gestörte Kommunikation" zwischen Politik und Wirtschaft. Ging die "Handelsblatt"-Tagung noch ohne öffentliche Proteste vonstatten, haben Hamburger Kriegsgegner nun angekündigt, die Teilnehmer der "Zeit"-Konferenz "gebührend zu empfangen".

Für den 18. und 19. Oktober kündigt das Wochenblatt "Die Zeit" eine Konferenz zum Thema "Internationale Sicherheitspolitik" in Hamburg an. Die Veranstaltung soll in den Räumlichkeiten des Grand Elysee-Hotels und der Bundeswehr-Universität stattfinden; geladen sind den Organisatoren zufolge "führende Persönlichkeiten" aus Politik, Militär, Wissenschaft, Klerus und Rüstungsindustrie, darunter auch der deutsche Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg. Wie Guttenberg ausführt, soll die Konferenz insbesondere zur Klärung der Frage beitragen, "wie die öffentliche Debatte über Ziele und Interessen deutscher Sicherheitspolitik vorangebracht werden kann". Ähnlich äußert sich auch "Zeit"-Herausgeber Josef Joffe; seiner Auffassung nach bedarf es massenwirksamer Begründungen zur Legitimation von "Kampfeinsätze(n) fern vom eigenen Land".

...


Aus: "Leitmedien im Krieg" (14. Oktober 2010)
Quelle: http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/006531.html

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Krieg in Afghanistan: Wie der SPIEGEL die Propaganda der US-Streitkräfte kritiklos an sein Millionenpublikum weiterträgt (13. Oktober 2010, von T. Engelbrecht)
Quelle: http://www.spiegelblog.net/krieg-in-afghanistan-wie-der-spiegel-die-propaganda-der-us-streitkrafte-kritiklos-an-sein-millionenpublikum-weitertragt.html


Textaris(txt*bot)

#421
http://warlogs.wikileaks.org/iraq/diarydig

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Julian Assange Wikileaks founder
Pentagon not able to review our documents in few hours
pentagon issue deceptive statments to fool the world public
prentagon tries to foll the world Press
approval rate for afgan war is decreasing

Phil Shiner Human rights lawyer: Cases will be made against new evidence
UK Mod must stop covering up
the only rational solution is to hold proper inquiry
Mod should answer to how many Iraqis killed bu UK forces
No one know how many Iraqis died in UK costudy
Iraq body Count: 15,000 civilians
Us troops knew of torture in Iraqi Jail
Nearly 400000 secret documents shed light on actions of US army in Iraq

Daniel Ellsberg former US military analyst
obama threats not entirely without credibility
all these casualities killed in US wars of agression
US and UK
John Sloboda Iraqi Body Count
15000 civilians death revealed in leaked documents

WIKILEAKS PRESS CONFERENCE - PRESSTV - 1/3
http://www.youtube.com/watch?v=-PGdY7PCqdU&feature=youtu.be

WIKILEAKS PRESS CONFERENCE - PRESSTV - 2/3
http://www.youtube.com/watch?v=WUNqEcj-VwQ&feature=youtu.be

WIKILEAKS PRESS CONFERENCE - PRESSTV - 3/3
http://www.youtube.com/watch?v=Taf4XOxFxNg&feature=youtu.be

Wikileaks veröffentlicht Irak-Protokolle (23.10.2010)
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Wikileaks-veroeffentlicht-Irak-Protokolle-1124155.html

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Iraq war logs: secret files show how US ignored torture

• Massive leak reveals serial detainee abuse
• 15,000 unknown civilian deaths in war
• Full coverage of the Iraq war logs
#  Nick Davies, Jonathan Steele and David Leigh
# guardian.co.uk, Friday 22 October 2010 21.26 BST
http://www.guardian.co.uk/world/2010/oct/22/iraq-war-logs-military-leaks


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Enthüllungen von Wert
Irak | 26.10.2010 18:00 | Daniel Ellsberg
Die jetzt veröffentlichten Pentagon-Papiere über den Irak-Krieg haben vermutlich eine größere Bedeutung als vor vier Jahrzehnten publizierte Dokumente über Vietnam ... Das US-Verteidigungsministerium war über 66.000 zivile Opfer informiert – 15.000 von ihnen waren der Organisation Iraq Body Count, die als einzige versucht, die Opfer des Krieges zu dokumentieren, gänzlich unbekannt. Das bedeutet: 15.000 Tote wurden in keinem Nachrichtenbericht jemals erwähnt – fünf Mal so viele Menschen, wie bei den Anschlägen am 11. September 2001 umkamen. ...
http://www.freitag.de/politik/1042-enthuellungen-von-wert

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Wikileaks hat in Zusammenarbeit mit verschiedenen Medienpartnern heute die Irak-Protokolle (iraq war logs)  veröffentlicht. Rund 400.000 Meldungen dokumentieren den Irak-Krieg zwischen 2004-2009. Das interessante daran ist die Umsetzung bei den verschiedenen Medien. ...
von markus um 23:38 am Freitag, 22. Oktober 2010
http://www.netzpolitik.org/2010/momentum-fur-datenjournalismus-die-irak-protokolle/


WikiLeaks verbreitet 400.000 Geheimakten - Neue Enthüllungen über den Irakkrieg (23.10.2010)
http://www.taz.de/1/politik/nahost/artikel/1/400000-geheimdokumente-veroefentlicht/ (23.10.2010)


Militärdokumente zum Irakkrieg: Folter als Randnotiz
Die von Wikileaks veröffentlichten Dokumente belegen zahlreiche Fälle von Folter und Misshandlungen. Ihr Fazit ist stets dasselbe: "Weitere Ermittlungen sind nicht notwendig". VON BERND PICKERT (24.10.2010)
http://www.taz.de/1/politik/amerika/artikel/1/folter-als-randnotiz/


[...] Es ist nicht so, dass in den Hunderttausenden US-Militärdokumenten nichts zu Abu Ghuraib zu finden wäre. Ein paar Tage, bevor im April 2004 US-Medien den Skandal enthüllen, wird zum Beispiel von Raketenangriffen auf das Gefängnis berichtet. 22 Häftlinge werden getötet, 92 verletzt. In einem anderen Dokument wird ein Marsch demonstrierender Iraker auf das Gefängnis geschildert, in einem weiteren eine Gefangenenmeuterei: "Zur Aufstandsbekämpfung wurde die Erlaubnis für tödliche Schüsse erteilt." Doch danach bricht der Strom der Berichte ab. ...
Vermutlich unterliegen die folgenden Protokolle einer höheren Geheimhaltungsstufe
Nackt ausgezogen, gequält, entwürdigt
Von Hans Hoyng (23.10.2010)
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,724864,00.html


Reaktion auf Irak-Protokolle - Echo eines verdrängten Kriegs
Von Marc Pitzke, New York (23.10.2010)
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,724880,00.html


Was steht in den neuen Dokumenten? (23. Oktober 2010)
http://derstandard.at/1287099859761/Ueberblick-Was-steht-in-den-neuen-Dokumenten


Irak-Krieg Wikileaks veröffentlicht geheime US-Dokumente (23.10.2010)
http://www.zeit.de/digital/internet/2010-10/wikileaks-pentagon-irak-krieg


Wikileaks Systematische Folter, hohe zivile Opferzahlen
Von Claudia von Salzen (23.10.2010)
http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-10/wikileaks-irakkrieg-folter


Wikileaks: Irak-Papiere "Klare Beweise für Kriegsverbrechen"
Die Veröffentlichung von Hunderttausenden Militärdokumenten durch Wikileaks zeigt ein neues Gesamtbild des Irakkrieges - vor allem, wie die irakische Gesellschaft von 2004 bis 2009 drastisch brutalisiert wurde.
http://www.sueddeutsche.de/politik/wikileaks-irak-papiere-us-soldaten-schauten-bei-folter-systematisch-weg-1.1015276



Textaris(txt*bot)

Quote[...] Berlin (DDP) Die Erklärung eines Bundeswehr-Soldaten, in Afghanistan auf bestimmte Zivilisten zu schießen, hat die politische Debatte über den Einsatz neu entfacht. Oppositionspolitiker forderten am Montag vom Verteidigungsministerium sofortige Aufklärung und einen Bericht des Ministers im Bundestag. Koalitionsvertreter verwiesen dagegen auf Regelungen im Völkerrecht, nach denen Zivilisten, die sich direkt an Kampfhandlungen beteiligen, ihre Schutzrechte verlieren können. Der Soldat hatte in einem Interview der Nachrichtenagentur dapd erklärt, er habe in Afghanistan auf Zivilisten geschossen, die in Wirklichkeit feindliche Kämpfer gewesen seien.

Er hat ein Einsatztagebuch geführt, das seit Montag mit einem kommentierenden Interview von der dapd veröffentlicht wird. Darin schilderte er auch den Beschuss der Unbewaffneten während des Gefechts. ,,Doch, ich habe auch auf Zivilisten geschossen, von denen ich aber definitiv sage, das waren in Wirklichkeit feindliche Kämpfer. Die haben Stellungswechsel gemacht, die waren gerade dabei uns zu umgehen", erklärte der Bundeswehrangehörige. Nach dem Gefecht bei dem Dorf Isa Khel, bei dem drei deutsche Fallschirmjäger fielen, hätten sich Soldaten darauf verständigt, zukünftig auf Zivilisten zu schießen, die während eines Gefechtes telefonieren oder schreiend zwischen Gehöften hin und her laufen, sagte der Soldat.

[...] Durch das humanitäre Völkerrecht sind Zivilisten in Kriegszeiten grundsätzlich geschützt. In den vergangenen Jahren haben sich aber immer öfter auch Zivilisten an Militäraktionen beteiligt. Daher hat das Internationale Komitee des Rotes Kreuzes (IKRK) Richtlinien entwickelt, in denen dargestellt wird, wann auch sie bekämpft werden dürfen. Ein Kriterium ist die ,,direkte Beteiligung an feindseligen Akten".

Auf diesen Sachverhalt wies der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Ernst-Reinhard Beck, hin. Der dapd erklärte der CDU-Politiker: ,,Selbstverständlich dulden wir keine militärische Gewalt gegen Zivilpersonen." Im vorliegenden Fall sei jedoch zu untersuchen, ob es sich tatsächlich um schutzwürdige Zivilisten gehandelt habe.

FDP-Verteidigungsexpertin Elke Hoff nahm die Soldaten in Schutz. In asymmetrischen Kriegen tauche im Gefecht das Problem auf, zwischen Kämpfern und Zivilisten zu unterscheiden, sagte sie. ,,Es ist die Aufgabe der Vorgesetzten vor Ort, auf Basis aller zur Verfügung stehenden Informationen zu entscheiden, wie während eines Gefechtes vorgegangen werden muss." Die Richtlinien des IKRK nannte sie eine ,,vernünftige Entscheidungsgrundlage".

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte, die Behörde habe zu dem Vorgang keine Informationen. Man werde einem Prüfauftrag des Parlaments aber nachkommen. Eine Notwendigkeit, die Einsatzregeln zu ändern, sah er nicht.

...


Aus: "Politische Debatte über Schüsse auf Zivilisten in Afghanistan" (25.10.2010)
Quelle: http://www.moz.de/nachrichten/deutschland/artikel-ansicht/dg/0/1/264991/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Im Interview mit einer Nachrichtenagentur äußert sich ein deutscher Soldat über die Gefahren, die einem Soldaten täglich in Afghanistan begegnen. Die Sprengfallen seien sehr gefürchtet und zermürben den Soldaten.

Die Übungen in Deutschland hätten mit der Realität nichts gemein und würden eher müde belächelt. Die Taliban seien mittlerweile in ihrer Sprengfallentechnik sehr effizient. Die Aufständischen benötigten höchstens 15 Minuten, um eine 50-Kilogramm-Bombe zu vergraben und scharf zu machen.

Diese allgegenwärtige Angst vor den Bomben am Boden löse große Angstzustände bei den Soldaten aus. Wenn ein verdächtiges Objekt gesehen wird, beiße man die Zähne zusammen und schließe die Augen, um den Blitz der Detonation nicht sehen zu müssen.

...


Aus: "Deutscher Soldat bezeichnet Afghanistan-Einsatz als russisches Roulette" (28.10.10)
Quelle: http://www.shortnews.de/id/857676/Deutscher-Soldat-bezeichnet-Afghanistan-Einsatz-als-russisches-Roulette


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Wohlstand am Bodensee ist eng verknüpft mit den Rüstungsbetrieben, die sich selbst lieber als Teil der »Sicherheits- oder Wehrtechnikbranche« sehen. Ihr Wohlergehen wird von den jüngsten Ankündigungen der Bundesregierung, den Verteidigungsetat drastisch zu kürzen, wohl kaum infrage gestellt. Deutschland rüstet ab, titelte zwar das Handelsblatt . Die Welt aber rüstet auf – und damit rüsten auch die Firmen am Bodensee auf. Sie sind längst nicht mehr auf den Heimatmarkt allein angewiesen. Deutschland ist einer der größten Rüstungsexporteure der Welt. Laut dem schwedischen Friedensforschungsinstitut Sipri liegt die Bundesrepublik auf Rang drei hinter den USA und Russland – und das, obwohl die deutschen Exportkontrollen zu den strengsten der Welt zählen.

Kaum eine Region in Deutschland profitiert davon so sehr wie der Bodenseekreis, der sich von Überlingen bis nach Friedrichshafen erstreckt.

[...] Die Rüstungsbetriebe beschäftigen Tausende Mitarbeiter, sie zahlen Millionen Euro Gewerbesteuer, unterstützen Vereine, finanzieren Kindergärten und geben Geld für Schulen, Blasorchester oder Sportveranstaltungen. Rüstungsproduktion sorgt hier für sozialen Kitt. Darauf will keine Kommune verzichten. Und die Kirche auch nicht.

Ein Friedrichshafener Pastor etwa redet nur ungern über Panzer und Raketen: »Für uns als Kirchengemeinde ist das Thema sehr heikel. Wer die Rüstungsindustrie kritisiert, sägt hier am eigenen Ast.« Es ist nicht nur die Kirchensteuer. Es sind auch Hunderte Gemeindemitglieder, die man nicht verprellen will.

Auch in der Politik spielt das Thema kaum eine Rolle, obwohl es immer wieder Anlass gäbe. Zuletzt sorgte Cassidian für Wirbel. Mit vier Gymnasien unterschrieb Standortleiter Gerhard Wischmann Bildungspartnerschaften. Geplant sind Bewerbertraining, Betriebsbesichtigungen und Schnuppertage. »Es gibt da überhaupt kein Zucken. Wir sind ein großer Arbeitgeber«, sagt Wischmann.

[...] Erst im vergangenen Jahr verklagte Diehl Defence einen Journalisten, weil der das Artilleriegeschoss Smart 155 als Streubombe bezeichnet hatte. Für die Hersteller solcher Waffen sind Streubomben dumm, gemein und hinterhältig. Bei der Smart 155 handele es sich aber um »Präzisionsmunition«, sagt Claus Günther, der Chef von Diehl Defence.

Mit Smart töten Soldaten also clever. Aber – sie töten. Wird Günther da nicht mulmig? Der Chef weicht aus: »Wir tun alles nur Mögliche, um zu verhindern, dass unsere Munition in die Hände von Verbrechern und Terroristen gelangt.«

Günther redet Klartext. Seine Stirn legt er regelmäßig in Falten; wenn er Argumente untermauern will, klopft er mit seinen wuchtigen Fingern auf den massiven Konferenztisch. Obwohl auch Diehl Defence vor allem fernab der Heimat verkauft, warnt er vor den Etatkürzungen der Bundeswehr: »Wenn hier weniger hergestellt wird und wir alles im Ausland kaufen, dann werden Milliarden Steuergelder im Ausland ausgegeben.« Er sagt Mi-li-arrden und spricht auch über die Lohnsteuer, die nicht mehr in Deutschland abgeführt würde. Zudem brauche Diehl Defence »die eigenen Streitkräfte als Referenzkunden«. In Günthers Büro hängt eine Satire, die Verteidigungsminister zu Guttenberg zum Rumpelstilzchen degradiert. Sie ist nur lose aufgehängt, sodass sie sich jederzeit wieder abnehmen lässt – falls der Minister mal vorbeischaut.

Die Gespräche mit den drei Rüstungsbossen Günther (Diehl Defence), Heuer (Tognum/MTU) und Wischmann (Cassidian) gleichen sich. Alle reden detailverliebt über Umsatz, Wachstumsmärkte und Innovationskraft. Fragen nach der Moral und der eigenen Verantwortung scheinen sie zu irritieren. Wischmann beispielsweise sagt, ihm komme das dann vor wie vor 40 Jahren, wie bei den Achtundsechzigern.

Wie die Nähe und das Geld die kritischen Fragen allmählich verstummen lassen, das hat Oswald Burger an sich selbst beobachten können. Einst bekam der 61-Jährige ein Bundesverdienstkreuz dafür, dass er die Geschichte des Überlinger Stollens recherchiert hatte. Dort wollte gegen Ende des Zweiten Weltkriegs die Friedrichshafener Rüstungsindustrie Waffen produzieren. Hunderte Zwangsarbeiter kamen in dem Stollen ums Leben. Burger machte diese Verbrechen publik, und auch heute stochert der Überlinger eigentlich gern in alten Wunden.

Man sollte also annehmen, dass Burger Diehl Defence verabscheut. Doch der bekennende Pazifist ist auch Berufsschullehrer an der Jörg-Zürn-Gewerbeschule und sagt, dass »die besten Schüler von Diehl Defence« kommen. Burgers Schwiegersohn ist bei Diehl beschäftigt, seine Schwester hat dort gearbeitet. Burger sitzt auch im Vorstand des Überlinger Fördervereins Sommertheater, und da »überlegen wir gerade, ob wir einen Sponsoringantrag stellen«. Sein Problem: Neben Diehl gibt es nicht viel in Überlingen, was nichts mit Rüstung zu tun hat. »Je mehr ich mich gesellschaftlich engagierte, desto zurückhaltender bin ich mit kritischen Äußerungen geworden«, ist Burger irgendwann aufgefallen.

Echte Pazifisten sind rar am Bodensee. Die meisten sind längst pragmatisch geworden – oder sie heißen Nena. Die Popsängerin trat vergangenes Jahr bei MTU auf, als Stargast beim Betriebsfest zum 100. Geburtstag des Unternehmens. Natürlich hat sie ihr Friedenslied von den 99 Luftballons gesungen, und 14.000 Besucher sangen mit. Bevor Nena kam, war die Hauptattraktion des Betriebsfests ein Leopard-II-Panzer.

...

Quote* phijen
    * 07.11.2010 um 13:43 Uhr

Scheinwelt

Die Arbeit in diesem Gewerbe oder Industrie stellt den Einzelnen vor starke moralische Zerwürfnisse. Entweder man kann sich mit dem Credo der Sicherheitspolitik anfreunden, die auch von EU/USA, im Prinzip jeder öffentlichen Einheit propagiert wird oder man rationalisiert sein Handeln damit, normale Produkte zu entwickeln und mit Rüstung nichts oder nur am Rande beschäftigt zu sein.
Besonders die Diskrepanz des schönen Bodensees mit den kleinbürgerlich, beschaulichen Schwaben und die Entwicklung hochmoderner Militärtechnik stellt für die Unternehmen eine Herausforderung dar. Zwar entwickelte sich die Rüstungsindustrie eben dort und wurde nicht verlagert, die Rechtfertigung für ihr Handeln und die Zustimmung dafür wird mit finanzierten Schulen und Kindergärten versucht zu erreichen.
Würden die Unternehmen es auslassen sich sozial zu engagieren und auf das Image der sauberen Industrie zu verzichten, wäre jedenfalls der moralische Rückhalt der Bevölkerung problematisch bis fragwürdig. Wirtschaftlich sind die Unternehmen stark, doch nur durch Selbstmanipulation, Manipulation der Gesellschaft und der Mitarbeiter kann man dieses Utopia aufrecht erhalten.


Quote* kn4llfrosch
    * 07.11.2010 um 15:15 Uhr

Scheinwelt

99% der Deutschen akzeptieren, dass afrikanische Flüchtlinge vor Italien im Meer ertrinken. Es wird einfach ausgeblendet, man denkt nich darüber nach.
Strom erzeugen wir zu einem großen Teil aus Uran, und jeder weiß, wie es in afrikanischen Uranminen aussieht.
Das sind nur die bekannteren Themen, ich glaube nicht, dass ich alle aufzuführen brauche.

...


Quote* Angel_of_Mercy
    * 07.11.2010 um 15:57 Uhr

Wohlstand im Schatten von Krieg, Mord und Totschlag

Am Bodensee herrscht ein ähnlich perfides System von rüstungswirtschaftlicher und gesellschaftlicher Verflechtung wie in den USA. Die Moral und Ethik der Menschen, selbst der sogenannten "Christen", wird abgekauft mit Arbeitsplätzen, Steuern und Geld für gemeinnützige Einrichtungen.
Anstatt zu versuchen, in Zukunft auch ohne Rüstungsindustrie leben zu können, wird jeder der in diese Richtung denkt und spricht, als auch jeder der gegen das System Einspruch erhebt, als Nestbeschmutzer gebrandmarkt, stigmatisiert und ausgegerenzt.

...

Mit pazifistischen Grüßen

AoM


Quote* Cando
    * 07.11.2010 um 16:01 Uhr

Das frage ich mich auch...

Die Rüstungsindustrie ist nun einmal ein Zweig des Ingenieurwesens, für das Deutschlands Wirtschaft in der ganzen Welt bekannt und geschätzt ist.

Selbstverständlich ist das Produkt hier nicht gerade erfreulich. Dennoch frage ich mich, was dieser Artikel uns sagen möchte. Alle Betriebe zu machen? Damit die Waffen in Zukunft von Herstellern in Russland und den USA gekauft werden?

Der Artikel sagt selbst, dass Deutschland weltweit mit die strengsten Auflagen für Rüstungsexporte hat. Was ist also verwerflich daran, wenn z.B. EU-Staaten sich mit Deutschem anstatt mit Amerikanischem Material ausrüsten?

Es ist ja nun nicht so, als würden die Produkte vom Bodensee direkt in den Kongo verfrachtet, um sie an Kindersoldaten zu verteilen.


Quote* Monsieur Rainer
    * 07.11.2010 um 17:38 Uhr

Ach ja? Tatsächlich?

Neben der Kalaschnikow war das deutsche G 3 eine der Lieblingswaffen der Kindersoldaten in Ruanda und im Kongo! Oder wurde ich etwa mit Pfeil und Bogen dort beschossen anlässlich meines UN-Einsatzes?



Quote* allbay
    * 07.11.2010 um 18:06 Uhr

Kranke Gesellschaft

Da können die Nutznießer der Rüstungsbetriebe sich deren Aktivitäten noch so schönreden, es ist schon pervers, mit dem Tod anderer Menschen sein Geld zu verdienen.
Denn wozu sind Waffen da? Zum Töten, richtig! Oder will jemand ernsthaft behaupten, die Bodensee-Waffen töten ja die "Richtigen", dienen folglich dem Gemeinwohl und sind moralisch legitimiert?
Unsere Gesellschaft ist krank, und die meisten Menschen wissen das.


Quote* Tom Riddle
    * 07.11.2010 um 19:17 Uhr

Ach ja, die Utopisten.

Schon wieder so ein moralisch hochstehender Artikel ... gut, und jetzt? Die ganzen Buden dichtmachen? Andere Länder, mit einer größeren Begabung dafür, das eigene Interesse unangekränkelt von derartige Luxusproblemen zu formulieren, würden diese Firmen und Belegschaft gerne mit offenen Armen empfangen, und die müßten dafür ggf. gar nicht weit gehen. Wenn ich bösartig wäre würde ich wünschen, daß die Ziele deutscher Utopisten aller Art - z.B. radikale Pazifisten oder auch Atomkraftgegner - ihre Ziele sofort erreichen würden. Damit sie gleich mit eigenen Augen sehen, wie sich Deutschland unter diesen geänderten Voraussetzungen dann darstellt - ohne Rüstungsbetriebe, ohne Atomstrom, mit drastisch erhöhten Benzinpreisen, mit Einreiserecht für Jedermann usw.


Quote* cvnde
    * 07.11.2010 um 20:02 Uhr

Seit doch froh, dass

Deutschand eine halbwegs brauchbare Rüstungsindustrie hat.
denn sonst dürfen wir alle in USA / UK etc. einkaufen und dann wird es sicher teure und die Dinger werden nicht in Deutschland produziert.

Bis auf den überforderdeten Starfighter und einigen Scghhützenpanzern hatte Deutschland immer erstklassiges Material. ...


Quote* isualK
    * 07.11.2010 um 20:56 Uhr

Moral?!?!?!?

Die Frage ist, was der Autor dieses Artikels sagen will?

Um diese Dinge einzuordnen bräuchte man einen Konsens über die Rangfolge von unmoralischem Handeln. Was ist schlimmer, an einem Auto mitzubauen, mit dem eine Familie ausgelöscht wird, ein Bier zu brauen, das den Fahrer des Autos so besoffen macht, dass er das Auto nicht mehr unter Kontrolle hatte, ein Computerprogramm zu schreiben, das den Bau von Waffen unterstützt, eine Drehbank so zu bedienen, dass sie Teile fertigt, die in einer Granate benötigt werden, damit sie sicher töten kann, eine Kreditverbriefung aufzulegen, die viele Menschen in ihr persöönliches Unglück stüzt, als Bundeswehrsoldat Zivilisten in Afghanistan zu töten, weil die u. U. sonst Kameraden töten würden, ...

Wer wagt die Klassifizierung dieser Handlungen?


Quote#

    * allbay
    * 07.11.2010 um 22:19 Uhr

Unterschied

Nun, der Unterschied zwischen Gütern, die tödliche Folgen haben können, obwohl diese nicht intendiert sind, und Gütern die das Töten ermöglichen bzw. erleichtern sollen und ausdrücklich zu diesem Zweck geschaffen werden, dürfte jedem klar sein.

...

Antwort auf "Moral?!?!?!?"



Aus: "Rüstungsindustrie: Heile Welt" Von Claas Tatje (8.11.2010)
Quelle: http://www.zeit.de/2010/45/Ruestungsbetriebe-Waffenexport


Textaris(txt*bot)

#425
Quote[...] Die Verknüpfung von wirtschaftlichen Interessen und neudeutscher Militärpolitik ist nicht Guttenbergs Erfindung. Es begann schon bald nach der Epochen-Wende von 1989/90, spätestens mit Volker Rühes Verteidigungspolitischen Richtlinien von 1992. Rühe erklärte die ,,Einflussnahme auf die internationalen Institutionen und Prozesse im Sinne unserer Interessen und gegründet auf unser Wirtschaftskraft" zu einem der ,,vitalen Sicherheitsinteressen" Deutschlands und konkretisierte diese nebulöse Bestimmung dahingehend, dass es Sache deutscher Sicherheitspolitik zu sein habe, für die ,,Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt" zu sorgen. Alle einschlägigen Folgepapiere (i.B. der Bericht der Weizsäcker-Kommission 2000, die Verteidigungspolitischen Richtlinien 2003, das Weißbuch 2006) paraphrasieren im Grunde nur diese Linie - im Übrigen unwidersprochen von der ganz großen Koalition der Remilitarisierer im Deutschen Bundestag.

Wie jedoch der amtierende Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt die Linie fortsetzt, hat gleichwohl eine besondere Qualität. Von der eindeutigen, aber sprachlich »verunglückten« Einlassung des damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler Ende Mai d.J. einmal abgesehen, setzte zum einen erstmals Guttenberg - in der breiteren Öffentlichkeit anscheinend kaum registriert - einen konkreten Auslands-Einsatz der Bundeswehr zu deutschen Wirtschaftsinteressen in Beziehung, und zwar just den hoch umstrittenen am Hindukusch, den man bis dato der Bevölkerung vergeblich als »Notwehr«/»Verteidigung« bzw. als »Nothilfe«/»humanitäre Intervention« zu verkaufen versucht hat(te). O-Ton Guttenberg: ,,Es handelt sich in der Gesamtregion um ein Kerngebiet, bei dem deutsche Sicherheits-, aber auch Wirtschaftsinteressen berührt sind, Stichwort Energie" (zit. nach Die Zeit, 28.10.2010). Darüber hinaus wirft Guttenbergs Selbst-Inszenierungsstil, der auch in dieser Äußerung erkennbare Gestus des Frischen-Wind-Bringers und Tabu-Brechers, neuen »Glanz« auf das bereits alte Bild: Provokativer und selbstgefälliger als am 9. November d.J. im Rahmen der sog. Berliner Sicherheitskonferenz kann auch der fränkische Baron die Verknüpfung von wirtschaftlichen Interessen und Militärpolitik kaum noch propagieren und begackern.

Fragt sich nur, wie das alles mit unserem Grundgesetzt und der Charta der Vereinten Nationen in Einklang zu bringen sein soll. Eigentlich eine Frage für den Verfassungsschutz! Doch welche Hoffnung lässt diesbezüglich die Weisheit des Volksmunds: Die Kleinen hängt man, ...? Es bleibt aber eine gewisse Hoffnung, dass die in diesem Fall besonders betroffenen »Kleinen«, die Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr, die die neudeutsche militärische Großmannssucht exekutieren sollen, sich mehr und mehr der Rechtsmacht bewusst werden, die ihnen Grundgesetz und Völkerrecht gegen den laufenden und absehbar zunehmenden abermaligen »Missbrauch« verleihen, und dass sie diese Rechtsmacht auch zu nutzen lernen!

Prof. Dr. Albert Fuchs ist Kognitions- und Sozialpsychologe; er war von 1992 bis 2009 im Auftrag des Forum Friedenspsychologie Mitglied des Redaktionsteams von W&F


Aus: "Wirtschaftliche Interessen und neudeutsche Militärpolitik" Prof. Dr. Albert Fuchs (2010)
Quelle: http://www.wissenschaft-und-frieden.de/index.php?pid=0&comment=up&com=1


-.-

Quote[...] Ziemlich angestrengt und abgespannt sei Horst Köhler damals gewesen, erzählten Zeugen nach dem Radiointerview im Mai, in dessen Folge der Bundespräsident harsche Kritik erntete und zurücktrat. Köhler hatte gerade auf der Reise in Afghanistan etwas verwurschtelt zum Ausdruck gebracht, dass es legitim sei, bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr auch Wirtschaftsinteressen zu verteidigen - und dies auch noch in einen Zusammenhang mit dem Einsatz in Afghanistan gestellt.

Am Dienstag nun hat Karl-Theodor zu Guttenberg auf der Berliner Sicherheitskonferenz Stellung bezogen zu den Worten Köhlers, von besonderer Erschöpfung des Verteidigungsministers wie im Falle des ehemaligen Bundespräsidenten ist nichts bekannt.

Guttenberg verteidigte die Sätze Köhlers mit Verve: "Die Sicherung der Handelswege und der Rohstoffquellen sind ohne Zweifel unter militärischen und globalstrategischen Gesichtspunkten zu betrachten", sagte Guttenberg. Und weiter: Es müsse einiges getan werden, um den "Zusammenhang von regionaler Sicherheit und Wirtschaftsinteressen in unserem Lande offen und ohne Verklemmung" zu diskutieren.

Bis heute frage er sich, bezogen auf den ehemaligen Bundespräsidenten, "was so verwegen an dieser Aussage war". Es war die Auftaktrede zu der Sicherheitskonferenz, die noch bis zum heutigen Mittwoch im Berliner Internationalen Congresszentrum abgehalten wird ...

...

Dass Guttenberg mit der Aussage seinen politischen Handlungsspielraum ausweiten möchte, glaubt der Friedenswissenschaftler Jochen Hippler von der Universität Duisburg-Essen. "Der Verteidigungsminister baut Argumentationslinien auf, um Bundeswehreinsätze ausweiten zu können", so Hippler. Jedoch sei in der Verfassung geregelt, dass diese Grenzen habe: "Die Bundeswehr darf ausschließlich zu Verteidigungszwecken eingesetzt werden - Wirtschaftsinteressen schließt das sicher nicht ein."

Die Debatte eröffnet der Verteidigungsminister am Wochenende vor dem CDU-Bundesparteitag, an dem erwartet wird, dass die CDU sein Konzept zur Bundeswehr-Reform billigt. Guttenberg plant einen Umbau seines Ministeriums, die Verkleinerung der Bundeswehr und die Aussetzung der Wehrpflicht.


Aus: "Sicherheit und Wirtschaftsinteressen: Guttenberg auf Köhlers Spuren" (09.11.2010)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/guttenberg-auf-koehlers-spuren/

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Quote[...] Zu Guttenberg selbst dürfte, anders als noch Horst Köhler, durch seine Äußerung nicht beschädigt werden: Die Union ist auf den Glanz des ewigen Umfragesiegers angewiesen, sie wird den beliebten Minister stärker stützen als einst Köhler, der sich über mangelnde Rückendeckung beklagte.

Zudem sind die Kommentarspalten der Zeitungen auf seiner Seite. So lobt Der Westen den Verteidigungsminister dafür, dass er sich auf dieses "verminte Gelände" wagt, obwohl man dort nicht punkten könne. Und die FAZ jubiliert gar, dass die Zeit, in der die Sicherungsarbeit den Amerikanern überlassen werden konnte, nun vorbei sei. Allein mit Sonne und Wind könne man seine Bedürfnisse nun einmal nicht befriedigen, so der Kommentar.

Die Reaktionen machen auch deutlich, wie stark der Umgang der Presse mit einer Position von der dahinter stehenden Person abhängt. Militäreinsätze lassen sich mit dem smarten zu Guttenberg offenbar besser verkaufen.

...

Quoteantiimp, 10. November 2010 03:23

Das steht doch schon in der offiziellen Kriegsdoktrin von 1992


"(8) Aufrechterhaltung des freien Welthandels und des ungehinderten
Zugangs zu Märkten und Rohstoffen in aller Welt im Rahmen einer
gerechten Weltwirtschaftsordnung." (Die "gerechte
Weltwirtschaftsordnung" soll offensichtlich die Peinlichkeit der
Zielsetzung abmildern - in der Erstfassung des Dokumentes fehlte
dieses Anhängsel noch!)
http://www.friedenskooperative.de/themen/bw-1.htm

Generalstabsoffizier Herden im Bundeswehr-Magazin "Truppenpraxis"
1996:
"Das 21. Jahrhundert wird die Ära eines neuen Kolonialismus sein ...
Die Kolonien der Zukunft werden vor allem Ressourcenlieferanten und
Absatzmärkte für die Kolonialmächte sein. ... Die Regierungen der
reichen Staaten werden physische und digitale Sicherheitskorridore
für den Abtransport von Bodenschätzen und den Handel sowie zu
Informationszwecken einrichten und überwachen."
http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Bundeswehr/woit.html

Der CDU-Politiker Pflüger schreibt in der Fachzeitschrift der
"Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik"(CFR-Ableger) vom
"Beginn einer Ära eines globalen Energie- und Rohstoffimperialismus".
http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:tmmEDp9-dAEJ:www
.internationalepolitik.de/midcom-permalink-1df4d2efb91c80c4d2e11dfa79
bc9d6f1e85e925e92




Aus: "Guttenberg für Durchsetzung von Wirtschaftsinteressen durch das Militär" Silvio Duwe (10.11.2010)
Quelle: http://www.heise.de/tp/blogs/8/148721

-.-

Quote[...] Und natürlich sind deutsche Wirtschaftsinteressen im Spiel, wenn die Bundeswehr ihre Fregatten am Horn von Afrika gegen Piraten auf Patrouille schickt. Jede verhinderte Kaperung erspart einem Reeder millionenschwere Lösegelder, und Verbraucher müssen nicht mit steigenden Preisen höhere Frachtkosten ausgleichen.

Wichtig ist, dass Deutschland dabei nicht im Alleingang operiert, sondern im Verbund mit internationalen Partnern und im Rahmen des Völkerrechts. Das wird auch das neue Strategische Konzept der Nato deutlich machen, das nächste Woche in Lissabon verabschiedet werden soll. Es soll die Versorgung mit Energie und Rohstoffen als eine der großen sicherheitspolitischen Herausforderungen der Zukunft definieren. Und es wird deren Sicherung zu einer der Hauptaufgaben des Bündnisses erklären, deren Erfüllung sich Deutschland als wichtiger Partner des Bündnisses nicht entziehen kann.

Darauf will Guttenberg die Öffentlichkeit einstimmen. Wirtschaft und Militär sind nicht mehr ohne weiteres voneinander zu trennen. Das sieht auch die Strukturreformkommission so, die vorschlägt, die Richtlinien für den Rüstungsexport zu lockern. Die Debatte darüber ist notwendig, aber sie sollte nüchterner und realistischer als in der Vergangenheit geführt werden.

Niemand fordert Handelskriege oder neoimperialistische Beutezüge gegen rohstoffreiche, sonst aber arme Länder. Die Bundesrepublik Deutschland darf wie alle anderen Staaten in der Welt für ihre Interessen eintreten. Solange dies im Rahmen des Völkerrechts und unter Beachtung humanitärer Grundsätze geschieht, ist daran nichts Verwerfliches. Etwas anderes zu wollen, dürfen selbst die Kritiker dem Provokateur Guttenberg nicht unterstellen.

...

QuoteSindimindi schreibt

Warum bin ich eigentlich zurückgetreten?

Das wird sich unser Ex-Bundes-Horst jetzt wahrscheinlich fragen, wenn ein junger, pomadiger Verteidigungsminister heute genau die gleichen Töne anschlägt - und das ganz bewußt und ohne diplomatische Zurückhaltung! Immerhin lässt Guttenberg die Katze aus dem Sack - soll keiner mehr kommen, dass er SOWAS ja nicht ahnen konnte!
...


Quotebad_timing schreibt

Seltsame Logik

Verfassungsbruch ist keiner mehr, wenn wir ihn im Kreise unserer Verbündeten begehen? Eine wirklich hochinteressante Meinung. Das Grundgesetz ist mittlerweile schon so ausgehöhlt, dass Guttenberg sein Haargel drin aufbewahren kann.


QuoteWM2000 schreibt

..."Solange dies im Rahmen des Völkerrechts und unter Beachtung humanitärer Grundsätze geschieht, ist daran nichts Verwerfliches."

Es ist Verwerflich dass die Bevölkerung in Somalia heute am Hungertuch nagt nachdem die westliche Welt die Meere geplündert haben und dies unter Militäraufsicht heute noch vollzieht.


Quotezack34 schreibt

Sehr geehrter Herr Blechschmidt

Nehmen wir an, Handelswege durch ein fernes, armes, aber rohstoffreiches Land XY mit schwacher Regierung werden durch Rebellen derart stark getroffen, dass sich das auf die BR-Wirtschaft empfindlich auswirkt. Das erwähnte Land ist aber kein "Bündnispartner"...

Was dann?

Ist es dann i.O., da auf eigene Faust mit Spezialkräften (die A400M werden wir demnächst wie eine Weltmacht im Überfluss haben) ein zu marschieren, und die Rebellen zu jagen, um die Handelswege abzusichern?

Interessant, Ihre These...


QuoteKabis schreibt

Kalkulierte Aufregung

Junker Karl-Theodor zu Guttenberg bekennt sich offen zu "Kaiser Wilhelm des II. Kanonenboot- Politik". Er wünscht sich von uns allen mehr Unterstützung bei der militärischen Durchsetzung von Wirtschaftsinteressen! ...


QuotePython11reloaded schreibt

Herr Blechschmidt..

...man kann auch absichtlich begriffsstutzig tun. Sie wissen genau dass es hier um andere Dinge geht, als um irgendwelche angeblichen Bündnisverpflichtungen. Unsere Armee ist eine Armee zur Landesverteidigung. Die Verteidigung der Fischgründe vor Somalia zur freien Ausbeutung durch EU-Trawler gehört ebensowenig dazu, wie der Bürgerkrieg in Afghanistan.

Gerade vor dem Hintergrund zunehmender Ressorcenprobleme weltweit (logisch bei dem Verbrauch) ist die militärische Option die denkbar schlechteste. Vielmehr kommt es auf Interdependenzen an. Zusammenarbeit und zwar nicht im Zeichen irgendwelcher althergebrachter Bündnisse wie der Nato tut Not, sondern Zusammenarbeit aller Staaten zum gegenseitigen vorteil. Die starken Industrienationen betrachten die Rohstoffe der Welt als ihr Eigentum, dabei sind sie höchstens Teilhaber.

Die Neocons versuchen eine Umdeutung der BW zur Interventionsarmee.


QuoteWM2000 schreibt

Kriegstreiber von der Wirtschafts gnaden

Wichtig ist, dass der Herr die Bevölkerung aufklärt warum es die somalischen Piraten überhaupt gibt und was die sogenannte ,,westliche Welt" diesen Bürgern Staat hat. Und wichtig ist dass wie es schon CA-KE-KOE um 18:03 Uhr schreibt das Grundgesetz keine Wirtschaftskriege zulässt.


Quotekoushi schreibt

Jetzt habe ich mich

doch tatsächlich tapfer durch den ganzen Artikel gekämpft und kenne immer noch nicht die Antwort auf die Frage, weshalb es selbstverständlich (wenn dieses Wort fällt, ist immer Wachsamkeit angesagt) sein soll, dass die BW Handelswege schützen soll...


QuoteDENKMAL nach schreibt

das geht nun definitiv zu weit!

Der Auftrag der Bundeswehr ist die Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland. Da gibt es nichts zu deuteln. Der "Pseudokrieg" am Hindukusch zählt nicht zu diesem Auftrag - vor allem, nachdem sich die zivile Mission in einen "robusten Kampf-Einsatz" verwandelt hat. Doch was nun Gutenberg von sich gibt, bricht mit allen Tabus. Wir sind keine Nation, die Kriege für wirtschaftliche Interessen führen darf!


QuoteCA-KE-KOE schreibt

GRUNDGESETZ erlaubt keine Wirtschaftskriege

Plünderkriege sind es. Handelkriege: das ist eine Bagatellisierung eines Schwerstverbrechen gegen die Menschlichkeit.
Der Krieg war schon unter der Herrschaft der GRÜNEN und ROTEN ein schwerstkriminelles Unterfangen.
Dafür bekommt es nun der Westen ganz dick: er schuf sich ein elendliches "Karma".
Er hat sich das eigene Grab geschaufelt. Davon weiß er nur nichts.
Der Untergang des Westens wurde mit den Rache- und Beutefeldzügen nach dem Sept. 2001 rasant beschleunigt.
Ginge es grundgesetzesgemäß, stünde die Republik Deutschland nobel da. Jetzt ist sie durch Druck der Foltermächte USA und England blutbeschmiert. ...

r.kendel



Aus: "Guttenbergs Provokation Kalkulierte Aufregung" Ein Kommentar von Peter Blechschmidt (10.11.2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/guttenbergs-provokation-kalkulierte-aufregung-1.1022098


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, Oberst Ulrich Kirsch, sagte der Mitteldeutschen Zeitung: "Dass die Rückkehr an der Seele verwundeter Soldatinnen und Soldaten zunimmt, verwundert nicht. Schließlich finden vermehrt Gefechte statt. Die Soldaten erleben nicht nur, dass der Kamerad neben ihnen verwundet wird oder fällt. Hinzu kommt das Selber-töten-Müssen." Er beklagte, dass es nicht genug Therapeuten gebe. Im Frühjahr waren von 42 psychiatrischen Dienstposten in der Truppe lediglich 24 besetzt.

...


Aus: "Der lange Schatten des Krieges" Von Matthias Kolb (10.11.2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/bundeswehr-traumatisierte-soldaten-der-lange-schatten-des-krieges-1.1021725


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat von Deutschland die Schaffung von Einheiten für militärische Auslandseinsätze gefordert. "Die Bundeswehr sollte im Rahmen ihrer Reform den Schwerpunkt auf den Aufbau von Kräften legen, die für Auslandseinsätze infrage kommen", sagte Rasmussen der "Welt am Sonntag". Darum begrüßte er die Reformpläne von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg: "Sie gehen in die richtige Richtung."

Die NATO müsse sich grundsätzlich auf verlegbare Truppen konzentrieren. "Europas Problem ist doch, dass es zu viele fest stationierte Einheiten hat, die nicht für Auslandseinsätze infrage kommen. In der Zukunft aber werden wir mehr flexible und mobile Kräfte brauchen", sagte Rasmussen.

Ende kommender Woche beraten die NATO-Staaten bei einem Gipfel in Lissabon über eine Reform der Allianz. Rasmussen, unter dessen Leitung ein neues strategisches Konzept für die Allianz vorbereitet wurde, tritt neben einer stärkeren Ausrichtung auf Mobilität dafür ein, Antworten auf neue Gefahren zu finden. Dazu gehörten ein gemeinsames System zur Raketenabwehr und die Verteidigung gegen Angriffe aus dem Internet, sagte er dem Blatt.

QuoteEin Interventionsarmee der BRD soll geschaffen werden.
So, 14.11.2010 - 08:57 — miaeou

Warum bezeichnen Politiker die Dinge nicht als das was sie sind. Da muss man sich doch nicht beschweren, dass sich, wenn auch mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung eine politische Mehrheit bildet, die dagegen ist. Politik muss sich im Klaren sein, dass sie mit dieser Strategie, Projekte durchzusetzen, für die es keine politische Mehrheit gibt, unsere Demokratie gefährlich unterhöhlt. Meine Sorge ist, dass so immer mehr Verbindlichkeiten geschaffen, die, um sie zu erfüllen, immer brutalere, menschenunwürdige und undemokratische Vorgehensweisen der exekutiven Einheiten unseres Staates hervorrufen.


QuoteWann...
So, 14.11.2010 - 08:58 — Dt.Michel

hört dieser Wahnsinn endlich mal auf ?
Vor Jahren hat man sich noch sehr, sehr schwer getan mit Auslandseinsätzen der Bundeswehr.
Jetzt scheint das Normalität zu sein und man fordert von diesem Land regelrecht den Aufbau von Besatzungstruppen.

...


QuoteWachsamkeit des Bürgers ist der Garant für Frieden
So, 14.11.2010 - 09:13 — Didi

"Die Bundeswehr sollte im Rahmen ihrer Reform den Schwerpunkt auf den Aufbau von Kräften legen, die für Auslandseinsätze infrage kommen", (...) Darum begrüßte er die Reformpläne von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg: "Sie gehen in die richtige Richtung."

Deutlicher geht es kaum noch- da haben die Kanonenbootstrategen in zu Guttenberg einen willfährigen Mitstreiter gefunden!
Nach kurzen öffentlichen Scharmützeln werden die NATO-Einsatzkriterien ,,überarbeitet" und zu Guttenberg richtet die Bundeswehr zur Interventionsarmee aus- fertig ist das ,,Einsatzpaket der Zukunft", in der militärische Einsätze ,,die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln" garantieren!

Vom Verteidigungsbündnis, dass die territoriale Integrität der Mitgliedsstaaten schützen sollte, zum Schwert politisch-wirtschaftlicher Interessen! Wie lange soll das gut gehen?
Bleibt die Hoffnung, dass die diesbezügliche gesellschaftliche Diskussion und das BVG dem Vorhaben schnell und dauerhaft ein Ende setzen!


QuoteVolkstrauertag
So, 14.11.2010 - 09:43 — Manni_WL

Diese Meldung passt hervorragend zum heutigen Gedenktag!


Quote"... In der Zukunft aber
So, 14.11.2010 - 10:47 — dadidada

"... In der Zukunft aber werden wir mehr flexible und mobile Kräfte brauchen" so Rasmussen.

Eine sehr beunruhigende Aussage - was weiß der Bilderberger Rasmussen? Liegen mal wieder Kriegspläne im Pentagon, die durch ein katalytisches Ereignis in die Tat umgesetzt werden sollen? Im Klartext - Erst ein (selbst inszinierter) Terroranschlag, dann die Friedensmission im Nato-Bündnisfall (inkl. Rohstoffsicherung)?

Wer sich mit der Nato etwas beschäftigt hat - und wem der Begriff GLADIO nicht fremd ist, dem wird meine unglaubliche "Verschwörungstheorie" nicht verwundern. Alle anderen werden natürlich die Verschörungstheorie-Keule auspacken. Nur zu - vorher empfehle ich aber JEDEM, diesen äußerst aufschlussreichen Vortrag von Dr. Daniele Ganser:

http://www.youtube.com/watch?v=sd9o6kohI7I

Schönen Gedenktag noch


QuoteNATO = Frieden
So, 14.11.2010 - 11:36 — spetzki

Wir haben momentan das Glück, geographisch nur von Freunden umgeben zu sein. Unsere Wirtschaft läuft halbwegs und schafft hier einen beachtlichen Wohlstand.
Wir müssen momentan weder Krieg noch Hunger fürchten. Dies ist aber erst seit wenigen Jahrzehnten der Fall und wurde durch die NATO ermöglicht. Das ist eine geschichtliche Tatsache.
Umso wichtiger ist es, dass wir versuchen, diesen Wohlstand und diese Sicherheit zu schützen.
Der beste Weg dazu ist meines Erachtens ein zusammenwachsen Europas, politisch und kulturell. Aber auch die Streitkräfte müssen verstärkt darauf ausgelegt sein, zusammen arbeiten zu können.

Die Bundeswehr ist strukturell immer noch eine Verteidigungsarmee, das entspricht aber nicht dem heutigen Anforderungsprofil. Deshalb haben es unsere Soldaten im Einsatz schwerer als es sein müsste.

Natürlich gehört die Bundeswehr strukturell reformiert!


QuoteInteressenverteidigung ist auch Landesverteidigung!
So, 14.11.2010 - 10:52 — Klaus Schaper

Die Bundeswehr wurde nie zur reinen Landesverteidigung (Deutschland) erschaffen. Die ehemaligen "Siegermächte" (USA, F, GBR) wollten einen deutschen Beitrag gegen die "Ostbedrohung".
Diese ist heute weitgehend entfallen, doch dafür sind andere entstanden.
Eine Landesverteidigung schließt m.E. auch die Sicherung der Lebensgrundlagen mit ein. Dazu gehören nun einmal auch: Sicherung der weltweiten Handelswege und der Rohstoffquellen. Das hat sich seit dem Altertum nicht geändert.
Wir werden uns vermutlich noch wundern, was noch alles auf uns zu kommt, wenn ich mir so die anstehenden Verteilkämpfe für Wasser, Nahrungsmittel und Energieressourcen vor Augen führe.
Mit schöngeistigen Aussagen wird man da kaum weiterkommen (leider).


QuoteInteressenverteidigung ist auch Landesverteidigung!
So, 14.11.2010 - 11:56 — Kasneber

@Klaus Schaper und viele andere, bei Ihnen aber schnörkellos klar formuliert:

"Eine Landesverteidigung schließt m.E. auch die Sicherung der Lebensgrundlagen mit ein. Dazu gehören nun einmal auch: Sicherung der weltweiten Handelswege und der Rohstoffquellen. Das hat sich seit dem Altertum nicht geändert."

Aha. Rechtfertigt das also die militärische Abschicherung einer ausbeuterischen Wirtschaftspolitik, weil das nunmal unsere Art ist, unseren Lebensunterhalt zu bestreiten? Ist das in meinem persönlichen Interesse? Ist das mit dem Grundgesetz vereinbar? "friedlich" nenne ich das nicht!

Art. 26 GG
(1) Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorge­nommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges vor­zubereiten, sind verfassungswidrig. Sie sind unter Strafe zu stellen

PUNKT


Quote@ So, 14.11.2010 - 10:52 — Klaus Schaper
So, 14.11.2010 - 12:13 — BA

So so, Interessenverteidigung. Wie gut das die Nato (ein Witz an sich, da hier auch nur Wirtschaftslobbyisten am Werk sind) unsere Interessen verteidigt. Früher nannte man das "Ein Volk braucht Raum......". Ist ja auch schlimm, wenn Staaten in Ihrem eigenen Interesse handeln und nicht im Sinne der westlichen Welt. Also wenn wir Interesse am schwindenen Öl haben, wer wird dann als nächstes überfallen zur Sicherung der Interessen? Muss sich Norwegen auch schon absichern? Denn eins ist mal klar, zu allererst werden mit der Nato die amerikanischen Interessen geschützt. Und da diese Interessen sich nur nach der eigenen Gier richten, ist jeder der auch nur einen Ansatz von wichtigen Rohstoffen hat, gefährdet, in die Achse des Bösen integriert zu werden. Kann man nur hoffen das Ihr Landstrich nicht darunter fällt.


QuoteDie richtige Anwort wäre........
So, 14.11.2010 - 13:53 — Teddybär

Austritt Deutschlads aus der Nato.

Aus dem 2. Weltkrieg sollten die Deutschen genügend gelernt haben.

...


Quote@ Klaus Schaper
So, 14.11.2010 - 17:33 — Tolot

Ihr Zitat: "Ich möchte nun einmal nicht vom Wohlwollen irgendwelcher Staaten abhängig sein, die (aus welchen Gründen auch immer) ein total anderes Weltbild als wir, oder grundsätzlich eigene Interessenlagen haben"

Ein anderes Weltbild als (wir) Ihres oder eigene Interessenlagen reichen Ihnen also, um andere Länder und Völker zu überfallen.

Ich hoffe sehr, dass es nicht allzu viele Menschen mit Ihrem Weltbild gibt. Sonst wäre die Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben der Völker wirklich eine reine Illusion.

Auf die Gefahr hin, Sie zu beleidigen: Sie verkünden hier eine Raubtiermoral.

Gerade wir in Deutschland sollten genug haben von dem dümmlichen Spruch:an unserem Wesen soll die Welt genesen. Hoffentlich kommt diese Einstellung niemals wieder zum Tragen.


QuoteDeutsche Soldaten sollen...
So, 14.11.2010 - 22:14 — mephisto123

...wieder sterben dürfen für die Interessen deutscher Konzerne !!! Das aber so effektiv wie möglich !!!! Und was macht unsere Bevölkerung ????? RICHTIG !! Schaut brav "Wetten das " und Formel 1 ! Denn an allen Übeln dieser Welt, daß hat es der Kampagnenjournalismus ihnen erfolgreich eingetrichtert, sind ja sowieso die Hartz-IV-Empfänger und die Türken schuld....


QuoteWieso scheint hier eigentlich
So, 14.11.2010 - 22:57 — wrzlbrmpf

Wieso scheint hier eigentlich jeder nur von Mord und Totschlag zu schreiben, wenn es um die Sicherung von Lebensgrundlagen und wirtschaftlichen Interessen geht?
Es gibt einen Unterschied zwischen "Sicherung von Rohstoffquellen" und "Eroberung von Rohstoffquellen".

Einbruch in ein fremdes Haus ist nicht erlaubt - die Verteidigung des eigenen Heimes jedoch schon. Und zwar egal ob es in der eigenen Stadt ist, oder ob es sich um die Ferienwohunng auf dem Land handelt.

Die Sicherung von Handelswegen ist eine Grundlage für Wohlstand und somit für ein halbwegs friedliches Leben, ebenso wie die SICHERUNG der Rohstoffquellen vor unberechtigten Angriffen.
Und bevor man mir ein drittes Mal das Pausenbrot klaut, hau ich dem anderen lieber eine rein - egal was der Lehrer sagt.

Und mal ganz ehrlich: Mir ist egal, ob irgend ein Gericht das legal nennt oder nicht. Unser Grundgesetz stammt aus Zeiten, zu denen es einen klar definierten Feind gab. So diffuse Situationen wie heute gab es gar nicht.


Quote@ wrzlbrmpf
Mo, 15.11.2010 - 01:01 — verleihnix

Unser Grundgesetz stammt aus einer Zeit, wo sich jeder daran erinnern konnte, was bei der Sicherung von Rohstoffen, Lebensraum etc. mit militärischen Mitteln rauskommt.  ... Es ist höchste Zeit umzudenken. Die Frage ist, ob das gegen den Willen der Rüstungsindustrie mit unserer Lobbyistenregierung möglich ist.


QuoteAn alle "Gutmenschen":
Mo, 15.11.2010 - 09:14 — Klaus Schaper

Sicher habt Ihr Recht, wenn Ihr sagt, dass Gewalt keine Lösung darstellt. (Ich würde diese Aussage auch gern übernehmen.)
Doch ist sie auch realistisch?
Schaut doch einmal auf einige Länder in Afrika, Asien und Südamerika. Jahrzehntelang wurden dorthin Hilfsgelder in Form von Entwicklungshilfe o.ä. hingeschoben. Und der Erfolg tendiert oft gegen null. Nicht weil die Menschen dort unbelehrbar sind, sondern weil es korrupte und diktatorische Regierungen gibt.
Von einem Herrn Chavas, Baschir, Kabila, Kim-Jongh-Il, Ahmadinedschad oder wie sie alle heißen, möchte ich nicht abhängig sein.
Und wenn erst einmal eine Völkerwanderung (hatten wir schon einmal) wegen Dürre, Wassermangel o.ä. einsetzt, möchte ich auch die Möglichkeit haben mich dagegen zu schützen.
Auch unser Getreide kann nur einmal gegessen werden.


QuoteZitat Klaus Schaper: "Das hat
Mo, 15.11.2010 - 09:38 — Alles und Nichts

Zitat Klaus Schaper: "Das hat sich seit dem Altertum nicht geändert."

Und noch etwas hat sich seit dem Altertum bei den meisten Menschen (noch) nicht geändert: Das Unvermögen zu erkennen das er sich fortwährend dazu aufstacheln lässt immer und immer wieder gegen Seinesgleichen zu kämpfen.

Die Lösung findet man im Miteinander und niemals im Gegeneinander !

Irgendwann wird es auch der letzte Ignorant erkennen...


QuoteZitat: "Die Wahrheit ist, daß
Mo, 15.11.2010 - 09:44 — Alles und Nichts

Zitat: "Die Wahrheit ist, daß in der ganzen Menschheitsgeschichte noch nie OHNE militärische Mittel irgendein Konflikt gelöst wurde."

Und die Realität ist das auf eine militärische "Konfliktlösung" dann weitere Konflikte (aufgrund der "Lösung") folgen.


QuoteWo sollen wir denn sonst kämpfen?
Mo, 15.11.2010 - 11:46 — Cerberus

Es ist nur richtig und wichtig, die europäischen Streitkräfte beser für Auslandseinsäte zu rüsten. Wollen wir doch hoffen, dass wir sie nie wieder im Inland brauchen.



Aus: "Bundeswehr soll sich besser fürs Ausland rüsten" (14.11.2010)
Quelle: http://www.tagesschau.de/ausland/nato298.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Als am 9. Mai 1945 nach viereinhalb Jahren des Schlachtens, Verstümmelns, Mordens, Vergasens und Krepierens endlich die Waffen in Europa schwiegen, lag zusammen mit dem Dritten Reich endlich auch der preußisch-militaristische Krieger- und Heldenkult in Trümmern. Nur noch Trauer war, wo früher Größenwahn und Heroismus strotzten. An die Stelle des verlogenen Heldengedenkens vergangener Zeiten rückte eine demokratisch geläuterte Bundesrepublik Deutschland das gemeinsame Erinnern an die Opfer beider Weltkriege und des Nationalsozialismus' – den Volkstrauertag, den wir heute begehen.

Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg lautete die bittere Lehre aus dem, wie der Historiker Ernst Nolte 1963 notierte, ,,ungeheuerlichsten Eroberungs-, Versklavungs- und Vernichtungskrieg, den die moderne Geschichte kennt." Mit preußisch-deutscher Disziplin und Gründlichkeit hatte die Wehrmacht für die barbarische Tyrannei des Nationalsozialismus' jenes Mammutverbrechen gegen Völkerrecht und Menschlichkeit exekutiert. Und damit zugleich den Weg bereitet für die Totenkopfverbände der SS, die Einsatzgruppen des SD, die Bataillone der Feldpolizei, die das Mordprogramm Adolf Hitlers willig, präzise und gnadenlos vollstreckten. Denn solange Hitlers Wehrmacht ihre Angriffsfronten gegen jeden noch so verzweifelten Widerstand immer weiter vorschob und später dann fanatisch gegen die immer stärker sich formierenden Verteidiger ihrer attackierten Vaterländer hielt, solange konnten eben auch die Krematorien in den Vernichtungslagern brennen. Am Ende waren Abermillionen von Männern, Frauen und Kindern tot, verwundet oder vertrieben und weite Teile Europas und der Welt verwüstet.

Angesichts dessen konnte es nicht wunder nehmen, daß in den Gründertagen der Bundesrepublik zunächst selbst ein Franz-Josef Strauß mit nachgerade pazifistischem Pathos den Schwur ablegte, daß jedem Deutschen, sollte er jemals wieder ein Gewehr anfassen, der Arm verdorren möge. Daß solcherlei Bekundungen lediglich geheuchelt waren, erwies sich allzu bald.

...


Aus: "Zwischen Kollateralschäden und neuen Helden"
Rede zum Volkstrauertag in Mannheim am 14. November 2010
von Jürgen Rose
Quelle: http://www.darmstaedter-signal.de/aktuell/20101114_Rose_Volkstrauertag_Mannheim.php


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Gegenwärtig unterhält die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) im In- und Ausland 101 Dienststellen, in der Regel jeweils mit einem Militärpfarrer bzw. einer Militärpfarrerin und einem Pfarrhelfer als Büroleiter; die Katholische Kirche beschäftigt in 101 Dienststellen im In- und Ausland insgesamt 65 haupt- und 27 nebenamtliche Militärpfarrer sowie zusätzlich 25 Pastoralreferenten und 87 Pfarrhelfer.

Jeder Militärpfarrer bekommt von der Bundeswehr ein eigenes Büro und einen Dienstwagen zur Verfügung gestellt. Die Kosten für die Militärseelsorge trägt der Staat; im Jahre 1998 waren dies allein für die evangelische Militärseelsorge knapp 68 Millionen DM. (Werkner 2001, S.247) Das sind staatliche Zuschüsse für die Kirche, da diese während der Abordnung der Pfarrer zum Militär die Gehälter einspart. Pfarrer, die in die Verwaltungshierarchie der evangelischen oder katholischen Militärseelsorge überwechseln, werden Militärdekane – das sind Bundesbeamte.

Evangelische und katholische Militärbischöfe sind so genannte »geistliche Leiter« des Kirchenamts für die Bundeswehr bzw. des Militärbischofsamts. Das für die evangelischen Militärseelsorger zuständige Evangelische Kirchenamt für die Bundeswehr ist trotz dieser Bezeichnung kein Amt der Kirche, sondern untersteht dem Verteidigungsministerium; Leiter dieser Ämter tragen den Titel Militärgeneraldekan. Das katholische Militärbischofsamt hat auf Grund des Konkordats von 1933 mit der nationalsozialistischen Reichsregierung einen eigenen Rechtsstatus.

Soldaten zahlen Steuern – das war nicht schon immer so. Damit zahlen auch die Soldaten, die Kirchenmitglied sind, Kirchensteuern. Ein Teil dieser Kirchensteuern steht der Arbeit der Militärseelsorge in Form des Sonderhaushaltes zur Verfügung. Auch auf diesem Wege findet also eine versteckte Subventionierung der Kirche statt.

Den Militärpfarrern wird im Militärseelsorgevertrag von 1957 zugesichert, dass sie in der Verkündigung und Seelsorge ,,im Rahmen der kirchlichen Ordnung selbständig" sind (MSV Artikel 4). Sie tragen kein Rangabzeichen und unterstehen nicht der militärischen Einheit, in der sie Dienst tun. Allerdings werden sie dennoch nach den Besoldungsrichtlinien für Offiziere mindestens im Rang eines Oberstleutnant alimentiert und von den Soldaten innerhalb der Hierarchie auch so wahrgenommen.

Von den Militärpfarrern wird erwartet, dass sie Lebenskundlichen-Unterricht erteilen, das ist Ethikunterricht für Soldaten. Teilnahme ist für Soldaten Pflicht; wollen diese unter Berufung auf die religiöse Freiheit (Grundgesetz Artikel 4, Absatz 1) nicht teilnehmen, muss der jeweilige Vorgesetzte eine Ersatzaufgabe (Besinnungsaufsatz o.ä.) stellen. Die Seelsorge steht Christen wie Nicht-Christen offen. Konfessionsunterschiede spielen außer bei der Ausgestaltung der Gottesdienste kaum noch eine Rolle. Kriegsgeräte wie Panzer oder Drohnen werden schon lange nicht mehr »getauft«.

Bei seelisch-psychischen Belastungen können sich die Soldaten an einen Psychologen oder einen Seelsorger wenden. Der Psychologe untersteht der militärischen Hierarchie. Nicht selten – so die eigene Erfahrung – werden Soldaten von ihrem Vorgesetzten zum Pfarrer geschickt, mit der Bemerkung ,,kümmern Sie sich um ihn, wir wissen nicht weiter". Anfang dieses Jahres wurde, nach dem Bericht eines Kollegen im Einsatz in Afghanistan, ein Soldat zu ihm geschickt, der einen Afghanen, in der irrtümlichen Annahme, er würde eine russische Panzerbüchse auf ihn richten, erschossen hatte. So tragen Seelsorger dazu bei, die Armee einsatzbereit zu halten.

In welchem Kontext gestalten Militärseelsorger – unabhängig von ihrer persönlichen Interpretation dieses Dienstes – ihre Aufgabe? Gibt es übergeordnete religiöse Bezüge?

Die Religionssoziologie beschreibt Religion als ein gegenüber ihrer Umwelt autonomes System, das aber in einem fortwährenden Prozess von Wechselwirkungen mit ihr verbunden bleibt und geformt wird. (Brockhaus 2002) Religion ,,wird getragen von den religiösen Menschen und gewinnt erst durch deren Glauben (geprägt durch Lehre und Tradition), Verhalten (Kult, Ethik) und religiöse Vergesellschaftung (Gemeinschaft, Hierarchie, Organisation) Gestalt." (ebd.) Nach dem religionsphänomenologischen Ansatz zeichnet Religion die Beziehung zu einem wie auch immer genannten »Ganz Anderem«, das deutlich von der Alltagswelt geschieden ist. Besondere Räume, herausgehobene Zeiten und Ereignisse, z.B. Feste, gehören ebenso dazu wie »heilige Worte« in »heiligen Schriften« und »heilige Menschen« als »(religiöse) Spezialisten«. In Kult und Ritus werden »heilige Handlungen« vollzogen, in denen das »Ganz Andere« als präsent vorgestellt wird.

Bestehen Übereinstimmungen zwischen den Formmerkmalen von Militär und Religion? Wenn ja, ist Militär als eine Religion zu verstehen? Welches »Ganz Andere« wird dort als präsent erachtet?

Militär zeigt sich in mehrfacher Hinsicht als ein autonomes System, das sich räumlich und zeitlich von der Zivilgesellschaft unterscheidet sowie durch besondere Riten, Feste, Gewohnheiten, eine eigene Sprache und Spezialisten auszeichnet.

Eine deutliche Trennung von »innen« und »außen« markiert bereits der Stacheldraht um jede militärische Einrichtung. Hinweisschilder machen auf den militärischen Sicherheitsbereich aufmerksam. Nur mit besonderen Formalitäten ist es dem Nicht-Soldaten erlaubt, militärisches Gelände zu betreten. Der Zeit- und Berufssoldat vollzieht in einem eigenen Ritual den Übertritt vom Bürger zum Soldaten, der nach der gegenwärtigen bundesrepublikanischen Ideologie als »Bürger in Uniform« gilt. In diesem Ritual schwört der angehende Soldat vor der Fahne der Bundesrepublik Deutschland gegenüber einem höherrangigem Soldaten einen Eid. Er verlässt den Bereich der vom Tötungstabu geprägten Zivilgesellschaft und tritt ein in den Bereich des Militärs, das die Verletzung des Tötungstabus betreibt unter der Bereitschaft, dabei selber verletzt oder gar getötet zu werden.

Eine eigene Sprache mit besonderen Begriffen, meistens gespickt mit einer Fülle von Abkürzungen, sorgt dafür, dass der Nicht-Soldat sich als Außenstehender wahrnimmt. Gegner werden nicht getötet, geschweige denn ermordet, sondern »ausgeschaltet« oder »kampfunfähig gemacht«. Seit einiger Zeit werden wir wieder daran gewöhnt, dass Soldaten im Krieg nicht ums Leben kommen, sondern »fallen«. In einer ganzen Schriftenreihe werden die »heiligen Schriften« gesammelt, die dem normalen Bürger nicht zu Gesicht gelangen – die ZdVs, Zentrale Dienstvorschriften. Hier ist niedergelegt, was das Leben und Sterben des Soldaten betrifft, und zwar mit einem lückenlosen, alles umfassenden Gültigkeitsanspruch. Sinnfälliges Kennzeichen für diese Sonderwelt ist das gemeinsame Marschieren, das als solches allerdings nicht an das Militär gebunden ist: Der Einzelne geht in einer als »Einheit« bezeichneten Formation auf, die auf Befehl möglichst gleichzeitig gleichförmige Bewegungen ausführt.

Zu den besonderen Ereignissen gehören Gelöbnisfeiern, Gedenkfeiern der einzelnen Einheiten, Dienstjubiläen und Verabschiedungen und – seit einiger Zeit auch wieder – Gedenkfeiern für die im Krieg getöteten Kameraden. Eine eigene Hierarchie mit eigenen Verhaltensweisen und eigenem Ethos sorgt dafür, dass auch im Alltag ein Unterschied wahrgenommen werden kann zwischen der soldatischen und bürgerlichen Welt: Begegnen sich Oberst und Gefreiter in (Ausgeh-) Uniform im Theater, hat dieser jenen auf eine festgelegte und eingeübte Weise zu grüßen.

Für jedes formale Religionsmerkmal findet sich also ein Pendant innerhalb des Militärs. Das mögen die notwendigen Bedingungen dafür sein, um eine soziologisch abgrenzbare Form des Zusammenlebens als »Religion« zu bezeichnen. Aber erfüllt das Militär auch die hinreichenden Bedingungen dafür? Gibt es auch im Militär eine Vorstellung vom »Ganz Anderen«, zu dem eine eigene Beziehung hergestellt wird, die nur und ausschließlich innerhalb des Militärs möglich ist? Und verfügt auch das Militär über religiöse Spezialisten, die für die Kommunikation zu diesem »Ganz Anderen« und für seine Präsenz in Kult und Ritus sorgen?

In Deutschland haben wir uns an den Terminus »der Soldat als Bürger in Uniform« gewöhnt. Gemeint ist damit, dass das Militär innerhalb der Gesellschaft keinen Staat im Staate bildet, sondern die Grundrechte eines jeden Bürgers – wenn auch eingeschränkt – auch für diejenigen gelten, die als Soldaten ihren Dienst tun. Dabei wurde über Jahrzehnte ausgeblendet, auf welches praktische Ziel hin ein Soldat ausgebildet wird: Die Ausbildung eines Soldaten – in all ihren Facetten – zielt darauf ab, diesen selbst oder andere in die Lage zu versetzen, tötende Gewalt anzuwenden. Der gesamte gewaltige Verwaltungsapparat und Maschinenpark hat diesen einen Zweck: Soldaten in die Lage zu versetzen, mit Hilfe der erlernten Techniken, Regeln und Verhaltensweisen das Tötungstabu gezielt zu verletzen. Damit diese Verletzung nicht ungeschützt auf die Gesellschaft zurückschlägt, erschafft sie die Sonderexistenz Militär: Der Soldat, durch dessen Befehl am 4. September 2009 bei Kundus bis zu 140 Menschen getötet wurden, muss sich für keinen dieser Toten vor irgendeinem deutschen Gericht verantworten. Schon bei einer einzigen fahrlässigen Tötung drohte demselben Menschen außerhalb eines militärisch-kriegerischen Einsatzes eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren.

Wer oder was sich aus diesem Ziel und Zweck des militärischen Handelns manifestiert, wird erkennbar, wenn der bei einem Einsatz getöteten eigenen Soldaten in einer besonderen Feier gedacht wird. Vorausgesetzt, das Militär untersteht dem Primat der Politik und dient als letztes Mittel einem politisch und gesellschaftlich akzeptierten Zweck, wie wird dies in Trauerfeiern sichtbar?

Einen Anhaltspunkt gibt die Trauerfeier am Ostersonntag 2010 in Kundus nach dem Tod von drei deutschen Soldaten am Karfreitag, dem 2. April 2010. Da ist zuallererst der große Abstand – der große Abstand zwischen dem Rednerpult und den Soldaten, die in drei Formationen einen freien Platz vor dem Rednerpult aussparen. In der Antike wurde die Würde einer Person dadurch sichtbar, wie viel Raum sie über sich, etwa in Form von Triumphbögen, aber auch vor sich in Anspruch nahm. Je größer der Abstand, um so höher die zugemessene Würde. Hinter dem Rednerpult in Kundus sind vier Personen zu sehen, in ihrer Absonderung erkennbar als Würdenträger. Abseits, bewacht von einigen Soldaten, die aufgebahrten Särge der getöteten Soldaten. Wo hält sich der Militärseelsorger der Einheit auf? Steht er bei den Soldaten oder in der Nähe der Särge? Nein, der Militärseelsorger steht hinter dem Rednerpult, zwischen dem General der Einheit und dem Minister für Entwicklungszusammenarbeit, Niebel, der sich zu diesem Zeitpunkt in Afghanistan aufhielt.

In den öffentlichen Reden wird der Tod der Soldaten zu dem vorgeblichen politischen Zweck des Einsatzes in Beziehung gesetzt. Sie hätten, um dieses Ziel zu erreichen, tapfer ihr Leben eingesetzt; ihr Tod dürfe nicht sinnlos sein. Ihre Kameraden sind dem Leben und Tod dieser Soldaten verpflichtet, indem sie den Einsatz unverändert fortsetzen.1

Dabei fallen zwei Dinge auf:

Der Tod der Soldaten im Auslandseinsatz generiert Sinn

Wie ist das möglich? Gemäß der politischen Ideologie haben Soldaten dafür zu sorgen, dass diejenigen notfalls zu sterben haben, die sich der politischen Zielsetzung (uneinsichtig/gewalttätig) widersetzen (Rebellen, Aufständische, Terroristen). Der Tod der eigenen Soldaten kann nicht das Ziel solcher Einsätze sein, er kann darum eigentlich auch nicht sinnvoll sein und schon gar nicht den Anlass bilden, Sinn zu stiften. So ist es konsequent, wenn der gegenwärtige Verteidigungsminister zu Guttenberg in einer dieser Trauerfeiern bei den Angehörigen der getöteten Soldaten um Verzeihung bat (am 24.4.2010). Der Tod der Soldaten wird jedoch ausdrücklich damit in Verbindung gebracht, dass nun für die Soldaten ein besonderer Sinn bestünde – nämlich weiter zu machen wie bisher.

Entsteht also durch den Tod der Soldaten ein besonderer Sinn? War ihr Leben vorher sinnlos? Indem Mitglieder der eigenen Einheit durch kriegerische Auseinandersetzungen ums Leben kommen, entsteht eine neue Unterscheidung: Die zwischen Opfern und Überlebenden. Dabei fühlen sich Überlebende oft in doppelter Weise moralisch belastet: Einmal fragen sich Soldaten, warum es diese Kameraden und nicht etwa sie selbst getroffen hat, und sie fühlen sich mit schuldig am Tod ihrer Mit-Soldaten. Zum anderen sind sie durch den Tod der Kameraden als Überlebende definiert, sie werden also durch den Tod ihrer zumeist ja Bekannten neu bestimmt. Die Freude, zu den Überlebenden zu gehören, kann darum mit Schuldgefühlen einhergehen, sich auf Kosten anderer, ja sogar auf Kosten der Toten, zu freuen.

Wann und wo diese Unterscheidung zwischen Überlebenden und Opfern in Erscheinung tritt, ist nicht vorhersehbar; sie kann alle Soldaten im Einsatz treffen. Dieser Willkür sind mehr oder weniger alle Soldaten im Einsatz ausgesetzt. Da sie unausweichlich mit Schuldgefühlen verbunden ist, bedarf es einer Form, diese in irgendeiner Weise zu bewältigen. Hier kommen die religiösen Spezialisten zum Zuge, die die Aufgabe haben, die Schuldproblematik zu bewältigen und an der Grenze zwischen Leben und Tod für die Kommunikation zu sorgen, und zwar in mehrfacher Weise: für die Kommunikation zwischen den Überlebenden und den Getöteten, zwischen den Angehörigen der Überlebenden und den Angehörigen der Getöteten, für die Kommunikation zwischen denen, die vor der Aufgabe stehen, dem Willkürereignis einen Sinn abzugewinnen, und denen, die dabei ums Leben kamen. Um diese Kommunikation konstituieren zu können, müssen die Getöteten in irgendeiner Weise repräsentiert werden. Ohne Gedenksteine, Grabplatten, Soldatenkreuze o.ä. würde die Differenz zwischen Opfer und Überlebenden hinfällig und es könnte weder die Kommunikation noch die Sinnstiftung funktionieren.

Diese Sinnstiftung ist mit der Bezeichnung »Opfer« verbunden. Innerhalb des jüdisch-christlich-islamischen Kontextes verschiebt die Opferbezeichnung die Schuldproblematik von einer individuellen, im Grunde nicht zu erfassenden Problematik hin zu einem übergeordneten Geschehen. Indem der einzelne Soldat den erteilten Auftrag trotz des Todes seiner Kameraden fortführt, gesteht er dem Tod dieser Mitsoldaten Sinn und sich selbst eine Entlastung seiner Schuld zu. Die – im wahrsten Sinne des Wortes – Betroffenen sind es also selbst, die das schaffen, wofür sie da sind: Ihr Glaube an den Sinn des Einsatzes ermöglicht den Einsatz.

Die Antike hatte für diese im militärischen Kampf zu Tage tretende Willkür eine Bezeichnung. Ihr war es möglich, diesen unfassbaren Grenzbereich zu benennen und ihm darum auch in der Öffentlichkeit zu besonderen Zeiten mit regelmäßigen Festen und speziellen Kulten und Ritualen auf speziell dafür vorgehaltenen Plätzen Raum zu geben: Der Name für diese Willkür hieß Mars oder bei den Griechen Ares. Es ist gewiss kein Zufall, dass für diesen Zweck der Planet Mars ausgewählt wurde bzw. dass dieser Planet als Kriegsgott bezeichnet wird. Nach dem Planeten Merkur weicht Mars am meisten von der Kreisbahn ab. Sein Verhalten erscheint nicht nur auf Grund seiner wechselhaften Helligkeit sondern auch, da an bestimmten Tagen in seiner Bahn rückläufig, für den Laien extrem willkürlich. Ares ist in der Mythologie Sohn von Zeus und dessen Schwester Hera; sie galt als besonders eifer- und rachsüchtig. Die Erscheinung des Mars in der Willkür des Krieges ist der Zweck des Krieges – der Krieg dient der Manifestation des Mars. Militär ist die gesellschaftlich legitimierte Erscheinungsform des mit dem Namen Mars bezeichneten erfahrbaren Numinosum, dem »Ganz Anderen«.

Die Abwesenheit der Anderen

Bei allen Trauerfeiern für die getöteten Soldaten wird stets ein nicht zu übersehender Aspekt vermieden: Nie ist von den – bei solchen kriegerischen Einsätzen unvermeidlich – verletzten und/oder getöteten Gegnern die Rede, von den Opfern der anderen Seite. Eine gemeinsame Trauerfeier ist geradezu unvorstellbar.

Dadurch wird augenfällig, dass die Militärseelsorger nicht im Dienste einer Institution stehen, die unabhängig vom Militär andere Zusammenhänge und Bezüge schafft und lebt, wie es etwa die weltweite Kirche beansprucht, sondern sie agieren innerhalb der Grenzen und Regeln des jeweiligen Militärs. Pfarrer, die in der Bundeswehr ihren Dienst leisten, leisten – wie Zeit- und Berufssoldaten – gegenüber ihrem Vorgesetzten einen Eid und überschreiten damit die Grenze zwischen der Zivilgesellschaft und dem Militär. Sie werden vom Staat bezahlt und unterstehen als Beamte den Weisungen des Verteidigungsministeriums vermittelt durch das Kirchenamt für die Bundeswehr bzw. das Militärbischofsamt. Militärseelsorgern wird die Freiheit der Verkündigung und der Seelsorge gewährleistet, im Einsatz allerdings innerhalb der vom Dienst habenden Kommandeur gesetzten Grenzen. Feindesliebe, die Jesus gemäß zum Weg derer gehört, die ihm nachfolgen, falls sie über Worte und Gebete hinaus womöglich auch zu den Feinden geht, ist ausgeschlossen. Christlicher Glaube hat sich hier dem Kriegsgott Mars unterworfen und von ihm entmündigen lassen. ...


Literatur

Werkner, Ines-Jacqueline (2001): Soldatenseelsorge versus Militärseelsorge. Evangelische Pfarrer in der Bundeswehr, Baden-Baden, S.247.

Brockhaus Enzyklopädie (2002): Artikel zu Religion.
Militärseelsorge im Internet

Militärseelsorge in der Bundeswehr http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/ soziales/milseelsorge?yw_contentURL=/C1256EF4002AED30/N264HQC8277 MMISDE/content.jsp

Militärseelsorge http://www.militaerseelsorge.bundeswehr.de

Katholische Militärseelsorge – mit einem Lexikon der Ethik! http://www.katholische-militaerseelsorge.de/

Institut für Theologie und Frieden (in Trägerschaft der Katholischen Militärseelsorge) http://www.ithf.de/

Graphik der Organisationsstruktur der evang. Militärseelsorge: http://www.militaerseelsorge. bundeswehr.de/portal/a/eka/mediabild? yw_contentURL=/02DB090200000001/W26L4NFT593INFODE/content.jsp


Anmerkung

1) ,,Es ist auch ganz klar, dass die Opfer, die gebracht werden, nicht umsonst sein dürfen." Brigadegeneral Frank Leidenberger, ISAF-Kommandeur für Nordafghanistan, Tagesschau vom 03.04.2010; http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan1740.html, eingesehen am 10.06.2010. ,,Ihr Tod darf aber nicht vergebens sein. Wir geben nicht klein bei. Wir werden weiter kämpfen. Und wir werden gewinnen." Frank Leidenberger, Tagesthemen vom 04.04.2010; http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tt2192.html, eingesehen am 11.6.2010.

Dr. Matthias-W. Engelke, evangelischer Pfarrer in der Kirchengemeinde Lobberich in Nettetal/Niederrhein, ist Vorsitzender des Internationalen Versöhnungsbundes/deutscher Zweig. Von 1997 bis 2001 war er Militärpfarrer in Idar-Oberstein (Artillerieschule) und Birkenfeld (2. Luftwaffendivision).


Aus: "Kirche, Krieg & Frieden - Der Kriegsdienst der Militärseelsorge" von Matthias Engelke (2010)
Dossier Nr. 65 - Wissenschaft & Frieden 2010-3: Afghanistan: Krieg ohne Ende
Quelle: http://www.wissenschaft-und-frieden.de/seite.php?dossierID=069


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die EU-Staaten haben US-Diplomaten zufolge die Hoffnung auf einen Erfolg der Mission in Afghanistan aufgegeben. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy habe dieses Stimmungsbild in einem Gespräch mit dem Botschafter in Belgien, Howard Gutman, gezeichnet, berichtete die belgische Zeitung Le Soir unter Berufung auf vertrauliche Depeschen des Washingtoner Außenministeriums, die die Online-Plattform Wikileaks vergangene Woche veröffentlicht hatte.
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"Niemand in Europa glaubt mehr an Afghanistan", sagte van Rompuy demnach am 4. Januar dieses Jahres. Damals schied er gerade aus dem Amt des belgischen Regierungschefs, um EU-Ratspräsident zu werden. "Wir bleiben aus Respekt den Amerikanern gegenüber noch 2010, das ist es", wird van Rompuy in den Dokumenten weiter zitiert.

... Die Zeitung hebt hervor, dass die Regierung die Fortschritte bei der Bekämpfung des Problems in den Korrespondenzen pessimistischer einschätze als in öffentlichen Erklärungen. So werde in einem geheimen Clinton-Memorandum vom Dezember 2009 beklagt, dass Bewohner Saudi-Arabiens und dessen Nachbarn – allesamt Verbündete der USA –  viele extremistische Aktivitäten finanzierten.

...

Quote* pulviscinisnihil
    * 06.12.2010 um 7:23 Uhr

Ist ja niedlich...

...deutsche und andere europäische Soldaten, werden aus "Respekt" gegenüber den USA in den Tod geschickt ?

Erinnert irgendwie an die Menschenopfer für irgendwelche heidnischen Götter.



Quote* Thrudheim
    * 06.12.2010 um 8:25 Uhr

Das Volk wird belogen und betrogen!

Warum gehen die Regierenden so mit "ihrem" Volk um? Ist das Volk für diese Zusammenhänge zu dumm? Ich wette, dass in der BRD gar nichts mehr OK ist. Ein einziges Lügengebäude des real existierenden demokratischen Feudalismus. Und wir überziehen ein Land wegen eines politischen Schmarrn und einer großen Lüge mit Krieg. Der Fisch stinkt vom Kopf her.

Das intrinsische Interesse des Volkes an diesem Staat sinkt. Die Macht mit ihren Kontrollen und Sanktionen ist zunehmend die motivierende Kraft zum Mitmachen.

Wikileaks, der einzige Lichtblick unserer Zeit. Unsere Presse, das totale Versagen auf Verlangen. Sprachrohr und Werkzeug der Regierenden. Verfangen in Lügen und Nebensächlichkeiten. Pseudokritisch. Neoliberal verblendet.


Quote* Harzer
    * 06.12.2010 um 8:42 Uhr

Wo war der gesunde Menschenverstand ???

..."Niemand in Europa glaubt mehr an Afghanistan",
"Wir bleiben aus Respekt den Amerikanern gegenüber noch 2010,"...
Jeder mit etwas Verstand und einer durchschnittlichen Allgemeinbildung konnte das von Anfang an voraussehen.
Daß Deutschland dort verteidigt würde, war von Anfang an nur eine Phrase.
Hatten unsere Politiker nur "nicht genug Band an der Hose" um sich trotz besseren Wissens dem Druck zum Mitmachen zu widersetzen ?
Die richtig Betrogenen sind jetzt die Soldaten, die sinnlos ihr Leben verloren haben!


Quote* DieWelle
    * 06.12.2010 um 9:17 Uhr

Theorie oder Tatsache...

also haben die "Veschwörungstheoretiker" mal wieder recht...

Mich wundert nur, dass es wikileaks benötigt um zu erkennen, dass es mal wieder NUR UM GELD GEHT...

...


Quote* Klaus Schw.
    * 06.12.2010 um 9:20 Uhr

13. Ich finde das Ekelhaft !

Da kommt es zu einem furchtbaren Verbrechen am 9.11.2001.

Der damalige Präsident, anbei ein Mensch der auch noch stolz darauf ist die Menschenrechte mit Füssen zu treten, überfällt zwei autonome Länder die "möglicherweise" etwas mit diesem Verbrechen zu tun haben.

Abertausende von Soldaten und unschuldigen Zivilisten sterben oder werden an Körper und Geist verkrüppelt.

Diese Länder werden dann besetzt gehalten und die "Rechtstaaten" der EU beteiligen sich auch noch daran!

Obwohl im Januar scheinbar bereits klar war das man Afghanistan nicht Verwestlichen kann stimmen unsere feinen Abgeordneten von CDU CSU FDP SPD Grünen noch in diesem Jahr für eine Verlängerung der Besetzung durch Deutsche Soldaten um hier den Aggressoren einen GEFALLEN zu tun und Ihnen zu helfen ihr Gesicht zu wahren.

Ich wünsche jedem Abgeordneten und Regierungsmitglied das für die Verlängerung dieses Einsatzes gestimmt haben das Ihm oder Ihr die Gesichter der gefallenen Soldaten und der unschuldigen getöteten Zivilisten ihr Leben lang vor Augen stehen.

Hochachtungsvoll

Klaus





Aus: "Wikileaks Europas Bekenntnis zum Afghanistan-Einsatz bröckelt" (6.12.2010)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-12/eu-afghanistan-wikileaks


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Neun Jahre nach dem Sturz des Taliban-Regimes hat das Ansehen des Westens in der afghanischen Bevölkerung ein Allzeittief erreicht. Nicht einmal mehr jeder dritte Afghane bewertet das Engagement von USA und NATO positiv, während zwei Drittel der Bevölkerung den Verbündeten ein negatives Zeugnis ausstellen. Besonders dramatisch ist der Sympathieverlust der Deutschen im Nordosten des Landes, dem Einsatzgebiet der Bundeswehr. Das sind die ernüchternden Botschaften der sechsten gemeinsamen Umfrage, die die ARD mit ihren Partnern ABC, BBC und "Washington Post" unter 1691 Afghaninnen und Afghanen durchgeführt hat. ... Deutlich verschlechtert haben sich auch der Zugang zu sauberem Wasser, die Rechtslage der Frauen sowie die Bewegungsfreiheit im Land. Dabei sind es solche konkreten Veränderungen im Alltag, nach denen Menschen ihre Lebenssituation bewerten. ... Entsprechend kritisch fällt das Urteil über die Arbeit internationaler Hilfsorganisationen aus, deren Tätigkeit nur noch von 43 Prozent der Befragten insgesamt positiv gesehen wird. Gerade einmal die Hälfte der Afghanen meint, ausländische Unterstützung werde "überwiegend sinnvoll" eingesetzt, 67 Prozent der Menschen sind überzeugt, dass ein erheblicher Teil der Gelder in dunklen Kanälen landet und die Bevölkerung nie erreicht. Damit wird internationale Hilfe vor allem mit der allgegenwärtigen Korruption in Afghanistan verbunden, die von rund 90 Prozent der Menschen als erhebliches Problem wahrgenommen wird.

...


Aus: "Das Ansehen des Westens ist so schlecht wie nie" Von Arnd Henze, WDR (06.12.2010)
Quelle: http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistanumfrage190.html


Textaris(txt*bot)

#432
QuoteBERLIN taz | Rüstungsexporte sind ein unangenehmes Thema für jede Regierung - besonders wenn sie steigen. In Deutschland war dies auch im Jahr 2009 so, inländische Unternehmen exportieren für Milliarden Euro in alle Welt. Und weil das Thema offenbar so unangenehm ist, gibt es noch Anfang Dezember 2010 keine offiziellen Zahlen aus der Bundesregierung zu dem Thema. ...

Dass er trotzdem den alljährlichen Rüstungsexportbericht der GKKE vorstellen konnte, lag an einigen Kniffen der Verfasser. So betonte Jüsten, das Zahlenmaterial stamme vor allem aus kleinen Anfragen aus dem Bundestag, die im Laufe der Zeit "sehr detailliert vor allem von Vertretern der kleinen Oppositionsparteien" gestellt wurden.
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Im Ergebnis steigen die Rüstungsexporte Deutschlands in einigen Bereichen - in anderen bleiben sie auf unverändert hohem Niveau. Die Anzahl der Einzelausfuhrgenehmigungen stieg 2009 um 4,8 Prozent auf mehr als 16.201 Fälle an. Das Gesamtvolumen beträgt damit nach Schätzungen der Verfasser rund 5,5 Milliarden Euro. Damit ist Deutschland international mit einem Anteil am Weltmarkt von 8 Prozent drittgrößter Waffenhändler, hinter den USA (41 Prozent) und Russland (10,5 Prozent).

Aus einer amerikanische Studie zitierten die Verfasser zudem das aktuelle Volumen der Neuverträge: Für 3,7 Millarden Dollar haben deutsche Hersteller demnach im Jahr 2009 Geschäfte für die Zukunft ausgehandelt - im Jahr zuvor war es noch rund eine Milliarde Dollar. Für den GKKE-Vorsitzenden Jüsten die Grundlage für "weitere Steigerung" der Exporte.

Auch in einem anderen Bereich war die Bundesregierung im vergangenen Jahr aktiver als zuvor: Bei den sogenannten Hermesbürgschaften, also staatlich abgesicherten Geschäften. Waren es im Jahr 2008 noch fast marginale 21 Millionen Euro, ist dieser Wert im Jahr 2009 auf knapp 2 Milliarden angestiegen. Wirtschaftlich abgesichert liefern deutsche Unternehmen so Rüstungsgüter in Länder wie Indien, Irak, Libyen, Pakistan oder Saudi-Arabien. "Dieser enorme Anstieg an staatlichen Ausfallbürgschaften für deutsche Rüstungstransfers erstaunt gerade vor dem Hintergrund der Wirtschafts- und Finanzkrise", sagte Jüsten, zudem werde "das Geschäftsrisiko von rüstungsexportierenden Firmen zu Lasten des Steuerzahlers reduziert".

...

Quote13.12.2010 18:13 Uhr:
von Steuerzahler:

Finde ich gut, das sichert eine Menge Arbeitsplätze in Deutschland :-)


Quote14.12.2010 10:36 Uhr:
von vantast:

Sicher, die Sozen waren an den Arbeitsplätzen interessiert, die CDU daran, daß die Menschen möglichst früh in den Himmel kommen, die FDP huldigte ihrem Geldgott. Von Rheinmetall heißt es, daß etwa 80 Menschen / Monat auf das Konto eines Arbeiters gehen.
Nur den Endverbraucher fragt niemand, auch nicht in der christlich-jüdischen Kultur.


Quote13.12.2010 20:39 Uhr:
von Celsus:

Drittgrößter Waffenexporteur. Damit klebt viel Blut an den Händen der deutschen Exportindustrie. Fälle verbotener Lieferungen nach Mexiko und in andere Länder ergänzen das Bild. Da soll mir jemand weißmachen, dass deutsche und andere Geheimdienste nicht schon gemeldet hätten, von wem die Waffen kommen, mit denen anderenorts Menschen ermordet werden und die Bevölkerung unterdrückt wird. ...


Quote13.12.2010 18:47 Uhr:
von h.stoss:

"Nie wieder soll von deutschem Boden ein Krieg ausgehen!"

Kann sich wer erinnern?





Aus: "Deutschland rüstet auf" VON GORDON REPINSKI (13.12.2010)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/deutschland-ruestet-auf/

-.-

Quote[...] ... Ministergattin Stephanie zu Guttenberg. So wie sie dem Flieger im Feldlager Kundus in Afghanistan völlig knitterfrei entsteigt und sich durch die Haare fährt, fühlt man sich an die Drei-Wetter-Taft-Werbung aus den Neunzigern erinnert. ... Auch bei der Wahl der Beinkleider hat der Verteidigungsminister Erfahrung: Die sandfarbene Hose hat sich schon während der vergangenen Reisen nach Afghanistan bewährt, nun reisen die Guttenbergs eben im Partnerlook. ... Die Frau des Verteidigungsministers kombiniert diese Hose mit einem nachtblauen Parka, der sowohl sportlich als auch praktisch wirkt. Stephanie zu Guttenbergs derbe Ugg-Boots sind auf alle Fälle eine viel bessere Wahl als ... ... die Ballerinas, die Eva Luise Köhler, die Frau des damaligen Bundespräsidenten, bei ihrem Besuch im Bundeswehrfeldlager Camp Marmal in Masar-i-Scharif im Norden von Afghanistan im Mai trug. ... Stephanie zu Guttenberg unterscheidet sich in ihrem Alltags-Look auch sonst deutlich von Eva Luise Köhler. Die dicke Schutzweste und der Helm in der Hand lassen die Frau des Verteidigungsministers unter den Truppen in Afghanistan nicht weiter auffallen. Doch wer genau hinsieht, merkt: Ihr Auftritt ist wie immer ladylike - dafür sorgt der Leder-Shopper und der Parka mit Pelzbesatz. ... Das Ehepaar zu Guttenberg ist auf dem besten Weg, sich als Stilvorbild zu etablieren. Das hat ihr Überraschungsbesuch in Afghanistan bewiesen.

...


Aus: "Stilkritik: zu Guttenberg - Sand im modischen Getriebe" (2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/leben/stilkritik-stephanie-zu-guttenberg-sand-im-modischen-getriebe-1.1035495

-.-

Quote[...] Afghanistan ist auf diesem Ego-Feldzug ein wunderbarer Hintergrund: Um Entschiedenheit und Mitgefühl auszudrücken gibt es, zumindest optisch, wenig Besseres als die tarngefleckte Volksverbundenheit mit der Frau Oberfeldwebel unter dem klaren Himmel Zentralasiens.

...

Quote13.12.2010 um 19:08 Uhr

pira26 schreibt Danke nochmal an die Soldat(inn)en, für Ihren grandiosen Job.

Und auch an den Bundesminister und seine Frau für diese ehrliche, authentische und mutige Aktion, mit denen auch beide Danke gesagt haben.

Klar dass die Opposition sauer ist, die sind ja auch gegen das "Danke" an die Soldaten. Sie sind - wie immer - gegen alles.

Obwohl Rotgrün Schröder/Fischer unsere Soldat(inn)en dorthin geführt hat.
Aber die grünroten Linkspopulisten sind ja so rückgratslos, dass sie nicht mal eine Rente mit 67 durchdrücken können, die sie selbst eingeführt haben.


Quote14.12.2010 um 09:02 Uhr cogito-ergo-sum schreibt

Wozu Kerner?

Bei dem adligen Pärchen passt doch alles zusammen: Die Gattin tritt im Schmuddelkanal RTL 2 auf, der Herr Minister nimmt den Dampfplauderer Kerner vom Privatsender SAT1 mit ins Camp. Dabei hätte es Kerners gar nicht bedurft. ZDF-Korrespondent Gack (nomen est omen) tritt doch schon lange als Sprachrohr des Ministers und des Militäreinsatzes auf. Kriegs-PR kann der Gack wahrscheinlich noch besser als der Kerner.


Quote14.12.2010 um 08:59 Uhr

laVictoria schreibt

Ich traue meinen Mitbürgern zu

dass sie den zum Kanzler wählen. Das ist die deprimierende Erkenntnis nach derartigen Show-Events.
Das riecht ein wenig nach Berlusconi - Bella Figura jeder Situation.
Da darf auch die inzwischen medienerfahrene Gattin nebst Visagistin und eigener Personenschützerin nicht fehlen.
Und der embedded Journalist Kerner mit an Bord, damit "das Volk" bloß nichts verpasst.



Aus: "Ego-Feldzug am Hindukusch" Ein Kommentar von Kurt Kister (13.12.2010)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/guttenberg-in-afghanistan-ego-feldzug-am-hindukusch-1.1035771


-.-

Quote[...] Die Show für die Truppen ist so alt, wie es Truppen gibt. Wer Krieg führt, braucht nicht nur moralische Unterstützung, sondern auch Spaß: als Ablenkungsmanöver vom harten Soldatenjob und als Vorzeichen eben jener Zivilität, die im Krieg nicht selten verteidigt wird. Wer Militäreinsätze organisiert, muss folglich für den moralischen Rückhalt sorgen, für die seelische Erbauung und den erotischen Ausgleich. Party als psychologische Kriegsführung, ein Stück Normalität mitten im permanenten Ausnahmezustand. Auch Soldaten sind Menschen.

Seit altersher gab es die mitreisenden Priester, die Soldatenhure, die Drogen, die Feldpost. Heutzutage sollen nicht nur Armeesender ("Good Morning Vietnam") die Kampfkraft stärken, sondern auch Promis, Präsidenten und Politikstars ebenso wie Showgrößen aus Film, Pop und Fernsehen. In Amerika hat das Tradition. Marlene Dietrichs Besuch der gegen Hitlers Wehrmacht kämpfenden US-Truppen ist Legende – und wurde ihr von den Deutschen beschämend lange nicht verziehen. Nicht minder berühmt sind Marilyn Monroes Auftritte in Korea, wo sie 1954 in nur vier Tagen vor über 100.000 Soldaten sang – und dafür eigens ihre Flitterwochen unterbrach.

Auch Fred Astaire und die Marx Brothers gaben sich im Zweiten Weltkrieg die Ehre, nach Vietnam reisten Jayne Mansfield, John Wayne, Sammy Davis jr. und Bob Hope mit seinen Weihnachtsspecials. Im Kosovo traten Karat und No Angels auf. Die Irakkämpfer wurden unter anderem von Angelina Jolie und Brad Pitt, Jennifer Lopez, Robin Williams, Bruce Willis und dem Rapper 50 Cent versorgt. Den Soldaten zuliebe erinnerte sich Schwarzenegger sogar an sein früheres Leben und brachte einen Terminator-Film mit. Je größer die Antikriegsstimmung, desto mehr sank jedoch der Promifaktor bei der US-Truppenbetreuung.

Stars an die Front: eine Prozedur mit Risiken und Nebenwirkungen. Der Patriot Glenn Miller, der seine Jazzkarriere unterbrach, um das Army Air Force Orchestra zu leiten, kam 1944 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, auf dem Weg zu einem Pariser Konzert mit der Musikertruppe. Xavier Naidoo beteuerte auf seiner Homepage, dass er den Bundeswehreinsatz nicht grundsätzlich befürworte und er sich nicht in Szene setzen wolle. Die Rockband Pink Mail wiederum durfte ihren eigenen Song Afghanistan nicht spielen, wegen der Zeile "Auch wenn die Lage scheiße ist, wir bleiben trotzdem hier". Nur zwei Dosen Bier waren pro Konzertbesucher erlaubt.

Das schrillste Bild für den Wahnsinn, mitten im Kampf den ganz normalen Entertainmentwahnsinn zu veranstalten, hat Francis Ford Coppola in Apocalypse Now gefunden: mit einer Armada von Playboybunnies, die auf Hubschraubern im Dschungel von Indochina einfliegt.

Die Deutschen üben noch, was die Inszenierung der Truppenbetreuung angeht.

...

Quote* stier1952
   * 13.12.2010 um 21:29 Uhr

Ken und Barbie

... im sehr gefährlichen Afghanen-Land.

Trotz großer Gefahr durch gefährliche Verbrecher sind sie für die mutigen deutschen Soldaten da!

Mit großem Ernst, gut gestylt und perfekt geschminkt sind sie auf schönen, gut fotografierten Bildern zu sehen.

Die heimischen Medien sind heute voll mit den Bildern dieses schönen Paares im gefährlichen Land der Bösen.

So zeigen die edlen Ken und Barbie ihre Unterstützung für die mutigen, hart kämpfenden Soldaten.

Noch mehr Unterstützung und Sympathie für die hart kämpfende Armee wäre es, wenn Ken und Barbie vor Kameras mit den vielen kleinen Kindern lachen würden, die von den deutschen Soldaten gerettet wurden.

Kommen diese Bilder morgen noch? Und wird Ken sich noch als Weihnachtsmann verkleiden?


Quote

   * Mothers finest
   * 13.12.2010 um 21:37 Uhr

"Kommen diese Bilder morgen noch?"

Sie kommen und werden Millionen entzücken.

http://www.bild.de/BILD/politik/2010/12/13/stephanie-zu-guttenberg-in-afghanistan/deutschlands-mutigste-frau.html

Noch Fragen?


Quote* teardown
   * 13.12.2010 um 22:29 Uhr

... Ob es der Steigerung "unserer" Wehrkraft nützt!?


Quote* Himmelhilf
   * 13.12.2010 um 23:30 Uhr

Lachen vergangen

Unser Innenminister spricht von einer akuten Bedrohungslage und weist darauf hin, dass auf Weihnachtsmärkten der Glühwein dieses Jahr nicht sicher ist. In Schweden zündet ein Mensch ohne Unbeteiligte in den Tod zu reißen zwei Bomben. ... Fehlt nur noch, dass Frau zu Gutenberg sich in eigens mit Schaum gefülltem Whirlepool online zur Schau gestellt rekelt. So etwas nenne ich Deeskalationsstrategie.


Quote* Fred.Feuerstein
   * 13.12.2010 um 23:50 Uhr

Mal was anderers

Da nimmt der Baron seine Frau mit nach Afganistan und schon ätzen wieder alle rum, die selber nie den Hintern hochkriegen. Warum sind die denn so beliebt bei den meisten Leuten? weil sie sich wohltuend von der sonstigen Politikerklasse abheben. Schon mal nachgedacht, dass die meisten der Leute, die soviel Kohle haben, eher für eine Woche auf die Maleieven fliegen, als sich am Hindukusch den Hintern abzufrieren.


Quote* Himmelhilf
   * 14.12.2010 um 0:27 Uhr

Bombenstimmung ad absurdum

Auf den Schlusssatz von Kerner bin ich schon gespannt, er könnte lauten:

"Hier in Afghanistan ist Bombenstimmung, hoffentlich können wir von der Stimmung etwas mit nach Deutschland bringen."


Bitte bleiben Sie sachlich. Danke. Die Redaktion/er



Aus: "Eine kleine Geschichte der Truppenbetreuung" Von Christiane Peitz (Tagesspiegel, 13.12.2010)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-12/truppenbesuch-guttenbergs-afghanistan-vietnam

-.-

Quote[...]

Quote14.12.2010 11:20 Uhr:
von G. Wb.:

Der Besuch dieses Herrn zu Guttenberg erinnert mich an den Gutsherren, der mit der "Gnädigen" kurz vor Weihnachten seinen Pflichtbesuch im Dorf-Armenhaus macht


Quote
14.12.2010 10:47 Uhr:
von Ischariot Baumann:

Wie wär's denn mal mit 'Wetten, dass...?' am Hindukusch?


Quote14.12.2010 08:52 Uhr:
von Kai:

Sehr sympathische Paar, Herr zu Guttenberg ist der ideale Kanzlerkandidat :-)


...


Kommentare zu: "In Zeiten der Restauration" (14.12.2010)
Quelle: http://www.taz.de/1/leben/medien/artikel/kommentarseite/1/in-zeiten-der-restauration/kommentare/1/1/


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Präsident Barack Obama hat die Drohnen-Angriffe gegen Pakistan, für die formal der Auslandsgeheimdienst zuständig ist, nach seinem Regierungsantritt im Januar 2009 zur Chefsache gemacht und ihre Zahl massiv gesteigert. Während es in der gesamten Amtszeit von George W. Bush 41 solche Attacken gab, ließ Friedensnobelpreisträger Obama im laufenden Jahr bereits 108 mal zuschlagen.

CIA und US-Regierung machen über Zweck und Folgen der einzelnen Angriffe niemals Angaben. Aus den Meldungen der englischsprachigen Me­dien Pakistans, die über jeden einzelnen Angriff möglichst genau zu berichten bemüht sind, ergibt sich, daß neben vielen Unbeteiligten mehrheitlich sogenannte low-level fighters getötet und verletzt werden. Also örtliche Stammeskrieger, die selbst bei maximaler Ausdehnung des Begriffs keine Kombattanten des Gegners im »Krieg gegen den internationalen Terrorismus« und schon gar nicht »legitime Ziele« für ein Mordprogramm sind. Daß diese Praxis eine gewaltige Rekrutierungsmaschine für die Aufständischen ist, kann mittlerweile als Anfängerwissen für jede Counterinsurgency-Strategie gelten.

...


Aus: "Protest der Opfer" Von Knut Mellenthin (13. Dezember 2010 )
Islamabad: Demonstrationen gegen die US-amerikanischen Drohnenangriffe in Pakistan.
Obama hat den unerklärten Krieg gegen die Stammesgebiete erheblich ausgedehnt
Quelle: http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Pakistan/opfer.html


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Quote[...] Kabul - Durch Anschläge und Kämpfe in Afghanistan sind im vergangenen Jahr mehr als 10.000 Menschen getötet worden. Unter den Opfern der Gewalt waren rund 2000 Zivilisten, wie die Nachrichtenagentur AFP auf Grundlage offizieller Zahlen und der Angaben der unabhängigen Website icasualties.org am Sonntag berechnete.

.... Wie der Sprecher des afghanischen Innenministeriums, Semarai Baschari, sagte, wurden 2043 Zivilisten bei Attentaten von Rebellen oder Militäreinsätzen gegen die Aufständischen getötet. Die Uno geht von einer höheren Opferzahl aus: In einem im Dezember veröffentlichten Bericht schätzte sie die Zahl der getöteten Zivilisten zwischen Januar und Oktober auf 2412, das entspricht einer Steigerung um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

... Laut Baschari wurden 1292 afghanische Polizisten im vergangenen Jahr getötet, 5225 Aufständische seien ums Leben gekommen. Die Nato will in diesem Jahr mit der schrittweisen Übergabe der Sicherheitsverantwortung an die Afghanen beginnen, die bis 2014 abgeschlossen sein soll.

... Der Bundestag stimmt Ende Januar über die Verlängerung des Afghanistan-Mandats ab. Die SPD hat ihre Zustimmung davon abhängig gemacht, dass der Beginn des Abzugs für 2011 festgeschrieben wird. Die Grünen pochen auf einen präzisen Stufenplan, der 2011 beginnt und 2014 endet. Union und FDP sind dagegen der Ansicht, dass eine vorzeitige Festlegung den Taliban in die Hände spielen könnte.

ore/AFP/dpa


Aus: "Jahresbilanz: Mehr als 10.000 Tote in Afghanistan" (02.01.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,737401,00.html


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Quote[...] London - Einer der Hauptinformanten über angebliche Massenvernichtungswaffen des irakischen Ex-Diktators Saddam Hussein hat eingeräumt, die Geheimdienste Deutschlands und der USA belogen zu haben. Der unter dem Decknamen "Curveball" bekannte Iraker sagte der britischen Tageszeitung "The Guardian", er habe damit Saddam Husseins Sturz bewirken wollen.

Rafed Ahmed Alwan al Dschanabi alias "Curveball" sagte der Zeitung, er habe dem Bundesnachrichtendienst (BND) bewusst falsche Informationen über eine angebliche Produktion und Verteilung von biologischen Waffen im Irak gegeben. Diese wurden dann an die USA weitergegeben.

"Ich hatte die Chance, etwas zu konstruieren, um das Regime zu stürzen. Ich und meine Söhne sind stolz darauf", so der Mann. Laut "Guardian" fand das Interview mit al Dschanabi in Deutschland statt.

Im Februar 2003 nutzte der damalige US-Außenminister Colin Powell unter anderem Informationen von "Curveball" in einer Rede vor dem Uno-Sicherheitsrat. Darin war der angebliche Besitz von Massenvernichtungswaffen einer der zentralen Vorwürfe gegen Saddam Hussein - und ein Hauptargument für Militärinterventionen im Irak.

Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Informanten waren jedoch schon relativ früh aufgetaucht. 2008 hatte Powells damaliger Stabschef Lawrence Wilkerson die Rede in einem SPIEGEL-Interview als "oberflächlichen Bullshit" bezeichnet.

"Curveball" sagte dem "Guardian", er habe seine Lüge gegenüber dem BND bereits vor längerer Zeit zugegeben, geschehen sei aber nichts. Laut der Zeitung hatte der Mann außerdem über Jahre Geld vom deutschen Geheimdienst erhalten. Zum aktuellen Bericht der Zeitung und zum derzeitigen Aufenthaltsort des Irakers wollte sich der BND am Mittwoch nicht äußern.

Im Jahr 2005 warfen mehrere BND-Mitarbeiter den USA vor, die Aussagen von "Curveball" überbewertet und entstellt zu haben. In einem Interview der "Los Angeles Times" sagten sie, der Iraker habe nie behauptet, selbst biologische Waffen hergestellt oder andere bei der Produktion beobachtet zu haben.

Dennoch habe der damalige US-Präsident George W. Bush davor gewarnt, dass Saddam Hussein über mindestens sieben mobile Labors zur Herstellung von Biowaffen verfüge - und sich dabei offenbar auch auf die Informationen aus Deutschland berufen.

Nach Angaben der BND-Mitarbeiter lebte "Curveball" damals unter falschem Namen in Süddeutschland. Von der Rede Powells vor dem Uno-Sicherheitsrat sei er "geschockt" gewesen, sagte der Iraker dem "Guardian". Allerdings habe dieser den Einmarsch der USA in den Irak nicht allein mit seiner "Geschichte" gerechtfertigt.

Gegen den BND erhob "Curveball" Vorwürfe, die allerdings nicht zu seiner Aussage passten, er habe den Sturz Saddam Husseins provozieren wollen: Nach der Kontaktaufnahme durch einen deutschen Agenten namens "Dr. Paul" im Jahr 2000 sei ihm zugesagt worden, dass die zur Verfügung gestellten Informationen nicht an Dritte weitergegeben würden, so "Curveball".

Außerdem habe man ihm im Jahr 2002 gedroht, dass er nicht mit seiner damals schwangeren Frau zusammenleben dürfe, wenn er nicht kooperiere.

jok/AFP/dpa




Aus: "US-Spion gibt Lügen über irakische Bio-Waffen zu" (16.02.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,745997,00.html


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Quote[...] Die nun "gravierenden Fehler" hatte zu Guttenberg zuerst als "abstruse Vorwürfe" seiner Gegner bezeichnet, dann als versehentliche Zitierfehler dargestellt. Erst nachdem seine Arbeit im Internet minutiös zerlegt und ihm dabei systematisches Kopieren nachgewiesen wurde, gab er nun zumindest zu, dass er "an der einen oder anderen Stelle den Überblick über die Quellen verloren" habe.

An der einen oder anderen Stelle? Den Überblick verloren? Laut der zugegeben mit Vorsicht zu bewertenden Statistik der Plagiatsjäger im Internet enthalten derzeit fast 73 Prozent der Arbeit Plagiate, die nicht von Guttenberg selbst sind. Interessant auch, dass ihm das erst beim "erneuten Lesen der Dissertation über das Wochenende" aufgefallen sein soll.

Dem einen oder anderen seiner Anhänger mag das genügen, immerhin gilt vielen die ganze Affäre als Lappalie. Doch zeigt der Minister, der über Tod und Leben von deutschen Bürgern in Uniform entscheidet, wieder nur, welch interessantes Verhältnis er zur Wahrheit hat.

... Noch ein Beispiel? Nicht nur beim Inhalt der Arbeit bediente er sich der gemeinhin als Salamitaktik bekannten Methode, auch beim Doktortitel selbst mühte er sich, im Untergang so gut wie nur möglich auszusehen. Den Titel nicht mehr führen zu wollen ist das eine, ihn aber in einer großzügig und freiwillig wirken wollenden Geste "zurückzugeben", grenzt an Realitätsverleugnung.

Immerhin schien es nur noch eine Frage von Stunden zu sein, dass die Universität ihm den Titel wieder wegnimmt, ihn aberkennt, wie es ihre Pflicht und Aufgabe ist. Offensichtlich wollte zu Guttenberg dem nun zuvorkommen.

Vor kurzem hatte er dagegen noch selbstbewusst gesagt: "Ich werde gerne bis zum Ergebnis dieser Prüfung vorübergehend, ich betone vorübergehend, auf das Führen des Titels verzichten. Allerdings nur bis dahin, anschließend würde ich ihn wieder führen."

Diese Prüfung seiner Arbeit werde das nicht stoppen, wie auch die Universität nun erklärte, sie sei dazu verpflichtet. Angesichts der Tatsache, dass der Prüfer an der Uni die Arbeit mit der höchsten Note summa cum laude bewertet hatte, bleibt ihr auch nichts weiter übrig.

... Er sagte, er wolle trotz des "Sturms der Kritik" seine Aufgabe für die Bundeswehr erfüllen. Ob er ihr damit einen Dienst erweist? Für Politiker, die kaum noch jemand ernst nimmt, gibt es einen Schmähnamen: Grüßaugust.

Quote* RainerKrauss
    * 22.02.2011 um 0:45 Uhr

Wurde auch Zeit

"Möglicherweise habe ich an ein oder anderer Stelle den Überblick über die Quellen verloren."

Möglicherweise ist ihm das bei Kundus ja auch passiert.






Aus: "Guttenbergs interessantes Verhältnis zur Wahrheit" Von Kai Biermann (22.2.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-02/guttenberg-doktor-gestaendnis?page=all


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QuoteKABUL, Afghanistan — Nine boys collecting firewood to heat their homes in the eastern Afghanistan mountains were killed by NATO helicopter gunners who mistook them for insurgents, according to a statement on Wednesday by NATO, which apologized for the mistake. The boys, who were 9 to 15 years old ....


From: "Nine Afghan Boys Collecting Firewood Killed by NATO Helicopters"
By ALISSA J. RUBIN and SANGAR RAHIMI – Published: March 2, 2011
Source: http://www.nytimes.com/2011/03/03/world/asia/03afghan.html?_r=1


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Quote[...] Arid. U hatte [...] erst vor wenigen Tagen den Kampfnamen «Abu Reyyan» angenommen und zumindest über das Netzwerk «Facebook» Kontakt zu dem marokkanischen Hassprediger Sheik Abdellatif gehabt. Dieser wird schon länger von der Polizei beobachtet und predigte zuletzt in einer Frankfurter Moschee. Die Polizei kannte den Attentäter zuvor nicht, erklärte ein ranghoher Beamter. Er sei seiner Arbeit bei der Post nicht in einem Sicherheitsbereich nachgegangen und daher auch nicht überprüft worden.

Nach Rheins Angaben erschoss der Täter am Mittwoch einen Soldaten bereits vor dem Bus und stürmte dann in den Wagen, wo er als nächstes den Busfahrer tötete. Es fielen weitere Schüsse, die noch zwei Soldaten verletzten. Einer davon schwebte am Donnerstag noch in Lebensgefahr. Erst eine Ladehemmung in der Pistole beendete das Blutbad. Der Täter wurde auf seiner Flucht von Bundespolizisten im Flughafenterminal festgenommen. Die Soldaten hätten zum Teil Uniform getragen und nicht durchgeladene Waffen im Gepäck mit sich geführt.

Am größten deutschen Airport wurden unterdessen die Sicherheitsvorkehrungen wieder verschärft: Die Bundespolizei ging in den Terminals erneut mit Schutzwesten und Maschinenpistolen Streife und setzte verdeckte Ermittler ein. Im Frankfurter Stadtteil Sossenheim wurde die Wohnung des Todesschützen durchsucht. Er soll bei seinen Eltern gewohnt haben und sich seit 1991 in Deutschland aufhalten.

Arid U. soll nach Medienberichten aus Pristina am 8. Februar 1990 in einem Dorf am Stadtrand von Mitrovica im Norden Kosovos geboren worden sei. Große Teile seiner Familie seien «schon vor vielen Jahren» nach Deutschland ausgewandert. Sie könnten daher nicht als Flüchtlinge bezeichnet werden.

Nach einem Bericht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» soll er seinen Anschlag auf den US-Militärbus präzise vorbereitet haben. Spekulationen, nach denen Arid U. vor dem Blutbad auf Arabisch «Gott ist groß» (Allahu Akbar) gerufen haben soll, bestätigten die Ermittler zunächst nicht.

Bei den Opfern handelt es sich um Angehörige der Militärpolizei der US-Luftwaffe. Die etwa ein Dutzend Männer waren in England stationiert und sollten nach Ramstein gebracht werden. Von dort aus sollten sie in Kürze zu einem Einsatz nach Afghanistan oder in den Irak aufbrechen.

...


Aus: "Frankfurt-Attentäter hat islamistischen Hintergrund" (03.03.2011)
Quelle: http://newsticker.sueddeutsche.de/list/id/1119507


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#439
Quote[...] Die Polizei in der nordafghanischen Provinz Kundus hat schwere Vorwürfe gegen die Bundeswehr erhoben. Der Polizeichef des Distrikts Char Darah, Gulam Mahidin, sagte, deutsche Soldaten hätten am Mittwoch eine Frau erschossen und eine weitere verletzt. "Deutsche Soldaten, die in der Durman-Gegend im Distrikt Char Darah patrouillierten, eröffneten das Feuer. Dabei wurde eine afghanische Frau erschossen und eine weitere verletzt." Die deutschen Soldaten hätten einen "Fehler" gemacht.

Ein Bundeswehr-Sprecher in Kundus sagte, der Fall werde "mit Hochdruck" untersucht. Es sei aber noch keinesfalls erwiesen, dass die Zivilistin von deutschen Soldaten erschossen worden sei. Nach Angaben des Bundeswehr-Sprechers sei eine Patrouille in der Gegend unter anderem mit Panzerfäusten beschossen worden und habe das Feuer erwidert. Später sei einer zweiten Patrouille rund 1400 Meter vom Angriffsort entfernt eine Frau mit einer Kopfverletzung übergeben worden. Dabei habe es sich aber nicht um eine Schussverletzung gehandelt.

Die Frau sei sofort von einer deutschen Ärztin behandelt und dann ins Feldlazarett im Camp gebracht worden, sagte der Sprecher. Dort sei sie an ihrer schweren Verletzung gestorben. Die zweite Frau sei mit einer leichten Splitterverletzung am Fuß selbstständig ins Krankenhaus in Kundus-Stadt gekommen. Bei ihr "liegt der Verdacht nahe", dass die Verletzung bei dem Feuergefecht verursacht worden sei.



Aus: "Deutsche Soldaten sollen Zivilistin erschossen haben" (dpa, 10.3.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-03/afghanistan-bundeswehr-polizei

-.-

Quote[...] Kunduz - Der Polizeichef des Distrikts Chardarah, Gulam Mahidin, berichtet, deutsche Soldaten hätten auf Patrouille das Feuer eröffnet. In der Folge sei eine afghanische Frau erschossen und eine weitere verletzt worden. Mahidin zufolge hat sich dies in der Durman-Gegend in seinem Distrikt zugetragen.

Die deutschen Soldaten hätten einen "Fehler" gemacht, so der Polizeichef.

...

Quoteanalogmensch, 10.03.2011

Raus...

aus einem Krieg, den die meisten Deutschen von vorn herein nicht wollten. Und die die ihn "wollten", sind damals den Konditionierungsmechanismen gewisser Presseteile verfallen. Es muß langsam dem letzten Dorfbewohner von Ostfriesland klar sein, daß 'wir' unter falschen Vorwänden in Afghanistan sind. Was zur Hölle machen 'wir' dort schon seit fast 10 Jahren? ...

Zudem würde mich noch ernsthaft die ökonomische Bilanz interessieren: Was wurde bisher für diesen Einsatz ausgegeben und welchen Nutzen hatten wir bisher davon? Ich glaube, dass dieses Aktiva-Passiva-Konto (blut-)rot aussieht. ...

Langsam jedoch reicht es sich hier darüber Gedanken zu machen. Das Motto der Stunde könnte 'ziviler Ungehorsam' lauten. Der amerikanische Philosoph Henry David Thoreau hatte einst verweigert die Kriegssteuer zu entrichten, weil er gegen den Krieg mit Mexiko war - so im 19.Jh.
Kann so etwas auch im 21.Jh. möglich sein? Wann dürfen wir, die Steuerzahler entscheiden, was mit unseren Geldern passiert, die wir doch zu unserem Wohle dem Staat spenden. ...


http://forum.spiegel.de/showthread.php?t=31074


Aus: "Erschossene Frau: Afghanischer Polizeichef klagt Bundeswehr an" (10.03.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,750015,00.html

-.-

Quote[...] Berlin/Kunduz - Sie starb am Rande eines Gefechts zwischen deutschen Soldaten und den Taliban im Distrikt Chahar Darreh in der Provinz Kunduz, Nord-Afghanistan: die 35-jährige Jamila wurde am Donnerstag vor ihrem Haus aufgefunden - von ihrem Ehemann Helaluddin.

Schon wenige Stunden später erhoben dieser und die lokale Polizei in Kunduz schwere Vorwürfe gegen die Bundeswehr. "Wir sind harmlose Bauern", sagte Jamilas Mann SPIEGEL ONLINE, "doch nun werden wir bei der Arbeit von den Deutschen erschossen". Demnach fand er seine Ehefrau im Hof ihres Hauses mit einem Kopfschuss, der seiner Ansicht nach aus einer deutschen Waffe gekommen ist.

Zugleich klagte Gulam Mahidin, der Polizeichef des Distrikts, die Bundeswehr an: "Die junge Frau wollte ihren Sohn in Sicherheit bringen, direkt vor dem Haus wurde sie von einer Kugel in den Kopf getroffen". Demnach habe es nahe des Hauses kurz zuvor ein Gefecht der Bundeswehr mit unbekannten Angreifern gegeben. Als sich die Deutschen mit massiven Gegenfeuer wehrten, so jedenfalls die Darstellung der Polizei, habe eine Kugel unabsichtlich die unschuldige Jamila getroffen.

Kam Jamila tatsächlich durch Kugeln der deutschen Armee ums Leben?

Die Bundeswehr bezweifelt dies. In einem ersten Untersuchungsbericht heißt es nach Informationen von SPIEGEL ONLINE, dass bei der Obduktion von Jamila - sie trug wie viele Afghanen in der Region nur einen Namen - definitiv keine Kugeln und auch keine Splitter gefunden wurden, die auf einen deutschen Schuss oder auch nur einen Querschläger hinweisen könnten.


Aus Bundeswehr-Sicht ist somit ausgeschlossen, dass die Frau im Zusammenhang mit den Kampfhandlungen, die rund 1400 Meter vom Haus der Familie entfernt stattfanden, getötet worden ist. Die Kopfverletzung, so heißt es in dem Bericht, sei merkwürdig, aber mit Sicherheit nicht durch eine deutsche Waffe verursacht.

Auch nach den Untersuchungen bleibt der Fall der getöteten Afghanin rätselhaft. Nach Darstellung der Bundeswehr war eine Gruppe von Bundeswehrsoldaten kurz vor dem Polizeiquartier in Chahar Darreh westlich des deutschen Feldlagers in Kunduz am Mittwoch mit einer Panzerfaustgranate und mit Kalaschnikows beschossen worden. Die Granate explodierte demnach zwischen zwei Bundeswehrfahrzeugen und richtete daher keinen Schaden an. Ein Fahrzeug sei aber von mehreren Kugeln getroffen worden, die Deutschen schossen also zurück.

Die schwer verletzte Jamila sei einer ganz anderen Gruppe von Deutschen dann aber erst später und mit einer Kopfverletzung übergeben worden, dies sei mehr als einen Kilometer vom Ort des Gefechts geschehen. Sie sei sofort von einer deutschen Ärztin behandelt und dann ins Feldlazarett im Camp gebracht worden, sagte ein Bundeswehr-Sprecher. Dort sei sie an ihrer schweren Verletzung gestorben.

... Jamals Ehemann Helaluddin allerdings bleibt gegenüber SPIEGEL ONLINE bei seiner Überzeugung: Die Bundeswehr sei schuld. Er habe Jamila in seinen Armen zu den Deutschen getragen und die Schusswunde an ihrem Kopf selbst gesehen. Die deutschen Soldaten hätten sich bei ihm entschuldigt, allerdings keine Wiedergutmachung angeboten.

Mit dem endgültigen Untersuchungsbericht rechnet die Bundeswehr noch an diesem Wochenende, das Ergebnis aber werde kein anderes sein, heißt es.


Aus: "Bundeswehr erklärt sich für unschuldig" Von Sebastian Fischer und Matthias Gebauer (11.03.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,750434,00.html


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Quote[...] Dem 90 Jahre alten gebürtigen Ukrainer Demjanjuk wird vorgeworfen, 1943 als "fremdvölkischer Hilfswilliger" der SS in Sobibor bei der fabrikmäßigen Ermordung Zehntausender Juden "bereitwillig" geholfen zu haben. Der Prozess hatte am 30. November 2009 begonnen, es fanden bisher fast 90 Verhandlungstage statt.

...


Aus: "Prozess gegen Demjanjuk 470 Anträge abgelehnt" Von Robert Probst (17.03.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/prozess-gegen-demjanjuk-antraege-abgelehnt-1.1073568


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Quote[...] Libyen und die Elfenbeinküste liegen beide auf dem afrikanischen Kontinent. Doch dieser Teil der Welt ist so groß und reich an Kontrasten, dass die Länder, in denen zur Zeit viele Bomben fallen, wenig miteinander gemein haben - abgesehen von der seltsamen Psyche zweier Männer, die in ihrer Verblendung nicht einsehen wollten und wollen, dass es Zeit geworden ist, die politische Bühne zu verlassen.


... Auffällig ist, dass beide Konflikte die Weltgemeinschaft auf sehr unterschiedliche Weise mobilisiert haben. Während Gaddafis Reich seit Wochen die Weltnachrichten beherrscht, kam die Elfenbeinküste über den Rang einer Fußnote kaum hinaus. Erst in den vergangenen Tagen wuchs - mit der zunehmenden Brutalität des Konflikts - die Aufmerksamkeit für die einst schillernde Tropenmetropole Abidjan, in der ein blutiger Häuserkampf tobte.

Während die von der Nato geführte Allianz in Libyen massiv militärisch interveniert, um "Zivilisten zu schützen", wie es in der UN-Resolution heißt, haben die Vereinten Nationen - mit Unterstützung Frankreichs - in der Elfenbeinküste sehr spät ihre Hubschrauber in die Schlacht geschickt.

Sie feuerten Raketen auf Gbagbos Artillerie. Auch diese Attacken wurden mit dem Mandat begründet, dass man Zivilisten schützen muss. Allerdings war davon einige Zeit zuvor nichts zu bemerken, als bereits viele schutzlose Menschen durch die wachsende Gewalt starben. Man kann daraus den Schluss ziehen: Die Logik von militärischen Interventionen folgt kaum moralischen Prinzipien oder gar humanitären Zielen. Der oftmals postulierte "Schutz von Zivilisten", mit dem viele UN-Interventionen begründet werden, verschleiert die vorrangigen Ziele von zahlreichen Militäreinsätzen.

Der Vorsatz, anderswo in der Welt Schutz zu leisten, dient häufig dazu, breite Unterstützung in der Wählerschaft des eigenen Landes zu mobilisieren. Was könnte edler sein, als sich der Rettung von Menschen in Not zu verschreiben? Darin spiegelt sich eine alte Sehnsucht nach einer höheren Moral in der Politik. Aber ist sie auch bestimmend? Wohl kaum. Ansonsten würden wir ständig Interventionen erleben müssen, nicht nur in Libyen, sondern vor allem auch südlich der Sahara. Orte, an denen Menschen schutzlos leiden, von Milizen drangsaliert und ermordet werden, sind überall auf der Welt zu finden, gerade in den armen Regionen.

... Die Kriege in der Elfenbeinküste wie in Libyen offenbaren das große moralische Dilemma, in das sich Staaten hineinmanövrieren, wenn sie Militäreinsätze stets und vor allem mit humanitären Prinzipien legitimieren. Solange sie diese Grundsätze nicht universell durchsetzen können, sollten sie nicht so tun, als handle es sich dabei um die Leitgedanken einer neuen weltumspannenden Außenpolitik. Das wirkt schnell unglaubwürdig. Denn gerade die Konflikte in der armen Welt zeigen, dass von einem flächendeckenden Schutz von Zivilisten keine Rede sein kann.

Was bleibt, ist die Pflicht, das Schlimmste zu verhindern. In Ruanda 1994 hat die Welt einen Völkermord geschehen lassen, es war vermutlich das größte Versagen der modernen Völkergemeinschaft. In Kenia ist es dagegen gelungen, durch schnelle und kluge Diplomatie die Eskalation ethnischer Gewalt nach den Wahlen zu verhindern.

Quote06.04.2011 um 11:03 Uhr

mvb75053 schreibt

auch wenn die Medien noch so sehr lamentieren:

Zitat: "Ansonsten würden wir ständig Interventionen erleben müssen, nicht nur in Libyen, sondern vor allem auch südlich der Sahara. Orte, an denen Menschen schutzlos leiden, von Milizen drangsaliert und ermordet werden, sind überall auf der Welt zu finden, gerade in den armen Regionen."

es wäre bestimmt interessant zu erleben, wie schnell sich die Ordnungsbemühungen von UN und Nato und danach diese Institutionen in Rauch auflösen, wollte man diesem Gedanken auch nur ansatzweise folgen.


Quote06.04.2011 um 10:46 Uhr

Nebee schreibt

Ein Bundespräsident trat zurück wegen seiner Analyse zur Sicherung des Rohstoffenachschubes.

Aha, nun merkt es selbst der Natogroupie SZ, worum es geht.


Quote06.04.2011 um 10:23 Uhr,
Svensk schreibt

Zivilisten wurden noch in keinem einzigen Krieg geschützt!!!

Das glaubt nicht einmal Joschka Fischer selbst. Aber es hört sich besser an als das Besetzen von Rohstoffquellen. Insofern ist dieser Artikel gut und bringt es auf den Punkt..Es ist auch scheinheilig nun Gaddhafi so zu verdammen. Denn er hat mit der Mithilfe des Westens seine Leute tyrannisiert, genauso wie es andere Führer in der islamischen Welt getan haben und immer noch tun. ...


Quote06.04.2011 um 10:34 Uhr,
Schnappe schreibt

Herr Perras...

Sie stellen nichts Neues fest.
Selbst ein Saddam Hussein hätte den Westen nicht interessiert, wenn dieser nicht auf dem Öl gesessen hätte.


Quote06.04.2011 um 10:36 Uhr

MaximilianVIIII schreibt aus dem Text:

"Die Logik von militärischen Interventionen folgt kaum moralischen Prinzipien oder gar humanitären Zielen."

Seien Sie mir bitte nicht böse aber haben Sie das erst jetzt begriffen?

Merkel verwandelt sich von Saulus in Paulus bei der Atomfrage! Moral? persönliche Einsicht? göttliche Eingebung?.....nein politisches Kalkül!

Seehofer steht voll und ganz hinter seinem Liebling (nicht mehr Dr.) von und zu Guttenberg! Loyalität? menschliche Zuneigung? glaube an das Gute in Ihm? ....sorry Befriedigung der Stammwählerschaft!

Hoeness will 1860 retten! Mitleid? sportliches Interesse? moralische Verpflichtung? ....zeit um, es ist natürlich Geld!

Politik ordnet sich nicht der Moral oder humanitären Gründen unter. Sie sind nur weitere Werkzeuge um die Massen in die Richtung zu bewegen in die Sie eine kleine Gruppe führen will.


Quote06.04.2011 um 11:07 Uhr

kexxter schreibt

Hier werden aber viele Fässer aufgemacht!

1. Der katastrophale Imperativ in diesem Artikel lautet: "Solange du die Zeche prellst, sei wenigstens freundlich zum Wirt". Das ist absolut inakzeptabel. Wenn sich ein Autor der SZ schon mal die Mühe macht, sollte doch auch mal ganz klar die rechtliche Lage angesprochen werden: Angriffskriege brechen Völkerrecht, die Regierung ist an geltendes Recht gebunden. Die Behauptung, Zivilisten schützen zu wollen, ist der einzige Weg, nicht sofort offensichtlich zum Kriegsverbrecher zu werden.

2. Von Nationen und Bündnissen geführte Kriege sind immer mit Interessen verbunden; um den Schutz der Zivilbevölkerung kann es dort im Prinzip nie geben. Das heißt ganz klar: Wenn man irgendwo die Zivilbevölkerung schützen wollte, bräuchte es dafür nicht nur zwingend das UN-Mandat sondern auch ausschließlich UN-Truppen. Es ist völlig lachhaft und verblendet zu glauben, dass die NATO (zu deren Grundsätzen der "Schutz" von Rohstoffen auch außerhalb des eigenen Terrains gehört!) jemals zum Gemeinwohl handeln würde. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass dabei immer die Zivilbevölkerung verloren hat.

3. Anders als Spook schreibt, ist die Elfenbeinküste für die Schokoladenproduktion durchaus sehr wichtig. Das kleine Land produziert 40% der weltweiten Kakaoernte (die, nebenbei gesagt, wesentlich durch Kindersklaven realisiert wird).



Aus: "Elfenbeinküste und Libyen - Öl ist wichtiger als Kakao" Ein Kommentar von Arne Perras (06.04.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/elfenbeinkueste-und-libyen-oel-ist-wichtiger-als-kakao-1.1081750


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Quote[...] BERLIN taz | Deutschland gewährt dem US-amerikanischen Deserteur André Shepherd kein Asyl. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) hat am Montag seinen Antrag nach über zwei Jahren abgelehnt.

Shepherd hatte um politisches Asyl ersucht, weil er sich nicht an dem seiner Ansicht nach völkerrechtswidrigen Krieg im Irak beteiligen wollte. Shepherds Fall hatte in den vergangenen Jahren eine Welle der Unterstützung ausgelöst. Die taz-Leserschaft verlieh ihm im vergangenen Jahr den Panter Preis als "Held des Alltags".
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Seit dem Vietnamkrieg hat kein amerikanischer GI mehr in Deutschland Asyl beantragt. André Shepherd war die erste und bislang einzige Ausnahme. Begründet hatte der Hubschraubermechaniker das Gesuch mit seiner Weigerung, für die US-Armee ein zweites Mal in den Irak einzurücken, und der anschließenden Fahnenflucht.

Zum ersten Mal war Shepherd zwischen September 2004 und Februar 2005 im Irak im Einsatz. In der Zeit kamen ihm erste Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Krieges. Zurück in Deutschland, war Shepherd schließlich überzeugt: Der Irakkrieg ist illegal. Als er im Frühjahr 2007 den erneuten Marschbefehl Richtung Irak erhielt, setzte er sich von seiner Einheit, dem 412. Luftunterstützungsbataillon, ab. 19 Monate verbrachte der Fahnenflüchtling im Untergrund. Im November 2008 ersuchte er schließlich um politisches Asyl.

In seinem Antrag berief er sich auf eine EU-Richtlinie vom April 2004, nach der Militärdienstverweigerer als Flüchtlinge anerkannt werden können, wenn sie aus einem Konflikt desertierten, der das Gewaltverbot der Charta der Vereinten Nationen verletzt. Für Shepherd war der Irakkrieg ein solcher völkerrechtswidriger Krieg. Außerdem befürchtete er, im Einsatz in Kriegsverbrechen verwickelt werden zu können.

Das BAMF teilt diese Befürchtung nicht. In seiner Begründung schreibt das Nürnberger Bundesamt, es gebe keine Anhaltspunkte dafür, dass "der Asylbewerber bei einem erneuten Einsatz im Irak in Kriegsverbrechen oder andere Straftaten verwickelt werden könnte". Er habe zudem keine "konkreten Straftaten" nennen können, "die von seiner Einheit während seines ersten Einsatzes begangen worden wären". Und als Hubschraubermechaniker laufe er "nicht Gefahr, selbst in Kampfhandlungen und dabei mögliche Straftaten verwickelt zu werden".

Auf Shepherds Argument, die Irak-Invasion habe gegen das Völkerrecht verstoßen, kommt es laut BAMF gar nicht an. Denn "schon vor dem ersten Aufenthalt des Asylbewerbers im Irak hatten die irakischen Streitkräfte kapituliert", so das BAMF. Der anschließende Einsatz der Koalitionsstreitkräfte habe allein "die Wiederherstellung der Sicherheit und Stabilität des Landes zum Ziel" gehabt und sei "durch Mandat des UN-Sicherheitsrates völkerrechtlich legitimiert".

Das BAMF schließt sich damit einer eigenwilligen Interpretation des Völkerrechts an. So hat etwa das Bundesverwaltungsgericht in dieser Frage schon einmal grundsätzlich anders entschieden: Im Juni 2005 rehabilitierte das Leipziger Gericht einen degradierten Bundeswehroffizier, der sich geweigert hatte, eine Software zu entwickeln, die den USA im Irakkrieg zumindest indirekt hätte dienlich sein können. Gegen den Krieg im Irak, so das Gericht, bestünden "gravierende rechtliche Bedenken im Hinblick auf das Gewaltverbot der UNO-Charta".

Dass das BAMF anders entschieden hat, muss nicht das Ende von Shepherds Kampf um Anerkennung sein. Gegen den Bescheid kann geklagt werden. Zum weiteren Vorgehen wollten sich am Dienstag weder Shepherd noch seine Unterstützer öffentlich äußern. "Wir prüfen die Situation sehr sorgfältig", sagte Shepherd der taz.

Solange sich Shepherd gerichtlich wehrt, kann er nicht in die USA abgeschoben werden. Dort droht ihm eine mehrjährige Haftstrafe. ...


Aus: "Kein Asyl für US-Deserteur - "Held des Alltags" abgelehnt" VON NIKLAS WIRMINGHAUS (06.04.2011)
Quelle: http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/held-des-alltags-abgelehnt/

André Shepherd
http://de.wikipedia.org/wiki/Andr%C3%A9_Shepherd


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der 90 Jahre alte Rentner wird des Mordes in 14 Fällen beschuldigt. Er soll die Erschießung von vier Zivilisten und die Sprengung eines Hauses befohlen haben, in dem zehn Menschen ums Leben kamen. Eine solche Tat ,,wäre mit Sicherheit durch die Gerichtsbarkeit der Deutschen Wehrmacht verfolgt und geahndet worden", sagte der Anwalt unter dem Hohngelächter von Zuhörern im voll besetzten Saal.

...


Aus: "Ex-Wehrmachtsoffizier bestreitet Kriegsverbrechen" (15.09.2008)
Quelle: http://www.welt.de/regionales/muenchen/article2447615/Ex-Wehrmachtsoffizier-bestreitet-Kriegsverbrechen.html


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Sönke Neitzel / Harald Welzer: Soldaten.
Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben.
S. Fischer Verlag, 528 Seiten, Euro 22,95
ISBN 978-3-100-89434-2

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Quote[..] Die Bandbreite der belauschten Soldaten [ ] ist enorm. Die Briten haben vor allem höhere Offiziere, Luftwaffen- und Marineangehörige, also die Elite der Wehrmacht, abgehört. Die Amerikaner konzentrierten sich auf die ,,ordinary men" aus den Kampfeinheiten. Was das Material auf diese Weise hergibt, sind Einblicke in praktisch jeden denkbaren militärischen Lebenslauf, vom Marinekampfschwimmer bis zum Verwaltungsgeneral. Die Männer hatten im Verlauf des Kriegs an allen Fronten gekämpft, mit den unterschiedlichsten politischen Einstellungen und in allen möglichen Einheiten, was neue Rückschlüsse erlaubt.

Und da ist noch etwas: Im Gegensatz zu Feldpostbriefen oder Verhören haben Abhörprotokolle keinen Adressaten. Das heißt zwar nicht, dass die Gespräche frei wären von Stilisierungen, Prahlereien oder Unwahrheiten. Sicher gab es auch Soldaten, die davon ausgingen, dass sie abgehört wurden, und die deshalb kontrolliert sprachen. Das Material führt allerdings vor, dass dies eher die Ausnahme war. Oder besser: dass der Mitteilungsdrang unter Kameraden, ihr Bedürfnis, sich auszutauschen, weit größer war als jede Vorsicht. Zügelloses, beiläufiges, oft anekdotisches Geplauder findet man in diesen mitgeschnittenen Gesprächen. Und genau das macht ihr Skandalon aus: Völlig enthemmt und andauernd ist hier von Kriegsverbrechen und Gewaltexzessen die Rede und davon, wie viel Vergnügen das Morden den Tätern bereitet hat. Es sind Dokumente des Grauens.

... Die Autoren haben alle Zitate in ihre Analyse eingebettet. Sie verstehen ihr Buch als Beitrag zur Mentalitätsgeschichte der Wehrmacht, stellen bekannte Fragen neu: Wie nationalsozialistisch war der Krieg der Wehrmacht? Inwieweit entsprechen die deutschen Soldaten dem in der neunziger Jahren von Daniel Goldhagen gezeichneten Bild von den ,,willigen Vollstreckern" oder dem differenzierteren, das die beiden Wehrmachtsausstellungen von den Verbrechen der Wehrmacht erarbeitet haben?

Bei der Auseinandersetzung um die Wehrmachtsausstellung bestritten viele Kriegsteilnehmer, dass die Wehrmacht in den Holocaust verstrickt gewesen sei. Die Abhörprotokolle belegen das Gegenteil. Sie zeigen, dass viele Soldaten über den Prozess der Judenvernichtung im Detail Bescheid wussten; dass sie viele Verbrechen, die heute zu Vernichtungskrieg und Holocaust gerechnet werden, zeitgenössisch allerdings ganz anders einordneten - als Partisanenbekämpfung etwa.

... Auch wird am Material deutlich, dass es, um freiwillig an Massenerschießungen teilzunehmen, nicht zwingend antisemitischer Motive bedurfte. Die Gegebenheiten, so Neitzel und Welzer, waren oft trivialer: Den Männern machte es Spaß, etwas tun zu können, was sie unter gewöhnlichen Umständen niemals hätten tun dürfen - das Gefühl zu erfahren, jemanden straflos zu töten, totale Macht auszuüben. Von der ,,Chance der unbestraften Unmenschlichkeit" hat Günther Anders einmal gesprochen. Als Motiv reicht diese oft völlig aus.

Und dann ist da noch die Frage nach der Ideologie: Nur für eine kleine Gruppe von wirklichen ,,Weltanschauungskriegern", stellen die Autoren fest, bilde die ,,Eroberung des Ostraums" oder ,,die Abwehr der bolschewistischen" oder ,,gelben Gefahr" einen Grund für konkrete Handlungen. In der Mehrheit handeln die Wehrmachtssoldaten dagegen so, wie sie glauben, dass es von ihnen erwartet wird. Und das hat weniger mit ideologischen Vorgaben als mit konkreten Einsatzorten, -zwecken oder mit den Gruppen zu tun, von denen sie ein Teil sind. ,,Krieg", lautet Neitzels und Welzers scharfzüngiges Resümee, ,,formiert einen Geschehens- und Handlungszusammenhang, in dem Menschen tun, was sie unter anderen Bedingungen niemals tun würden. In diesem Zusammenhang töten Soldaten Juden, ohne Antisemiten zu sein, und verteidigen ihr Land ,fanatisch', ohne nationalsozialistisch zu sein. Es wird Zeit, mit der Überbewertung des Ideologischen aufzuhören. Ideologie mag Anlässe für einen Krieg liefern, erklärt aber nicht, warum Soldaten töten oder Kriegsverbrechen begehen."

Neitzel und Welzer schlagen damit auch einen Bogen in die Gegenwart. Schließlich zeigten alle Kriege, dass es unangebracht sei, sich darüber zu empören, dass Menschen sterben, wenn Krieg ist. Wenn Krieg ist, sei das so. Und so sollte man sich wohl besser fragen, ob und unter welchen sozialen Bedingungen Menschen vom Töten ablassen können. Dann könnte man aufhören, jedes Mal, wenn sich Staaten dazu entscheiden, Krieg zu führen, demonstrativ erschüttert darüber zu sein, dass es dabei Verbrechen und Gewalt gegen Unbeteiligte gibt.

...


Aus: "Dokumente des Grauens" Von Julia Encke (12. April 2011)
Quelle: http://www.faz.net/s/Rub79A33397BE834406A5D2BFA87FD13913/Doc~E8920F6545D00439B942E4A3C65BF9579~ATpl~Ecommon~Scontent.html

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Quote[...] Das Infanterie-Regiment 460 zog im September 1939 an die französische Front und wurde Mitte 1941 an die Ostfront verlegt. Dort erlebten die Soldaten das Grauen auf Erden – und taten Grausames. Geiselerschießungen, Racheakte, Vergeltungen an der Zivilbevölkerung und eine ,,Politik der verbrannten Erde" beim Rückzug – die sich lange gehaltene Mähr von einer ehrenvollen Wehrmacht wurde in jüngster Vergangenheit durch Ausstellungen in Frage gestellt, unzählige Kriegsverbrechen sind dokumentiert. Nun sind neue Forschungen aufgetaucht ...

Am 12. April erscheint das Buch ,,Soldaten. Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben". Es bezieht sich auf Protokolle von heimlichen Abhöraktionen, die Briten und Amerikaner zwischen 1940 und 1945 bei deutschen und italienischen Kriegsgefangenen gemacht haben. Die Alliierten lauschten mit, wenn ihre Gefangenen sich über Krieg, Politik und Freizeit unterhielten, über Leben und vor allem über den Tod. 75 000 Seiten haben die Wissenschaftler ausgewertet und stießen dabei auf Unfassbares. Auf Gleichgültigkeit und gar Freude am Morden.

Beispiel: Soldat 1: ,,Ich habe einen Franzosen von hinten erschossen. Der fuhr mit dem Fahrrad." Soldat 2: ,,Von ganz nahe?" Soldat 1: ,,Ja." Soldat 2: ,,Wollte der dich gefangen nehmen?" Soldat 1: ,,Quatsch. Ich wollte das Fahrrad haben."

Oder: ,,Dann sind wir im Tiefflug über die Straßen, und wenn uns Autos entgegenkamen, haben wir den Scheinwerfer angemacht, die dachten, es käme ihnen ein Auto entgegen. Dann haben wir mit der Kanone reingehalten. Damit hatten wir viele Erfolge. Das war sehr schön, das machte riesigen Spass."

... Die Protokolle ... zeugen von der Banalität des Töten, davon wie Krieg jegliche Moral, Ethik und Wertvorstellung vergessen macht. Wie leicht ein Mensch zum Möder wird.

,,Bei vielen dauert die Gewöhnungsphase gerade einmal ein paar Tage", sagen die Forscher, dann gehört Töten zum Alltag, nicht ,,wenige Soldaten empfinden sogar ein offen eingestandenes Vergnügen dabei".

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Aus: "Wehrmacht: Plauderei über das Töten" Von Dirk Grupe (10.04.2011)
Quelle: http://www.schwaebische.de/region/oberschwaben/weingarten/stadtnachrichten-weingarten_artikel,-Wehrmacht-Plauderei-ueber-das-Toeten-_arid,5058682.html

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Quote[...] "Sprachlos" habe ihn die Nachricht von diesen Dokumenten gemacht, schreibt im Prolog zu der Studie Harald Welzer, der Sozialpsychologe und Direktor des Center for Interdisciplinary Memory Research am Kulturwissenschaftlichen Institut in Essen. Entdeckt hat die Dokumente überwiegend sein Co-Autor, der Historiker Sönke Neitzel: 150.000 Seiten heimlich mitprotokollierter Gespräche von über 13.000 deutschen und einigen hundert italienischen Kriegsgefangenen in britischen und amerikanischen Lagern. Die beiden Autoren zitieren ausführlich aus ihrem Material. Das macht auch den Leser nicht selten sprachlos. Denn die überwiegend identifizierten deutschen Gefangenen reden meist sehr offen, ohne historische Distanz, politische Vorsicht, ohne moralischen Druck und ethische Bedenken. Sie sprechen über eigene Heldentaten und die des Feindes, über Hitler und die militärische Führung. Über ihre Hoffnung und Ängste, über militärische Taktik und Technik, Sexualität, Judenvernichtung und Kriegsverbrechen. Wie der Kriegsgefangene Müller, ein Gefreiter:

"Als ich in Charkow war, war alles bis in die Innenstadt zerstört. Eine herrliche Stadt, eine herrliche Erinnerung. Alle Leute sprachen etwas deutsch. Auch in Taganrog - herrliche Kinos und wundervolle Strandcafés. Schön ist die Landschaft - im LKW war ich überall. Da sah man nichts als Frauen, die Pflichtarbeitsdienst machten. Straßen haben die gemacht, mordsschöne Mädels - da sind wir vorbeigefahren, haben sie einfach in den PKW hereingerissen, umgelegt und wieder rausgeschmissen."

Touristische Gefühle und Verbrechen, Arglosigkeit und Brutalität. Die Grenzen zwischen ihnen, so Sönke Neitzel und Harald Welzer, verwischen sich in diesen Alltagsgesprächen von Soldaten über die extreme Situation des Krieges.

"Nichts von der berichteten Gewalt gegen andere verstößt gegen Erwartungen der Zuhörer. Geschichten vom Erschießen, Vergewaltigen, Rauben gehören in den Alltagsbereich der Kriegserzählungen; fast nie kommt es bei solchen Themen zu Auseinandersetzungen, moralischen Einwänden, gar Streitigkeiten. Die Gespräche, so gewaltvoll ihre Inhalte oft sind, verlaufen stets harmonisch; die Soldaten verstehen sich:"

Etwa dann, wenn der Jagdflieger Fischer von seinen Einsätzen über England erzählt.

"In Folkestone haben wir einmal den Bahnhof angegriffen, gerade ein großer Personenzug am Ausfahren, zack, die Bombe in den Zug hinein. Junge, Junge! (Gelächter)."

Es liegt nahe, solche Texte moralisierend zu bewerten. Neitzel und Welzer jedoch verweigern sich diesem Impuls entschieden. Sie möchten stattdessen verstehen, wodurch das Reden, Denken und Tun dieser Soldaten stärker geprägt ist: durch den Referenzrahmen des Krieges, also durch seine Regeln, Mechanismen und Normen - oder durch den Einfluss der nationalsozialistischen Ideologie. Dementsprechend haben sie die Protokolle akribisch durchgearbeitet, und dabei die Aussagen nach Kriterien geordnet wie "Abschießen", "Ästhetik des Zerstörens"; "Führerglaube", "Jagd", "Töten als Besatzer", "Anständigkeit", "Waffen-SS" oder "Vernichtung".

"Die Judenvernichtung ist Bestandteil der Wissenswelt der Soldaten, und zwar in weit höherem Maße, als es die jüngeren Untersuchungen zum Thema erwarten lassen. Zweifellos haben nicht alle alles gewusst, aber in den Abhörprotokollen kommen sämtliche Details der Vernichtung vor, bis hin zu den Tötungen durch Kohlenmonoxid in Lastwagen. Darüber hinaus werden eine Menge Gerüchte über die Vernichtung erzählt, weshalb man vor diesem Hintergrund davon ausgehen kann, dass fast jeder wusste, dass die Juden umgebracht wurden. Die meisten Gespräche haben auch den Unterton, hier seien Grenzen überschritten worden. Jedoch kritisieren die Soldaten meistens nicht die Tatsache, dass der Massenmord tatsächlich stattfindet, sondern die Umstände seiner Durchführung."

Trotz solcher Befunde bewerten die beiden Autoren die Taten dieser Soldaten nur in zwei Punkten als spezifisch nationalsozialistisch: wenn sie absichtlich und ohne jede militärische Bedrohung Juden oder sowjetische Kriegsgefangene umbrachten. Allein hier dominiere der Einfluss der nationalsozialistischen Ideologie und ihres Rassismus. Alles andere - Rauben, Schänden, das Töten von Zivilisten - sei dem Referenzrahmen des Krieges geschuldet. Sie schreiben:

"Die Gewalt, die Wehrmachtssoldaten ausüben, ist auch nicht "nationalsozialistischer" als die Gewalt, die etwa britische oder amerikanische Soldaten anwenden. Der Krieg lieferte auch eine Menge Wehrmachtssoldaten als amtshelfende Vollstrecker, aber die Judenvernichtung machte eben nicht den Krieg aus."

Damit nimmt die Studie in der Auseinandersetzung, ob deutsche Wehrmachtssoldaten willige Vollstrecker nationalsozialistischer Weltanschauung waren oder nur pflichtbewusste Soldaten, eine differenzierte Position ein: Es gibt Überschneidungen mit der NS-Ideologie und es gibt exzessive Gewalt. Trotzdem lässt sich das Handeln der Soldaten für die Autoren überwiegend aus der Logik des Krieges erklären, genauer gesagt, der des Militärischen:

"Durchgängig sollte deutlich geworden sein, dass für die basale Orientierung der Wehrmachtsoldaten - also für ihre Wahrnehmung und Interpretation dessen, was vor sich geht - das militärische Wertesystem und die soziale Nahwelt von entscheidender Bedeutung ist: Ideologie, Herkunft, Bildungsstand, Lebensalter, Dienstrang und Waffengattung differenzieren in dieser grundlegenden Hinsicht kaum. Die Wehrmacht und der von ihr geführte Krieg wurden selbst dann nicht in Frage gestellt, wenn man davon ausging, dass der Kampf bereits verloren war, oder wenn man sich über Verbrechen empörte."

Die klare Unterscheidung der Autoren zwischen dem geringeren Einfluss der NS-Ideologie und der prägenden Logik des Krieges wird im Detail noch diskutiert werden müssen.

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Aus: ""Umgelegt und wieder rausgeschmissen"" Von Martin Hubert (11.04.2011)
Quelle: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/andruck/1433853/



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#444
Quote[...] Durch mittlerweile mehr als 900 Luftschläge sei es seit Ende März gelungen, ein Drittel des Militärapparats von Machthaber Muammar al-Gaddafi auszuschalten, rechnete Rasmussen vor.

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Aus: "Die Nato zu Gast beim Gutmenschen Westerwelle" Thorsten Jungholt (13.04.2011)
Quelle:  http://www.welt.de/politik/ausland/article13165871/Die-Nato-zu-Gast-beim-Gutmenschen-Westerwelle.html

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Quote[...] Nach Einschätzung des ehemaligen Bundeswehr-Generalinspekteurs Harald Kujat ist der Libyen-Einsatz ohne Bodentruppen nicht lösbar. "Die Nato befindet sich in einem Dilemma, aus dem sie nur schwer wieder herauskommen wird. Man kann Entscheidungen auf dem Boden nicht durch Angriffe aus der Luft herbeiführen", sagte der frühere Vorsitzende des Nato-Militärausschusses am Donnerstag dem Bayerischen Rundfunk.

"Wenn man keine Bodentruppen einsetzen möchte, dann wird man um ein politisches Engagement in Libyen nicht herumkommen." Die Frage sei dann nur, ob sich Gaddafi "zu einer politischen Lösung bequemen wird, wenn er nicht zuvor militärisch besiegt worden ist." Die jetzige Art der Kriegführung sei deshalb nicht das richtige Instrument, um Gaddafi zu stürzen.

In der Nato herrscht derzeit offener Streit über die Frage, ob die Militärschläge gegen den libyschen Machthaber erhöht werden sollen: Am Vorabend bekräftigten der französische Präsident Nicolas Sarkozy und der britische Premierminister David Cameron ihre Haltung, wonach der "militärische Druck" auf Libyens Machthaber Muammar el Gaddafi erhöht werden müsse.

"Alle Mittel müssen zur Verfügung gestellt werden", erklärte der Elysée-Palast nach den Beratungen der beiden Regierungschefs in Paris. Aus französischen Quellen hieß es weiter, die Koalition müsse ihre "absolute Entschlossenheit" zum Schutz der Zivilbevölkerung und zur Beendigung der "mittelalterlichen Belagerungen" der Städte Misrata und Sintan zeigen.

Umstritten ist zudem eine mögliche Bewaffnung der Rebellen: Beim Treffen der Libyen-Kontaktgruppe am Vortag ist eine solche Forderung laut geworden. Neben Italien sprach sich auch das Emirat Katar für einen solchen Schritt aus. Frankreich hingegen plant derzeit nicht, die Rebellen mit Waffen zu versorgen. Für einen solchen Schritt gebe es derzeit keinen Anlass, so Sarkozy.

... Außenminister Guido Westerwelle (FDP) verteidigte derweil die Bereitschaft der Bundesregierung, Hilfslieferungen nach Libyen möglicherweise durch Bundeswehrsoldaten militärisch zu schützen. Das sei kein Widerspruch zur deutschen Haltung, sich von dem Nato-Einsatz in dem Land fernzuhalten, sagte Westerwelle der Frankfurter Rundschau. "Die militärische Absicherung einer humanitären Hilfslieferung zum Beispiel auf dem Mittelmeer ist etwas völlig anderes als die Beteiligung an einem Kriegseinsatz. Humanitäre Hilfe ist neutral, sie schaut nur auf Opfer."


Aus: "Nato-Flugzeuge bombardieren Munitionsdepots" (14.04.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/krieg-in-libyen-nato-flugzeuge-bombardieren-munitionsdepots-1.1085000

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Quote[...] Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP) hält trotz der französischen und britischen Forderungen nach einer Ausweitung der Luftschläge in Libyen weiter an einer politischen Lösung des Konfliktes fest. Zwar verstehe die Bundesregierung diejenigen, die militärisch eingegriffen hätten, sagte Westerwelle am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin". Der Bundesregierung gehe es aber darum, dass aus einem militärischen Einsatz kein dauerhafter Krieg werde, weshalb eine politische Lösung notwendig sei.

Eine politische Lösung bedeutet nach den Worten von Westerwelle, dass es einen Waffenstillstand als Voraussetzung dafür geben muss, dass Zivilisten nicht geschädigt oder sogar getötet werden. Entscheidend dabei sei, dass der libysche Machthaber Gaddafi auch die Verantwortung dafür trage. Schließlich habe Gaddafi bisher viele Waffenstillstände angekündigt aber nicht befolgt. "Er trägt die erste Verantwortung dafür, dass dieser Krieg in Libyen ein Ende findet und er muss auch gehen", sagte Westerwelle.

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Aus: "Schwellenländer machen Front gegen Libyen-Einsatz" (14.04.2011)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,756945,00.html


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#445
Quote[...] Seit der Publikation von Sönke Neitzels Buch Abgehört, in dem über die decouvrierenden Plaudereien deutscher Generäle in britischer Kriegsgefangenschaft 1942 bis 1945 berichtet wird, wissen wir, dass die Briten nicht nur – durch die Entschlüsselung des deutschen Enigma-Systems – über die Mordtaten der Einsatzgruppen, sondern auch über das Innenleben der deutschen Wehrmacht bestens informiert waren. Das neue Buch Soldaten stellt in gewissem Sinne eine Fortsetzung von Abgehört dar.

Verfasst wurde es von dem Mainzer Historiker Sönke Neitzel und dem Essener Sozialpsychologen Harald Welzer, denen eine sechsköpfige Forschergruppe zuarbeitete. Sie sichtete den riesigen Quellenbestand von etwa 150.000 Seiten aus den Nationalarchiven in Großbritannien und in den USA und werteten ihn aus. Hauptsächlich stammen die abgehörten Gespräche aus den Jahren 1940 bis 1945.

In dem neuen Band stehen nicht die Generäle im Vordergrund, sondern kriegsgefangene Soldaten mit niedrigen Dienstgraden, einfache Mannschaftssoldaten, Piloten, Kampfschwimmer, »Etappenhengste« – die ganze Bandbreite der Wehrmacht. Während sich die Briten mehr für die Funktionselite der Wehrmacht interessierten, konzentrierten sich die Amerikaner auf die einfachen Soldaten aus den Kampfeinheiten. Obwohl diese an den westlichen Kriegsschauplätzen in Gefangenschaft gerieten, handeln einige Gespräche auch von der Ostfront, wo die betreffenden Soldaten zuvor eingesetzt gewesen waren.

Sensationelle Neuigkeiten über die Kriegführung der Wehrmacht oder über Kriegsverbrechen enthält der Band nicht, zumindest nicht für die Fachwelt. Wohl aber sind die dokumentierten Aussagen von einfachen Soldaten ein wesentlicher Beitrag zu einer Mentalitätsgeschichte der Wehrmacht. In ihrer Unmittelbarkeit und Ungeschminktheit sind sie geeignet, jene Zeitgenossen zu verstören, die teilweise noch immer an die Legende von der »sauber« gebliebenen Wehrmacht glauben und unleugbare Verbrechen als Randphänomene abtun.

Die Soldatenerzählungen leuchten ins Zentrum des total geführten Krieges hinein. Von völkerrechtlichen Kriegsregeln ist kaum je die Rede. Die Übergänge zu Verbrechen werden fließend. Bei den einfachen Soldaten, die in der Kleingruppe, der »Kameradschaftsgruppe«, ihre Orientierung suchten und nicht in irgendwelchen Ideologien, entstand auch bei Überschreitungen kein Unrechtsbewusstsein. Das Töten wurde zur normalen Routine, gelegentlich auch das Töten von Frauen, Kindern und unbeteiligten Zivilisten. Neitzel und Welzer stellen fest: Man finde in diesen Quellen »erstaunlich wenig Empörung« über die Verbrechen.

In den Gesprächen der kriegsgefangenen Soldaten der Wehrmacht wurden auch Tabuthemen nicht ausgespart, die in kaum einem Feldpostbrief zu finden sind. Der Brief aus dem Krieg richtete sich bekanntlich an die Angehörigen in der Heimat, und die Intention des Verfassers bestand in aller Regel darin, die Empfänger nicht zu beunruhigen. Der Gesprächspartner im Kriegsgefangenenlager dagegen war ein Kamerad, der Ähnliches erlebt hatte wie man selbst und dem gegenüber solche Zurückhaltung nicht erforderlich war. Hier konnte man Tacheles reden und mit den eigenen Heldentaten angeben. Man brauchte nicht zu leugnen, dass Krieg auch Spaß machen und das Töten einen Lustgewinn bedeuten konnte.

So berichtete etwa Unteroffizier Fischer, Pilot einer Me109, seinem Kameraden: »Ich habe alles umgelegt – Autobus auf der Straße, Zivilzug in Folkestone. Wir hatten Befehl, unten in die Städte reinzuschmeißen. Jeden Radfahrer habe ich beschossen.« Oder der Pilot Greim, der ebenfalls den Luftkrieg gegen England mitmachte: »Das erste Mal sind wir noch vorbeigeflogen, dann haben wir noch einmal Angriff gemacht und haben reingehalten, mein lieber Freund, das hat Spaß gemacht!« Ein anderer sekundierte mit der punktgenauen Vokabel für die lustvolle Gewaltausübung: »Die Sache hat mir einen Mordsspaß gemacht.«

In keiner dieser Spaßgeschichten von Luftwaffensoldaten kommt ein Mitgefühl mit den Opfern vor. Ob Frauen, Kinder, Alte, Radfahrer oder feindliche Soldaten – sie waren Ziele, die man mit Vergnügen abknallte. So wurde die Unmenschlichkeit rasch zur Normalität, die gar nicht mehr reflektiert zu werden brauchte.

Anders als in ihren Feldpostbriefen legten sich die kriegsgefangenen deutschen Soldaten in ihren Kameradengesprächen in Bezug auf die Judenmorde keine Zurückhaltung auf. Schon bislang haben Historiker die Ansicht vertreten, es sei fast unmöglich gewesen, dass ein im Osten eingesetzter Wehrmachtsoldat keine Informationen über die Judenmorde hatte. Nun wird durch die abgehörten Gespräche bestätigt, »dass praktisch alle wussten oder zumindest ahnten, dass die Juden umgebracht wurden«. In den Abhörprotokollen kommen »sämtliche Details der Vernichtung« vor.

Aber anders als die Menschen von heute hat dieses Verbrechen die Aufmerksamkeit der uniformierten Zeitgenossen weniger erregt als der Kriegsalltag. Die Soldaten berichten auch von einem regelrechten »Exekutionstourismus«. Soldaten unterschiedlichster Ränge haben gelegentlich und freiwillig an Judenerschießungen teilgenommen und nutzten so die »Chance der unbestraften Unmenschlichkeit« (Günther Anders).

Ganz offen gesprochen wurde im Kriegsgefangenenlager auch über die Praxis, dass Jüdinnen zum Geschlechtsverkehr gezwungen und hernach erschossen wurden, damit sie die Soldaten nicht belasten konnten. Da Leser von heute Gewaltexzessen dieser Art mit großem Unverständnis begegnen, erklärt der Sozialpsychologe Harald Welzer: Die nationalsozialistische Ethik verkoppelte Töten und Moral; sie erlaubte es, »Dinge, die unter Gesichtspunkten christlich-abendländischer Moral absolut böse sind, als gerechtfertigt, ja, als notwendig in das eigene moralische Selbstbild zu integrieren«.

In zwei einleitenden Kapiteln erörtern Neitzel und Welzer unter der etwas schwierigen Begrifflichkeit »Referenzrahmen« die Denk- und Handlungsorientierungen deutscher Wehrmachtsoldaten. Dabei gehen sie im besten Sinne historisch vor, indem sie die Rolle militärischer Werte in der Geschichte des deutschen Nationalstaates beleuchten und damit Kontinuitäten aufzeigen. Hierauf aufbauend, gehen sie in einem Schlusskapitel noch einmal systematisch der Frage nach: »Wie nationalsozialistisch war der Krieg der Wehrmacht?« Man hätte sie auch so stellen können: Wie prägend waren die militaristischen Traditionen und was war neu an diesem Krieg?

Die Autoren nähern sich einer Antwort, indem sie den Vietnamkrieg, den Irakkrieg und den Völkermord in Ruanda vergleichend heranziehen. Sie stellen fest, dass die Ermordung von Kriegsgefangenen und andere Grausamkeiten auch zu anderen Zeiten weit verbreitet waren, dass aber die systematische, rassistisch motivierte Vernichtung von Millionen von Kriegsgefangenen durch Hunger aus dem Rahmen des herkömmlichen »Normalkrieges« herausfällt und – neben den Judenmorden – als typisch nationalsozialistische Vernichtungspolitik zu charakterisieren ist. Es bleibt unverständlich, dass in diesem Zusammenhang nicht auch die Ermordung der Politkommissare und von Millionen slawischer Zivilisten erwähnt wird.

Die Autoren haben ein gut lesbares Buch geschrieben. Ihre Darstellung lebt von den erstmals veröffentlichten Originalzitaten aus den Abhörprotokollen. Diese werden – unter Zuhilfenahme der reichhaltigen geschichtswissenschaftlichen Spezialliteratur – in den historischen Kontext eingeordnet und analysiert. Einmal mehr bestätigt sich die Erkenntnis früherer Jahre: Je tiefer die historische – und nun auch die sozialpsychologische – Forschung in die Geschichte der Wehrmacht eindringt, desto düsterer wird das Bild.

Wolfram Wette ist emeritierter Militärhistoriker an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Von ihm erschien »Die Wehrmacht. Feindbilder, Vernichtungskrieg, Legenden« und zuletzt: »Karl Jäger. Mörder der litauischen Juden«, Fischer Verlag 2011.

Quote* Biljana
   * 17.04.2011 um 19:16 Uhr

Ich empfehle zum Vergleich

das Buch von Eugen Sorg "Die Lust am Bösen. Warum Gewalt nicht heilbar ist". Das ist keine wissenschaftliche Studie, aber ich fand Sorgs Darstellung und Gedankengänge überaus schlüssig, um dergleichen Phänomene (wie die "Lust am Töten") zu begreifen.


Quote* JMichelle
   * 17.04.2011 um 19:19 Uhr

Männerdusche

Man stelle sich vor, eine Fußballmannschaft in der Männerdusche würde abgehört und daraus würden Rückschlüsse über das Wesen des Mannes gezogen. Das Ergebnis wäre wenig schmeichelhaft.

In einem Kriegsgefangenenlager war es zweifelsohne wichtig, nicht als "Schwächling" zu erscheinen.

Ein guter Historiker geht kritisch mit Quellen um. Ich bin sicher die Inhalte dieser Abhörprotokolle sind oft schlimm. Aber zu glauben, sie seien automatisch wahr...


Quote* Berlinsux
   * 17.04.2011 um 19:29 Uhr

Ich weiss,

ohne irgendeine Quelle dazu lesen zu müssen, dass dies wahr ist. Denn ich weiss, zu was der Mensch aus Neugier, Wut, Hass, Angst und sogar aus Spass, fähig ist. Ich empfinde Ihren Kommentar als höchst bedenklich, wahre aber gewisse Forenregeln.


Quote* TriBlade
   * 17.04.2011 um 19:37 Uhr

Zu "wissen" ohne irgendeine Quellen zu kennen.

Ihnen ist schon klar wie wenig sinnvoll ihr Kommentar ist, oder?


Quote* erich kartmann
   * 17.04.2011 um 19:36 Uhr

Auch 66 Jahre danach

hat sich nichts geändert. Stichwort Collateral Murder. Aufschlußreich auch Hemingway. Er schildert genüsslich, wie er einen fliehenden deutschen Soldaten in WK II in den Rücken schiesst.


Quote* nibblersdad
   * 17.04.2011 um 19:46 Uhr

Differenziert betrachten

Ich finde die Erkenntnisse dieser Untersuchung spannend, und ich lese auch nichts von den stereotypen Bildern, die mancher hier zu erkennen glaubt. Es wird nicht behauptet, dass jeder deutsche Soldat Spaß am Krieg hatte und Verbrechen beging. Auch nicht dass dies in der Mehrzahl so war.

Und doch rüttelt die Untersuchung am Mythos der sauberen Wehrmacht, an der gebetsmühlenartig wiederholten Ansicht, man habe von den Verbrechen nichts gewusst und sich erst recht nicht beteiligt. Das Wissen um die Morde an Unschuldigen war wohl doch weit verbreitet.

Aber auch das bedeutet nicht, dass die Soldaten böse oder schlecht waren. Sie waren Menschen Ihrer Zeit, gefangen, oder zumindest beeinflusst von der NS-Ideologie. Und sie hatten im Krieg schreckliches erlebt. Sie hatten erlebt dass ein Menschenleben nichts zählt und das töten etwas Normales ist. Außerdem war ihnen klar, dass ihre Taten wohl ungesühnt bleiben würden.

Ich kann mir nicht mal im Ansatz vorstellen, wie es diesen Menschen gegangen ist. Was sie erlebt und durchlitten haben, und was das aus Ihnen gemacht hat. Und ich bin mir fast sicher, hätte ich damals gelebt, wahrscheinlich wäre auch ich einer von ihnen gewesen.


Quote* waltther
   * 17.04.2011 um 20:00 Uhr

Auch amerikanische Soldaten

Entfernt. Bitte diskutieren Sie hier das konkrete Artikelthema. Danke. Die Redaktion/lv


Quote* lernunfaehig
   * 17.04.2011 um 20:29 Uhr

Der freigesprochene Wehrmachtsoldat

Der von nichts gewusst haben soll, und nur aus Vaterlandsliebe Europa in der Steinzeit zurueckversetzte.
Dieses Bild passt eher all denen, die gern mit dem Radiergummi die Geschichte lesen und diese wohlgemerkt neu schreiben wuerden, sollten sie auf der Sieger Seite sitzen.



Aus: ""Das hat Spaß gemacht"" Von Wolfram Wette (17.4.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/2011/16/L-P-Soldaten

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Quote[...] Vor allem durch Christopher Brownings Studie "Ganz normale Männer" und durch die Wehrmachtsausstellung, die noch einmal viel Staub aufgewirbelt hat, weil die letzten Überlebenden sich nicht den Ruf der sauber gebliebenen Wehrmacht zerstören lassen wollten und sich plötzlich mit Fotos konfrontiert sahen, die das Gegenteil dokumentierten.

Jetzt ist ein weiteres Mosaiksteinchen in der sowieso schon fast lückenlosen Beweisführung erschienen. In "Soldaten. Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben" legen Sönke Neitzel und Harald Welzer allerdings etwas vor, das tatsächlich in der ziemlich gut ausgeleuchteten Geschichte des Zweiten Weltkriegs als wirklich spektakulärer Fund gewertet werden kann, denn Neitzel entdeckte im britischen Nationalarchiv die Abhörprotokolle von deutschen Soldaten, die in Kriegsgefangenschaft geraten waren, meistens Marinesoldaten, aber auch Luftwaffen- und Heeressoldaten, die sich in der Gefängniszelle vertrauensvoll ihre Geschichte und ihre Geschichten erzählten, ohne zu wissen, dass ihre Gespräche mitgeschnitten wurden. Und auch in den National Archives in Washington stieß Neitzel auf ähnliche Abschriften.

... Die "autotelische" Gewalt, wie Reemtsma das Töten um des Tötens willen nennt, steht im radikalen Widerspruch zum Selbstverständnis einer zivilisierten Gesellschaft, die in Friedenszeiten diese Art von Gewalt als "das Böse" ausgrenzt, obwohl sie in Zeiten des Kriegs dieses Böse freisetzt und sogar sanktioniert. Und auch wenn es heute Bestrebungen gibt, Soldaten zur Rechenschaft zu ziehen, die Kriegsgräuel begehen, bietet der Krieg einen Rahmen, in dem diese Art von Gewalt blüht und gedeiht.

Die Schwierigkeit, diese Gewalt zu erforschen, besteht laut Neitzel und Welzer im "unwissenschaftlichen Moralismus". Die Moral aber ist in der Regel der einzige Maßstab, der an solche Grausamkeiten angelegt wird, verhindert jedoch zugleich ein wirkliches Verständnis von menschlicher Gewalt, weil sich mit Moral nicht unterscheiden lässt zwischen Massaker und Völkermord, und diese Ineinssetzung spielt in der Begründung von Kriegseinsätzen eine entscheidende Rolle.

In der planmäßigen und industriellen Vernichtung der Juden durch Vergasung in den KZs war das Exzessive eines Massakers eher kontraproduktiv, weshalb man sich in den Befehlsetagen der Wehrmacht und der SS durchaus Sorgen machte, denn die Zügellosigkeit des Gewaltgebrauchs war nicht im Sinne der Effizienz, mit der ein Adolf Eichmann arbeitete.

Ständige Gewaltorgien untergruben nicht nur die Disziplin, auch die sich in Tötungszahlen ausdrückende Wirkung ist begrenzt, weil ein Erschießungskommando niemals schaffen kann, was in Auschwitz mit der Massenfertigung von Toten erreicht wurde. Nun war das deutsche Personal in den Vernichtungs-KZs nicht sehr groß, denn als Aufsichtspersonal hatte man vor allem Ukrainer, Litauer, Letten, Esten und Polen (die übrigens von den Deutschen deshalb verachtet werden, obwohl sie von ihnen für diese Arbeiten zwangsrekrutiert wurden), aber in den Abhörprotokollen wird deutlich, dass "viele Soldaten über den Prozess der Judenvernichtung en détail Bescheid wussten".

Das ist keine wirklich neue Erkenntnis, denn alle Indizien und Hinweise in der Forschung weisen darauf hin, dass trotz geheimer Kommandosache das Wissen um die Judenvernichtung allgemein war, was nur der ZDF-Historiker Guido Knopp nicht wahrhaben will, der allenfalls 10 % der 18 Millionen Wehrmachtssoldaten verstrickt sieht.

Abgesehen von solchen Relativierungen bleibt etwas sehr Erstaunliches, und das drückte Hannah Arendt so aus: "Es gab im Dritten Reich nur wenige Menschen, die die späteren Verbrechen des Regimes aus vollem Herzen bejahten, dafür aber eine große Zahl, die absolut bereit waren, sie dennoch auszuführen."

Und dieses Geheimnis haben auch Neitzel und Welzer nicht entschlüsselt, auch wenn sie in einer "Referenzrahmenanalyse" versucht haben, "einen unmoralischen, nämlich nicht-normativen Blick auf die Gewalt zu werfen, die im Zweiten Weltkrieg ausgeübt wurde - um zu verstehen, was die Voraussetzungen dafür sind, dass psychisch ganz normale Menschen unter bestimmten Bedingungen Dinge tun, die sie unter anderen Bedingungen nie tun würden".

Trotz des Versuchs, aus dem Kontext heraus zu verstehen, was da vor sich ging, bleibt ein Rest, der sich nicht wirklich begreifen lässt, und dies ist eine Art ideologische Zurichtung, die sich darin ausdrückt, dass deutsche Soldaten von Anbeginn sich selbst ebenso selbstverständlich für zivilisiert hielten wie Juden und Russen für nicht lebenswerte Untermenschen.


Aus: "Abhörprotokolle von Wehrmachtssoldaten - Ganz normale Männerkriegsgespräche"
VON KLAUS BITTERMANN (20.04.2011)
Quelle: http://www.taz.de/1/leben/buch/artikel/1/ganz-normale-maennerkriegsgespraeche/


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#446
Quote[...] Merkel, Westerwelle, Seehofer - deutsche Regierungspolitiker bejubeln die womöglich gezielte Tötung Osama bin Ladens. Völkerrechtler fühlen sich an das Alte Testament erinnert: Statt Rechtsstaatlichkeit regiere das Prinzip Auge um Auge, Zahn um Zahn.

Bedenken hat Bundeskanzlerin Angela Merkel offenbar keine, als sie am früheren Nachmittag vor die Presse tritt und sagt: "Ich freue mich, dass es gelungen ist, bin Laden zu töten. Das ist es, was jetzt für mich zählt."

CSU-Chef Horst Seehofer hat einige Stunden zuvor gar bekannt, er habe die Nachricht mit einem "Gefühl der Freude" aufgenommen.

Außenminister und FDP-Chef Guido Westerwelle drückt es so aus: "Dass diesem Terroristen sein blutiges Handwerk gelegt werden konnte, ist eine gute Nachricht für alle friedliebenden und freiheitlich denkenden Menschen in der Welt." Schließlich sei er einer der "brutalsten Terroristen der Welt" gewesen.

Bin Laden ist womöglich Opfer eines Targeted Killings geworden, einer gezielten Tötung durch US-Soldaten - für die Bundesregierung scheint das kein Problem zu sein. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagt, die Tötung des Terroristen sei wohl "rechtlich abgesichert" gewesen.

Wie, sagt er nicht.

Kann er auch kaum. Denn gezielte Tötungen sind nach dem Völkerrecht unzulässig, wenn die betreffenden Personen nicht aktiv an Kämpfen beteiligt sind. Bei Osama Bin Laden ist das zumindest fraglich, das zeigt eine erste Rekonstruktion seiner letzten Minuten.

... Obama argumentiert, durch die Tötung bin Ladens sei "Gerechtigkeit" wiederhergestellt worden. Für Fischer-Lescano bezieht sich der US-Präsident damit auf ein "alttestamentarisches Gerechtigkeitsempfinden", also Auge um Auge, Zahn um Zahn. Dies käme einem "Racheakt" gleich, sei aber "kein völkerrechtlicher Legitimationsgrund".

Der Historiker und Politologe Bernd Greiner kommt im Interview mit sueddeutsche.de dagegen zu einem anderen Urteil: "Bin Laden hat sich selbst zur Kriegspartei erklärt, er bezeichnete sich als Kämpfer des Dschihad. Deshalb bewegt sich die Tötung durchaus in den Grenzen des internationalen Kriegsrechts." Greiner argumentiert, das Recht lasse sich "entsprechend dehnen", und sagt über Osama bin Laden: "Wenn sich jemand selbst so klassifiziert, muss er mit den Folgen rechnen.

Joachim Wolf von der Uni Bochum erkennt zwar an, dass sich die heutige Form der Kriegsführung im Kampf gegen den Terrorismus kaum noch mit völkerrechtlichen Maßstäben einordnen lasse. Er macht das aber vor allem an der schlechten Informationslage fest: Klassische Gerichte müssten mit dem vorliebnehmen, was ihnen Geheimdienste zur Verfügung stellten, eigene Ermittlungen seien nahezu unmöglich, sagt Wolf. Selbst über bin Laden sei heute nichts Gesichertes bekannt. Dafür, dass er der Drahtzieher im Al-Qaida-Netzwerk sein soll, gebe es keine beweiskräftigen Informationen.

Nur: "Mangelnde Informationen können nicht dazu führen, dass rechtsstaatliche Prinzipien ausgehebelt werden", sagt Wolf. Mit anderen Worten: Auch für bin Laden muss die Unschuldsvermutung gelten, solange ihm nicht das Gegenteil nachgewiesen werden kann.

Quote02.05.2011 um 18:30 Uhr

Python11reloaded schreibt

Ich finde die Reaktion unserer Politiker

...beschämend, ja bestürzend. Rechtsstaat?



Aus: "Beifall für blutige Rache" Von Thorsten Denkler, Berlin (02.05.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/bin-ladens-tod-deutschland-und-das-voelkerrecht-beifall-fuer-blutige-rache-1.1092192


-.-

Quote[...] Man kann davon ausgehen, dass die Tötung Bin Ladens für den US-Präsidenten ein Akt der Staatsräson war: Man wollte Bin Laden töten. Und ob die Tötung mit dem Völkerrecht in Einklang steht, war wohl nicht die Sorge der Amerikaner. Willkürliche Aktionen sind völkerrechtswidrig. Eine Tötung durch ein Exekutionskommando wäre willkürlich - und wenn noch so viele Menschen dem Terroristen Bin Laden den Tod gewünscht haben.

Die USA haben seit Jahren versucht, extralegale Aktionen durch das Wort "Krieg" zu legalisieren. Sie haben nach dem 11. September 2001 den weltweiten Krieg gegen den Terrorismus ausgerufen. Überall wo Terroristen sind, ist aus US-Sicht Krieg. Im Krieg ist nach den Regeln des Kriegsvölkerrechts die Tötung des Feindes umfassend erlaubt - und zwar auch dann, wenn der gerade in der Mittagspause ist oder in seiner Kaserne schläft.

Der US-Krieg gegen den Terror ist aber kein Krieg im klassisch völkerrechtlichen Sinn. Die USA haben sich bei ihrem Krieg gegen den Terror auch nie den Regeln des Kriegsvölkerrechts unterworfen. Der Krieg gegen den Terror ist ein US-Krieg eigener Art, auf den die Amerikaner die Regeln des klassischen Rechts nicht anwenden wollen.

Wenn man die Exekution irgendwie rechtlich fassen will, dann geht das nur mit den Argumenten des sogenannten Feindstrafrechts. Das Feindstrafrecht - das es nicht offiziell gibt, das aber in konservativen politischen Kreisen diskutiert wird - ist etwas ganz anderes als das normale Strafrecht; es ist eigentlich gar kein Recht, sondern eine euphemistische Bezeichnung dafür, dass es gegen "Feinde" keine dieser schützenden Regeln mehr gibt. Rechtsgarantien, die für normale Beschuldigte gelten, sind hier außer Kraft gesetzt. Wer Feind ist, ist in diesem Denksystem keine rechtliche, sondern eine politische Frage.

Das sogenannte Feindstrafrecht propagiert den Ausschluss eines Menschen, eines Feindes aus dem Recht. Die USA hatten politisch offenbar beschlossen, dass für Bin Laden, der sich von jeglichem Recht entfernt hatte, ein Ausschluss aus dem Recht gelten soll.

Quote03.05.2011 um 10:38 Uhr

bgresser schreibt

Gezeter oder Diskussion.

Moralische Erwägungen wären schon längst angebracht gewesen bei den vielen Bombardements einer Zivilbevölkerung, mit der sich in der Geschichte Weltmächte immer wieder versucht haben, Geltung zu verschaffen.
Da wird sich jetzt im Detail verheddert, wo sehr viel ernsthaftere Fragen schon langsam durch die Haut brennen.
Ob die aktive ElKaida sich von dem Verlust eines ohnehin schon in den "Ruhestand" abgetretenen Führers allzu sehr in ihrem Mordeifer einschränken lässt, darf dahingestellt bleiben.
Eine Psychologie der Massenberuhigung kann gefährlich werden, wenn sie die Leute einschläfert, während sie in vollem Tempo auf die Klippen zuhalten.


Quote03.05.2011 um 10:51 Uhr

Reaktator schreibt

Justice has been done

Am 11.September wurden fast 3000 Menschen getötet. US-Präsident Barack Obama teilte in seiner Ansprache mit, "Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan."

Zum Thema "Gerechtigkeit" ein paar Zahlen.

Laut internen Dokumenten des US-Verteidigungsministeriums (siehe Iraq War Logs), die am 22. Oktober 2010 über die Internetplattform WikiLeaks veröffentlicht wurden, waren im Zeitraum 2004 bis 2009 unter den 109.000 Opfern im Irak 66.081 Zivilisten. Hinzu kommen die getöteten Zivilisten in Afghanistan.

Wir vergessen immer, dass der Terror eine Waffe des Schwächeren ist. Im Krieg nennen wir diese Leute Partisanen oder Guerillas und wenn sie dann noch auf der "richtigen" Seite stehen, sind sie sogar Helden. Nicht dass sei glauben, ich würde Terror entschuldigen wollen, aber stellen Sie sich doch einfach mal gedanklich auf die andere Seite des Zauns.

Das eine ist so schlimm wie das andere. Macht es die Taten etwa besser, wenn ein gewählter Volksvertreter Menschen ermorden lässt?

Wann werden wir endlich begreifen, dass Rache einer entwickelten Gesellschaft unwürdig ist?


Quote03.05.2011 um 10:37 Uhr

nicknoris schreibt

Die USA sind eine Demokratie mit einem ausgefeilten Rechtssystem


Gleichzeitig sind die USA der Welthegemon mit einem entsprechenden opportunistischem Rechtsverständnis. Unrecht wird dann zu Recht, wenn es den USA nutzt und umgekehrt.
Vorbilder z.B. Rom oder die kath. Kirche.


Quote03.05.2011 um 10:38 Uhr

Ostbayer schreibt Staaten töten

Letzten Ende ist es doch egal, ob die Tötung Bin Ladens durch irgendwelche Gesetze abgedeckt war oder nicht.
Der vorliegende Fall ist nicht der erste und wird nicht der letzte sein.
Weltweit gibt es Staaten, welche ihren Agenten erlauben, unliebsame Menschen zu töten.
Natürlich machen es die USA den Dr. jur. Prantl es leicht, die USA wieder mal an den Pranger zu stellen. Aber nur immer mit den Finger auf die USA zeigen reicht nicht.


Quote03.05.2011 um 10:50 Uhr
consigliere44 schreibt @Ostbayer

"Letzten Ende ist es doch egal, ob die Tötung Bin Ladens durch irgendwelche Gesetze abgedeckt war oder nicht."

Sehr beachtliche Unrechtsauffassung. Setzen, sechs!


Quote03.05.2011 um 10:46 Uhr

Bernd-Frankfurt schreibt

Konsequent zu ende denken

Wenn man einen Rechtsbrecher nicht vor Gericht stellen kann, dann liquidiert man ihn. Das gilt für Osama bin Laden. Für wen noch? Das gilt in Pakistan. Wo noch? Ghaddafi in Libyen? Dessen Freund in Kolumbien? Diktatoren in Weißrussland? Terroristen in Spanien und Frankreich? Und wann für wen in Deutschland? Alles, was man für eine prinzipiell gute Sache hält kann man auch weiterführen, und wir wissen aus vielen Beispielen, das man alles, was man erst einmal kann, irgenwann auch tut.
Deshalb wäre mir lieber gewesen, Frau Merkel hätte geschwiegen.

...



Aus: "Über das Töten eines Feindes" Ein Kommentar von Heribert Prantl (03.05.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/us-kommandoaktion-gegen-osama-bin-laden-das-toeten-eines-feindes-1.1092300


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Washington/Linz. Diesen Herbst sind es zehn Jahre, seit der ehemalige US-Präsident George W. Bush nach den Anschlägen vom 11. September 2001 zum Krieg gegen den Terror aufgerufen hat.

Rund 1,283 Billionen $ haben die USA seit 2001 investiert, so ein aktueller Report des US-Kongresses, der die Kosten des globalen Kriegs gegen den Terror untersucht. Diese betreffen Zusatzkosten, die unter anderem für militärische Operationen, den Wiederaufbau oder das Gesundheitsprogramm der Veteranen verwendet werden. Seit 2001 sind rund 806 Milliarden $(63 Prozent) in den Irak geflossen, nach Afghanistan 444 Milliarden $(35 Prozent). Rund 94 Prozent der Gesamtkosten gehen an das Verteidigungsministerium.

In Afghanistan haben sich die durchschnittlichen Kosten für das Verteidigungsministe rium in den vergangenen beiden Jahren fast verdoppelt: Von durchschnittlich 4,4 Milliarden $pro Monat 2009 auf 6,7 Milliarden $im vergangenen Jahr. Mitverantwortlich dafür ist die von Präsident Barack Obama angeordnete Verstärkung der Truppen. Erwartet wird, dass sie heuer auf mehr als 100.000 steigt. 2009 waren 44.000 US-Soldaten in Afghanistan stationiert.

Zudem schätzt das US-Verteidigungsministerium die Kosten pro Soldat in Afghanistan höher ein. Die Transportkosten seien höher, das Terrain schwieriger und mehr Infrastruktur muss errichtet werden. Und da heuer die Zahl der Truppen noch steigen soll, bevor mit dem Abzug begonnen wird, rechnet der Kongress weiterhin mit steigenden Kosten.

Trotz der riesigen Gesamtverschuldung der USA (14,2 Billionen $), die Ausgaben für den Krieg gegen den Terror werden kaum angezweifelt. So auch das Budget des Heimatschutzministeriums.

Was wiederum geradezu zur Ressourcen-Verschwendung einlädt, so ein Bericht des Magazins "The Atlantic". In Newark, New Jersey, seien beispielsweise 300.000 $in Aircondition für Müllwagen investiert worden -um die Fahrer gegen einen Angriff mit chemischen Waffen zu schützen. Die finanziellen Ressourcen der Terroristen nehmen sich dagegen fast bescheiden aus. Auf rund 30 bis 50 Millionen $ im Jahr schätzt der Linzer Volkswirtschafter Friedrich Schneider den Erlös von Al-Kaida. Haupteinnahmequelle ist der Drogenhandel. Mit dem Erlös wird vor allem die Ausbildung neuer Al-Kaida-Rekruten finanziert.

Die Anschläge sind dagegen relativ kostengünstig: Auf jeweils rund 80.000 $ schätzt Schneider die Kosten der Anschläge in London und Madrid, 9/11 auf 500.000 $ - inklusive Flugstunden für die Attentäter.


Aus: ""War on Terror" belastet US-Budget" von Beatrice Bösiger (03.05.2011)
Quelle: http://www.wirtschaftsblatt.at/archiv/war-on-terror-belastet-us-budget-470576/index.do


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Der Bosnien-Krieg forderte laut des bosnischen Untersuchungs- und Dokumentationszentrums IDC 97.207 Tote[21]. Frühere Schätzungen schwankten zwischen 200.000 und 300.000 Todesopfern, wobei mehrheitlich von 250.000 ausgegangen wurde.

Diese Zahl könnte sich im Zuge der fortschreitenden Untersuchungen noch um etwa 10.000 erhöhen. 60 Prozent der Opfer waren den Angaben zufolge Soldaten, 40 Prozent Zivilpersonen. 65 Prozent der getöteten Soldaten waren Bosniaken, 25 Prozent Serben und acht Prozent Kroaten. Unter den getöten Zivilisten waren dagegen 83 Prozent Bosniaken, zehn Prozent Serben, und fünf Prozent Kroaten.[22]

Ewa Tabeu von der demographischen Abteilung beim Haager Kriegsverbrechertribunal betonte, dass es sich hierbei um Minimal-Annahmen handele. Sie basierten jedoch auf gut fundierten Daten.

Etwa 2,2 Millionen Menschen flohen oder wurden vertrieben[23], sowohl innerhalb des Landes als auch ins Ausland. Von den Flüchtlingen und Vertriebenen ist bis heute nur ein Teil zurückgekehrt.

...


http://de.wikipedia.org/wiki/Bosnienkrieg#Opferzahlen (5. Mai 2011)

http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Bosnienkrieg

-.-

Quote[...] In Bosnien ist ein dreimonatiges Hinrichtungsopfer aus dem bosnischen Bürgerkrieg identifiziert worden. Bei der Leiche eines drei Monate alten Mädchens handele es sich um Adina Hajdarevic, die durch einen gezielten Schuss in den Kopf getötet worden sei, sagte die Sprecherin des Instituts für Vermisste, Lejla Cengic. Es handele sich um das jüngste bekannte Opfer des Bosnienkriegs (1992-1995).

Das Baby wurde demnach zu Beginn des bosnischen Bürgerkriegs im Mai 1992 gemeinsam mit seiner Mutter und seiner Schwester ermordet. Sie gehören zu 38 Leichen aus einem Massengrab in Suha nahe der Stadt Bratunac im Osten Bosniens wenige Kilometer nördlich von Srebrenica. Unter den Opfern, die 2005 ausgegraben worden waren, befanden sich 20 Frauen und acht Kinder. Sie waren von bosnischen Serben vertrieben und ermordet worden.

Während des ethnisch motivierten Bürgerkriegs in Bosnien wurden zwischen 1992 und 1995 einer unabhängigen Studie zufolge rund 100.000 Menschen getötet, darunter knapp 3400 Kinder. 15 Jahre nach Ende des Konflikts werden nach Angaben des Instituts für Vermisste noch immer bis zu 10.000 Menschen vermisst.

...


Aus: "Serben ermordeten Baby mit Kopfschuss" (06.05.2011)
Quelle: http://www.welt.de/politik/article13357552/Serben-ermordeten-Baby-mit-Kopfschuss.html


Textaris(txt*bot)

#449
Quote[...] Deutsche Soldaten sind stärker in die gewaltsamen Zusammenstöße in Talokan verwickelt als bisher bekannt. Das Ministerium beruft sich auf die "Selbstverteidigungslage".

...


Aus: "Mob in Afghanistan - Bundeswehr gibt gezielte Schüsse auf Angreifer zu" (20.05.2011)
Quoteverräterische Sprache
Mob? Gehts noch?

Quelle: http://www.welt.de/politik/ausland/article13384379/Bundeswehr-gibt-gezielte-Schuesse-auf-Angreifer-zu.html

-.-

Quote[...] Bei den gewalttätigen Protesten am Mittwoch im nordafghanischen Talokan haben offensichtlich auch Bundeswehrsoldaten gezielt auf Demonstranten geschossen. Wie das Einsatzführungskommando der Bundeswehr am Freitag unter Berufung auf vorläufige Untersuchungsergebnisse mitteilte, seien zur Selbstverteidigung zunächst Warnschüsse abgegeben worden, später auch "gezielte Schüsse auf weiterhin gewalttätige Demonstranten". Dabei sei zunächst auf die Beine gezielt worden, in drei bis vier Fällen aber auch auf den Körper oder die Arme. "In einem einzigen Fall ist nach derzeitiger Erkenntnis ein Treffer im Hals-Kopfbereich nicht auszuschließen", hieß es weiter.

Bei den Protesten am Mittwoch waren bis zu zwölf Zivilisten getötet worden. Während der Demonstration war auch ein Bundeswehrlager von teilweise gewalttätigen Aufständischen attackiert werden. Das Einsatzführungskommando hob hervor, die deutschen Soldaten hätten nach den Ergebnissen erster Befragungen alle vorgeschriebenen Regeln eingehalten.

... Bei den Zusammenstößen am Mittwoch waren ein deutscher Soldat mittelschwer und zwei weitere leicht verletzt worden. Auch fünf afghanische Wachmänner erlitten Verletzungen, offenbar vor allem durch Steine und Molotowcocktails.

...


Aus: "Todesopfer bei Demo in Afghanistan: Bundeswehr feuerte gezielt auf Angreifer" (20. Mai 2011)
Quelle: http://www.stern.de/politik/ausland/todesopfer-bei-demo-in-afghanistan-bundeswehr-feuerte-gezielt-auf-angreifer-1687291.html

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Quote[...] Auslöser dieses jähen Ausbruchs der Gewalt war eine Operation amerikanischer Special Forces in der Nacht zuvor, die im wenige Kilometer östlich von Talokan gelegenen Dorf Gawmali gemeinsam mit afghanischen Sondereinheiten unter ihrem Kommando ein Gehöft stürmten und dabei vier Menschen erschossen – darunter auch zwei Frauen, die nach Nato-Angaben mit einer Kalaschnikow und einer Pistole bewaffnet gewesen seien.

...


Aus: "Der tödliche Aufstand von Talokan" (18. Mai 2011)
Quelle: http://www.stern.de/politik/ausland/aufruhr-an-deutschem-posten-in-afghanistan-der-toedliche-aufstand-von-talokan-1686478.html

-.-

Quote...

Quote* RalphS
   * 20.05.2011 um 16:21 Uhr

Zweierlei Maß

... Eins ist interessant: Es ist also doch möglich, dass Soldaten gezwungen werden, auf Demonstranten schießen zu müssen. Genau das aber wird Gaddafi vorgehalten.

Bei den Andern ist es immer Absicht und bei den Eigenen Selbstverteidigung.

...


Quote* pork eating crusader
   * 20.05.2011 um 16:57 Uhr

Afghanistan ist leider anders

Ein deutscher Soldat wurde durch Hangranatensplitter mittelschwer verletzt, was glaubt man denn, wie Soldaten auf derartige Dinge reagieren. Abwarten, bis der Mob sie ueberrennt wie die UN Vertretung in MeS?

...


Quote* kaleb
   * 20.05.2011 um 17:35 Uhr

Wohlgemerkt nach wessen Darstellung:
"Sie bewarfen das Camp nach Bundeswehr-Darstellung mit Molotowcocktails und Handgranaten."
Nach den Darstellungen der Besatzer sind immer die Afghanen (Iraker, Palästinenser) die Bösen und Heimtückischen, und die Besatzer die edlen Helden, die sich nur verteidigen.
Da kann ich ja stolz sein, einer solch edlen Rasse von weißen nordischem Geblüt anzugehören.
Die zivilen Opfer können uns ihre Darstellung ja nun nicht mehr geben.

...



Kommentare zu: "Deutsche feuerten gezielt auf Demonstranten" (20.5.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-05/afghanistan-bundeswehr-demonstration

-.-

Quote

Quote20.05.2011 um 15:56 Uhr, thomasca schreibt

... Was machen die Deutschen noch in Afganistan, wo ist die Strategie einer Regierung?


Quote20.05.2011 um 16:00 Uhr
AlterPreusse schreibt

So ist Krieg

Alle die, die im Bundestag für diesen Einsatz gestimmt haben, sollten sofort aufstehen und Verantwortung von den Soldaten weg auf ihre Entscheidung nehmen. Der Soldat, dem Handgranaten um die Ohren fliegen, macht das selbstverständlichste auf der Welt, dass was er gelernt hat, den Angreifer gezielt töten,

Verantwortung für so einen Mist tragen all die Politiker, die die Soldaten dorthin geschickt haben und das zukünftig noch viel öfter tun wollen.




Kommentare zu: "Bundeswehr schoss Angreifer nieder" (20.05.2011)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/politik/gewalttaetige-demo-in-afghanistan-bundeswehr-schoss-angreifer-nieder-1.1099884


Textaris(txt*bot)

Quote[...] De Maizière hat die Erwartungen an einen vollständigen Abzug vom Hindukusch gedämpft. Soldaten sollen auch nach 2014 in Afghanistan präsent sein. ... ,,Die Wahrung internationaler Verantwortung bei der Konfliktverhütung und Krisenbewältigung ist eine zentrale Aufgabe der Bundeswehr", sagte de Maizière. Dafür würden im Zuge der Neuausrichtung der Truppe die nötigen Strukturen geschaffen.

...


Aus: "Bundeswehr bleibt auch nach 2014 in Afghanistan" (28.05.2011)
Quelle: http://www.welt.de/politik/ausland/article13399450/Bundeswehr-bleibt-auch-nach-2014-in-Afghanistan.html

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Quote[...] Berlin (dpa) - Beim Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan sind bisher 50 deutsche Soldaten ums Leben gekommen, 32 davon bei Gefechten oder Anschlägen. Gab es früher die meisten Opfer im Raum Kundus, hat sich seit 2010 das Schwergewicht der Anschläge auf die südlichere Nachbarregion Baghlan verlagert.

Der jüngste Anschlag ereignete sich in der östlich von Kundus gelegenen Provinz Tachar.

28. Mai 2011: Bei einem Anschlag auf ein Treffen des Gouverneurs der Provinz Tachar werden im nordafghanischen Talokan zwei deutsche Soldaten getötet. Fünf ihrer Kameraden werden verletzt, unter ihnen auch deutsche Kommandeur der Internationalen Schutztruppe Isaf in Nordafghanistan, General Markus Kneip.

25. Mai 2011: Bei einem Sprengstoffanschlag auf eine deutsche Patrouille in Afghanistan wird ein Bundeswehrsoldat getötet. Ein weiterer Soldat und ein afghanischer Übersetzer werden verletzt. Der Anschlag ereignete sich in der Unruheprovinz Kundus.

18. Februar 2011: Bei einem Blutbad im Bundeswehr-Außenposten «OP North» in der Provinz Baghlan tötet ein afghanischer Soldat zwei deutsche Bundeswehr-Angehörige. Es gibt mehrere Schwerverletzte.

7. Oktober 2010: Ein Selbstmordanschlag der Taliban reißt einen Bundeswehrsoldaten in den Tod. Sechs Soldaten werden verletzt, davon zwei schwer.

15. April 2010: Bei zwei Anschlägen nahe Baghlan fallen vier Bundeswehrsoldaten. Drei sterben in ihrem gepanzerten Fahrzeug «Eagle IV» bei der Detonation einer ferngezündeten Sprengfalle. Ein Oberstabsarzt kommt ums Leben, als sein gepanzertes Sanitätsfahrzeug von Aufständischen beschossen wird.


Aus: "Chronologie: Getötete deutsche Soldaten in Afghanistan" (29.5.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/news-052011/29/iptc-bdt-20110528-299-30622332xml

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Quote[...] Bei einem nächtlichen Bombardement sind in der südafghanischen Provinz Helmland laut Regierung 14 Zivilisten getötet worden. Unter den Opfern befinden sich 12 Kinder.

Bei einem Luftangriff der Nato in der südafghanischen Provinz Helmand sind nach Angaben der örtlichen Behörden 14 Zivilisten getötet worden. Sechs weitere Menschen seien bei dem Angriff verletzt worden, erklärte das Büro des Gouverneurs der Provinz. Bei den Toten handle es sich um fünf Mädchen, sieben Jungen und zwei Frauen.
Anzeige

Hubschrauber der Nato-Truppe Isaf seien am Samstag einen Einsatz geflogen, um den Soldaten eines Nato-Stützpunktes gegen einen Angriff von Aufständischen beizustehen. Dabei seien im Bezirk Nawsad zwei Häuser getroffen worden.

Ein Stammesführer in Nawsad sagte, zwölf Mitglieder seiner Familie seien bei dem Nato-Angriff getötet und zehn weitere verletzt worden. Er habe gesehen, wie die Nato-Hubschrauber beschossen worden seien. Die Hubschrauber seien zunächst weggeflogen, nach zehn Minuten aber zurückgekehrt. Dann hätten sie Raketen abgefeuert.


Ein Isaf-Sprecher erklärte, der Vorfall werde untersucht. Ein Untersuchungsteam habe sich bereits auf den Weg in die Region aufgemacht.

Der Tod von afghanischen Zivilisten bei Isaf-Einsätzen ist ein heikles Thema zwischen dem Westen und der Regierung in Kabul. Der Tod von vier Menschen in Talokan in der nordöstlichen Provinz Tachar hatte am 18. und 19. Mai zu gewaltsamen Ausschreitungen in Talokan geführt, bei denen auch der dortige Bundeswehrstützpunkt attackiert wurde. 17 Menschen starben.

Am Samstag dann wurden bei einem Selbstmordanschlag in Talokan zwei Bundeswehrsoldaten getötet und fünf weitere verletzt, unter ihnen der für den Norden Afghanistans zuständige ISAF-Kommandeur Markus Kneip. Auch ranghohe afghanische Sicherheitsvertreter wurden getötet.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai hatte das Verteidigungsministerium erst am Samstag angewiesen, Angriffe ausländischer Truppen zu verhindern, die nicht mit den Afghanen koordiniert sind. Das Ministerium soll laut dieser Direktive außerdem die gezielten nächtlichen Operationen von US-Spezialeinheiten – sogenannte Night Raids – unter seine Kontrolle bringen. Die Anordnung Karsais dürfte zu Spannungen mit der Nato führen.

Quote* erwindererste
    * 29.05.2011 um 10:15 Uhr

"ein heikles Thema"

Ein schöner Euphemismus für ein Kriegsverbrechen.
Aber wir haben ja keinen Krieg, deswegen gibt es auch keine Kriegsverbrechen.


Quote* AndreasJ
    * 29.05.2011 um 10:30 Uhr

Was erwartet man von der Nato?

Dass die Hubschrauber vorher landen und sich die Papiere der Leute zeigen lassen? Wenn dort verkleidete Taliban hinterhältig Bundeswehr-Soldaten in die Luft sprengen, dann ist das Krieg und im Krieg gibt es auch tote Zivilisten. Wo also ist das Problem?


Quote* Zack34
    * 29.05.2011 um 11:35 Uhr

Von der NATO

kann man da einiges erwarten, aber zivile Opfer wird es immer geben. Womit wir beim Problem sind.

Denn - bewusst zugespitzt formuliert - hätte man Ihre (sic!) Familie oder gar das ganze Dorf mit der kalten Technik des Todes ausradiert (wie in Afghanistan bereits zigmal geschehen, ohne irgendeine Beileidsbekundung, dafür aber mit der üblichen Schwarz-Weiss-Malerei von der Terrorgefahr), dann hätten Sie bestimmt die Sache abgenickt, die stolzen 2000EUR, die da pro Kopf als Entschädigung angeboten werden angenommen, und damit vor sich hin pfeifend die fröhliche Zukunft besungen, ja das Lied "Freiheit, Menschenrechte, Demokratie" angestimmt, klar.

Deshalb halte ich - auf die Gefahr hin, mich dabei sehr zu täuschen - die Feldherren-Kälte, die Ihren Worten von alleine entrinnt... für unerträglich.

Und genau diese mechanische, für die Heimischen fast außerirdische Kälte der dortigen, unseren milit. high-tech-Präsenz ist es, die so unvermeidbar den Afghanen auffällt, und Gift sät. Wie viele Wasserbrunnen und Schulen müssen denn dafür vor laufenden TV-Kameras gebaut werden?

Mit freundlichen Grüßen
Zack34


Quote* BaltasarGracian
    * 29.05.2011 um 10:16 Uhr

Es ist ein Krieg

Und Bomben fragen Opfer nicht, ob sie Kämpfer oder Zivilisten snd. Mit Sicherheit wird man wieder erklären, es habe Hinweise gegeben, daß sich dort Terroristen aufgehalten haben. ... Wo sind übrigens die Betroffenheitsbekundungen der Kanzlerin angesichts dieser Opfer. Auch die anderen Beteiligten hüllen sich da in Schweigen.


Quote* wendelin89
    * 29.05.2011 um 10:38 Uhr

Ab nach Den Haag

Wer sich nicht betroffen zeigt, sondern seine Minister noch gerade dazu auffordert, Politik mit anderen Mitteln für die Durchsetzung der eigenen Interessen einzusetzen, der sollte sich schon mal einen Platz in Den Haag reservieren lassen.


Quote* pasquino
    * 29.05.2011 um 10:52 Uhr

Frage an die Zeitredaktion:

Gestern titelte Zeit-Online: Drei Bundeswehrsoldaten in Afghanistan getötet. Später wurde korigiert und Zeit-Online titelte: Zwei Bundeswehrsoldaten in Afghanistan getötet.

Heute titelt Zeit-Online: Kinder s o l l e n bei Nato-Luftangriff getötet worden sein.

Frage: Warum heißt es im Falle von getöteten Kindern und Frauen "sollen getötet worden sein"?


Quote* illitsch
    * 29.05.2011 um 10:56 Uhr

Politiker

Angesichts solcher Meldungen, ist es im höchsten Maße beschämend, wenn sich unsere Politiker nach einem Selbstmordattentat bei dem BW - Soldaten zu Tode kommen, von " einem kriminellen, terroristischen feigen Akt" der Aufständischen sprechen. Was dort gegen die Zivilbevölkerung abläuft, ist auch eine Art von Terror. Flugzeuge oder Dronen, die ihre Raketen auf Bodenziele abschießen, sind noch weniger erreichbar als getarnte Taliban. Der Tod von Zivilisten, insbesondere von Frauen und Kindern, wird die Bevölkerung sicher nicht positiv stimmen, sondern sie werden mehr und mehr die erfolgreichen Anschläge der Taliban bejubeln. ...


Quote* Thrudheim
    * 29.05.2011 um 11:38 Uhr

Wann bezeichnen denn Merkel und Westerwelle

die Ermordung von afghanischen Zivilisten durch die Nato als hinterhältig?

... Die Lage dürfte noch viel desaströser sein als die Einheitsmedien berichten, denn es herrscht ja freiwillige Selbstzensur in Deutschland und tatsächliche Zensur in Afghanistan, so dass die just von der Zeit beweihräucherte Kriegsberichterstattung gar nicht erst zustandekommen kann. Über das wahre Ausmaß des Desasters werden wir bewusst von den Medien und der etablierten Politik belogen. Welchen Gewinn ziehen die aus diesem perversen Krieg?


Quote* Thrudheim
    * 29.05.2011 um 11:43 Uhr

Weil, der Gegner

lügt immer:"Frage: Warum heißt es im Falle von getöteten Kindern und Frauen "sollen getötet worden sein"?" Man kann eben denen die man vorgibt schützen zu wollen nicht trauen, weil sie sind ja die Gegner. Die Kriegsliebhaber entlarven sich durch ihre Sprache.


Quote* pasquino
    * 29.05.2011 um 11:53 Uhr

Mehr Zivilisten in Afghanistan getötet...

[...] Es ist Fakt, dass nur ein Bruchteil der Zahlen und Ereignisse über getötete Zivilisten an die deutsche Öffentlichkeit gelangt.

Gekürzt. Bitte richten Sie Kritik an der Moderation direkt an community@zeit.de. Danke. Die Redaktion/wg



Quote* Volkerich
    * 29.05.2011 um 12:01 Uhr

Was wäre wenn...

...es sich hier um ,,westliche" Kinder gehandelt hätte ... ?  Weltweit wäre ein Aufschrei zu hören! Monatelang würde dieses Ereignis die Medien in Atem halten , ganz zu schweigen das es zu politischen Spannungen u. dadurch verbundenen Entscheidungen auf allen Ebenen national sowohl international kommen würde.

...


Quote* Aquarius2
    * 29.05.2011 um 12:03 Uhr

NATO tötet 12 Kinder

Daran sollen wir uns gewöhnen, denn:

De Maizière schmiedet die Allzweck-Kampftruppe
für Rohstoffsicherung, Bündnispflichten,...
Die Armee müsse 10.000 Soldaten bereithalten, um jederzeit zwei große und mehrere kleine Auslandseinsätze durchführen zu können.

Die SPD unterstützt die Pläne de Maizières.

Quelle:http://www.zeit.de/politik/deutschland/2011-05/bundeswehr-reform-maiziere-3?commentstart=89#cid-1351740


Quote* AndreasJ
    * 29.05.2011 um 12:04 Uhr

40. 2010 wurden

in Afghanistan 2777 Zivilisten getötet, drei Viertel davon wurden von Aufständischen wie den radikal-islamischen Taliban getötet.
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-03/afghanistan-zivile-opfer
Merkwürdig, dass der Betroffenheitspathos bezüglich ziviler Opfer sich trotzdem ausschließlich auf die böse Nato konzentriert. Da wollen wohl einige Damen und Herren an ihrem nicht realitätskonformen Weltbild festhalten.



    * Thrudheim
    * 29.05.2011 um 12:09 Uhr

Wenn das geschähe:

"Wenn ein "Taliban" in Europa 12 Kinder töten würde, dann wäre hier die Hölle los und es wäre nie mehr so, wie es mal war.
Dieses "nie mehr so,wie es mal war" gibts in Afghanistan täglich und es wird erst ab 10 Toten Afghanen berichtet."

...


Aus: "Kinder sollen bei Nato-Luftangriff getötet worden sein" (29.5.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-05/nato-angriff-afghanistan


Textaris(txt*bot)

#451
Quote[...] Libyens Regierung präsentiert angebliche Nato-Opfer ... Bei einem Luftangriff der Nato auf Tripolis sind nach Angaben der libyschen Regierung etwa sieben Zivilisten getötet worden. "Es wurden bewusst und mit Absicht Häuser von Zivilisten ins Visier genommen", sagte Vize-Außenminister Chaled Kaim zu dem Angriff am frühen Sonntagmorgen.

... Am Samstagabend hatte die Nato in einer Mitteilung den versehentlichen Beschuss libyscher Rebellen bedauert. Demnach beschossen mehrer Militärfahrzeuge, darunter auch Panzer, in der Nähe der Stadt Brega Nato-Flugzeuge. Die Fahrzeugkolonne sei am Donnerstag in einer Gegend gesichtet worden, in der kurz zuvor Truppen des libyschen Machthabers Muammar al-Gadhafi eingesetzt gewesen waren.

"Wir bedauern den möglichen Verlust von Menschenleben bei diesem unglückseligen Zwischenfall", hieß es. Die Nato bemühe sich, "jederzeit mit Präzision und Sorgfalt zur Vermeidung ziviler Opfer zu handeln".

Der Bürgerkrieg in Libyen dauert schon vier Monate.

Quote* hanzwurzt
   * 19.06.2011 um 10:55 Uhr

"angebliche" zivile Opfer

Warum sind zivile Opfer im Westen Libyens immernur "angeblich"?
Opfer im Osten sind doch auch nicht nur "angeblich" Zivilisten.

Also langsam wird es lächerlich. Entweder es gibt zivile Opfer auf beiden Seiten oder es gibt keine Zivilisten mehr in Libyen.

Gibt es eigentlich noch Journalisten in Libyen, die unabhängig berichten? Es ist wirklich erschreckend wie selektiv hier berichtet wird.


Quote* teardown
   * 19.06.2011 um 11:07 Uhr

Auch ich bin überrascht - man weicht bei der Zeit von...

...der üblichen Nato-Propaganda ab, und schreibt etwas von "Unterstützung der Rebellen".

Es geschehen noch Zeichen und Wunder!

P.S. Komisch sind aber immer noch die "angeblichen zivilen Opfer". Mir braucht keiner erzählen, daß es nach monatelangen Bombardierungen keine zivilen Opfer gibt!


Quote* Morgengrauen
   * 19.06.2011 um 11:27 Uhr

Hat sich

die Nato eigentlich auch schon für die Bombardierung der Universität in Tripolis entschuldigt?

so nach dem üblichen Motto.

Oops das tut uns aber leid, natürlich werden wir den Vorfall gründlich untersuchen.

[PHOTOGRAPHIC EVIDENCE: NATO Bombed Libya's Nasser University
Campus B of Al Fatah by Mahdi Darius Nazemroaya, June 12, 2011]
http://www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=25221


Quote* alfred unfried
   * 19.06.2011 um 11:50 Uhr

7. Was denn.......es gibt "Rebellen" ??????????

Darf ich die ZEIT-Experten diskret darauf hinweisen, dass es erstens KEINE "Rebellen" gibt in Libyen sondern entweder " Freiheitskämpfer" oder " Demokraten".Halten Sie sich bitte an die "Nettikette", die sie von Leserbriefschreibern einfordern.

Zweitens gibt es keine " zivilen Opfer" sondern nur "NATO-Präzisionsangriffe".

Wir wollen doch das altbewährte Berichts-Schema über Libyen nicht unnötig durch plötzliche Realitäts-Berichte stören.

Bitte verzichten Sie auf Polemik. Danke, die Redaktion/mk


Quote* VforVendetta
   * 19.06.2011 um 12:39 Uhr

Massenmord mit UN Mandat

[Text von der Redaktion gelöscht]

Bitte verzichten Sie auf Polemik. Danke, die Redaktion/mk



Aus: "Libyens Regierung präsentiert angebliche Nato-Opfer" (19.6.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-06/libyen-nato-zivilisten

-.-
QuoteNato räumt zivile Opfer ein

Die Nato will mit ihrem Einsatz die libysche Bevölkerung schützen. Doch nun muss sie zugeben: Sie hat ein Wohnhaus bombardiert und Zivilisten getötet.

Quoteshy little pigtails girl
   20.06.2011 um 7:40 Uhr

"Einräumen" - ein schönes Wort. Hat man je in den Medien von einem Diktator gehört, der zivile Opfer "einräumt"? *Lach

Nur die Guten räumen ein, die Schlechten machen's, weil sie schlecht sind. Darum wählen wir solche Worte.


Quotegelesen.ueberflogen
   20.06.2011 um 7:54 Uhr

Mich macht diese Kriegsberichterstattung

ala Wochenschau in einer etablierten Zeitung unendlich traurig (unabhängig von jedem Opfer eines Krieges) und sprachlos, wütend. Wie kommt es zu den Entscheidungen in den Redaktionen, dass solche Pressemitteilungen noch und nöcher herausgegeben werden?



Aus: "Libyen Nato räumt zivile Opfer ein" (20.6.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-06/nato_zivilisten_tripolis

-.-

Quote[...] ,,Obwohl wir die Einzelheiten des Zwischenfalls noch ermitteln, scheint es so, dass ein Fehler in einem Waffensystem diesen Zwischenfall verursacht hat", heißt es in der Erklärung Bouchards. ,,Es scheint, als ob eine Bombe nicht das beabsichtigte Ziel getroffen hat", heißt es weiter. ,,Die Nato bedauert den Verlust unschuldiger Menschenleben und sie geht sehr sorgsam vor im Kampf gegen ein Regime, das entschlossen ist, Gewalt gegen seine eigenen Bürger anzuwenden." ...


Aus: "Nato-Luftangriff trifft Wohnhaus" (20. Juni 2011)
Quelle: http://www.faz.net/artikel/C32315/libyen-nato-luftangriff-trifft-wohnhaus-30443768.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Amman/BeirutSyrische Sicherheitskräfte haben nach Angaben von Augenzeugen eine Stadt an der Grenze zur Türkei gestürmt, deren Bewohner Flüchtlinge mit Lebensmitteln versorgt haben. Die Soldaten hätten in der Stadt Bdama Häuser niedergebrannt und Dutzende Menschen festgenommen, hieß es am Samstag. Zugleich löst der Aufstand in Syrien inzwischen auch Unruhen im benachbarten Libanon aus: Dort lieferten sich im Norden des Landes Gegner und Anhänger von Syriens Präsidenten Baschar al-Assad Feuergefechte, bei denen bis zu sieben Menschen starben.

Bdama liegt im Nordwesten etwa zwei Kilometer von der Grenze zur Türkei entfernt. Inzwischen sind bereits über 10.000 Syrer vor dem gewaltsamen Vorgehen der Sicherheitskräfte in die Türkei geflohen.

... Der syrische Menschenrechtler Ammara Kurabi berichtete, Soldaten hinderten Flüchtlinge daran, die türkische Grenze zu erreichen. Sie blockierten Straßen und griffen jene Bürger an, die den Flüchtlingen helfen wollten. Die Äußerungen Kurabis konnten
nicht überprüft werden, denn ausländische Journalisten werden in Syrien derzeit nicht geduldet. Seine Angaben decken sich aber mit Berichten der Leute, die aus Bdama geflohen sind. Ein Bauer von dort sagte, auf den Straßen gebe es Sperren. Die Leute versuchten aber, auf Schleichwegen durch die Täler in die Türkei zu gelangen.

... Die Regierung in Damaskus geht seit Monaten mit massiver Gewalt gegen Demonstranten vor, die ein Ende der Herrschaft von Präsident Assad fordern. Nach Angaben von Menschenrechtlern sind dabei seit März mindestens 1300 Zivilisten getötet und 10.000 Menschen verhaftet worden.

In die nord-libanesische Stadt Tripoli rückte die Armee ein, nachdem dort eine Kundgebung zur Unterstützung der Aufständischen in Syrien zu Auseinandersetzungen geführt hatte. Die gegnerischen Gruppen seien dabei mit Gewehren und Granaten aufeinander losgegangen. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen kamen dabei zwischen vier und sieben Menschen ums Leben, darunter ein Junge und ein Soldat. Dutzende seien verletzt worden.

rtr


Aus: "Syrische Truppen stoppen Flüchtlinge"  (19.06.2011)
Quelle: http://www.handelsblatt.com/politik/international/syrische-truppen-stoppen-fluechtlinge/4301556.html


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Bei einem Treffen zwischen dem UN-Chef und Hun Sen im vergangenen Oktober sollen sich die beiden sogar angeschrien haben. Hun Sens unmissverständlicher Standpunkt: Weitere Anklagen sind "verboten".

Daher klingt ein kürzlich veröffentlichter Bericht der "Open Society Justice Initiative" plausibel. Darin legt die Organisation dar, dass Kambodschas Regierung derzeit die Eröffnung eines dritten Verfahrens behindere. Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft hätten bei anfänglichen Ermittlungen zu vermuteten Verbrechen zweier hochrangiger ehemaliger Kommandeure des Roten Khmer nur oberflächlich gearbeitet. Sie hätten nur wenige Zeugen befragt und Schauplätze von Verbrechen nur kurz besucht. Die Verdächtigen seien über die angeblichen Ermittlungen noch nicht einmal informiert worden. Das Tribunal habe seinerseits keine Anklage erhoben, obwohl die Ermittlungen offiziell abgeschlossen seien.

"Die Handlungen des Gerichts deuten darauf hin, dass der Ausgang des Falls im Vorfeld festgelegt worden ist, und die Richter sich geweigert haben, Beweise zu sammeln und Fakten zu untersuchen", heißt es in dem Bericht.

"Sie folgen damit möglicherweise wiederholten und öffentlich geäußerten Forderungen der obersten politischen Führung." Bestärkt wird der Verdacht durch Berichte, wonach kürzlich Mitarbeiter des Tribunals ihre Arbeit niedergelegt haben sollen.

Das Tribunal weist diese Vorwürfe von sich. In einer Erklärung heißt es, das Gericht handele unabhängig. Ban Ki Moon dementierte ebenfalls.

...

Quoterms_titanic
    27.06.2011 um 14:44 Uhr

So manch führendes bundesdeutsches Grünen-Mitglied

... Linkspartei-Mitglied und SPD-Mitglied von Heute zählte in den 70er und 80er Jahren noch zur glühenden Anhängerschaft Pol-Pots und leugnete oder rechtfertigte öffentlich dessen Genozid am eigenen "kampucheanischen Volk", z.B. in der maoistischen "Liga gegen den Imperialismus", der KPD/AO, dem KBW, oder dem KB/Nord.

Auch zahlreiche deutsche, französische und sonstige westeuropäischen Linksintellektuelle hielten -teils noch etliche Jahre lang- zu den Steinzeitkommunisten des Pol Pot-Regimes, und leugneten, verharmlosten oder rechtfertigten dessen genozidale Greueltaten, begangen im Namen der Schaffung des "neuen Menschen" für den "Fortschritt" des Sozialismus.

Damals im KBW an der Seite Pol Pots:
u.A. Winfried Kretschmann, Ursula Lötzer, Krista Sager, Ulla Schmidt (!), ...

Damals in der Pol Pot unterstützenden KPD-AO aktiv:
u.A. Antje Vollmer, Horst Mahler, Jörg Immendorff, Christian Semler, Martin Thomas, Jürgen Horlemann, ...

Damals im KB (-Nord):
Jürgen Trittin, Rainer Trampert, Angelika Beer, Jürgen Elsässer, Ulla Jelpke, Bettina Hoeltje, ...

Ich war damals in der DKP (zugegebenermaßen auch nicht viel besser ...).

Hoffentlich haben wir alles was draus gelernt ...


QuoteKlausFuchs
    27.06.2011 um 15:03 Uhr

Daraus gelernt

Viele der von ihnen erwähnten Personen dies offen als Fehler bezeichnet, daher wäre es in so einem Falle aller Ehren wert, wenn sie dies bei solch einer Namensauflistung dazuschreiben würden, wer sich distanziert hat.



Quoterms_titanic
    27.06.2011 um 15:43 Uhr

@KlausFuchs

Klar, so einfach ist das:

Wir distanzieren uns nachträglich in aller angesagten Betroffenheit von Pol Pot und dessen Völkermordregime, und wünschen allen Kampucheanerinnen und Kampucheanern alles Gute auf ihrem weiteren (Über-)Lebensweg.

Am Besten wäre es freilich, wenn sich nun auch die noch lebenden Massenmörder des Pol Pot-Regimes gleich selbst von ihren einstigen massenhaften Greueltaten distanzieren würden, so wie ihre einstigen Gönner und Sympathisanten in Deutschland.

Dann stehen die Ermordeten bestimmt alle wieder auf, und alles ist gut, gell?





Aus: "Das späte Tribunal gegen den Terror der Roten-Khmer" Von Sascha Zastiral (27.6.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-06/kambodscha-khmer-prozess


Textaris(txt*bot)

Quote[...] Die Bundesregierung will die NATO mit Bombenbauteilen im Libyenkrieg unterstützen. ,,Wir haben eine Anfrage der zuständigen NATO-Logistik-Agentur Namsa erhalten, und ich habe entschieden, sie positiv zu beantworten", sagte Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) am Mittwoch der Süddeutschen Zeitung. ,,Dies ist bewährter Bündnisalltag. So gleichen die Partner ihre logistischen Engpässe untereinander ständig aus."

Deutschland hatte sich bei der Abstimmung über den Militäreinsatz im UN-Sicherheitsrat enthalten. Zeitweise wurden sogar deutsche Schiffe aus den NATO-Verbänden im Mittelmeer abgezogen, um nicht mit dem Einsatz in Berührung zu geraten.

De Maizière betonte, er könne darin keine Beteiligung Deutschlands am Krieg in Libyen durch die Hintertür erkennen. ,,Das ist ein normales Verfahren, so wie wir in Stäben der NATO mitarbeiten und Luftwaffenstützpunkte in Deutschland zur Verfügung stellen." Für ihn sei die NATO-Anfrage auch nicht überraschend: ,,Es war zu erwarten, dass die Luft-Boden-Munition aufgrund der intensiven Luftangriffe in Libyen früher oder später knapp wird."

...


Aus: "Libyen-Krieg: Deutsche Waffen an die NATO" (29.06.2011/hg/dpa)
Quelle: http://www.hintergrund.de/201106291625/kurzmeldungen/aktuell/libyen-krieg-deutsche-waffen-an-die-nato.html