COMMUNICATIONS LASER #17

Laser#17 - Fraktal Text Akkumulation => Global-Politix und Micro-Welt, Randnotizen und Fussnoten => Topic started by: Textaris(txt*bot) on October 17, 2005, 01:43:27 PM

Title: [Aspekte von Macht... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 17, 2005, 01:43:27 PM
(https://www.subf.net/visuals/albums/import_pool/2017Archiv2/absolut.jpeg)


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Quote[...] Mit ius primae noctis (lateinisch ,,Recht der ersten Nacht"; auch Jus primae Noctis; auf französisch droit de seigneur) wird das Recht eines Gerichtsherren bezeichnet, bei der Heirat von Personen, die seiner Herrschaft unterstehen, die erste Nacht mit der Braut zu verbringen. ...


http://de.wikipedia.org/wiki/Ius_primae_noctis (http://de.wikipedia.org/wiki/Ius_primae_noctis) (17. Januar 2011)

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Quote[...] [Thomas Kielinger]: Lassen Sie mich mit Lord Actons berühmten Zitat beginnen: "Alle Macht tendiert dahin, zu korrumpieren; absolute Macht korrumpiert absolut." Gibt es für den Politiker kein Entrinnen aus dieser Falle?

[Außenminister und Arzt] Lord Owen: Bertrand Russel schrieb einmal von der "Trunkenheit durch Macht". Ich denke, dass es hier beileibe nicht nur um Politik und Politiker geht. Vielmehr können auch Unternehmensvorstände dem Hybris-Syndrom, wie ich es nenne, verfallen, wenn nicht sogar noch stärker als Politiker; ich spreche als jemand, der Erfahrung mit Aufsichtsräten hat. [...] Churchill kannte Zweifel, es war bei ihm nicht nur so ein ununterbrochener Strom von Selbstgewissheit. Wie kommt es, dass einige Politiker die Warnung vor dem Zu weit und Zu viel mit sich tragen, andere aber nicht? Ich spüre einem Syndrom nach, das sich im Laufe langer Amtszeiten aufbaut, wenn der Betroffene die Ebene natürlicher Zuversicht in seine Fähigkeiten verlässt und sich äußerster Zuversicht, nicht mehr hinterfragt, hingibt. [...] Ich schreibe gerade an einem Artikel für eine medizinische Zeitschrift, zusammen mit einem amerikanischen Fachmann der neurologischen Psychiatrie, wo wir versuchen, "hybris Syndrom" unter "personality disorder" zu rubrizieren, also Krankheiten der narzisstischen Persönlichkeit. Es ist eine Frage der medizinischen Diagnose, die man nur mit größter Vorsicht angehen kann. [...] Haben nicht viele von uns den Hang zur Hybris? Ich bin einmal als Megalomane betitelt worden, denken Sie nur.



Aus: ""Bush und Blair haben die Demokratie beschädigt"" (31. Oktober 2008)
Der ehemalige Außenminister und Arzt Lord Owen über sein Buch zur politischen Hybris
Quelle: http://www.welt.de/welt_print/article2653256/Bush-und-Blair-haben-die-Demokratie-beschaedigt.html (http://www.welt.de/welt_print/article2653256/Bush-und-Blair-haben-die-Demokratie-beschaedigt.html)

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QuoteSekt fault,  25. Februar 2009 13:28

Das Misstrauen jeglicher Macht gegenüber gehört zu den Konstruktionsprinzipien der Demokratie. ...


Aus: "Europäischer Gerichtshof soll Vorratsdatenspeicherung erneut prüfen"
Von Stefan Krempl, pmz/c't, (24.02.2009)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Europaeischer-Gerichtshof-soll-Vorratsdatenspeicherung-erneut-pruefen--/meldung/133472 (http://www.heise.de/newsticker/Europaeischer-Gerichtshof-soll-Vorratsdatenspeicherung-erneut-pruefen--/meldung/133472)

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Quote[...] Wolfram Pyta [ging] der Frage nach, warum sich der Diktator so lange an der Macht halten konnte. Dabei rückt er Hitlers Wirkung auf seine Generäle und die deutsche Bevölkerung besonders in den Fokus. ... Wolfram Pytas Herrschaftsanalyse macht zweierlei deutlich: wie ein militärischer Parvenü und Dilettant die stärkste Armee der Welt in den Untergang führte. Und: wie verheerend sich der Führerkult im Denken und Fühlen der Deutschen auswirkte. Pytas Darstellung breitet wohl keine wirklich neuen Fakten aus. Aber sie macht auf eine unbekannte Art bewusst, welch emotionaler Abgrund hinter der braunen Barbarei steckte – und wie tief diese Barbarei sich im Innersten vieler Deutscher verankert hatte: ,,Geniegläubige verschreiben sich mit Leib und Seele der vermeintlich unerreichten Schöpferkraft ihres Abgotts. Die hingebungsvolle Unterwerfung unter das Genie ist kein serviler Akt erzwungener Untertänigkeit – sondern die extremste Form selbst gewählter Entmündigung."

Wolfram Pyta: Hitler: Der Künstler als Politiker und Feldherr. Eine Herrschaftsanalyse. Siedler Verlag, München 2015, 848 Seiten, 39.99 Euro.


Aus: "Hitlers Macht – Wie kam es zum Führerkult?" Michael Kuhlmann (18.05.2015)
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/geschichtliche-analyse-hitlers-macht-wie-kam-es-zum-100.html (https://www.deutschlandfunk.de/geschichtliche-analyse-hitlers-macht-wie-kam-es-zum-100.html)

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Quote[...] Konzentration der Macht - Eine Gewaltenteilung gibt es in der Diktatur nicht, so dass die Macht des Diktators, sei es eine einzelne Person oder eine Gruppe, nicht beschränkt werden kann. Der Diktator kontrolliert die traditionellen staatlichen Zwangsmittel selbst: Militär, Justiz, Polizei, und staatliche Behörden. Das Militär wird nicht vom Parlament kontrolliert, sondern vom Diktator, und kann nicht nur zur Landesverteidigung eingesetzt werden, sondern auch im Inneren gegen eine zu Staatsfeinden erklärten Opposition. Die Justiz kann nicht mehr unabhängig urteilen, sondern folgt diktatorischer Gesetzgebung oder direkten Weisungen.

Im geschichtlichen Rückblick zeigt sich, dass diese Zwangsmittel oft nicht zum Machterhalt ausreichen und daher weitere Bereiche der Gesellschaft kontrolliert werden müssen. Die Diktatur unterwirft dann auch die wirtschaftlichen Einrichtungen, das Erziehungswesen, Presse und Medien sowie die Kommunikationsmittel wie Nachrichten- und Datenverkehr. Diese erweiterte Form der Diktatur wird totalitäre Diktatur genannt. Die einfachere Form wird auch autoritäre Diktatur genannt. Die autoritäre Diktatur lässt dem Einzelnen noch Freiräume, wie zum Beispiel die Ausübung der Religion. Die totalitäre Diktatur dagegen versucht, den Einzelnen völlig in Anspruch zu nehmen.

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Aus: "Konzentration der Macht" (10/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Diktatur#Konzentration_der_Macht (http://de.wikipedia.org/wiki/Diktatur#Konzentration_der_Macht)

Title: [Aspekte von Macht...]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 06, 2006, 08:16:46 PM
Quote[....] ,,Wer die Regierung kritisiert, verliert seinen Job."


Aus: "Istanbul: ,,Wer die Regierung Erdogans kritisiert, verliert seinen Job"" Christoph Forsthoff (08.11.2017)
Quelle: http://www.swp.de/heidenheim/nachrichten/kultur/_wer-die-regierung-erdogans-kritisiert_-verliert-seinen-job_-20546447.html (http://www.swp.de/heidenheim/nachrichten/kultur/_wer-die-regierung-erdogans-kritisiert_-verliert-seinen-job_-20546447.html)

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Quote[...] In Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine sind sowohl die politischen Eliten als auch die Beamten keinesfalls stimmlose, unschuldige Opfer, sondern vielmehr willfährige Handlanger, und ein nicht unwesentlicher Teil der außen- und sicherheitspolitischen Elite darüber hinaus auch aktiver Nutznießer aktueller Entwicklungen. ...

Aus: "Wie denkt der Machtapparat Putins? Analyse einer Rede von Sergej Kirijenko" Alexander Dubowy (16.12.2022)
Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/wie-denkt-der-machtapparat-putins-eine-analyse-einer-rede-von-sergej-kirienko-li.298363 (https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/wie-denkt-der-machtapparat-putins-eine-analyse-einer-rede-von-sergej-kirienko-li.298363)

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Quote[...] ZEIT Campus: Herr Professor Chomsky, Sie sind nicht nur einer der meistzitierten Wissenschaftler der Welt, Sie sind seit 45 Jahren politischer Aktivist. Wenn man sich die Politik heute anschaut, muss man sich fragen: Können »public intellectuals« wie Sie überhaupt etwas erreichen?

Noam Chomsky: Wie kommen Sie auf diese Frage?

ZEIT Campus: Es ist Krieg in Afghanistan, die Welt leidet an den Folgen der Wirtschaftskrise, die soziale Schere geht immer weiter auseinander...

Chomsky: Das Problem ist einfach: Die allermeisten Intellektuellen sind Diener der Macht. Sie beraten Regierungen, sie nennen sich Experten, sie streben nach Prestige, übrigens nicht nur heute, sondern seit Jahrhunderten. ...

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Aus: ""Studenten sollen Anarchisten werden"" Von Manuel J. Hartung | Gabriel Wollner (14.6.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/campus/2011/04/sprechstunde-chomsky (http://www.zeit.de/campus/2011/04/sprechstunde-chomsky)


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Quote"Mich fasziniert Macht, die Physik der Macht und die Paranoia der Macht. Das Bedürfnis nach Macht existiert, weil es ein Ersatz für die Seele ist." - Dustin Hoffman


Quelle: http://de.wikiquote.org/wiki/Paranoia (Quelle nicht mehr gültig bzw. abrufbar / Notiz 08/2009)

Title: [Soft Power... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 06, 2006, 08:22:22 PM
Quote[...] Joseph Nye: Von ihm stammt das Modell der weichen Macht (soft power). Dieses Konzept bezeichnet die Fähigkeit, einen Akteur durch bestimmte (meist immaterielle) Mittel dahingehend zu beeinflussen, dass er identische Ziele und Bestrebungen entwickelt, wie der handelnde Akteur sie selbst besitzt. Die Mittel, einen anderen Akteur dazu zu bewegen dasselbe zu wollen, was man selbst will, wird als Soft power ressources bezeichnet. Sie sind die Quelle der Macht. (vgl. "Wen man nicht zum Feinde haben will, den soll man sich zum Freunde machen", auch wenn der Spruch etwas abgewandelt ist). Soft power ist zusammengefasst eine Machtkonzeption, die sich aus positioneller, relationaler und struktureller Macht addiert.


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Macht (http://de.wikipedia.org/wiki/Macht) (07.2006)
Title: [Unterwürfigkeit... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 11, 2006, 01:09:55 PM
QuoteUnterwürfigkeit bezeichnet ein Sozialverhalten aus Eigennutz und Selbstschutz, zum Beispiel die (übertriebene) Unterordnung unter Vorgesetzte, "Katzbuckeln" und Schmeichelei. Eine Variante der Unterwürfigkeit ist ein vorauseilender Gehorsam. Er gehört wie die mangelnde Zivilcourage zu den Voraussetzungen totalitärer Systeme.


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Unterw%C3%BCrfigkeit (http://de.wikipedia.org/wiki/Unterw%C3%BCrfigkeit) (11.07.2006)

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Quote[...] Der Untertan ist eine Verfilmung der DEFA des gleichnamigen Romans von Heinrich Mann aus dem Jahr 1951 von Regisseur Wolfgang Staudte. ... Staudte sagte zur Botschaft seines Films: ,,Ich will die Bereitschaft gewisser Menschen um 1900 zeigen, die über zwei Weltkriege hinweg zum Zusammenbruch Deutschlands im Jahre 1945 führte. Es soll eine Weiterführung meiner Anklage gegen diese Kreise und eine Warnung vor diesen Menschen sein, wie ich es schon in dem Film ,Die Mörder sind unter uns' ausdrücken wollte." ... In der ganzen Welt erhielt der Film hohe Anerkennung. In der Bundesrepublik Deutschland unterlag er der Filmzensur, und seine Aufführung wurde sechs Jahre lang verboten. Den Film betrachtete man als Angriff auf die Bundesrepublik, in der viele Ansätze eines erneuten Untertanenstaates sahen. Der Interministerielle Ausschuß für Ost-West-Filmfragen, die für die Filmeinfuhr hauptverantwortliche Stelle, untersagte die Veröffentlichung aufgrund § 93 des StGB, der Herstellung von verfassungsfeindlichen Publikationen verbot. 1956 kam es dennoch zu einer einmaligen Aufführung in Westberlin. Nach einer erneuten Prüfung wurde der Film in einer um zwölf Minuten gekürzten Version und einem die Grundaussage des Films umkehrenden Vorspruch im November 1956 freigegeben.[6][7] Dennoch wurde er im Januar 1957 erneut durch die FSK (Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft) verboten. Die endgültige Freigabe der gekürzten Fassung erfolgte im Februar 1957. Allerdings wurde dem um zwölf Minuten gekürzten Film auch jetzt noch ein Text vorangestellt, der den dargestellten Fall ausdrücklich als Einzelbeispiel kennzeichnete.[8] Diese Version wurde am 8. März 1957 in der Bundesrepublik erstaufgeführt.[9]

Die Erstausstrahlung im Fernsehen erfolgte in der DDR im September 1954, in der Bundesrepublik im Dezember 1969 (im Bayerischen Rundfunk). Eine ungekürzte Fassung bekam man in der BRD allerdings erst 1971 zu sehen.

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Aus: "Der Untertan (Film)" (28. August 2021)
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Untertan_(Film) (https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Untertan_(Film))

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Quote[...] Luiz Heinrich Mann (* 27. März 1871 in Lübeck; † 11. März 1950 in Santa Monica, Kalifornien) war ein deutscher Schriftsteller aus der Familie Mann. Er war der ältere Bruder von Thomas Mann ... Mann analysierte in den folgenden Werken die autoritären Strukturen des Deutschen Kaiserreichs im Zeitalter des Wilhelminismus. Resultat waren zunächst u. a. die Gesellschaftssatire Professor Unrat, aber auch drei Romane, die heute als die Kaiserreich-Trilogie (Der Untertan, Die Armen, Der Kopf) bekannt sind ...


Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Mann (https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Mann) ( 5. Dezember 2021)

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Title: [Vorauseilenden Gehorsam... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 11, 2006, 01:13:32 PM
Quote[...] Als vorauseilenden Gehorsam bezeichnet man die freiwillige Vorwegnahme vermuteten erwünschten Verhaltens im Rahmen gruppendynamischer Prozesse (Gruppenzwang). Eine Gehorsamsleistung wird dann nicht als Resultat von sozialem Druck erbracht, sondern um diesem Druck von vorn herein zu entgehen.


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Vorauseilender_Gehorsam (http://de.wikipedia.org/wiki/Vorauseilender_Gehorsam) (11.07.2006)
Title: [Konformitätsdruck... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 11, 2006, 01:17:26 PM
QuoteGruppenzwang oder Konformitätsdruck ist Auslöser für eine Veränderung des Verhaltens oder der Einstellung einer einzelnen Person aufgrund des Drucks einer Gruppe. Häufig zeigt die Person betreffende Verhaltensweisen nur innerhalb der Gruppe.

[...] Personen verhalten sich konform mit Gruppen, da sie bei anderen einen erwünschten Eindruck hinterlassen wollen. Viele Menschen fühlen sich unwohl oder unsicher, wenn sie andere Meinungen als die Gruppenmehrheit vertreten. Sie meinen, damit bei anderen Gruppenmitglieder Antipathie und Abneigung hervorzurufen. Der Normative Einfluss bedeutet also, dass Personen sich konform verhalten, um von anderen Menschen als sympathisch beurteilt zu werden.


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Gruppenzwang (http://de.wikipedia.org/wiki/Gruppenzwang) (11.07.2006)

Title: [Foucaultsche Machtanalyse... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 11, 2006, 01:33:45 PM
Quote[...] »In dem Augenblick, in dem man sich klar geworden ist, daß alle menschliche Erkenntnis, alle menschliche Existenz, alles menschliche Leben und vielleicht das ganze biologische Erbe des Menschen, in Strukturen eingebettet ist, d.h. in eine formale Gesamtheit von Elementen, die beschreibbaren Relationen unterworfen sind, hört der Mensch sozusagen auf, das Subjekt seiner selbst zu sein, zugleich Subjekt und Objekt zu sein. Man entdeckt, daß das, was den Menschen möglich macht, ein Ensemble von Strukturen ist, die er zwar denken und beschreiben kann, deren Subjekt, deren souveränes Bewußtsein er jedoch nicht ist.« (Foucault 1987, S.14f)

Nach Foucault sind es also spezifische Strukturen, die die Subjekte, ihr Denken, Fühlen und Handeln und die damit verbundene Identität erzeugen. Das bedeutet zum einen, daß die Vorstellungen von einem autonomen vorgängigen Subjekt, von abstrakt unabhängigem Denken und freiem Willen, Fiktionen sind.

Diese Hirngespinste sind Kennzeichen vornehmlich der bürgerlichen Welt. Im Gegensatz dazu etwa sah sich die Bevölkerung traditioneller agrarischer bzw. feudaler Gesellschaften - ob nun Bauersleute, KönigInnen oder Pfaffen -, als mehr oder weniger blinde Werkzeuge der Götter bzw. des einen Gottes. Andererseits aber ist dieses moderne Individuum, das sich so selbstbestimmt dünkt und wahrnimmt, geschichtlich produzierte Realität. Es sind dies real existierende Subjekte, die jedes Gegenüber und sich selbst als Objekt behandeln, die die Strukturen der Moderne bewußtlos hervorbringen und bewohnen.

Daß diese vermeintlich autonomen Subjekte zudem strukturell männlich sind (vgl Butler 1991), dazu sagt Foucault relativ wenig bzw. bestimmt er dies nicht durchgängig als grundlegendes Prinzip der bürgerlichen Gesellschaft. Die Analyse von Macht nimmt eine zentrale Stelle in Foucaults Forschungen ein, denn es sind für ihn die entsprechenden Machttechniken, die der »Formung des modernen Individuums sowohl zum Subjekt als auch zum Objekt« (Dreyfus/Rabinow 1987, S.149) zugrunde liegen. Er versteht Macht als Namen, »den man einer komplexen strategischen Situation in einer Gesellschaft gibt« (Foucault 1977, S.114).

Insofern ist ihm Macht kein unveränderliches, ontologisches Prinzip, sondern er richtet seine Aufmerksamkeit auf den historischen Wandel, dem sie unterliegt. Foucault spricht nicht von ,,der" Macht schlechthin; irgendwo letztbegründet, von wo aus sie ihre Wirkungen entfalten würde. Es gibt keinen punktuellen Ursprung einer zeitlos gedachten Macht, sondern es gilt die verschiedenen historischen Problemlagen zu erfassen, die mit dem Auftauchen spezifischer Machtformen bzw. - techniken verbunden sind.

[...] Die foucaultsche Machtanalyse stellt sich damit quer zu üblichen Machttheorien, die von einer Unterdrückung des Menschen ausgehen, die ausschließlich von "oben" nach "unten" verläuft und so nur negativ wirkt. In diesen Repressionstheorien fungiert das Subjekt einerseits als Ausgangspunkt und selbstbewußter Träger, andererseits als Widerpart der Macht. Am Beispiel der These von der Unterdrückung der Sexualität wäre dieser Widerpart ein Subjekt, welches sich durch eine vermeintlich ursprüngliche, "natürliche" Sexualität auszeichnet; die bekannten "Triebe" etwa, die dann angeblich von den sogenannten "Herrschenden", aus Gründen des Eigennutzes oder zwecks Machtstreben, unterdrückt würden (vgl. etwa Reich 1972).

[...] »Die[se] Macht ist nicht als ein massives und homogenes Phänomen der Herrschaft eines Individuums über andere, einer Gruppe über andere, ... aufzufassen, ... Die Macht funktioniert und wird ausgeübt über eine netzförmige Organisation. Und die Individuen zirkulieren nicht nur in ihren Maschen, sondern sind auch stets in einer Position, in der sie diese Macht zugleich erfahren und ausüben; sie sind niemals die unbewegliche Zielscheibe dieser Macht, sie sind stets ihre Verbindungselemente. Mit anderen Worten: die Macht wird nicht auf die Individuen angewandt, sie geht durch sie hindurch. Es gilt also nicht, das Individuum als eine Art elementaren Kern, primitives Atom, als vielfältige und träge Materie aufzufassen, auf die die Macht angewandt oder treffen würde, eine Macht, die die Individuen unterwerfen oder zerbrechen würde. Tatsächlich ist das, was bewirkt, daß ein Körper, daß Gesten, Diskurse, Wünsche als Individuum identifiziert und konstituiert werden, bereits eine erste Wirkung der Macht. Das Individuum ist also nicht das Gegenüber der Macht; ... Das Individuum ist eine Wirkung der Macht und gleichzeitig - oder genau insofern es eine ihrer Wirkungen ist - ihr verbindendes Element. Die Macht geht durch das Individuum, das sie konstituiert hat, hindurch.« (ebd., S.82f)

[...]  »Die Wahrheit ist von dieser Welt; in dieser wird sie aufgrund vielfältiger Zwänge produziert, verfügt sie über geregelte Machtwirkungen. Jede Gesellschaft hat ihre eigene Ordnung der Wahrheit, ihre "allgemeine Politik" der Wahrheit: d.h. sie akzeptiert bestimmte Diskurse, die sie als wahre Diskurse funktionieren läßt; es gibt Mechanismen und Instanzen, die eine Unterscheidung von wahren und falschen Aussagen ermöglichen und den Modus festlegen, in dem die einen oder anderen sanktioniert werden; es gibt bevorzugte Techniken und Verfahren zur Wahrheitsfindung;« (ebd., S.51)

Foucault versteht unter Wahrheit also nicht Sachverhalte oder Zustände, die zu entdecken und als ewige, übergeschichtliche Wahrheiten zu akzeptieren wären. Solche Wahrheiten gibt es für ihn nicht. Vielmehr richtet sich sein Interesse auf »das Ensemble der Regeln, nach denen das Wahre vom Falschen geschieden und das Wahre mit spezifischen Machtwirkungen ausgestattet wird« (ebd., S.53). Die Wahrheit ist in der bürgerlichen Gesellschaft »um die Form des wissenschaftlichen Diskurses und die Institutionen, die ihn produzieren, zentriert« (ebd., S.52).



Bruchstuecke aus: "Michel Foucaults Analytik des modernen Subjekts" (Autor (?); Papiertiger Archive; Datum (?))
Quelle: http://archivtiger.de/Jedi/FOUCAU3.htm (http://archivtiger.de/Jedi/FOUCAU3.htm)

Title: [Urinieren in der Öffentlichkeit... ]
Post by: lemonhorse on July 16, 2006, 01:42:06 AM
Quote[...] In der Verhandlung am Dienstagmittag verurteilte eine Richterin die Bielefelder zu zehn Tagen Haft mit der Begründung: "Urinieren in der Öffentlichkeit." Die Studenten bestreiten die Tat und vermuten einen Zusammenhang zum anstehenden G8-Gipfel.


Aus: "Bielefelder in Russland verhaftet" (12.07.2006)
Quelle: http://www.wdr.de/themen/politik/international/russland/g8_2006/index.jhtml?rubrikenstyle=politik (http://www.wdr.de/themen/politik/international/russland/g8_2006/index.jhtml?rubrikenstyle=politik)
Title: [Demütigung. Motive und Folgen erzieherischen Machterhalts... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 18, 2006, 01:24:42 PM
Quote[...] Ob der Demütiger sich der Folgen bewußt ist, die er in seiner Machtausübung setzt? Er will ja demonstrieren, wer er ist, für was er steht, und hinter sich Macht, Einfluß, den Staat versammelt zu wissen, ist allemal ein guter Motivator. Nehmen wir an, daß den Demütiger hohe Motive beseelen, also daß er helfen will, erziehen will, daß er vor dem entsetzlichen Dilemma steht, nicht anders helfen zu können als durch eine Demütigung. Man muß sich das so vorstellen [...], daß der Demütiger wie ein Vergewaltiger ist, und wenn er hohe Motive hat, dann will er sozusagen wie ein Vergewaltiger sein, der weiß, es tut der Frau nur gut, wenn er sie mit Gewalt nimmt, es ist zu ihrem Besten. Der Demütiger als Erzieher ist sozusagen wie ein Vergewaltiger, der seine Tat zum Wohle der Vergewaltigten setzt.
Man sage jetzt bloß nicht, ich sei zynisch, wenn ich solches schreibe...


Aus: "Demütigung. Motive und Folgen erzieherischen Machterhalts" Ein Essay von Gerhard GELBMANN (Datum ?); 
Quelle: http://h2hobel.phl.univie.ac.at/~yellow/greet/Demut.html (http://h2hobel.phl.univie.ac.at/~yellow/greet/Demut.html)
Title: [Stromlinienförmigkeit... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 19, 2006, 01:42:48 PM
Quote[...] Eine Spielregel auf dem Weg zur Macht ist deshalb die Stromlinienförmigkeit. Statt Ecken und Kanten zu zeigen, gelte es, anpassungsfähig und ständig in Bewegung zu bleiben. ,,Am besten schützt man sich, indem man so geschmeidig und formlos wie Wasser ist", sagt Zielke. Denn wer sich gegen den Strom der Zeit stelle, werde in der Regel von der Masse bestraft. Zu dieser Stromlinienförmigkeit gehört auch, keine Position zu ergreifen. Wer sich aber auf keine Seite oder Sache festlege, mache sich auch keinen zum Feind. Das macht nach allen Seiten offen. Zum Beispiel bei Firmenfusionen gelingt es so, unbeschadet von der Verliererseite auf die Siegerseite zu wechseln.

[...] ,,Eindringliche Bilder und ausdrucksstarke Gesten schaffen eine Aura der Macht, der man sich nur schwer entziehen kann", sagt Zielke. Auch optische Attraktionen und strahlende Symbole verfehlten ihre Wirkung nicht.

Klingt alles ziemlich schwierig. ,,Für Machtspiele ist ja auch nicht jeder geeignet, und sie machen auch nicht jedem Spaß." So manch einer könne ein solches Verhalten auch nicht mit seinem Gewissen vereinbaren. Es kommt eben auf den Typen an. Für manche wirkt die Macht eben wie ein Magnet.



Aus: "Macht im Berufsleben - ,,Spiele den Deppen, um die Deppen zu überlisten"" Von Kerstin Liesem (Text: F.A.Z., 29.07.2006, Nr. 174 / Seite 53)
Quelle: http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C/Doc~E220773D195F64E66B634127C8B4344AD~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C/Doc~E220773D195F64E66B634127C8B4344AD~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
Title: [Machttechnik + Phantomexistenz... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 05, 2006, 04:10:33 PM
Quote[...] Vierzig Jahre lang hat der Reporter Jürgen Leinemann im Dienste des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" in Bonn und Berlin über Politik berichtet, und dabei Politiker aus nächster Nähe beobachtet - bei Wahlkämpfen, Parteitagen und journalistischen Hintergrundgesprächen. Beobachtet, wie sie umgehen mit Macht und welche Auswirkungen Macht auf sie hat.

Festgestellt hat er bei seinen Beobachtungen einen zunehmenden Wirklichkeitsverlust, eine Abnahme an politischen Überzeugungen und Welt- und Sachkenntnis sowie eine Zunahme an medialen Inszenierungsformen.


[...] Dieser Wirklichkeitsverlust führender Politiker begann, so der von Leinemann zitierte Politologe Wilhelm Hennis, mit Helmut Kohl. Dem Vorbild Adenauers gemäß nicht zimperlich im Umgang mit Gesetz und Verfassung, setzte er illegale Spendenkonten und schwarze Kassen ein als, so Leinemanns Formulierung, "notwendiges Waffenlager im Kampf gegen politische Gegner, die er als Feinde verteufelte". Im System Kohl wurde Macht zur Droge. Kohl, ein typischer Vertreter der Nachkriegsgeneration, stellte als junger Politiker Überblick her und baute ein System auf von Beziehungen und Verbindlichkeiten.

[...] Ein Netzwerk von ähnlich gesinnten Männern in Schlüsselpositionen entstand. Bald gaben sie den Ton an. Politik wurde betrieben als Machttechnik. Das, so Leinemann, durch Ämterpatronage und "Bimbes" erworbene Herrschaftswissen diente dem Machterhalt. Über die Hälfte der Bundestagsabgeordneten und Parteitagsdelegierten, so schätzte Ralf Dahrendorf, waren Helmut Kohl zu Dank verpflichtet "für persönliche Förderung und Gefälligkeiten". Das reichte vom in Aussicht gestellten Amt bis zum Straßenbauprojekt im Wahlkreis.

[...] Politik als Beruf bedeutet für viele nicht "starkes langsames Bohren von harten Brettern", wie Max Weber verlangt hatte, sondern Anpassung und Karriere. Hinzukommt, daß Politik heutzutage zunehmend als Show-Geschäft inszeniert wird. Die Nachkriegsgeneration der Schröder, Stoiber, Lafontaine, Fischer, Möllemann präsentiert immer weniger "Werteskalen" und Inhalte, dafür um so mehr Ehrgeiz und Chuzpe.

[...] Mit der Nominierung Schröders auf dem Leipziger SPD-Parteitag 1998 zum Spitzenkandidaten für die SPD begann, so Leinemann, die mediale Inszenierungskunst. Politik wird vor allem Darstellung, weniger Vermittlung von Inhalten. Der Politiker wird zum Medienstar und Dauer-Talk-Show-Gast. Diese mediale Präsenz verschafft den Akteuren eine eigene Wirklichkeit. Sie wird realer als ihr Handeln. Die politische Klasse wächst so in eine Art Phantomexistenz hinein.


Aus: "Die Macht und ihr Preis: Jürgen Leinemann: Höhenrausch - die wirklichkeitsleere Welt der Politiker" von Stephan Reinhardt (2006)
Quelle: http://www.hr-online.de/website/rubriken/kultur/index.jsp?rubrik=8912&key=standard_document_4205306 (http://www.hr-online.de/website/rubriken/kultur/index.jsp?rubrik=8912&key=standard_document_4205306)
Title: [Machtverhältnisse und die Frage des Rechts... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 05, 2006, 04:37:53 PM
Quote[...] Der Begriff der Kontrolle und noch stärker der der Sicherheit wurden im Poststrukturalismus vor allem für die Beschreibung biopolitischer Machtmechanismen verwandt. Dabei wird davon ausgegangen, dass Machtverhältnisse keine Substanz, kein Wesen, kein Zentrum, keine feste Formbestimmung und keine unumkehrbare Tendenz besitzen, sondern dass sie variabel und relativ sind, momentane Querschnitte durch ein ganzes Archiv von Verwertungsstrategien, Regierungstechniken und Subjektivierungsweisen.

[...] Wenn wir uns die neuen Militärdoktrinen anschauen, stoßen wir auf eine Art integriertes Krisenmanagement, in der alle Folgen kapitalistischer Vergesellschaftung zu einer sicherheitspolitischen Herausforderung gemacht werden. Egal, ob wir die neue Nato-Strategie betrachten, die National Security Strategy der USA, die Europäische Sichheitsstrategie, das European Defense Paper, die Verteidigungspolitischen Richtlinien der Bundeswehr - überall gelten ethnische Rivalitäten, die Auflösung von Staaten, die unkontrollierte Bewegung einer großen Zahl von Menschen, Akte des Terrorismus, der Sabotage und des organisierten Verbrechens sowie die Unterbrechung der Zufuhr lebenswichtiger Ressourcen als mögliche Interventionsmomente in einem globalen Raum, in dem die Grenze zwischen Krieg und Kontrolle flexibel gemacht worden ist. Die Militäreinheiten der hegemonialen Staaten werden entsprechend umgerüstet. Auf dem Nato-Gipfel in Prag wurde Ende 2002 die Einrichtung einer mobilen und professionellen Response Force beschlossen, die innerhalb von sieben bis dreißig Tagen an jeden Ort der Welt mobilisierbar sein sollen. Die EU hat 2003 mit dem Aufbau von 60.000 Kriseninterventionskräften nachgezogen, die innerhalb von sechzig Tagen einsetzbar sein sollen. Die militärische Speerspitze bilden Gefechtsgruppen, die nun erstmals im Kongo eingesetzt werden.

In diesem globalen Kriseninterventionsregime geht es darum, Territorien für Waren, Dienstleistungen, Ressourcen und Produktivkräfte durchlässig zu halten und sie in diesem Sinne als Sicherheitsräume zu garantieren. Diese Formen des Krieges können nicht gewonnen werden und müssen notwendigerweise immer extensiver von Kontrollmaßnahmen unterfüttert werden. Das kann man seit dem 11.9. überdeutlich beobachten. Noch bevor die Fahne von Enduring Freedom gehisst war, wurden in fast allen hegemonialen Staaten Sicherheitsgesetze verabschiedet, die den rassistisch und kulturalistisch überdeterminierten war-on-terrorism flankierten. Es ist sinnlos, nach einem ersten Kriegsgrund zu forschen wie Öl, Sicherheit oder Terrorbekämpfung. Polizeikrieg ist ein definitiv hybridisierter Krieg, in dem mehrere materielle, ideologische, kontrollpolitische Stränge gleichzeitig verfolgt werden.

Dieses Interventionsregime wächst an zwei Polen, es banalisiert und verabsolutiert den Krieg. Auf der einen Seite geht es um eine Art polizeiliche Routine, die geostrategische Sicherung von Wasserstraßen, die Aufsicht über Wahlen, die Kontrolle von Grenzen, die militärische Überwachung und Stützung von Bürgerkriegsgesellschaften, der Aufbau von zivil-militärischen Kooperationen, die Unterstützung des Katastrophenschutzes, auf der anderen Seite geht es um die Verabsolutierung des Krieges als humanitäre Maßnahme oder als gerechter Feldzug, der gegen einen Feind geführt wird, der das ethisch absolut Andere darstellt, das Böse, das heute an erster Stelle der islamistische Terrorist verkörpert. An dieser Front des gerechten Krieges wird mit militaristischen, angriffsorientierten Schlägen gearbeitet, bei denen die USA inzwischen den Einsatz von Mini-Atombomben nicht mehr ausschliesst. Beide Normen, die der Humanität und die des gerechten Krieges, maskieren die historischen und die sozialen Entstehungsgründe dessen, was bekämpft werden soll – Krisenerscheinungen des kapitalistischen Imperiums: Armut, Hunger, Bürgerkrieg, Ethnisierung des Politischen, Entwicklung politischer Religionen.


[...] Mit diesem polizeilichen Interventionsregime stellt sich die Frage des Rechts auf neuem Niveau. Auf der einen Seite werden Interventionen verrechtlicht und an Bestimmungen des internationalen Rechts ausgerichtet, auf der anderen Seite werden mehr und mehr außerrechtliche Maßnahmen, Internierungen, Entführungen, Liquidierungen, Präventivschläge, durchgesetzt, denen ein rechtlicher Ausdruck zu verleihen versucht wird. Das heißt, Verrechtlichungsstrategien und ihre Außerkraftsetzungen wachsen gleichzeitig an. Rechtlosigkeit und Rechtssuspendierung werden dabei als Recht dargestellt, was einer Politik des Ausnahmezustandes entspricht.


Aus: "Police War" (Katja Diefenbach's concept (2006))
Quelle: http://dictionaryofwar.org/en-dict/node/514 (http://dictionaryofwar.org/en-dict/node/514)


Title: [...gegen wen sollte er rebellieren?]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 07, 2006, 08:50:40 PM
Quote[...] Die Bereitschaft von Normalbürgern, sich Befehlen von Autoritäten auch im Widerspruch zum eigenen Gewissen fast unbeschränkt zu unterwerfen, wurde 1964 aussagekräftig mit Hilfe des berühmten ,,Milgram-Experiments" getestet. Versuchspersonen sollten andere, ihnen unbekannte Teilnehmer auf Anweisung eines autoritär auftretenden Versuchsleiters mit Stromstößen traktieren, um den Zusammenhang zwischen ,,Bestrafung und Lernerfolg" wissenschaftlich zu untersuchen. Natürlich waren die Stromstöße nicht echt, die ,,Bestraften" waren Schauspieler, die ihre Schmerzen nur spielten, wichtig ist hier nur, dass die Versuchspersonen an die Echtheit des Versuchsaufsbaus glaubten. Das Ergebnis des Experiments: 62,5 Prozent der Versuchspersonen waren bereit, ihrem Gegenüber einen Stromstoß von 450 Volt zu versetzen, bei 300 Volt waren es noch 100 Prozent.

[...] Um die Lüge möglichst ,,flächendeckend" zu gestalten, so beschreibt es Havel in seinem Aufsatz ,,Versuch in der Wahrheit zu leben" sehr schön, versucht das System große Teile des Volkes zu Mitläufern und Komplizen zu machen. Dadurch entsteht ein geistiges Feld der Scham und der (Selbst-)Unterdrückung – vergleichbar der ,,omertà", dem Schweigegebot in mafiaverseuchten Landstrichen Italiens. Die Grenze zwischen Tätern und Opfern weicht auf, jeder ist beides zugleich. ,,Nur ein oberflächlicher Blick erlaubt (...), die Gesellschaft in Herrscher und Beherrschte aufzuteilen", sagt Havel. In dem posttotalitären System führt diese Linie de facto durch jeden Menschen, denn jeder ist auf seine Art ihr Opfer und ihre Stütze." Havel bringt ein Beispiel: In der kommunistischen Tschechoslowakei war er Usus, dass jeder Geschäftsinhaber ein Schild mit der Aufschrift ,,Proletarier aller Länder, vereinigt euch" im Schaufenster platzierte. Jeder, der solcherart seinen Gehorsam gegenüber dem System demonstrierte, übte zugleich Druck auf alle anderen Bürger des Landes aus, sich ebenso zu unterwerfen. Wer ist da Opfer, wer ist Stütze des Systems? Jeder ist beides zugleich. Was den Kommunisten ihr ,,Proletarier"-Spruch und den Nazis ihr Hitler-Gruß war, das ist im marktradikalen kapitalistischen System unserer Tage vielleicht das Bekenntnis zu grenzenlosem Wachstum und zur ,,Alternativlosigkeit" des Sozialabbaus.
Wer zum Teil des Systems geworden ist, gegen wen sollte er rebellieren? Etwa gegen sich selbst?


Aus: "Volkskrankheit Gehorsam" von Roland Rottenfußer (04.10.2006)
Quelle: http://www.hinter-den-schlagzeilen.info/pm/more.php?id=3760_0_1_0_M
Title: [Machtgefüge...]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 08, 2006, 04:19:46 PM
[...] Das Machtgefüge entscheidet, wer die Droge zu schlucken hat...

[...] Ein weiteres Element in diesem Machtgefüge ist...

[...] Familienstrukturen im Machtgefüge...

[...] Verschiebungen im Machtgefüge...

[..] Der bisherige Ausgleichsmechanismus im föderalen Machtgefüge des Grundgesetzes wurde...

[...] Machtgefüge und Anerkennungskämpfe...

[...] ferner gibt er sich distanziert gegenüber den Mitteln der Machtausübung und ignoriert das bestehende Machtgefüge...

[...] wenn das MACHTgefüge zu kompliziert und undurchsichtig wird...

[...] Kräfteverhältnissen im hierarchischen Machtgefüge unserer Welt...

[...] Machtgefüge und Hierarchien stehen auf dem Spiel...

[...] und das ganze Machtgefüge begänne zu zerbröckeln...

[...] Diese Frage ist sehr spannend, da sie sich mit dem wahren Machtgefüge innerhalb...

[...] Sie irritieren die Machtverhältnisse und die über Jahre aufgebauten Machtgefüge...

[...] Diese vier Machtaspekte im Diskurs existieren nicht losgelöst voneinander, sondern nebeneinander, indem...

Title: [Herrschaftsverhältnis, Autoriät und Machtgefälle... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 21, 2006, 11:29:19 AM
Quote[...] Autorität ist nicht vornehmlich als Eigenschaft, sondern hauptsächlich als Beziehung zu begreifen; die Autorität bedarf der Anerkennung anderer, das Autoritätsverhältnis ist zweiseitig. Dabei kann es sich um die verschiedensten Beziehungsformen handeln, insbesondere können die Grade der Freiwilligkeit der Anerkennung viele Formen annehmen, insbesondere:

    * Freiwillige Bewunderung, Anerkennung und Respekt, bis hin zur Autoritätshörigkeit.

    * Faktisch akzeptierte Autorität in gesellschaftlichen Rollen (z.B. Eltern, Lehrer, Vorgesetzte, Polizisten, Richter, Trainer)

    * Vortäuschen der Akzeptanz der Autorität nach Außen hin, um Nachteile zu vermeiden, bei gleichzeitiger innerer oder gegenüber Vertrauten dokumentierter Ablehnung

    * Erzwungene Anerkennung von Autorität aufgrund körperlicher Unterlegenheit, in Situationen von Gefangenschaft oder Gefängnis- oder allgemein aufgrund von massiven Angstsituationen.

    * Auflehnung und Rebellion beispielsweise gegen die Staatsautorität.

[...] Prinzipiell betrachtet, entsteht durch Autorität dennoch ein (wenn auch ein zeitlich, räumlich oder fachlich beliebig eingeschränkt vorstellbares) Machtgefälle bzw. Herrschaftsverhältnis zwischen im elementaren Fall zwei Personen.

[...] Man kann nach Bocheński epistemische und deontische Autorität unterscheiden: Epistemische Autorität ist die Autorität des Wissenden, der sich in einem Fachgebiet besonders gut auskennt und auf den man deswegen bei Fragen, die dieses Fachgebiet betreffen, zu hören gewillt ist. Deontische Autorität bezeichnet die Autorität des Vorgesetzten, der von dieser seiner Position her Weisungen zum Verhalten seiner Untergebenen erteilen kann.

Unter Demonstration von Autorität oder Autoritätsdemonstration wird eine Handlung verstanden, die dazu dienen soll, dass eine Autorität anerkannt und gefestigt wird.

Wird Autorität von einer Gruppe sich zusammengehörig fühlender Personen gleichzeitig demonstriert, so tragen Effekte der Gruppendynamik in der Regel zu einer Stärkung der Intensität dieser Demonstration bei.

Das Milgram-Experiment zeigt, dass eine Deckung in dem Sinne, dass z.B. Vorgesetzte Handlungen zur Demonstration von Autorität allgemein oder im Einzelfall befürworten, weiterhin zur Stärkung der Intensität der Demonstration von Autorität beiträgt. Gibt es möglichst wenig Kontakt (z.B. Gelegenheiten für Mitgefühl) zwischen Demonstrierenden und Betroffenen, so ist dies ebenfalls intensitätssteigernd.

Eine Demonstration von Autorität kann zum Beispiel durch Nachsicht und Respekt oder durch die offensichtliche Suche nach einem gerechten Konsens in Konflikten erfolgen. Dies wird gegenwärtig von vielen Menschen als positiv erachtet, da diese solche Demonstrationen von Autorität als Zeichen intellektueller Überlegenheit sehen.

Es gibt aber auch Methoden, die zur Zeit überwiegend negativ bewertet werden, z.B. durch möglichst beeindruckendes Auftreten (Habitus, Kleidung, z.B. möglichst imposante Uniform, Talar, Abzeichen, Waffe, o.ä., durch Sprache, etwa entschiedener Tonfall, Schreien, auch Drohungen, ("Säbelrasseln"), oder Beleidigungen, sowie durch Gewalt, Androhen oder Zufügen von physischem oder psychischem Schmerz, Qual, Folter. Dazu gehört auch das Verbreiten von Angst und Terror, z.B. demonstrative Verletzung oder Tötung Anderer (Exempel statuieren).



Bruchstücke aus: "Autorität" (wikipedia; 11/2006)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Autorit%C3%A4t (http://de.wikipedia.org/wiki/Autorit%C3%A4t)

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Quote[...] Recht und Ordnung (Anglizismus: Law and Order) ist ein politisches Schlagwort, mit dem eine Politik bezeichnet wird, die sich vor allem der inneren Sicherheit als Mittel bedient. Politiker (Legislative) oder Juristen (Judikative) können mit dem Attribut belegt werden, wenn sie Priorität auf höhere Staatsausgaben für Polizei (Exekutive), Gefängnisse und Datensammlung, -verarbeitung und -verknüpfung oder auf strengere Gesetze in der Strafvereitelung, Strafverfolgung und Strafvollstreckung legen.

Kritisiert wird unter anderem, dass durch eine einseitige Betonung auf Sicherheit Grundrechte eingeschränkt oder abgebaut werden können. Dazu gehören etwa ein Abbau von Datenschutz, Versammlungsrecht, Meinungsfreiheit, Unverletzlichkeit der Wohnung etc.

Umstritten sind ebenso Recht und Ordnung-Äußerungen oder Maßnahmen, die zu einer Eskalation im Konfliktfall beitragen können. Nach Meinung der Kritiker werden Ursachen für Kriminalität, Terror oder Unruhen größtenteils ausgeblendet und Repression einer Prävention vorgezogen.


Aus: "Recht und Ordnung (Politik)" (wikipedia; 11/2006)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Law_and_Order_%28Politik%29 (http://de.wikipedia.org/wiki/Law_and_Order_%28Politik%29)


Title: [Die Zerstörung der Autorität sei...]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 21, 2006, 11:42:36 AM
Quote[...] Die Zerstörung der Autorität sei die nachhaltigste Folge [von 1968], schreibt [Schönbohm] in einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". "Das zu korrigieren wird nicht einfach sein", unterstrich er. Die "leider mehrfach erstickte Diskussion über eine Leitkultur" hätte wichtige Impulse zur Bewältigung dieser Aufgabe geben können.

Kaum etwas gebe der deutschen Gesellschaft in ihrer Gesamtheit mehr Halt, so der Politiker. Leistung, Fleiß, Disziplin und Ordnung seien "zu belächelten Begriffen verkommen". Vaterlandsliebe sei verpönt, die Familie "zu einer nach allen Seiten hin offenen Lebensgemeinschaft mutiert". Religion und Glaube würden im täglichen Leben kaum noch erwähnt und respektiert.

...


Aus: "Folgen von 1968: Schönbohm: Deutsche Gesellschaft ist orientierungslos" (19.11.2006)
Quelle: http://www.rp-online.de/public/comments/index/aktuelles/politik/deutschland/377720?skip=15 (http://www.rp-online.de/public/comments/index/aktuelles/politik/deutschland/377720?skip=15)

Quote[...] Autor: Ulenspiegel / Datum: 20.11.06 04:27

Ein Spiesser will wieder zurück in die Fünfziger (II)

[...] Man kennt das ja aus der Bausparwerbung, wie sehr die Töchter anderer Väter darauf abfahren!


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Quote[...] Autor: jakobiner / Datum: 20.11.06 01:18

Der ''Punkt ohne Rückkehr'' ist lange überschritten ...
und alle abgewirtschafteten Blockflöten-Parteien nach 45 haben den vielstimmigen babylonischen Abgesang über preußische Tugende, Werte und Maßstäbe mit lautem Missklang, aber ''politisch korrekt'' vorgetragen und sind nun lange schon im neudeutschen Absurdistan angekommen!


-.-

Quote[...] Autor: Atze007 / Datum: 19.11.06 17:07

ein Spiesser will wieder zurück in die Fünfziger

Ja das waren noch ganz tolle Zeiten, als Altnazis und ein auf seinem Stuhl festklebender Bundeskanzler sich gegenseitig die Tür aufhielten.
Ja da müssen wir unbedingt wieder hin.

Diese langhaarigen Linken gehörten ja schon immer alle in ein Arbeitslager und überhaupt sollten alle Halbstarken unbedingt zum Bund, da gibt es Zucht und Ordnung. Und davon kann man als ordentlicher Deutscher ja nicht genug haben.


-.-



QuoteAutor: Susumu / Datum: 21.11.06 10:29

Orientierung verloren.....

[...] Eher scheint mir, dass dieser Mann seine eigene Lebenswirklichkeit zu beschreiben versucht. Dass die Gesellschaft, in ihrer ethischen Entwicklung der technologischen hinterherhinkt wissen wir alle. Und dass sie sich weiterentwickelt und sich im stetigen Wandel befindet, sollte eigentlich jedem klar sein, der seinen Kindern die Möglichkeit bietet, sich in jede erdenkliche Richtung zu entwickeln und zu wachsen. Denn nur freie Menschen achten, respektieren, tolerieren und führen ihre Auseinandersetzungen mit wahrhaftigen aufrichtigen Worten.

...


...
Title: [Leistung, Fleiß, Disziplin und Ordnung...]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 21, 2006, 12:04:47 PM
[...] Diskurs und die Praxis von Ordnung und Disziplin. Die Ironie...

[...] Eine Gesellschaft, in der eine starke Polizei für Sicherheit und Ordnung sorgt...

[...] und unmotivierten Schüler wurden zu Fleiß, Disziplin und Leistungsbereitschaft erzogen...

[...] Mehr Leistung, mehr Wettbewerb, Aufwertung der Sekundärtugenden wie Fleiß, Disziplin, Pünktlichkeit und Ordnung sollen...

[...] Härte, Disziplin, Strafe, Ordnung, Unterordnung für Leistung, Anerkennung und Liebe...

[...] Industrielle Arbeits- und Sekundärtugenden wie Fleiß, Disziplin, die Bereitschaft...

[...] Werte wie Treue, Leistung, Fleiß, Disziplin u.a. (die sogenannten Pflichtwerte) sind neu gefragt und stehen durchaus wieder hoch im Kurs...

[...] Disziplin, Planung, Ordnung, Pünktlichkeit, Genauigkeit, Zuverlässigkeit und Fleiß, oft erkauft um den Preis der Verbissenheit, Verdrossenheit und einer...

[...] Bloß weil sie sich als politisch missbrauchbar erwiesen haben, wäre es ein schwerer Irrtum, Fleiß,. Disziplin und Ordnung als veraltert abzutun....

[...] Wiederbelebung traditioneller Werte wie Disziplin, Fleiß, Ordnung, Anstand und Ehre...

[...] Diesen Erfolg hat man sich durch Ehrgeiz, Fleiß und Disziplin hart erarbeitet...

[...] In unserer globalen Welt bedingt Leistung neben Tugenden wie Fleiß, Disziplin, Ordnung...

[...] so mehr Leistung wir zeigen, um so größer wird der Respekt sein...

[...] "Disziplin", "Gehorsam", "Leistung", "Ordnung", "Pflichterfüllung", "Treue", "Unterordnung", "Fleiß", "Bescheidenheit"...

[...] Vorstellungen von Fleiß, Disziplin und Ordnung wurden zur Kontrastfolie für den stigmatisierten Müßiggang...

[...] Fleiß, Disziplin, Ordnung, Eigeninitiative und Zielstrebigkeit...

[...] Hartnäckigkeit. Effizienz. Ordnung. Präzision. Gerechtigkeit. Disziplin. Pflicht. Logik. Funktionalität. Status. Elite. Ehre. Macht. Ruhm. Stolz. Leistung...

[...] Treue, Fleiß, Pünktlichkeit, Höflichkeit, Anpassungsbereit-. schaft, Disziplin, Ordnung, Leistung, Opfer etc...

[...] ein Ende der Diskriminierung der Werte Fleiß, Disziplin, Zuverlässigkeit, Ordnung, Pünktlichkeit, Verzicht, Treue und Leistung sowie eine Relativierung...

[...] Und eines braucht Erziehung besonders: ein Ende der Diskriminierung der Werte Fleiß, Disziplin, Zuverlässigkeit, Ordnung, Pünktlichkeit, Verzicht...

[...] Grundwerte - u.a. die ,,alten Tugenden" Fleiss, Disziplin und Ordnung...

[...] Sie können mit ,,Sekundärtugenden" wie Disziplin, Ordnung, Sauberkeit und Fleiß selber nichts anfangen. Wehe aber, wenn sie als Kunden auf eigene Kosten...

[...] Es geht um mehr Leistung - anstelle von mehr Gleichmacherei. Wir kämpfen um jede Stimme, weil wir wollen Disziplin, Fleiß und Ordnung...

[...] Begriffe wie Ordnung, Fleiß oder Aufmerksamkeit seien schwer zu definieren und nur an...

[...] Mehr an Leistung durch Belohnung...

[...] Einordnung. ins Kollektiv...

[...] Fleiß Ordnung Disziplin - damit haben wir es weit gebracht, bis vor Stalingra...

[...] berechnet sich also nach der Leistung der menschlichen Arbeitskraft pro Zeiteinheit...

[...] Der Leitantrag listet auf: Fleiß, Ehrgeiz, Ordnung, Disziplin, Höflichkeit, Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, Pflichtbewusstsein und - erfüllung...

[...] Am Arbeitsplatz sollen Disziplin und Ordnung herrschen. Sie geben Ihr Bestes...

[...] Christoph von Dohnányi: Wenn man Musiker ist und nicht an Ordnung und Disziplin glaubt...

[...] Mittelschicht: Fleiß, Ordnung, Disziplin und Mäßigung.

etc.
Title: [...das 'strategische Machtgefälle']
Post by: Textaris(txt*bot) on November 21, 2006, 12:20:46 PM
[...] Ist es nicht die Psyche die ein solches Machtgefälle gestattet?...

[...] Dieses Machtgefälle führt zur unterschiedlichen Bewertung von...

[...] Rollenverteilungen mit Machtgefälle. Spiele mit Macht beinhalten typischerweise...

[...] Zentrale Merkmale: Machtgefälle und fehlende Freiwilligkeit...

[...] Dass es in vielen Situationen ein Machtgefälle gibt, steht ebenso ausser Frage...

[...] Dieses Machtgefälle birgt in sich viele Gefahren, für beide Seiten. Eine essentielle Frage...

[...] Der Kern vieler Rollenspiele ist ein künstlich erzeugtes Machtgefälle...

[...] Wie läßt sich das Machtgefälle zwischen Sender und Empfänger politisieren?

[...] um ihre Phantasien zu einem Machtgefälle auszuleben, welches erotisierend für sie ist...

[...] Kennzeichnend für sexuellen Missbrauch ist ein Machtgefälle zwischen Täter und...

[...] Im Begriff der Abhängigkeit wird schon ein Machtgefälle angedeutet...

[...] Es geht darum, im Bewußtsein der Differenzen und der Machtgefälle, Raum zu schaffen und...

[...] ein sekundäres Machtgefälle innerhalb der Arbeitnehmerschaft, welches das primäre Machtgefälle überlagert und...

[...] Eine weitere Bedingung für die Existenz von Rassismus ist das Machtgefälle zwischen Tätern und Opfern. Rassismus ist daher ein...

[...] Die Distanz entsteht nicht zwingend aus dem Machtgefälle...

[...] Hier entsteht ein ausgesprochenes Machtgefälle zwischen Diagnostiker und Proband...

[...] sie profitieren von diesem sozialen und ökonomischen Machtgefälle...

[...] Das Machtgefälle in der Institution ist total: Zwangsmedikamentierung, oft stundenlange Fixierung ans Bett oder...

[...] Das Machtgefälle hält die Erinnerung an ihre erlebte Ohnmacht fest und...

[...] Zweitens wird verheimlicht, dass die internationalen Finanzmärkte durch das Machtgefälle zwischen institutionellen Großanlegern, insbesondere den...

[...] das 'strategische Machtgefälle' in der Konsumgüterdistribution...

[...] Das Machtgefälle eliminieren können wir nicht. Da würden wir uns etwas vormachen...

[...] Das Machtgefälle und die Art und Weise der Kontrolle...


Title: [Die göttliche Autorität...]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 22, 2006, 12:22:57 PM
[...] Das Hinterfragen der Aussagen von Höhergestellten oder sogenannten Autoritäten ist für Sie vermutlich keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Lernprozeß...

[...] scheint das Hinterfragen sämtlicher Autoritäten und Geltungsansprüche so weit vorangeschritten zu sein, daß kaum mehr allgemeinverbindliche Werte gelten und...

[...] Antiautoritäre Erziehung stellt alle überlieferten Werte und Autoritäten in Frage und...

[...] Ruf nach mehr Disziplin: So wird Autorität in der Erziehung wieder salonfähig...

[...] Die göttliche Autorität oder das einzigartige Wissen der Führungspersönlichkeit sind endgültig, es gibt nichts mehr zu hinterfragen, das letzte Wort ist...

[...] Die Norm des Gehorsams gegenüber Autoritäten...

[...] mächtige Hierarchien und Autoritäten zu hinterfragen, Transparenz in allen Bereichen, die über Leben und Tod zu entscheiden haben...

[...] So eingeschüchtert und unsicher kommt man gar nicht erst auf den Gedanken, ,,Autoritäten" zu hinterfragen oder sich gar gegen sie...

[...] genauer zuhören, Phrasen hinterfragen...

[...] ...dass es eine Wahrheit gibt, die nicht zu hinterfragen ist?

[...] Die Sache mit der Autorität hatte zwei Seiten...

[...] So funktionieren Sekten, so funktioniert Unmündigkeit, so funktionieren religiöse Autoritäten Hinterfragen ist unerwünscht...

[...] Um sich vom konventionellen Niveau des Moralbewusstseins zu lösen, ist es wichtig, moralische Normen zu hinterfragen und nicht blind Autoritäten zu folgen...

[...] P-Typen hinterfragen eher Autoritäten, J-Typen eher Werte und Normen...

[...] Ist dieses Hinterfragen von Autoritäten bei Mozart ein zentrales Thema? Absolut...

[...] Es funktioniert so gut, weil man oft zu faul ist, solche Autoritäten zu hinterfragen...

[...] lautes Gejammere, daß den armen Jungmachos nie fremde Autoritäten Grenzen aufzeigen...

[...] Dank Kant ist Kritik ein Synonym für das metaphysische Hinterfragen der...

[...] Descartes suchte nach einer absoluten geistigen Autorität...

[...] Ich vermute, Du wolltest darauf hinweisen, dass man auch scheinbare Autoritäten kritisch überprüfen und hinterfragen soll, und dass auch die vermuteten...

[...] Die Begriffe Pluralisierung und Autorität bilden in ihrer Gegenüberstellung...

[...] denn hinter dem Schein liegt die Wahrheit...


Title: [derart krasse Eingriffe in die Unabhängigkeit der Justiz...]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 02, 2006, 12:19:25 PM
Quote[...] Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA habe auch Generalbundesanwalt Kay Nehm nach Besprechungen im Bundeskanzleramt genaue Vorgaben erhalten, «wann er im Zuge seiner Recherchen welchen Anfangsverdacht wie zu bejahen hat», schreibt das Magazin. Nach Darstellung von Eingeweihten habe Nehm sich dies gefallen lassen, «weil ihm die Abberufung drohte».

Zwar kämen derart krasse Eingriffe in die Unabhängigkeit der Justiz im Alltag kaum vor, räumt laut «Spiegel» auch Frank ein. Doch «gerade weil immer das Weisungsrecht im Raum steht, kann informell relativ viel Einfluss genommen werden», klagte der DRB-Vizechef: Durch «Prüfbitten», «Empfehlungen» und «Ratschläge» sowie Verweigerung von Personal hätten Minister viele subtile Möglichkeiten, ihre Wünsche auch ohne direkten Eingriff durchzusetzen. (nz)


Aus: "Richterbund will Einfluss der Politik auf Staatsanwälte eindämmen" - Der Richterbund hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, um Staatsanwälte von der Politik unabhängiger zu machen. Das Weisungsrecht der Justizminister soll entfallen (nz; 09. Aug 2003)
Quelle: http://www.netzeitung.de/deutschland/250395.html



Title: [Sicherheitszonen und die Stärke der Polizeitruppe... (G8-Gipfel)]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 11, 2007, 11:37:38 AM
Quote[...] Berlin (AP) Beim G-8-Gipfel in Heiligendamm werden im Juni mehr als 10.000 Polizisten aus allen Bundesländern im Einsatz sein. Die Stärke der Polizeitruppe werde sich im fünfstelligen Bereich bewegen, sagte der neue Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Berlins Innensenator Ehrhart Körting, am Mittwoch in Berlin. «Ich hoffe, dass wir das genauso erfolgreich hinter uns bringen wie die Fußball-Weltmeisterschaft.»


Aus: "Mehr als 10.000 Polizisten beim G-8-Gipfel im Einsatz" (Mittwoch 10. Januar 2007, 13:38 Uhr)
Quelle: http://de.news.yahoo.com/10012007/12/10-000-polizisten-g-8-gipfel-einsatz.html (http://de.news.yahoo.com/10012007/12/10-000-polizisten-g-8-gipfel-einsatz.html)

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Quote[...] Fünf Monate vor dem G-8-Gipfel im mecklenburgischen Ostseebad Heiligendamm hat der Bau des 12,5 Millionen Euro teuren Sicherheitszaunes um den Tagungsort begonnen. Mit einer Länge von mehr als zwölf Kilometern soll er das Nobelbad halbkreisförmig bis an den Strand abriegeln und die Staats- und Regierungschefs der G-8-Nationen bei ihrem Treffen im Juni schützen.

Heiligendamm - Der 2,50 Meter hohe Bau aus Stahlgittern auf Betonelementen soll Ende April fertig sein. Der Zaun wird mit Stacheldraht umwickelt, und soll auch Kletterversuchen widerstehen, zusätzliche Kameras und Bewegungsmelder alarmieren die Polizei über Eindringlinge. Nach dem G-8-Treffen wird der Zaun wieder abgebaut. Globalisierungsgegner hatten im Dezember einen Farbanschlag auf die Tagungsstätte verübt, der Verfassungsschutz rechnet mit weiteren Aktionen.

Das Gebiet von Heiligendamm wird nach Ankündigung der Polizei-Sonderkommission ,,Kavala" für die Zeit des G-8-Gipfels in eine äußere und eine innere Sicherheitszonen eingeteilt. Die innere Sicherheitszone umfasst dabei die G-8-Tagungstätte, also die Gebäude des Grand Hotels und das dazugehörige Gelände. Dort ist das Bundeskriminalamt zuständig, und das Betreten wird nur Gipfelteilnehmern sowie Personal gestattet. Die äußere Sicherheitszone umfasst den gesamte Ort Heiligendamm. Sie wird begrenzt vom neuen Sicherheitszaun. Über zwei Kontrollstellen sollen Ortsansässige, Grundstückseigentümer, Postboten oder angemeldete Besucher die äußere Sicherheitszone betreten.


Aus: "G8-Gipfel: Baubeginn für millionenteuren Sicherheitszaun" (15.01.2007)
Quelle: http://www.welt.de/data/2007/01/15/1178250.html (http://www.welt.de/data/2007/01/15/1178250.html)

Title: [Wegen „Widerstand gegen die Staatsgewalt“...]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 30, 2007, 08:44:22 AM
Quote[...] Siegfried Berger, nach dem heute um 14 Uhr die Straße 244 im Köpenicker Ortsteil Wendenschloss benannt wird, muss ein mutiger, politisch motivierter und standhafter Mensch gewesen sein.

Er ist 35 Jahre alt, als ihn seine Kollegen vom RFT-Funkwerk Köpenick auffordern, eine Belegschaftsversammlung zu leiten. Es ist der Morgen des 17. Juni 1953. Die Stimmung ist aufgeladen, fast revolutionär. 2000 Funkwerker unterbrechen ihre Produktion, beschließen, zu streiken und in die Stadtmitte ,,zur Regierung" zu marschieren. Berger als Versammlungsleiter formuliert drei Ziele und lässt darüber abstimmen. Erstens: Rücktritt der Regierung. Zweitens: freie und geheime Wahlen. Drittens: Wiedervereinigung Berlins und Deutschlands. Berger marschiert in der ersten Reihe, sie rufen: ,,Ulbricht, Pieck und Grotewohl – dass euch drei der Teufel hol."

Dann wird der Zug auf der Warschauer Straße aufgehalten, seit 13 Uhr gilt der Ausnahmezustand. ,,Hier kam uns eine größere Zahl von Volkspolizisten mit ihren Gewehren im Anschlag entgegen", schreibt er später. ,,Als die Polizisten uns ihre Gewehrläufe auf die Brust drückten und riefen: ,Zurück, oder wir schießen!', kam der Zug langsam zum Halten. Langsam bewegte sich die Masse hinter uns zurück. Als die Entfernung zur Polizistenkette etwa gut 50 m betrug, schossen sie doch. Wir hatten etwa drei bis fünf Verletzte, die wir alle mit in den Westsektor nehmen konnten."

Berger geht nach Hause und wird am 20. Juni abgeholt. Die Staatsmacht verübelt ihm, dass er nicht wie einst sein Vater in die KPD, sondern in die SPD eingetreten war. Seine Begründung: ,,Ich wollte keiner neuen Diktatur dienen." Er wohnte im Römerweg 40 in Karlshorst, arbeitete in Köpenick, war Mitglied der SPD in Neukölln. Berger wird, wie es im Urteil eines sowjetischen Militärtribunals heißt, ,,wegen Antisowjethetze" und ,,Widerstand gegen die Staatsgewalt" zu sieben Jahren Arbeitslager verurteilt. Er schreibt unter das Papier: ,,Ich nehme das Urteil nicht an."

Im Jahre 1955 wird er aus dem berüchtigten Arbeitslager Workuta nach einer Intervention der Bundesregierung entlassen und 1996 von den russischen Behörden als ,,Opfer politischer Repression" rehabilitiert. Siegfried Berger lebte danach in Hamburg und Kiel, wo er heute vor fünf Jahren starb. Mit der Zeremonie in Köpenick wird zum ersten Mal eine Berliner Straße nach einem Opfer des 17. Juni benannt – mehr als 53 Jahre nach dem historischen Aufstand.


Aus: "Ehrung für ein Opfer des 17. Juni" (29.01.2007)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/berlin/archiv/29.01.2007/3046958.asp (http://www.tagesspiegel.de/berlin/archiv/29.01.2007/3046958.asp)

Title: [Kontakte zu den Medien seien streng reglementiert worden...]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 31, 2007, 12:14:33 PM
Quote[...] Sie seien gedrängt worden, Begriffe wie «Klimawandel» oder «Erderwärmung» aus ihren Texten zu entfernen, betonte ein Sprecher des Verbands besorgter Wissenschaftler bei einer Anhörung im Kongress. Kontakte zu den Medien seien streng reglementiert worden.


Aus: "USA zensierten Berichte über Klimawandel" - «Klimawandel» und «Erderwärmung» sollen für amerikanische Wissenschaftler verbotene Begriffe gewesen sein. Bei einer Anhörung im Kongress beschwerte sich der Verband besorgter Wissenschaftler über die Zensur (NZ; 30. Jan. 2007)
Quelle: http://www.netzeitung.de/ausland/515527.html (http://www.netzeitung.de/ausland/515527.html)
Title: [auf welche Weise eine persönliche Diktatur eigentlich funktionierte...]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 26, 2007, 02:05:10 PM
Quote[...] Overys Geschichte Hitlers und Stalins soll eine "Geschichte ihres Lebens
und ihrer Zeit" sein; sie soll den "Hintergrund der Gesellschaften"
beleuchten, "denen sie ihren Aufstieg verdankten", und jenen "Kräften
nachgehen, von denen die Diktatur zusammengehalten wurde - jenseits
des Klischees eines allmächtigen Diktators"
(10). Sein Buch will damit
"eine empirische Grundlage für jede Erörterung der Frage [liefern], was
die Ähnlichkeiten und Unterschiede der beiden Systeme ausmacht[e]"
und "eine komparative 'operative' Geschichte der beiden Systeme"
vorlegen, "um die umfassende historische Frage beantworten zu können,
auf welche Weise eine persönliche Diktatur eigentlich funktionierte (18).
Für den Autor sind die Unterschiede nicht weniger auffällig als die
Gemeinsamkeiten. Die beiden Systeme gleichzusetzen, liegt ihm fern.

Doch "einige Bereiche einer Konvergenz" scheinen ihm "deutlich
sichtbar". Zu ihnen gehörte die hier wie da in extremer Form vertretene
"Idee vom 'Übermenschen'", das praktische Vorgehen "im Aufbau eines
staatlichen Sicherheitsapparates
, der Errichtung von Konzentrationslagern
in großem Maßstab, der vollständigen Kontrolle über die kulturelle
Produktion
und der Errichtung einer sozialen Utopie auf einem Berg von
Leichen" (18). Dies alles geschah, so Overy, auf dem Boden eines
verbreiteten Einverständnisses zwischen Herrschern und Beherrschten,
unter der Betonung der Legitimität ihres Handelns; denn ein Großteil der
Bevölkerung folgte den Diktatoren dabei, akzeptierte ihre Herrschaft und
war zur Zusammenarbeit bereit (19).


[...] Damit sollen beide Systeme weder entschuldet noch gleichgesetzt
werden. Manches, vieles erscheint im Einzelnen wie in den monströsen
Ausmaßen nach wie vor als unbegreiflich, und die Unterschiede bleiben,
bei den Protagonisten, der Partei und den von ihnen beherrschten
Ländern. Wien, München und Berlin waren nun mal nicht Tiflis, Baku, das
sibirische Kurejka und Moskau, und Staat, Wirtschaft und Gesellschaft in
Deutschland sind mit den russischen Verhältnissen nicht in eins zu setzen.
Auch der Grundunterschied, dass sich die Stalinsche Revolution der
forcierten Schwerindustrialisierung, Zwangskollektivierung und kulturellen
Gleichschaltung unter ganz anderen Voraussetzungen und gegen den
erkennbaren Willen der Mehrheit der Bevölkerung (der Bauern, der
kleinen Gewerbetreibenden, der nichtrussischen Völker an der Peripherie)
vollzog, bleibt. Man mag, wie Overy, 1928 und 1934 als Wendepunkte,
Gregor Strasser als Hitlers Bucharin und Poskrebyschew als Stalins
Bormann bezeichnen (64, 116), wichtiger scheint mir, dass der Terror in
Russland, anders als Overy meint (123 f.), auch den innersten Zirkel der
Parteielite berührte (er kostete nicht nur den Opponenten im Politbüro
das Leben, er löschte die Familie von Stalins erster Frau Swanidse
weitgehend aus, brachte die Frauen Molotows und Kalinins in den GULAG,
die junge Frau Poskrebyschews vor ein Erschießungskommando, trieb
Ordschonikidse und den Bruder von Kaganowitsch in den Selbstmord, und
auch die Organisatoren des Terrors, die Volkskommissare Jagoda und
Jeschow, kamen in ihm um). Ob es analytisch weiterführt, mit Overy (23
f.) den "großen Terror" von 1937/38 als "historische Konstruktion" zu
sehen (Jahren, in denen vom NKWD nachweislich 1.575.000 Menschen
verhaftet, 1.345.000 abgeurteilt, 681.692 hingerichtet wurden), weil er
aus mehreren Komponenten bestanden habe, scheint fraglich; mit dieser
Logik würden uns rasch die meisten Begriff verloren gehen, auch der der
"Revolution".

[...] Doch wichtiger als alle Einzelkritik, die hier nicht fortgesetzt werden soll,
erscheint mir das grundsätzliche Problem: Fehlen der Interpretation die
großen Koordinaten der historischen Einordnung und der Begrifflichkeit
ein mehr oder minder stringentes Konzept, so wird ein überzeugender
Systemvergleich schwierig. Im vorliegenden Fall gerät er eher zu einer
noch vorläufigen Stoffsammlung, die das riesige Material nach gewissen
Stichworten zusammengestellt hat, der die letzte Überzeugungskraft
fehlt.


Aus: "Richard Overy: Die Diktatoren. Hitlers Deutschland, Stalins
Rußland. Aus dem Englischen von Udo Rennert und Karl Heinz
Siber, München: DVA 2005, 1023 S., 32 s/w-Abb., 6 Karten, ISBN
3-421-05466-5, EUR 48,00" (Rezensiert von: Helmut Altrichter
Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte, Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg)
Quelle: http://www.sehepunkte.de/2006/01/pdf/8936.pdf (http://www.sehepunkte.de/2006/01/pdf/8936.pdf)

Title: [Sprache, Macht und Wirklichkeitsauffassungen...]
Post by: Textaris(txt*bot) on April 24, 2007, 01:38:28 PM
Quote[...] Politische Macht und staatliches Handeln ist, so wurde oft betont, zu einem guten Teil symbolisches
Handeln (Edelman 1976, Pross 1974). Gesellschaftliche und politische Wirklichkeit
(und damit zugleich auch die historische) wird bestimmt durch die in einer Gesellschaft geltenden
Möglichkeiten, mittels der Bedeutungen sprachlicher Ausdrücke intersubjektiv gültigen
Sinn zu konstituieren. Kommunikative Sinnrealisierung, d.h. sprachliches Handeln, entscheidet
mit darüber, welche Sachverhalte gesellschaftlich existent sind und wie sie sprachlich
dargestellt werden.

[...] Die Besonderheit politischen Sprachgebrauchs und der Charakteristik
des durch ihn gesteuerten Wirklichkeitsverständnisses
ist es, daß der ideologische Charakter der Wirklichkeitsdeutungen in politischen Sinnzusammenhängen
offener zutage liegt als in anderen Bereichen gesellschaftlicher Wirklichkeitserfahrung.
(Dies führt zu der bekannten Denunziation vieler politischer Begriffe als
"Leerformeln", auf deren Unsinnigkeit ich hier nicht näher eingehen will.) Dabei ist es die
Eigentümlichkeit politisch-semantischen Kampfes, daß nur der Sprachgebrauch des politischen
Gegners als solcher klassifiziert wird, der die Wirklichkeit "verzerre", während die
Wirklichkeit des eigenen Sprachgebrauchs stets als die "wirkliche Wirklichkeit", die "Wirklichkeit
schlechthin" behauptet wird (so u.a. Maier 1977, Biedenkopf 1975, Betz 1975, kritisch
dazu Behrens/Dieckmann/Kehl 1982). Mit anderen Worten: Ideologie ist immer das Weltbild
der Anderen. Gegen einen solchen Kampfbegriff der Ideologie sollte festgehalten werden,
daß jeder Sprachgebrauch ideologisch ist in dem Sinne, daß er ein Weltbild zum Ausdruck
bringt, das sich selbst trägt (bzw. durch die Deutungsregeln der den Sprachgebrauch tragenden
gesellschaftlichen Kommunikations- und Handlungsgemeinschaft konstituiert und
getragen wird) und nicht mit Verweis auf eine angebliche "wirkliche" Realität legitimiert werden
kann (vgl. Smith 1973: 105; und neuerdings Straßner 1987: 14).

Es ist die explizite Funktion politischer Sprache, das Gefühl der Gemeinsamkeit aller Angesprochenen
trotz offensichtlicher reeller Unterschiede (arm/reich; mächtig/machtlos; betroffen/
unbetroffen) zu bewirken (Lasswell 1968: 12). Darin besteht ihre "Verschleierung":
nicht, daß sie eine "wirkliche" Wirklichkeit verzerrt, sondern daß sie Erfahrungen schafft
(Deutungen semantisch durchsetzt), die andere Erfahrungen (Deutungsmöglichkeiten, die
dem Machtgefüge gefährlich werden könnten) überdecken. Allerdings erschiene es mir zu
verkürzt, wollte man die soziale Funktion politischer Kommunikation auf Integration beschränken.
Sicher ist die Schaffung eines Zusammengehörigkeitsgefühls das erste Ziel
(Dieckmann 1975: 32). In einer pluralistischen Gesellschaft mit immer vorhandenen konkurrierenden
Wirklichkeitsdeutungen kann politische Sprache aber auch das Ziel der Polarisation
haben, welche bis zur Ausgrenzung abweichender / Minderheiten führen kann. Und ich
kann mich nicht des Eindrucks erwehren, daß diese polarisierende Funktion des politischen
Diskurses in letzter Zeit eindeutig überwiegt. Die Durchsetzung der eigenen semantischen
bzw. Benennungsregeln bewirkt in polarisierendem Sprachgebrauch dann nahezu automatisch
eine Isolierung derjenigen Gruppen, welche an ihren abweichenden Regeln festhalten.
Dann können sich durch den herrschenden Sprachgebrauch durchgesetzte negative Wertungen
auf die Sprecher übertragen, welche an ihren eigenen (positiv wertenden)
Gebrauchsregeln festhalten. So ausgegrenzte Gruppen müssen ihrerseits (schon aus Gründen
des Selbstschutzes und des Überlebens ihrer Weltdeutungen) versuchen, für ihren
Sprachgebrauch zu werben. Semantische Kämpfe sind damit vorprogrammiert und erscheinen
so als konstitutives Element der Politik in pluralistischen Gesellschaften (bzw. in solchen,
in denen verschiedene Gruppen um die Macht konkurrieren).
Da semantisch vermittelte Wirklichkeitsdeutungen Grundlage gesellschaftlicher Weltbilder
schlechthin sind, wäre es verfehlt, semantische Kämpfe als puren Wortstreit abzutun, wie es
in der konservativen Sprachkritik geschieht. Der semantische Streit ist vielmehr Ausfluß tiefgreifender
politisch-ideologischer Auseinandersetzungen (Dieckmann 1975: 72), hinter denen
oft eine Verschiedenheit der Wirklichkeitsauffassungen steht, die weit über den sog.
politischen Bereich hinausreicht. Man sollte deshalb auch vorsichtig sein mit dem Vorwurf
der Täuschungsabsichten gegen den politischen Gegner, weil nicht von vornherein ausgeschlossen
werden kann, daß der an die von ihm verbreiteten Phrasen auch glaubt (Dieckmann
1975: 69). Es wird deshalb zu recht darauf hingewiesen (Dieckmann 1974: 219), daß
Sprachneuschöpfungen (oder semantische Neudefinitionen) allein zur Überzeugung eines
Rezipienten nicht ausreichen. Erfolge werden durch semantisch vermittelte Wirklichkeitsdeutungen
erzielt, indem bei den Rezipienten latent vorhandene Deutungsmöglichkeiten aktiviert
werden, aber praktisch kaum, indem ihm Deutungen aufgezwungen werden, die seinem bisherigen
Weltbild widersprechen (so jedenfalls Dieckmann 1975: 118). Wer auf semantische
Fußangeln hineinfällt, beweist so, daß die neuen Deutungsangebote verborgener Schatz
seines ideologischen Wissensvorrates waren.

Die Beeinflussung der Konstitution von gesellschaftlich relevanten Wirklichkeitsdeutungen
ist allerdings nur die eine Funktion politischer Sprachlenkung; die andere Funktion ist es,
durch Kontrolle des öffentlichen Sprachgebrauchs die Möglichkeiten einzuschränken, mittels
bestimmter Ausdrücke einen bestimmten Sinn kommunikativ zu realisieren. Das kann dazu
führen, daß der im semantischen Kampf (und damit politisch) Unterlegene zwar an seiner
abweichenden Wirklichkeitsdeutung festhält, diese aber nicht mehr in den von ihm gewünschten
Worten ausdrücken kann, weil deren semantische Möglichkeiten (qua gesellschaftlich
gültiger Verwendungsregel) schon anderweitig besetzt sind. Ziel des politischen
Machtkampfes (wie er in den siebziger Jahren z.T. auch in politischen Programmen ausdrücklich
beschrieben wird) ist es, "die eigenen Begriffe zur politischen Alltagssprache werden
zu lassen und damit auch den Gegner dem eigenen Sprachgebrauch zu unterwerfen"
(so Behrens/Dieckmann/Kehl 1982, 224, die / dies für die CDU und die konservative Sprachkritik
feststellen). Es sollte deshalb auch bei der linguistischen Untersuchung semantischer
Kämpfe sorgfältig darauf geachtet werden, wer mit wem worum kämpft. Es ist ein erheblicher
Unterschied, ob Minderheitengruppen versuchen, ihre Sicht der Dinge im kommunikativen
Handeln semantisch zu verankern, ob also tatsächlich abweichende Wirklichkeitsdeutungen
miteinander konkurrieren, oder ob nahezu gleichmächtige Gruppen durch "Besetzung" integrierend
wirkender Parolen lediglich um Macht- und Marktanteile innerhalb derselben Wirklichkeitsdeutung
kämpfen. Man wird also in der semantischen Analyse politischer Sprache zu
untersuchen haben, welche sprachlichen Handlungen Unterschiede der Wirklichkeitsdeutungen
zum Ausdruck bringen, und wo den auf der Oberfläche umkämpften Begriffen im Grunde
genommen dieselben Auffassungen zugrundeliegen.

[...] Viele Deutungskonflikte ("semantische Kämpfe") werden heutzutage gar nicht mehr direkt
ausgetragen; vielmehr entwickelt sich in verschiedenen Sektoren unserer Gesellschaft oft
weitgehend unabhängig voneinander ein unterschiedlicher Sprachgebrauch (je nach Interessen,
Weltsicht, politischer Zugehörigkeit etc.). Läßt die weitgehende Segmentierung unserer
Gesellschaft in in sich ruhende "Teilkulturen" überhaupt die Rede von "Kommunikationskonflikten"
noch zu?

[...] daß es nicht genügt, nur die Alltagssprache und
den politischen Sprachgebrauch zur Analyse heranzuziehen, sondern daß Querverbindungen
in fachsprachliche Spezialwortschätze und die entsprechenden semantischen Assoziationen
oft gerade erst die versteckten Bedeutungsgehalte offenlegen. In diesem Sinne
kann und sollte es auch eins der Ergebnisse der linguistisch begründeten Sprachkritik sein,
den "Diskurs im Diskurs" offenzulegen, und dies nicht nur in ideologiekritischer, historischer
Perspektive, sondern durchaus auch zur Aufdeckung verborgener diskursiver Strategien (um
damit zur Chancengleichheit im politischen Diskursgeschehen, d.h. zu dessen Demokratisierung
beizutragen). Es geht, um es mit Peter von Polenz (1985: 3) zu sagen, um die Kultivierung
des "Zwischen-den-Zeilen-Lesens".


Aus: ""Chaoten und Gewalttäter". Ein Beitrag zur Semantik des politischen Sprachgebrauchs" Von Dietrich Busse (1989)
[Aus: Armin Burkhardt / Franz Hebel / Rudolf Hoberg (Hrsg.): Sprache zwischen Militär und Frieden. Aufrüstung
der Begriffe? (Forum Fachsprachenforschung, Bd. 7), Tübingen: G. Narr Verlag, 1989, S. 93 - 121.]
Quelle: http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/germ1/mitarbeiter/busse/mat/busse-1989-02.pdf (http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/germ1/mitarbeiter/busse/mat/busse-1989-02.pdf)

Title: [dass bereits ein bisschen Macht ausreicht... (Notiz)]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 17, 2007, 02:13:50 PM
Quote[...] Robert Sutton: Oft ist es auch gar nicht so leicht, ein Ungeheuer zu erkennen, da viele nach oben schleimen und nach unten treten. Auch die von ihnen verursachten Kosten durch Krankmeldungen, Kündigungen oder Neueinstellungen sind nur schwer zu beziffern. Leider geht es sehr schnell, dass sich jemand in einen Idioten verwandelt. Zahlreiche Studien haben immer wieder belegt, dass bereits ein bisschen Macht ausreicht, um jemanden zu verändern.


Aus: "Das Idioten-Syndrom" (SZ vom 16.6.2007, Interview: Juliane Lutz)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/,tt5m5/jobkarriere/artikel/741/118603/ (http://www.sueddeutsche.de/,tt5m5/jobkarriere/artikel/741/118603/)
Title: [Aspekte von Macht... (Staatsterrorismus)]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 18, 2007, 04:03:01 PM
Quote[...] Die gesetzliche Legitimierung staatlich organisierter Verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus gilt als eklatantes Beispiel für die Methodik des Staatsterrorismus. Dies gilt vor allem für die Verfolgung und die massenhafte Ermordung von politischen Gegnern sowie ethnischen und religiösen Minderheiten, vor allem der Völkermord an den europäischen Juden (vgl. Shoa/Holocaust), der allein etwa 5,2 Millionen Menschen mosaischen Glaubens, damals ungefähr ein Drittel der jüdischstämmigen Weltbevölkerung und über 10 Millionen Russen das Leben kostete.

In der DDR wurden die Streiks am 17. Juni 1953 unter Einsatz militärischer Gewalt niedergeschlagen. Wie in den meisten Staaten des Ostblocks war den meisten Bewohnern die Ausreise verboten. An der innerdeutschen Grenze kamen mehrere hundert Menschen ums Leben.

Auch in der Bundesrepublik Deutschland bediente sich der Staat illegaler Gewaltanwendung. So wurde ein Anschlag auf das Gefängnis von Celle fingiert (Celler Loch).


Aus: "Staatsterrorismus" (07/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Staatsterror (http://de.wikipedia.org/wiki/Staatsterror)

-.-

Quote[...] Nach dem bisherigen Kenntnisstand beschlossen die Vertreter der sechs Staaten auf Vorschlag des damaligen chilenischen Geheimdienstchefs Manuel Contreras am 25. November 1975 die grenzübergreifende Zusammenarbeit. Die Übereinkunft fiel mit dem 60. Geburtstag des damaligen chilenischen Diktators General Augusto Pinochet zusammen. Demnach kooperierten die Länder beim Informationsaustausch sowie der Verfolgung und Tötung von als Staatsfeinden eingestuften politischen Gegnern in den Nachbarstaaten sowie im Ausland. Eine gemeinsame Informationszentrale wurde im Hauptquartier der chilenischen Geheimpolizei, der DINA, eingerichtet.

Intern wurden die geheim gehaltenen Aktivitäten mit der Ausschaltung von Regimegegnern sowie als Kampf gegen internationale terroristische Elemente begründet. Dabei setzten die Geheimdienste ihre Agenten auf die Spur von Gegnern der Militärregime, linken Politikern, Priestern, Gewerkschaftern, Oppositionellen sowie Vertretern von Menschenrechtsorganisationen. Die Opfer wurden in der Regel ohne Begründung oder gerichtliche Grundlage verhaftet oder verschleppt. Weil sie auf diese Weise oft einfach ,,verschwanden" und nie mehr auftauchten, entstand in den betroffenen Ländern der Begriff Desaparecidos (span. Die Verschwundenen).

Mehrfach wurden auch im Ausland, u. a. in den USA, Italien, Frankreich und Portugal, Mordanschläge verübt. In mindestens zwei Fällen sollen westliche Geheimdienste im Exil lebende Oppositionelle vor den Condor-Agenten gewarnt und in Sicherheit gebracht haben. Unter anderem wird das tödliche Attentat auf den ehemaligen chilenischen Außenminister Orlando Letelier im September 1976 in Washington (Autobombenanschlag) mit Agenten der Operation Condor in Verbindung gebracht. DINA-Chef Manuel Contreras wurde für diese Tat vor einem US-Gericht angeklagt (siehe Rolle der USA). Im Jahr 2004 wurde er wegen ,,gewaltsamen Verschleppens von Personen" in Chile zu 12 Jahren Haft verurteilt


Aus: "Operation Condor" (07/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Condor (http://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Condor)

-.-

Quote[...] On March 6, 2001, The New York Times reported the existence of a recently declassified State Department document revealing that the United States facilitated communications among South American intelligence chiefs who were working together to eliminate left-wing opposition groups in their countries as part of a covert program known as Operation Condor.

The document, a 1978 cable from Robert E. White, the U.S. ambassador to Paraguay, was discovered by Professor J. Patrice McSherry of Long Island University, who has published several articles on Condor.  She called the cable "another piece of increasingly weighty evidence suggesting that U.S. military and intelligence officials supported and collaborated with Condor as a secret partner or sponsor."

In the cable, Ambassador White relates a conversation with General Alejandro Fretes Davalos, chief of staff of Paraguay's armed forces, who told him that the South American intelligence chiefs involved in Condor "keep in touch with one another through a U.S. communications installation in the Panama Canal Zone which covers all of Latin America."  This installation is "employed to co-ordinate intelligence information among the southern cone countries."  White, whose message was sent to Secretary of State Cyrus Vance, is concerned that the U.S. connection to Condor might be revealed during the then ongoing investigation into the deaths of former Chilean foreign minister Orlando Letelier and his American colleague Ronni Moffitt who were killed by a car bomb in Washington, D.C.  "It would seem advisable," he suggests, "to review this arrangement to insure that its continuation is in U.S. interest."

The document was found among 16,000 State, CIA, White House, Defense and Justice Department records released last November on the Pinochet dictatorship in Chile, and Washington's role in the violent coup that brought his military regime to power.  The release was the fourth and final "tranche" of records released under the Clinton Administration's special Chile Declassification Project.


Aus: "Operation Condor" (March 6, 2001)
Quelle: http://www.gwu.edu/~nsarchiv/news/20010306/ (http://www.gwu.edu/~nsarchiv/news/20010306/)

Title: [Aspekte von Macht... (Notiz)]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 20, 2007, 09:31:01 AM
Quote[...] Freiheit ist der Gegenbegriff zur Macht. (Wolfgang Sofsky)


Aus: ",,Die Freiheit ist kein Idyll, sondern eine Aufgabe"" Wolfgang Sofsky in einem Interview mit Julia Encke (23. Juli 2007)
Quelle: http://www.faz.net/s/RubF359F74E867B46C1A180E8E1E1197DEE/Doc~EEADD7E75F4124965AD4F30C8A55FC287~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/RubF359F74E867B46C1A180E8E1E1197DEE/Doc~EEADD7E75F4124965AD4F30C8A55FC287~ATpl~Ecommon~Scontent.html)

Title: [Staatsgläubigkeit... (Notiz)]
Post by: lemonhorse on August 20, 2007, 10:01:36 AM
Quote[...] Dass Glauben nicht mit Wissen gleichgesetzt werden darf, erinnert uns häufig an die Aufklärung. Dennoch lockert eben die Komplexität der Postmoderne, der wir mit vereinfachten Weltsbetrachtungen hoffnungslos entgegentreten, dieser Ansatz der strikten Trennung zwischen Glauben und Wissen. Und so ereignete sich unter anderem auch die populäre Staatsgläubigkeit. Insbesondere in unsicheren Zeiten, die uns ja nicht gerade sanft wiegen, sehnen wir ein «Ding» herbei, welches vor Omnipotenz und gleichsam Omnipräsenz nur so strotzt, aber insgeheim doch lediglich blufft, um seinet- wie unsertwillen die Ohnmacht, die die Komplexität der Welt verursachte, zu überdecken, mit begreifender Gewissheit die Menschen zu sänftigen; jemand, der patriachale Vater oder gar der grosse Bruder wache über uns, und führe uns buchstäblich, wenn wir vor lauter Nebel den Leuchtturm nicht mehr erspähen können.

Der Staat dient hierzu erstens als Projektionsfläche all des menschlichen Versagens; in ihm entdeckten wir den Heiland, der uns erlöst und vor den Lastern des Lebens befreit, und zweitens als eine Art Ersatz-Vater; der störrisch, aber dennoch fürsorglich die Sorgenkindern des Lebens behütet, sie vor dem eigentlichen Leben schützt. Die Sorgenkindern sind diejenigen, die zumeist vergeblich auf den Staat warten. Kündet beispielsweise eine Unternehmung Insolvenz an, schreien die Küken im Nest nach Staat, der bereitwillig saniert und finanziert, schliesslich muss er seine Institution den Sorgenkindern auch rechtfertigen oder verkaufen können. Oder schockieren gewalttätige Ausschreitungen sowieso verunsicherte Sorgenkindern, erwägen diese, entweder den Staat zu beschuldigen, ihm mangelnde Fürsorge und Erziehung vorzuwerfen, oder bürden die Verantwortung der «Gesellschaft» auf, eine Gesellschaft, die redlich nicht haftet, weil sie vermasst nur Dinge aufsaugt, die anderswo nicht abgelagert oder ad acta gelegt werden können.

Man muss verstehen, wie sehr die Menschen im Allgemeinen verunsichert, aufgewühlt sind und sich taumelnd an Illusionen klammern, ehe man einsieht, dass der Staat eben dieses Bedürfnis abdeckt; aufschwingt, sich feiert als Retter des kleinen Mannes und derbei unverblümt frech als Religion funktioniert mit Ritualen, mit Kulten, mit Beschwörungen und mit Prophezeiungen. Fromm essen die Menschen ihm aus dem Mund, die sich bevorzugt und durch den Staat beachtet wähnen. Andere hingegen wünschen lediglich von einem allmächtigen Staat beobachtet und kontrolliert zu werden, selbstredend aber nur unter der Bedingung, den Mitmenschen widerfahre dies ebenso. Doch drückt nicht dieses Bedürfnis nach Kontrolle durch den Staat, nach absoluter Allmacht des Staates aus; die Menschen wählten freiwillig die selbstverschuldete Unmündigkeit, wollen sich also vermeintlich freiwillig bevormunden lassen, weil sie andersherum nicht wüssten, was sie mit ihrer Freiheit anrichten sollten?

Staatsgläubig schlafen die Menschen solange, bis Alternativen, die auch für den einfachen Mann der Strasse erschwinglich sind, reifen und sich dementsprechend vermarkten lassen. Die Freiheit, die zwar süsslich schmeckt, ist zwangsläufig mit Aufwand verbunden, die der Staat den gemeinen Menschen freiwillig abnimmt, sodass sein Wirken legitimiert und auch gebraucht wird. Die Menschen trauen sich die Freiheit schlichtweg nicht zu. Und bis sie sich eingestehen, sie seien genügend erwachsen und erprobt, Freiheit zu leben, füttert der Staat sie, die Frommen und Gläubigen.


Aus: "Staatsgläubigkeit" von bd  @ 10:21. Abgelegt unter Politik (22. Februar 2007)
Quelle: http://der-verwerter.ch/?p=117 (http://der-verwerter.ch/?p=117)

Title: [er sei nahezu blind und taub... (Notizen)]
Post by: Textaris(txt*bot) on August 27, 2007, 11:56:45 AM
Quote[...] Arnold Meri gibt den Missverstandenen. Der Cousin des früheren estnischen Staatspräsidenten Lennart Meri ist soeben angeklagt worden wegen Völkermords und der Beteiligung an der Deportation Hunderter Landsleute in sowjetische Straflager. Er habe seine Mitbürger nur schützen wollen, sagte er daraufhin in Zeitungsinterviews. Und das Ende des Prozesses werde er ohnehin nicht mehr erleben. Arnold Meri ist 88 Jahre alt und sagt, er sei nahezu blind und taub.

,,Held der Sowjetunion" durfte sich der Angeklagte einst nennen. Als Politkommissar der Sowjetarmee und späterer Führer der kommunistischen Jugendorganisation war er hoch dekoriert. Während der Kollektivierung der Landwirtschaft unter der Sowjetherrschaft soll er 1949 die Verschleppung von 251 Esten von der zweitgrößten estnischen Insel Hiiumaa nach Sibirien koordiniert haben. 44 Angehörige der überwiegend wohlhabenden Bauernfamilien seien auf dem Transport oder im GULag ums Leben gekommen. Unter den Verschleppten seien 13 Personen im Alter über 75 Jahren gewesen und 61 Kinder unter 12 Jahren, sagt Kriminalkommissar Martin Arpo von der estnischen Sicherheitspolizei, die für die Kriminalität der Okkupationsjahre zuständig ist.

Etwa 22.000 Esten wurden vom 25. März 1949 an nach Sibirien deportiert. Das entspricht etwa drei Prozent der damaligen estnischen Bevölkerung. Die Mehrheit der Deportierten von 1949 waren Frauen (etwa 10.300) und Kinder (etwa 5700). Etwa einem Drittel der als ,,Kulaken", ,,Banditen" oder ,,bürgerliche Nationalisten" eingestuften Bürger gelang damals die Flucht. Dafür wurden nach der Aussage des damaligen Parteisekretärs einfach andere Familien aufgegriffen, ,,um die Quoten zu erfüllen".

Ein Weißbuch einer Kommission des estnischen Reichstages bezifferte die Gesamtverluste der Bevölkerung durch die sowjetischen Justizmorde und Deportationen, die schon 1940, verstärkt dann 1941 begannen und ab 1944/45 wieder auflebten, sowie durch die Flucht vor allem in die skandinavischen Länder auf 180.000 oder 17 Prozent der estnischen Bevölkerung.

Die Überlebenden der Deportation durften erst lange nach dem Tode des sowjetischen Parteichefs Josef Stalin 1953 ab Ende der fünfziger Jahre in ihre Heimat zurückkehren, die freilich längst als Teilrepublik der Sowjetunion gleichgeschaltet worden war. Die Rückkehrer blieben aber Bürger zweiter Klasse, viele wurden weiter von den Sicherheitsorganen überwacht.


Aus: "Estland: Hochdekorierter Völkermörder?" Von Siegfried Thielbeer (08/2007)
Quelle: http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~EA90D7A228CBF493A9E8CD33BC17BA07A~ATpl~Ecommon~Scontent.html (http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~EA90D7A228CBF493A9E8CD33BC17BA07A~ATpl~Ecommon~Scontent.html)
Title: [zur Identifikation mit der Macht... (Notiz, Macht und Journalismus)]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 02, 2007, 02:50:22 PM
Quote[...] Eva Kohlrusch, früher einzige Frau in der Bild-Chefredaktion, heute Vorsitzende des Journalistinnenbundes, erklärte das mit dem Hang der Journaille zur Identifikation mit der Macht. Nachdem Merkel Kanzlerin geworden sei, seien plötzlich andere Fotos ausgesucht worden.
Jetzt stellen sie sie positiv dar, weil sie ihren eigenen Zugang zur Macht positiv darstellen."

Aus: "Merkel-Werdung: Die Frau als Ganzkörpernachricht" (02.10.2007)
Quelle: http://www.taz.de/index.php?id=medien&art=5450&src=SZ&id=medien-artikel&cHash=327486eca3 (http://www.taz.de/index.php?id=medien&art=5450&src=SZ&id=medien-artikel&cHash=327486eca3)

Title: ["Arbeitspflicht" als ihr Instrument... (Notiz, BRD, ALGII)]
Post by: Textaris(txt*bot) on October 09, 2007, 12:29:33 PM
Quote[...] Zwei Jahre, von 2005 bis 2006, arbeitete eine sechsköpfige Forschungsgruppe zu den Wirkungen des zum 1. Januar 2005 in Kraft getretenen arbeitsmarktpolitischen Instruments der "Ein-Euro-Jobs". Unter demselben Titel, den sich auch die Arbeitsgruppe gab, liegt nun deren Abschlussbericht Der "workfare state" - Hausarbeit im öffentlichen Raum vor.

... Die Dienstverpflichtung von Menschen – vornehmlich aus "den niederen Klassen" – zu einer Beschäftigung ist eine weit aus der Vergangenheit in die Gegenwart überkommene Konstruktion der jeweils Herrschenden. "Arbeitspflicht" als ihr Instrument ist dabei – bei allen Schwankungen im jeweiligen Gebrauch – historisch nie wirklich überwunden gewesen.

Die Konjunkturphasen und Abschwünge in der Nutzung desselben haben sich vorrangig danach entwickelt, wie sich die politisch-ökonomischen Prozesse formten und welche moralisch-ethischen Werte vorherrschend waren. Stets prägten Entrechten, Strafen, Disziplinieren, Aufbewahren, "Bessern" der Müßiggänger, Querulanten, Simulanten und sonst "Outlaws" die eine Seite des ausführenden Selbstverständnisses. Und stets prägte die Chance, die in diesem Ensemble zwar begrenzten, aber doch gegebenen Arbeitspotenziale zur Reduzierung der Kosten für deren Lebensunterhalt oder gar zur (Mit-)Finanzierung anderer Aufgaben zu nutzen, die andere Seite des verwaltenden Selbstverständnisses.

Dieser Widerspruch hat zuletzt über das Bundessozialhilfegesetz als Prinzip in das Arbeitslosengeld (ALG) II Einzug gehalten. Seine aktuelle Form als "Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung" – im Volksmund auch "Ein-Euro-Job" genannt – war Gegenstand einer empirischen Studie, die unter anderem von der [extern: http://www.stiftung-w.de/ (http://www.stiftung-w.de/)] Stiftung W in Auftrag gegeben und von der Diplom-Ingenieurin Irina Vellay mitorganisiert worden ist. 

[...] Welche Schlussfolgerungen lassen sich Ihrer Meinung nach daraus ziehen, dass die vorliegenden Ergebnisse so wenig mit den eigentlich für diese Maßnahmen proklamierten Zielstellungen – "neue Chancen", in Arbeit bringen etc. - in Einklang zu bringen sind?

Irina Vellay: Wie bereits gesagt, es geht den Herrschenden, vertreten durch die bürgerlichen politischen Parteien, um einen anderen als den proklamierten Anwendungsbereich. Insofern sind auch keine der angekündigten Erfolge am 1. Arbeitsmarkt zu erwarten. Hier zeichnen sich Strategien ab, wie man in Zukunft mit den "Überflüssigen" in der Gesellschaft umgehen will.

Wie meinen Sie das?

Irina Vellay: Ein wachsender Teil der erwerbsfähigen Bevölkerung in Deutschland bleibt auch in Zukunft dauerhaft aus existenzsichernder Erwerbsarbeit ausgegrenzt, weil ihre Arbeitskraft nicht profitträchtig genug verwertet werden kann und weil sie für das geforderte Leistungsniveau zu alt, zu krank oder einfach nicht so wie angefordert ausgebildet sind. Kurz gesagt, sie sind für die Kapitalverwertung "überflüssig" und schmälern durch die anfallenden Unterhaltungskosten auch noch die durchschnittliche Profitrate des Kapitals.

Hier sinnt man auf Abhilfe und ist auf die Idee gekommen, dass die "Restproduktivität" dieser Menschen hinreichen könnte, einen Unterhalt am Existenzminimum annähernd zu gewährleisten. Bislang steht der Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht für Transferleistungsempfänger allerdings noch das Sozialstaatsgebot des Grundgesetzes entgegen. Sobald jedoch der EU-Vertrag in bisher bekannter Form Gültigkeit erlangt, werden diese Regelungen aufgehoben, da dieser Vertrag keine vergleichbaren Regelungen enthält.

Was also tun?

Irina Vellay: Es gibt nach wie vor erheblichen Aufklärungsbedarf, auch wenn jeder und jede zu wissen glaubt, dass es sich hier um Repressionen handelt, die natürlich abzulehnen sind. Die wesentliche Verschiebung ist, dass den Betroffenen die Bürgerrechte abgesprochen werden, weil sie nicht mehr Vertragssubjekt sind. Das bürgerliche Recht, z. B. das BGB, basiert auf der Idee des Vertrages zwischen zumindest formal gleichen Parteien. Ein Vertrag kann danach nur aus freiem Willen geschlossen werden oder er erlangt keine Rechtsgültigkeit.

Im Rahmen der für erwerblose Leistungsempfänger vorgesehenen Eingliederungsvereinbarung soll jedoch die Behörde eine Unterschrift mit der Androhung von Sanktionen bis hin zum vollständigen Leistungsentzug erzwingen können. Damit ist für die erwerbsfähigen Transferleistungsbezieher als nicht gerade kleiner Teil der Gesellschaft die Grundlage der bürgerlichen Gesellschaft aufgekündigt. Das hat weitreichende Konsequenzen. Wie dünn das "Eis" ist, zeigt sich daran, wie schnell menschenverachtende Verhaltensweisen um sich greifen. So wurde uns außerhalb der Studie von einem Fall beim Dortmunder Tiefbauamt berichtet, wo ein schwer Körperbehinderter gezwungen wurde, beim Müllsammeln den Sack mit den Zähnen zu halten, damit er mit dem gesunden Arm den Müll einfüllen konnte.

...


Aus: ""Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen" - Workfare statt Welfare: Irina Vellay zu einer ersten Studie über den "dritten Arbeitsmarkt" der Ein-Euro-Jobs" Von Jens Wernicke (TP, 09.10.2007)
Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26359/1.html (http://www.heise.de/tp/r4/artikel/26/26359/1.html)

Quote9. Oktober 2007 1:59
Ideologisch verbrämte Scheiße
Der Paraklet von Kaborka (mehr als 1000 Beiträge seit 08.10.02)

Wenn ich Wörter wie "Obrigkeit" oder "Herrschende" lesen muss, weiß
ich gleich woher der Wind weht. Das Ergebnis dieser
"wissenschaftlichen Studie" war damit von Anfang an klar.

MfG
Kaborka


Quote9. Oktober 2007 9:26
Weil du als Profiteur der Unrechtsverhältnisse...
demon driver (mehr als 1000 Beiträge seit 25.02.00)

... die Wahrheit nicht hören willst?

Um den Ausführungen im Artikel, die zutreffend ein in den letzten
Jahren verschärftes, institutionalisiertes Unrecht beschreiben, etwas
entgegenzusetzen, bedürfte es schon ein wenig mehr als gebräuchliche
"Wörter wie 'Obrigkeit' oder 'Herrschende'" nicht zu mögen.

d. d.


Quote9. Oktober 2007 6:21
Die Lebenserfahrung ist die einer chronischen Vergewaltigung
Ava Odoemena, Ava Odoemena (261 Beiträge seit 03.10.06)

Gerade heute habe ich mich wieder gefragt ob wir ALGII Asylanten und
Zwangsarbeiter nicht doch Opfer einer besonders obskuren, perversen
Machtsexualisierung sind, eine Art Kinderschändung von Erwachsenen,
die irgendwo bei McKinsey und Mohn Beratern ihren Anfang findet und
sich wie mittels Proxys von verdrahteten Fleischpuppen das System
herunter arbeitet bis sie bei den ALGII Asylanten einschlägt.

Die Übertretungen sind sehr vielfältig und teilweise sehr subtil, da
sind Tatsachen dass wir den Ort nicht ohne Erlaubnis verlassen dürfen
eigentlich fast noch nebensächlich, am unerträglichsten ist der
existenzbedrohende Zwang der über allem schwebt und der alles
abtötet. Motivation, Kreativität, Lebenslust, Würde. Die Armut ist
noch nicht einmal das schlimmste, am schlimmsten ist der defacto
Zustand des offenen Strafvollzugs.

Aber all dies wird ja nicht nur uns angetan (und der Bericht über die
Studie von Irina Vellay ist in den Dingen, die uns sehr wohl angetan
werden sehr akkurat), sondern die Erniedrigung und Ausbeutung von
ALGII Asylanten geht noch weiter, denn man instrumentalisiert uns ja
auch noch als Drohkulisse mit der nicht nur die momentan noch
Arbeitenden eingeschüchtert werden, nein, der Michel liebt es, sein
zweifelhaftes Glück als aktiv Teilhabender des Arbeitswahns, auf dem
Buckel unserer Misere in Abgrenzung zu uns zu definieren. Er reiht
sich also ein in die Schlange derer, die uns lustvoll in den Arsch
fickt. Es ist das alte Prinzip von nach oben ackern und nach unten
treten.

Und in dem Rahmen ist auch die gerade aufgequirlte Diskussion um die
Verlängerung von ALG¹ Zahlungen zu sehen: Dekorationen einer Farce
von Menschen, die Menschen wie uns mit dem Hungermord bedrohen und
diese machtsexuelle Dominanzpsychose christliche Arbeitsethik nennen.

Die mittelbare Zukunft dieses Kastensystems des offenen Strafvollzugs
der Unberührbaren ist bereits im Symbol der Arbeitsagentur
versinnbildlicht: Es ist eine nach innen gekehrte Sackgasse. Die
Automatisierung schreitet unerbittlich voran und anstatt dies als
Vorteil für die Gesellschaft zu nutzen, wenn die Maschinen und IT
denn schoneinmal den Hauptteil unserer Produktivität erbringen, wird
anstelle dessen im Rahmen einer  hochgefährlichen
Betriebswirtschaftsreligion und "Umgestaltung des Staates nach
betriebswirtschaftlichen Prinzipien" ein Krieg des Psychoterrors
gegen Millionen Existenzen geführt.

Ist das die Welt, die ihr euch unterwerfen wollt? 


Quote9. Oktober 2007 10:44
Wer nicht arbeiten WILL, soll auch nicht essen. Thess. 3,10
edipo re (3 Beiträge seit 27.09.07)

Hallo TP-Forum,

vielleicht fällt das den wenigsten noch auf, das *berüchtigte* Zitat
aus Thessalonicher 3,10 wird hier in dem Titel des Artikels polemisch
verkürzt und damit falsch zitiert. Das geschieht meiner Meinung nach
auffälig oft, wenn eine bestimmte Tendenz in der 'christlichen'
Sozialpolitik als unmenschlich diskreditiert werden soll.

Die ursprünglich zitierte Stelle drückt eigentlich genau das
Gegenteil aus, der Wille zur Arbeit korrespondiert mit dem Recht zur
Arbeit und damit zur Sicherung des eigenen Lebensunterhaltes. Die
Würde und Wahrheit der eigenen Existens liegt nach Paulus in diesem
Wille zur Arbeit. Was nicht angesprochen wird -vielleicht weil es für
Paulus kein Problem dargestellt hat- ist, was passiert eigentlich mit
dem, der nicht arbeitet, weil er keine Arbeit findet?

MFG


...

-.-

"Der 'workfare state' - Hausarbeit im öffentlichen Raum? - Bericht über eine empirische Studie 2005/2006" (Stiftung W.)
http://www.stiftung-w.de/pic_content/Bericht_Vorstudie_workfare_state-Hausarbeit_2007-1%5b1%5d.pdf (http://www.stiftung-w.de/pic_content/Bericht_Vorstudie_workfare_state-Hausarbeit_2007-1%5b1%5d.pdf)

Title: [Machterhalt und Überwachung... (Notiz)]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 14, 2007, 11:55:54 AM
Quote[...] In der öffentlichen Wahrnehmung steigt stets die Beliebtheit derjenigen, die eine tatsächliche oder vermeintliche Gefahr zu bekämpfen scheinen. Bei Naturkatastrophen lässt sich beobachten, dass die Beliebtheit der jeweiligen Amtsinhaber steigt, weil sie in der Krise Tatkraft und Kompetenz demonstrieren können. Auch wenn sich ein Land im Krieg befindet, schaart sich die Bevölkerung regelmäßig hinter ihre Anführer. Die Sicherheitsideologie ist für einige Politiker also ein Mittel, um ihre Popularität und Wiederwahl abzusichern.


Aus: "Überwachung – Fragen und Antworten >> Machterhalt" (Überwachungs-FAQ, 11/2007)
Quelle: http://www.daten-speicherung.de/index.php/ueberwachung-fragen-und-antworten (http://www.daten-speicherung.de/index.php/ueberwachung-fragen-und-antworten)
Title: [too much for Russia's culture minister Alexander Sokolov... (Bilderverbot)]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 15, 2007, 09:44:12 PM
Quote[...] Shot among the birch trees and snow of a Siberian forest, two policemen kiss each other passionately on the lips. They hold and - this is not entirely clear - possibly caress each other's buttocks.

But the work by a Russian art collective has proved too much for Russia's culture minister, Alexander Sokolov. On Monday Mr Sokolov announced that he was banning the photo, entitled Kissing Policemen (An Epoch of Clemency), from an exhibition of contemporary Russian art due to be exhibited in Paris next week.

Mr Sokolov described the photo as political provocation and said he was pulling it, together with 16 other works, from a show at Paris's Maison Rouge exhibition hall. The exhibits were all displayed in Russia this year at Moscow's state-owned Tretyakov gallery.

"If this exhibition appears [in Paris] it will bring shame on Russia. In this case, all of us will bear full responsibility," the minister said. "It is inadmissible...to take all this pornography, kissing policemen and erotic pictures to Paris."

The minister also banned another work by the same irreverent group, Blue Noses, that shows Vladimir Putin, George Bush and Osama bin Laden cavorting on a double bed in their underpants. Customs officers confiscated the montage from a British art dealer last year when he tried to take it to London.


From: "No Paris trip for Russia's kissing policemen" - Artwork inspired by Banksy is among 16 banned from show by culture minister, By Luke Harding in Moscow,The Guardian  (Friday October 12, 2007)
Source: http://www.guardian.co.uk/russia/article/0,,2189440,00.html (http://www.guardian.co.uk/russia/article/0,,2189440,00.html)

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LINK =>  [...mit ordentlicher Gewalt (Bilderverbot)]
http://www.subfrequenz.net/forum/index.php/topic,141.msg1116.html#msg1116 (http://www.subfrequenz.net/forum/index.php/topic,141.msg1116.html#msg1116)

Title: [Familie Lindner und das reden über den Papst... (Notiz, Bayrische Polizei)]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 28, 2007, 12:28:59 PM
Quote[...] Es ist Montag der 11. September letzten Jahres gegen 14:00 Uhr. Die bayrische Polizei stürmt die Wohnung von Familie Lindner in diesem Gehöft in der Nähe von Burghausen. Das Ehepaar hat zwei Kinder im Alter von sechs und zehn Jahren und bewohnt ungefähr 90 Quadratmeter. Doch die Polizei rückt mit einem martialischen Großaufgebot an. Der Vater wird sofort mitgenommen.

O-Ton: Siegfried Lindner, Vater
"Sie müssen sich vorstellen, Sie sehen, wie 15 Polizisten auf das Grundstück stürmen, mich verhaften, mich mitnehmen. Da habe ich mir natürlich Gedanken gemacht, was passiert mit meiner Frau. Sie ist alleine zu Haus mit meinen zwei Kindern. Ich kann nichts machen, die nehmen mich mit, ich stehe da, machtlos, ich bin komplett machtlos. Ich sitze in dem Auto, mache mir Gedanken, was passiert jetzt weiter, was macht meine Frau mit."

Der Vater darf kein Wort mehr mit seiner schockierten Familie wechseln. Die Beamten kommen zur Hausdurchsuchung teilweise mit Maschinenpistole und schusssicherer Weste. Offensichtlich wird bewaffneter Widerstand der Familie befürchtet.

O-Ton: Christopher Lindner, Sohn
"Einer der Polizisten ist den Berg hoch gerannt und hatte die Maschinenpistole so in der Hand und ist zum Haus gerannt."

O-Ton: Petra Lindner, Mutter
"Und zwar hat er eine schusssichere Weste angehabt, eine Maschinenpistole und riss jede Türe auf. 'Toilette gesichert!', dann nach vorne durch den Gang, die nächste Tür 'Bad gesichert!' und immer im Anschlag seine Maschinenpistole, weiter in die Küche 'Küche gesichert!'."

Was muss da vorgefallen sein, wenn die bayrische Provinzpolizei ein so großes Rad dreht? Entführung, Mord, Attentat? So ungefähr: Im idyllischen Nachbarort Marktl am Inn steht das Geburtshaus des Papstes. Böse Menschen haben es zwei Tage zuvor, unmittelbar vor dem Papstbesuch, mit blauer Farbe bespritzt. Die Polizei verdächtigt Siegfried Lindner dieser Untat.

O-Ton: Siegfried Lindner, Vater
"Ich wurde in dem Präsidium fünf Stunden festgehalten. Mir wurden Fingerabdrücke abgenommen. Ich hatte einen Speicheltest. Es wurden Fotos gemacht. Ich wurde also komplett erkennungsdienstlich aufgenommen, ich wurde verhört."

Der einzige Verdachtsmoment gegen den Familienvater: Er hatte im Wartezimmer dieser Arztpraxis zu einem anderen Patienten gesagt, dass die 40 Millionen, die der Papstbesuch kostet, besser hätten verwendet werden können.

O-Ton: Siegfried Lindner, Vater
"Der Kriminalbeamte teilte mir mit, ich bin unter Verdacht aufgrund eines Gespräches im Warteraum der Arztpraxis geraten, da ich mich negativ über den Papst geäußert hatte und diese negative Aussage wurde angezeigt."

Derweil tobt bei der Familie die Hausdurchsuchung. Zunächst muss Frau Lindner ihre Kinder für eine halbe Stunde mit den Polizisten allein lassen.

O-Ton: Petra Lindner, Mutter
"Für mich war es die Hölle, weil ich draußen stand, die ganzen Polizisten waren im Haus und ich durfte nicht rein. Ich wusste nicht, was passiert in dem Haus und die Angst um meine Kinder. Unser kleiner Florian war sechs der Christopher war zehn. Es war schlimm für mich, sehr schlimm."

Drinnen wird auch das Kinderzimmer durchsucht, die Kinder werden befragt.

O-Ton: Florian Lindner, Sohn
"Dann ist der Polizist ins Kinderzimmer reingegangen, 'Habt ihr einen Laptop?'. Dann habe ich gesagt 'ja'und habe dem Polizisten die Schachtel gebracht."

Der kleine Junge zeigt seinen Spielzeuglaptop. Statt Mails von Al Qaida nur heimisches Liedgut.

O-Ton: Petra Lindner, Mutter
"Ich habe zu dem ersten gesagt, dass mir die Sache zuviel ist, dass ich nervlich am Ende bin, und dass ich total überfordert bin mit dem Ganzen. Da hat der Polizist gesagt: 'Aus diesem Grunde machen wir das, damit die Leute von der ganzen Situation her überfordert sind und dann Sachen ausplaudern, die sie sonst nicht sagen würden.'"

Schöne Methoden. Doch es gibt nichts auszuplaudern. Der Vater ist unschuldig. Nach fünf Stunden Hausdurchsuchung wird das langsam auch der Polizei klar. Das Ermittlungsverfahren ist inzwischen eingestellt. Wir wollen mit den zuständigen Behörden über ihr überzogenes Vorgehen vor der Kamera sprechen.

Für den Richter aus Altötting, der den Durchsuchungsbefehl ausgestellt hat, ist die Sache abgeschlossen. Kein Kommentar, kein Bedauern. Die zuständige Kriminalpolizei in Mühldorf verweist auf die höhere Dienststelle in Traunstein. Die Polizei in Traunstein sagt, zuständig wäre die Staatsanwaltschaft. Die Staatsanwaltschaft gibt am Telefon Auskunft, spricht von einem normalen Einsatz. Aber kein Interview. Das bayrische Innenministerium will sich mit dem Vorgang befassen, aber kein Interview geben.

O-Ton: Siegfried Lindner, Vater
"Wir haben uns schriftlich über die Hausdurchsuchung beschwert, per Einschreiben. Und bis heute haben wir von diesen Leuten keine Auskunft, keine Antwort, keine Entschuldigung, nichts bekommen."

Und sollten Sie in Bayern mal richtig was erleben wollen, reden Sie mit Ihrem Nachbarn doch einfach mal über den Papst.

...


Aus: "Willkürlicher Polizeieinsatz" - Manuskript des Beitrages von Frank Wolfgang Sonntag (FAKT vom 26.11.2007)
zuletzt aktualisiert: 27. November 2007, MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Quelle: http://www.mdr.de/fakt/5039319.html (http://www.mdr.de/fakt/5039319.html)

Title: [Bis in den Intimbereich untersucht... (Notiz, BRD)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 04, 2007, 12:53:19 PM
Quote[...] Im Landgericht Halle gab ein Staatsschützer im Prozess zum Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim in Sangerhausen zu, eine angeklagte Frau kurz nach der Tat umfassend vernommen, aber nicht über ihre Rechte belehrt zu haben. Die Aussage ist damit unbrauchbar. In Weißenfels mussten sich sieben Mädchen und Frauen auf der Wache nackt ausziehen, nachdem sie an einer unangemeldeten Demonstration gegen Rechtsextremismus teilgenommen hatten.


Aus: "Pannen ohne Ende in Sachsen-Anhalt" (22.11.2007)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/Rechtsextremismus-Sachsen-Anhalt;art122,2424643 (http://www.tagesspiegel.de/politik/deutschland/Rechtsextremismus-Sachsen-Anhalt;art122,2424643)

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Quote[...] November 2007: Sieben junge Frauen der linken Szene nehmen an einer unangemeldeten Demonstration gegen Rechtsextremismus in Weißenfels teil. Sie werden verhaftet. Auf der Wache müssen sie sich nackt ausziehen. Nach ihren Angaben werden sie bis in den Intimbereich untersucht.

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Aus: "POLIZEIPANNEN IN SACHSEN-ANHALT: Weggucken statt Hingucken" Von Lisa Sonnabend (03.12.2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,521102,00.html (http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,521102,00.html)

Title: [Es war etwas Höheres... (Notiz, Macht und Alter-Ego)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 05, 2007, 10:37:48 AM
Quote[...] prima zeiten auch für sicherheitsfanatiker und autoritäre volksverhetzer, ein eldorado für narzisstisch gestörte und hierarchiesch organisierte politclowns.

[...] wenn der [von] ALBERT EINSTEIN stammende satz [stimmt], dass die welt nicht bedroht ist von menschen, die böse sind, sondern von denen, die böses zulassen, dann ist es höchste zeit, auf die wirklichen ursachen von gewalt und zerstörung einzugehen. aber dazu müsste man sich erstmal um ERKENNTNIS bemühen und dann v.a.d. SELBSTERKENNTNIS zulassen.

eine studie der FRIEDRICH-EBERT-STIFTUNG zur GESELLSCHAFTLICHEN AKZEPTANZ VON RECHTSEXTREMISMUS UND GEWALT kommt im jahr 2000 zu dem schluss, dass rund ZWEI DRITTEL der deutschen glauben, dass deutschland eine STARKE HAND brauche; dass nur eine, die durchgreife und eine starke partei im rücken habe, es schaffen könne, die gegenwärtigen probleme in den griff zu bekommen. viele davon vertreten die meinung, in not geratene menschen hätten ihre situation selbst verschuldet und niemand, der es nicht wirklich verdiene, solle unterstützt werden.

hinter diesen aussagen befinden sich nicht selten menschen, die zwar selbst nicht gewalttätig werden würden, die sich aber mit mehr oder weniger angst nur zu gerne hinter ruhe, sicherheit und ordnung und ihrem festgeschriebenen rollenverhalten und ihren angepassten posen verschanzen, anstatt neugierig, lebendig und offen auf neues und unbekanntes zuzugehen. es sind mitunter menschen, die leid und not als schwäche abtun und, die es ablehnen menschen in not zu unterstützen. es sind mitunter menschen, bei denen mitgefühl, falls es kurz auftaucht gleich wieder in zustimmung zu gängiger gesellschaftlicher praxis umkippt und dann in feindbilddenken ausartet oder darin gipfelt, dass letztendlich jeder für sich selbst sorgen müsse. das passt gut zur neoliberalen agenda der grossen volksparteien, bleibt einem vorgeschriebenen verhaltenskodex und tief verankerten gehorsamsstrukturen verwurzelt und sorgt dafür, dass man sich in der mehrheit aus angepassten und konformisten bestehende masse aufgehoben fühlen kann.

ZITAT ARNO GRUEN (s.35): "Die extreme Rechte der neuen amerikanischen Politik hat sich selbst als 'silent majority' bezeichnet, zum einen, um sich so zur eigenständigen Gruppe zu erklären. Diese angepaßte, zu Ressentiments neigende, sonst aber eher unauffällige und nicht gewalttätige Gruppierung gab sich auf diese Weise zum andern aber auch Kontur, ihre Anhänger können sich so als Menschen erleben, die Macht haben und jemand sind. Sie haben mit diesem Begriff auf eine Tatsache verwiesen, die sonst nicht so deutlich wahrgenommen wurde: daß rechtsextreme Politiker als Machtbasis auf ein großes Potential von schweigenden, aber durch ihre Angst vor dem Leben innerlich bedrohten Menschen zurückgreifen können."

...


Aus: "heute schon gepost?" posting von wildwuchs" (2007-11-26 - 15:23:55)
Quelle: http://aureliane.blog.de/2007/11/26/heute_schon_gepost~3354787 (http://aureliane.blog.de/2007/11/26/heute_schon_gepost~3354787)

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Quote[...] Arno Gruen (* 1923 in Berlin) ist ein deutsch-schweizerischer Schriftsteller, Psychologe und Psychoanalytiker, dessen Wahlheimat, nach Jahrzehnten in den USA, Zürich geworden ist.


http://de.wikipedia.org/wiki/Arno_Gruen (http://de.wikipedia.org/wiki/Arno_Gruen)


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Quote[...] Der Kampf um die Demokratie ist ein 2002 erschienes Buch des Psychoanalytikers Arno Gruen, das, obwohl bereits im Mai 2001 begonnen, dann stark von den Ereignissen des 11. Septembers 2001 geprägt wurde. Es beschäftigt sich mit den Ursachen der menschlichen Destruktivität und ihren mannigfaltigen Ausprägungen.

[...] Arno Gruen bezieht sich in seinem Buch auf eine Untersuchung des englischen Psychiaters Henry Dieks, der ein Brigadegeneral im Weltkrieg war und seine Arbeit mit tausend deutschen Kriegsgefangenen durchführte.


[...]


Zitate:

    * ,,Für solche Täter gibt es keine Opfer, es gibt nur Besiegte." (S.12)

    * ,,Dabei sollte jedem klar sein, daß Gene keine Verhaltensweisen produzieren. Das einzige, was sie können, ist Proteinstrukturen aufbauen, und das auch nur in Abhängigkeit von den Feldstrukturen, also der Umwelt." (S.14)

    * ,,In der Bekämpfung des Feindes wird die Frage, wer oder wie man ist, negativ beantwortet." (S.27)

    * ,,Wenn man den Helden lange genug malträtiert, schrumpft er irgendwann zum Feigling zusammen." (S.31)

    * ,,Wirklich zu lieben heißt eben nicht, verwöhnend alle kindlichen Wünsche zu befriedigen. Elterliche Liebe bedeutet vielmehr, einfühlsam auf die Nöte des Kindes einzugehen, sein Leid und seine Verletzungen ernst zu nehmen. Käufliche Objekte sind dafür kein Ersatz." (S.54)



Aus: "Der Kampf um die Demokratie" (12/2007)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Kampf_um_die_Demokratie (http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Kampf_um_die_Demokratie)

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Quote[...] Mit Alter Ego wird auch das zweite Ich in einer multiplen Persönlichkeitsstörung (auch dissoziative Identitätsstörung genannt) bezeichnet. Das bekannteste Beispiel hierfür stammt aus der Literatur: Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde.

Ebenfalls bezeichnet Alter Ego den abgespaltenen seelischen Bereich bei Personen mit Bewusstseinsspaltung.

In der Tiefenpsychologie von Sigmund Freud ist Alter Ego der Begriff für das Triebhafte, das Es.

Carl Gustav Jung bezeichnet mit Alter Ego den Schatten oder die Personifikation von verdrängten psychischen Themen.


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Alter_Ego (http://de.wikipedia.org/wiki/Alter_Ego) (12/2007)

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Quote[...] Wir mögen überrascht von der Entdeckung sein, dass die Menschen in der Vergangenheit ihre dämonischen Alter Egos exorzierten oder sich mit ihren diversen inneren Seelen unterhielten, doch selbst heute sind religiöse Geisterbesessenheiten nicht unüblich — ein Drittel der Amerikaner sagt, sie hätten andere Geister in sich erlebt, und 90 Prozent von uns glauben an und reden hin und wieder (beten) mit Gott-Alter-Egos der einen oder anderen Art. (5)

[...]  Alle Geister, Götter, Dämonen, Schamanen, Priester und politischen Führer sind Alter-Ego-Container, Projektionen dieser inneren Alter Egos; ihre Eigenschaften entstammen frühen Traumata, nicht bloß der kulturellen Übertragung des Glaubens. An einem gewissen Punkt angelangt, erkennen dissoziative Persönlichkeiten normalerweise, dass sich ihre Geister von den Eltern herleiten. Wie Donne es ausdrückt, stammt ein separater Teil unseres Selbst — was er die »unsichtbare Ecke« von uns nennt — von unserer Vergangenheit ab (Vater Adam und Mutter Eva) und beherbergt das »Gift, das uns verdirbt«.14)

In der Vergangenheit wechselten die Menschen normalerweise regelmäßig in ihre Alter Egos, hörten Stimmen, hatten von früh bis spät Albträume und Flashbacks, erlebten den Verlust von Zeit sowie Perioden von Realitätsverlust und des Nichts, halluzinierten Verfolger, fühlten sich unabänderlich schmutzig, sündig und hoffnungslos und agierten selbstverletzende Episoden aus. All dies sind Hinweise auf dissoziative Identitätsstörungen, welche aus der routinemäßigen missbrauchenden Kindererziehung der Vergangenheit resultierten. Man kann täglich auf Alter-Ego-Begegnungen treffen, wie in den Studien von Richard und Eva Blum über ländliche griechische Gemeinden belegt, wo Menschen heute — wie im antiken Griechenland — regelmäßig in Alter-Ego-Zu-stände wechseln und von verschlingenden Dämonen und blutrünstigen maternalen Monstern entweder selbst besessen sind oder auf solche treffen, während sie ihren täglichen Geschäften nachgehen.15)

[...] Obwohl Götter oft männlich sind, repräsentiert dies normalerweise nur ein defensives Klammern an einen Vater,  um schlimmere Ängste vor maternaler Vernachlässigung und Folter zu vermeiden.28) Eine kultur­übergreifende Untersuchung, The Parental Figures and the Representation of God, zeigte, dass religiöse Menschen weit stärker an ihren Müttern hängen und jedenfalls Gott mit mehr maternalen als paternalen Attributen betrachten.29

[...] Bei Religionen und in der Politik wenden sich die Menschen an idealisierte Autoritäten, um das Risiko zu umgehen, auf sich selbst gestellt zu sein, und um die schmerzlichen Gefühle von Vernachlässigung durch die Eltern wieder aufzuführen, die sie hatten, als sie als Kinder versuchten, sich zu individualisieren. Religionen führen traumatische Ereignisse verpackt in gefährliche Alter Egos wieder auf.

[...] Götter,  Dämonen und  Geister sind nicht nur  Container für wahllose Projektionen; sie sind in hohem Maße organisiert und erträglich und müssen zuerst als langlebige, organisierte Sub-Ichs in den individuellen Gehirnen existieren.



Aus: "Das emotionale Leben der Nationen - Die Evolution der Psyche und Gesellschaft" Lloyd deMause (Titel der amerikanischen Originalausgabe:  The Emotional Life of Nations, Karnac / Other Press,  New York und London, 2002)
Quelle: http://janov-maaz-miller.de/M/Mause-de/2002-Nation/s269.htm (http://janov-maaz-miller.de/M/Mause-de/2002-Nation/s269.htm)

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Quote[...] Der ehemalige Korvettenkapitän packt aus mit Sätzen wie diesen: "Es war etwas, was man machen mußte. Ich weiß nicht, was die Henker durchleben, wenn sie töten, die Klingen hinunterziehen oder die elektrischen Stühle vorbereiten. Niemand tat es gern, es war nichts Angenehmes. Aber es wurde gemacht, es wurde nicht darüber diskutiert. Es war etwas Höheres, das man für das Land tat. Ein höheres Werk."


Aus: ""Ich fühle mich als Mörder" Argentiniens Militärs berichten von Verbrechen in der Diktatur – und treten eine politische Lawine los. " Von Kai Ambos (DIE ZEIT, 19.05.1995 Nr. 21)
Quelle: http://www.zeit.de/1995/21/Ich_fuehle_mich_als_Moerder (http://www.zeit.de/1995/21/Ich_fuehle_mich_als_Moerder)

Title: [Die dunklen Seiten der Macht... (Notizen)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 10, 2007, 04:08:18 PM
Quote[...] Japan, China, Indien, EU und USA: Wie halten es fünf Wirtschaftsmächte mit den Menschenrechten?

Ein Trauerspiel in neun Akten.

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Aus: "Menschenrechte: Die dunklen Seiten der Macht" (10.12.2007)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/672/147327/ (http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/672/147327/)
Title: [Wenn der Richter gleichzeitig der Henker sein müsste... (Urteilsfindung)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 19, 2007, 12:53:03 PM
Quote[...] Nach Givens' Ansicht machen es sich selbst Prozessbeteiligte bei der Urteilsfindung allzu leicht. "Wenn einer der Geschworenen die Hinrichtung vollziehen müsste, dann würden sie sich vielleicht mehr Gedanken um die Todesstrafe machen", sagte der ABC News. "Wenn der Richter gleichzeitig der Henker sein müsste, würde er es sich zweimal überlegen, bevor er jemanden zur Exekution schickt."


Aus: "INTERVIEW MIT EINEM HENKER: "Man versucht, den Körper nicht zu grillen"" -
Jahrelang hat Jerry Givens regelmäßig Menschen umgebracht: 62-mal hat er US-Verurteilte getötet, mit Strom oder mit Gift. In einem Interview erklärt der Ex-Henker, warum er heute die Todesstrafe ablehnt.
Von Friederike Freiburg ( 18. Dezember 2007)
Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,524145,00.html (http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,524145,00.html)

Title: ["Fascism Anyone?"... (Notiz, Dr. Lawrence Britt, Die ES-Herrschaft)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 27, 2007, 01:20:48 PM
Quote[...] Begriffsherkunft: Abgeleitet ist der Begriff Faschismus von fasces, dem Rutenbündel, das die antiken Liktoren als Symbol der Macht des Römischen Reiches dem römischen Machthaber (Konsul, Imperator, Statthalter) vorantrugen. Außerhalb des antiken Roms wurde die Machtdemonstration verstärkt, indem die Liktoren nicht nur die fasces, also die Rutenbündel, sondern zusätzlich ein darin eingewickeltes Beil mit sich führten. Ein solches Rutenbündel mit Beil wird deshalb auch als Liktorenbündel (ital.: littorio) bezeichnet. In der Späten Neuzeit wurde das Bild von den fasces in der Französischen Revolution wieder aufgegriffen und im Sinne der Aufklärung umgedeutet als ,,Staatsgewalt, die das Volk nun innehaben sollte"; in den Bildern wurde dies durch die bäuerliche Pike und Wollmütze mit Kokarde in Trikolore ausgedrückt. Das Rutenbündel wurde nach dem Ersten Weltkrieg zu einem offiziellen Zeichen der italienischen Bewegung. Bündel kann sich aber im Italienischen auch auf Bünde, also Verbände beziehen. Der Plural Fasci war seit den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts eine gängige Bezeichnung für Gewerkschaften, Bauernverbände und andere Gruppen und durchaus positiv besetzt, so dass Mussolini ihn in Monumentalbauten wie dem Siegesdenkmal Bozen und seiner Standarte nutzte. Alle drei Bedeutungen – Symbol der Staatsgewalt, Volksbesitz und Zusammenhalt – konnte Mussolini für seine Propaganda nutzen. Schon früh wurde angemerkt, dass die Begriffsherkunft nichts über inhaltliche Ziele aussage. So schrieb Fritz Schotthöfer bereits 1924 in Il Fascio:[9]

    ,,Der Faschismus hat einen Namen, der an sich nichts sagt über den Geist und die Ziele der Bewegung. Ein Fascio ist ein Verein, ein Bund, Fascisten sind Bündler, und Fascismus wäre etwa Bündlertum."



http://de.wikipedia.org/wiki/Faschismus (http://de.wikipedia.org/wiki/Faschismus) (12/2007)


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Quote[...] Faschismus?

Dr. Lawrence Britt, ein Politikwissenschaftler, hat einen Artikel über Faschismus für "Free Inquiry", eine humanistische Zeitschrift, geschrieben. Dr. Britt untersuchte die faschistischen Regime Hitlers (Deutschland), Mussolinis (Italien), Francos (Spanien), Suhartos (Indonesien) und Pinochets (Chile) und weiterer lateinamerikanischer Länder.

Er fand heraus, daß all die Regime 14 Dinge gemeinsam hatten und er nennt sie die Identifikationsmerkmale des Faschismus.

Der Artikel "Fascism Anyone?", Lawrence Britt, ist in Free Inquiry, Ausgabe Frühjahr 2003, Seite 20 erschienen.



Die 14 Merkmale sind:



1. starker und anhaltender Nationalismus
Faschistische Regime neigen zu einem ständigen Gebrauch von patriotischen Mottos, Slogans, Symbolen, Liedern und was sonst noch dazu gehört. Flaggen sind überall zu sehen, wie auch Flaggensymbole auf Kleidung und anderen öffentlichen Präsentationen.

2. Geringschätzung der Menschenrechte
Aus Angst vor Feinden und dem Bedürfnis nach Sicherheit heraus werden die Menschen in einem faschistischen Regime überzeugt, daß die Menschenrechte in einigen Fällen ignoriert werden können. Die Leute sehen in die andere Richtung oder stimmen den Folterungen, Massenhinrichtungen, Ermordungen, langen Inhaftierung von Gefangenen uns so weiter sogar zu.

3. Identifizierung von Feinden/Sündenböcken als vereinigende Sache
Die Leute werden in einen vereinigenden patriotischen Wahn getrieben durch das Ziel, eine erkannte allgemeine Bedrohung oder einen Feind zu beseitigen, sei es eine rassische, ethnische oder religiöse Minderheit; Liberale; Kommunisten; Sozialisten; Terroristen uns so weiter.

4. Vorrang des Militärs
Selbst wenn es weitreichende inländische Probleme gibt, erhält das Militär einen überproportional großen Anteil des Staatshaushalts und die inländischen Probleme werden vernachlässigt. Soldaten und das Militär werden verherrlicht.

5. wachsender Sexismus
Die Regierungen faschistischer Länder sind fast ausschließlich von Männern beherrscht. Unter faschistischen Regimen werden traditionelle Geschlechtsrollen stärker betont. Der Widerstand gegen Abtreibung ist groß, wie auch die Homophobie wie auch gegen Homosexuelle gerichtete Gesetzgebung und staatliche Politik.

6. kontrollierte Massenmedien
Manchmal werden die Medien direkt durch die Regierung kontrolliert, aber in anderen Fällen werden die Medien indirekt durch Verordnungen der Regierung kontrolliert oder durch geistesverwandte Sprecher oder Vorstände der Medien. Zensur, insbesondere in Kriegszeiten, ist weit verbreitet.

7. Besessenheit von der nationalen Sicherheit
Angst wird als Mittel der Motivation für die Massen durch die Regierung eingesetzt.

8. Religion und Regierung sind miteinander verflochten
Regierungen faschistischer Länder neigen dazu, die gebräuchlichste Religion des Landes zu nutzen, um die öffentliche Meinung zu manipulieren. Religiöse Rhetorik und Fachsprache wird von Regierungsmitgliedern häufig genutzt, selbst wenn die Lehrsätze der Religion der Politik oder den Handlungen der Regierung genau entgegenstehen.

9. unternehmerische Macht wird geschützt
Die Aristokraten der Industrie und der Unternehmen eines faschistischen Landes sind häufig diejenigen, die den politischen Führern an die Macht geholfen haben, was zu einer beidseitig nützlichen Beziehung von Unternehmen und Regierung und einer Machtelite führt.

10. gewerkschaftliche Macht wird unterdrückt
Da die organisierende Macht der Gewerkschaften die einzige wirkliche Bedrohung für ein faschistisches Regime darstellt, werden Gewerkschaften entweder ganz ausgemerzt oder sie werden stark unterdrückt.

11. Geringschätzung Intellektueller und der Künste
Faschistische Länder neigen dazu, offene Feindschaft zu höherer Bildung und Akademien zu förden und zu tolerieren. Es ist nicht ungewöhnlich, daß Professoren oder andere Akademiker zensiert oder sogar verhaftet werden. Freier Ausdruck in der Kunst wird häufig öffentlich angegriffen und die Regierungen lehnen es häufig ab, die Künste zu fördern.

12. Besessenheit von Verbrechen und Bestrafung
Unter faschistischen Regimes wird der Polizei fast unbegrenzte Macht zur Verbrechensbekämpfung eingeräumt. Das Volk ist häufig bereit, Polizeiverbrechen zu übersehen und sogar Bürgerrechte im Namen des Patriotismus' aufzugeben. In faschistischen Ländern gibt es meistens eine landesweite Polizeieinheit mit praktisch unbegrenzter Macht.

13. wachsende Seilschaften und Korruption
Faschistische Regime werden fast immer von einer Gruppe von Freunden und Genossen regiert, die sich gegenseitig Regierungsposten zuschieben und ihre Macht und ihren Einfluß nutzen, um ihre Freunde davor schützen, zur Verantwortung gezogen zu werden. Es ist in faschistischen Regimen nicht unüblich, daß nationale Ressourcen oder sogar Schätze von den Regierungsmitgliedern angeeignet oder sogar gestohlen werden.

14. betrügerische Wahlen
Manchmal sind die Wahlen in faschistischen Ländern ein kompletter Schwindel. In anderen Fällen werden die Wahlen durch Schmutzkampagnen oder sogar die Ermordung von Oppositionskandidaten, Nutzung der Gesetzgebung um die Anzahl der Stimmberechtigten oder der Wahlbezirke zu kontrollieren, oder Beeinflußung der Medien manipuliert. Faschistische Länder nutzen auch typischerweise ihre Richterschaft, um die Wahlen zu manipulieren oder zu kontrollieren.



Aus: "Faschismus?" (2003)
Quelle: http://www.freace.de/artikel/mai2003/britt120503.html (http://www.freace.de/artikel/mai2003/britt120503.html)

-.-

Quote[...] In seiner Metapsychologie ("Das Ich und das Es" 1923) unterscheidet Freud drei Instanzen des psychischen Apparats:

    * Das Es, die naturnahe Triebinstanz,
    * das Ich, und
    * das Über-Ich

Das Über-Ich kann im Freud'schen Drei-Instanzen-Modell vereinfacht als die moralische Instanz oder auch das Gewissen angesehen werden und stellt den Gegenspieler für die elementaren Lusttriebe des ES dar. Es wird in der frühen Kindheit (bis zum 6. Lebensjahr) gebildet und enthält die (moralischen) Normen und verinnerlichten Wertvorstellungen der kulturellen Umgebung, in der das Individuum aufwächst (insbesondere die der Eltern). Das Über-Ich entsteht durch Angleichen der eigenen Person an andere, mit denen sich dieser Mensch identifiziert. Dieser Prozess wird fachsprachlich als Introjektion bezeichnet.

Wenn ein Mensch zu denken beginnt, geschieht dies bereits unter dem Einfluss des Über-Ichs, und der darin enthaltenen grundsätzlichen Wertvorstellungen. Da er diese als seine ureigenen empfindet und er seine persönliche Identität aus ihnen bezieht, kann er sich durch rationales Denken nur sehr bedingt von ihnen distanzieren oder emanzipieren.

Das Über-Ich fungiert in der menschlichen Psyche nach Freud als eine Kontrollinstanz, deren Ziel es ist, durch Selbstbeobachtung das eigene Verhalten in Übereinstimmung mit dem Idealbild zu bringen. Bei durch die Erfüllung der Lustbedürfnisse des ES bedingten Abweichungen von diesem Ideal wirkt sich das Über-Ich auf den Menschen in Form des Verspürens von Schuldgefühlen aus.


Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cber-Ich (http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cber-Ich) (12/2007)

-.-

Quote[...] Ging Freud ursprünglich davon aus, dass der triebhafte Teil des Unbewussten vor allem aus ,,Lebenstrieben" besteht (v.a. der Sexualität), so erweiterte er diese Annahme seit 1920 um die Theorie des Todestriebs. Demnach gehören zum Unbewussten sowohl lebensfördernde Impulse wie Sexualität und Liebe, als auch lebensverneinende Impulse wie Aggression und Zerstörungslust. Letztere verstand Freud jetzt nicht mehr nur als Reaktion auf Frustration, sondern als eigenständige, gleichsam natürliche Kraft. ,,Eros" und ,,Thanatos", Lebenstriebe und Todestriebe bilden nach Freuds letzter, jedoch auch heftig umstrittenen Konzeption demnach zwei gleichberechtigte Gegenpole in einem dualistischen Modell des Unbewussten bzw. des Es.


Aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Es_%28Psychoanalyse%29 (http://de.wikipedia.org/wiki/Es_%28Psychoanalyse%29) (12/2007)


-.-

Quote[...] Die ES-Herrschaft bzw. die Erlaubnis des relativ unbeschränkten Auslebens von ES-Forderungen (die in Umkehrung des Freudschen Satzes proklamiert: Wo ICH war, soll ES sein) betont, daß das ICH die Stätte und die Ursache von Unsicherheit, Schuld, Angst und vor allem von eigener Verantwortung ist, so daß der individuelle Freiheitstraum immer auch ein Angsttraum ist, dem man durch Unterwerfung unter äußere Autorität entfliehen kann. Immer wieder wird der Faschismus von seinen Anhängern als Erneuerung und Befreiung, ja spezifisch psychotherapeutisch als Kur und Heilung (zum Teil der Ganzheit und Ordnung) empfunden. Das vorliegende Essay eines der bekanntesten Psychoanalytiker ist zugleich sein Vermächtnis. Er brachte es vor einigen Jahren in eine nie veröffentlichte Faschismusstudie des Instituts für Konfliktforschung, dessen Gründer er war, ein. Es gilt als Mahnung, alte Fehler nicht mehr zu wiederholen, besonders nicht dadurch, daß wir den "Faschisten in uns selbst" arroganterweise übersehen. Friedrich Hacker, Jahrgang 1914, [...] war erster Präsident der Sigmund-Freud-Gesellschaft in Wien. [...] Zeitlebens beschäftigte er sich mit den Phänomenen der Aggression und den fatalen Mechanismen von Verblendung und irregeleiteter Aktion. Er starb 1989 während einer Fernsehdiskussion über die "Republikaner". "Ich folgte der Ansicht Eike Hennings, daß eine gesamtgesellschaftliche Theorie des Faschismus ohne die Aufdeckung psychischer Vorgänge und ihrer Bezüge zu den Produktions- und Herrschaftsstrukturen nicht mehr auszukommen vermag und daß daher die in der Literatur einigermaßen vernachlässigten sozialpsychologischen Ursachenkomplexe besondere Bedeutung haben. Diese Überzeugung kommt im Kernstück dieses Essays, den zehn Kategorien des Faschismus-Syndroms, sowie in meinem Konzept des `Ich im Dienste der Regression' zum Tragen." Die in Hackers zehn Kategorien zusammengefaßten Merkmale entsprechen bestimmten Wunschvorstellungen und Sehnsüchten des Einzelnen und einem tiefempfundenen, existentiell bedeutsamen Bewußtsein eines wie auch immer gearteten Mangels. Die Ebene, auf der das Ursachengefüge für eine solche Welt- und Selbstsicht zu suchen ist, ist die psychische, ist das ICH. Daher, so Hacker, sei es nötig, auf psychoanalytische Grundbegriffe zurückzukommen, um die psychischen Konstellationen zu verdeutlichen, die zu einer Bevorzugung faschistischer "Angebote" führten. Eben das weitgefächerte faschistische Angebot gibt dem Starken oder sich stark fühlenden die Möglichkeit, diese Stärke auszutoben, und dem Schwachen die Möglichkeit, sie zu kompensieren und die Sinnsuche nach einem starken Ich zu befriedigen. Immer ist die strikte Rollenzuweisung, die zwar unbedingte Unterwerfung erfordert, aber gleichzeitig auch einen eigenen Machtbereich definiert, von entscheidender psychologischer Bedeutung, weil durch Disziplin und Hingabe scheinbar eine Aufgabe erfüllt und ein Lebenssinn gefunden werden kann.


Aus: "Beschreibung "ES oder zum ICH?" (21. März 2001) Zum Buch: "Das Faschismus- Syndrom. Analyse eines aktuellen Phänomens" von Friedrich Hacker
Quelle: http://www.amazon.de/Faschismus-Syndrom-aktuellen-Ph%C3%A4nomens-Sachbuch/dp/customer-reviews/359610775X/ref=cm_cr_dp_all_helpful/302-1322339-0524824?ie=UTF8&customer-reviews.sort%5Fby=-SubmissionDate&coliid=&showViewpoints=1&customer-reviews.start=1&colid=#customerReviews (http://www.amazon.de/Faschismus-Syndrom-aktuellen-Ph%C3%A4nomens-Sachbuch/dp/customer-reviews/359610775X/ref=cm_cr_dp_all_helpful/302-1322339-0524824?ie=UTF8&customer-reviews.sort%5Fby=-SubmissionDate&coliid=&showViewpoints=1&customer-reviews.start=1&colid=#customerReviews)


Title: [Die russischen Behörden wiesen die Vorwürfe zurück... (Notiz, Anderes Russlan)]
Post by: Textaris(txt*bot) on December 27, 2007, 01:25:16 PM
Quote[...] Die russische Oppositionsbewegung von Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow hat am Mittwoch eine Website gestartet, auf der die Verfolgung politischer Aktivisten, Menschenrechtler und Journalisten dokumentiert wird. Die Betreiber, das Oppositionsbündnis Anderes Russland und die Stiftung für Toleranz in Nischni Nowgorod, erklärten, das harte Vorgehen der Behörden gegen Andersdenkende habe sich im zurückliegenden Jahr noch verschärft. Menschen würden ermordet, zusammengeschlagen, unter einem Vorwand inhaftiert oder zwangsweise in die Psychiatrie gebracht. Auch willkürliche Festnahmen und Durchsuchungen seien an der Tagesordnung.

So wird auf der Website hroniki.info unter anderem von einer Anhängerin von Anderes Russland berichtet, die im Juli gegen ihren Willen in die Psychiatrie eingewiesen wurde. Daneben geht es um einen Anführer der Nationalbolschewiken, der im November von Polizisten zu Tode geprügelt worden sei. Die russischen Behörden wiesen die Vorwürfe zurück.(APA/AFP)


Aus: "Russische Opposition dokumentiert Verfolgung im Internet" (26. Dezember 2007)
Quelle: http://derstandard.at/?url=/?id=3162444 (http://derstandard.at/?url=/?id=3162444)

Title: [Es wirkt... (Notiz, BRD, VDS, etc.)]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 02, 2008, 09:15:36 PM
Quote[...] khdummy1, 2. Januar 2008 10:54


Es wirkt:


* Volksverbloedung und Desinformation
- wer gegen Ueberwachung ist, ist ein Terrorist
- gezielte Verdummung ueber die Medien
- Demokratieabbau
...

* Kurzhalten der Bevoelkerung
- wer sich um jeden Cent mit dem Zweitjob krummlegen muss, hat keine Zeit mehr fuer ungelegene Meinungen
- Hartz IV weg, wenn man's Maul aufmacht
- ruinoese Geldstrafen wegen jedem Scheiss

* Verbreitung von Angst
- Bundeswehr im Inneren
- Abschuss von Passagierflugzeugen
- Rasterfahndung per Kredikatenfilter
- Kameras ueberall
- Speicherung der Kommunikationsdaten, sodass jeder befuerchten muss, bei der naechsten Saeuberungsaktion wegen <<Nichts>> dranzukommen
- Guantanamo fuer Kinder [Bootcamps] (statt Perspektiven)
- fanatische, religioese Fuehrer mit Atomwaffen (G.W. Bush)
- schwarze Polizeiuniformen (wann noch in Leder?)
- Hausdurchsuchungen im Morgengrauen (weil die Kinder mp3-Dateien geklaut haben sollen) u.v.m.

Die Buerger haben bereits schlichtweg Angst, denn sie haben etwas zu
verlieren - gegenwaertig ist es das liebe Geld, morgen wird es die
Freiheit sein und uebermorgen geht es an Gesundheit und Leben.

Kein Witz: viele derjenigen, die gestern noch <<nichts zu verbergen>>
hatten, scheuen sich heute bereits, sorglos bestimmte Internetseiten
aufzusuchen: <<Backtrack? Ist das nicht illegal?>> <<Iranische Botschaft? Lieber nicht!>> *** Mach das und dieses, lade noch jenes herunter, dann geht's. *** <<Darf man das denn?>> <<Tor-Server?! Viel zu gefaehrlich!>>

Das sind die Leute, die noch vor einem halben Jahr genervt die Augen verdreht haben, wenn ich sie auf den Wahnsinn angesprochen habe, der durch Subjekte wie z.B. Schaeuble und Zierke inszeniert wird. Und das Schlimmste: sie haben es noch nicht 'mal realisiert, nehmen es hin und sind weiter <<brav>> und obrigkeitshoerig, indem sie peinlichst darauf achten, _Herrn_ Schaeuble und seinen Schergen bloss nicht aufzufallen - sie koennten ja in die Muehlen der oeffentlichen
und privaten (GVU, Abmahner) Strafverfolger geraten und Federn (respektive Geld) lassen...

Das neue Unrechts-, Unterdrueckungs- und Kontrollsystem ist viel weiter, als gemeinhin angenommen wird, nur merkt es keiner so richtig...

...


Kommentar zu: "Demonstrationen zum Jahresende gegen Vorratsdatenspeicherung" (02.01.2008)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/foren/go.shtml?read=1&msg_id=14150933&forum_id=129622 (http://www.heise.de/newsticker/foren/go.shtml?read=1&msg_id=14150933&forum_id=129622)

Quote2. Januar 2008 12:57
Re: Es wirkt:
ramarama1, ramarama1@gmx.de (110 Beiträge seit 09.01.05)

Blödsinn !
So extrem ist es auch wieder nicht. Denk dran, daß ein bestimmter
Prozentsatz der Bevölkerung schlau ist und Zeit hat (Studenten) Diese
werden schon die entsprechenden Tools entwickeln und Tricks erfinden,
wie man das eine oder andere Umgehen kann. Über Computerzeitschriften
wird dieses Wissen an die Bevölkerung transportiert. Bis auch der
letzte Bildzeitungsleser weiß, wie man den DVD Kopierschutz umgeht !

Wenn es ans Geld geht, werden die Leute erfinderisch. Da fragt man
doch schnell den Nachbarn, den Freund, den Sportskameraden, wie man
das oder jenes "umgehen" kann.


Quote2. Januar 2008 13:12
Re: Es wirkt:
khdummy1 (446 Beiträge seit 02.06.04)

[...]

Sorry, aber Deine Argumentation ist so ziemlich das Bloedeste, mit
dem man seine Bequemlichkeit und Unzulaenglichkeit entschuldigen
kann...


Quote2. Januar 2008 13:42
Re: Es wirkt:
auswanderer2000 (254 Beiträge seit 21.05.07)

nicht zu vergessen: Bewegungsprofile.

- Bei Mobiltelefonaten wird der Ort zu Beginn des Anrufs gespeichert
- automatischer Scan und Abgleich von Fahrzeugkennzeichen
- IP abgleich bei webmail login
- Kreditkartennutzung

etc. pp

Es wird so viel Datenmaterial angesammelt, dass man praktisch _jedem_
etwas unterschieben kann, wenn nur gewollt.

Quote2. Januar 2008 14:26
Re: Es wirkt:
dajm (24 Beiträge seit 16.05.07)

Falsch ! Man kann theoretisch zu jedem ein Bewegungsprofil erstellen.
Praktisch gesehen wird keiner diese abrufen wollen, wenn nicht ein
bestimmtes Interesse vorliegt. Glaubst Du, die Beamten beim BKA haben
nichts zu tun ?
Da kommen offizielle Anfragen, und daraufhin wird eine Abfrage
gestartet. Mehr nicht. Bei diesen Datenmengen sieht man den Wald vor
lauter Bäumen sowieso nicht. Schon mal mit einem DBA gesprochen, der
für mehrere TB verantwortlich ist ? Für den ist es auch egal, ob
Äpfel oder Birnen gespeichert werden...

Immer diese Panikmache...

Viel schlimmer als beim Staat sind meine Daten bei den
Adressmarketingfirmen aufgehoben. Die stellen wirklich Blödsinn mit
meinen Daten an...

auswanderer2000 schrieb am 2. Januar 2008 13:42

Quote2. Januar 2008 14:39
Re: Es wirkt:
khdummy1 (447 Beiträge seit 02.06.04)

<<Praktisch gesehen wird keiner diese abrufen wollen, wenn nicht ein
bestimmtes Interesse vorliegt.>>

Das Interesse liegt vor - die Contentindustrie hat's bereits
angemeldet...

Und solange schraege Voegel wir Schaeuble und Mr. Bush ungestraft ihr
Unwesen treiben duerfen, muss jeder Angst haben, dass in den
naechsten paar Sekunden jedes denkbare Interesse aus dem Hut springt.

Wie hoert sich Schaeuble zwischen den Zeilen an? Wer nicht fuer mich
ist, ist gegen mich!
Da lassen sich auch Straflager fuer Kinder und Jugendliche sehr
schoen zur Umerziehung nutzen.

Wenn Du's nicht wahrhaben willst: z.B. Tollcollect.


Quote2. Januar 2008 15:56
Re: Es wirkt:
jilse (mehr als 1000 Beiträge seit 11.11.04)

dajm schrieb am 2. Januar 2008 14:26
> Immer diese Panikmache...

Ist es (leider) nicht ...

> Viel schlimmer als beim Staat sind meine Daten bei den
> Adressmarketingfirmen aufgehoben. Die stellen wirklich Blödsinn mit
> meinen Daten an...

Die "Anti-Terror-Gesetze" waren noch nicht verabschiedet,
da tauchten bereits Ueberlegungen ueber die "wirtschaft-
liche Nutzung der Daten" in den Diskussionen auf. Wie lange
wird es wohl dauern, bis nicht nur Ueberlegungen sondern
auch (zumindest teilweise) Umsetzungen dieser Ueberlegungen
in die Praxis implementiert werden, wenn wir uns nicht recht-
zeitig gegen die *Datenerhebung* (und nicht erst gegen die
Datennutzung) wehren?

Auch wenn unsere Politiker damit ein Problem mit der Einsicht
zu haben scheinen: Datenschutz beginnt bereits damit, dass
keine Daten erhoben werden und nicht erst mit der Vermeidung
des Missbrauchs der gesammelten Daten.




...
Title: [Die schweigenden Mehrheit.. [?] (Notiz, Textfraktale)]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 04, 2008, 12:05:32 PM
...Dieser schweigenden Mehrheit will ich hier eine Stimme geben.

-.-

...gar einer bereits vorhandenen "schweigenden Mehrheit" Stimme zu verleihen.

-.-

...zur schweigenden Mehrheit zu gehören.

-.-

Die Simulation der Politik... Der einzige noch funktionierende Referent ist der der schweigenden Mehrheit.

-.-

Während sich Populisten als einzig authentische Vertreter der "schweigenden Mehrheit" betrachten, wird...

-.-

die von der schweigenden Mehrheit widerstandslos hingenommen wird und stets...

-.-

die Stimme der schweigenden Mehrheit zu sein und alles unternimmt, um eine möglichst breite und...

-.-

...welche vorgeben, der ,,schweigenden Mehrheit" eine Stimme zu verleihen.

-.-

Sorgen und Nöte der «schweigenden Mehrheit» zu artikulieren und die...

-.-

Dieser Historikerstreit der schweigenden Mehrheit macht eines deutlich: Zur offensichtlich...

-.-

damals scheiterte diese Republik letztendlich an der schweigenden Mehrheit des Volkes...

-.-

bewusst das Bild einer Frontstellung zwischen der 'schweigenden Mehrheit' der Bevölkerung...

-.-

Trotz des vorgeschobenen Impetus, eine "Politik des Herzens" zu verkörpern, ... Sorgen und Nöte der "schweigenden Mehrheit" zu artikulieren und die...

-.-

Aus dem Vokabular der Anpassung. ...Berichte von Kindern der Schweigenden Mehrheit.

-.-

Dann sagt er: "Oft wird die Politik von den Jugendlichen für abstrakt und ... viel öfter das Gespräch mit der unpolitischen, schweigenden Mehrheit suchen!...

-.-

dass die Generation der 68er, von der schweigenden Mehrheit aufgezogen und keine...

-.-

...verdanken die Glaubenkrieger jedenfalls der unpolitischen ,,schweigenden Mehrheit".

-.-

Populismus bezeichnet eine Politik, die sich volksnah gibt, die Emotionen, ..... eines homogenisierten Volkswillens, bzw. der "schweigenden" Mehrheit...

-.-

Es ist doch schlicht das Problem der schweigenden Mehrheit, wenn Entscheide ... Ich denke viele Leute stimmen nicht ab, weil Politik sie nicht interessiert...

-.-

Der »schweigenden Mehrheit« ihre Stimme wiederzugeben, ist in der Tat die ... Menschen ernst nimmt und in Politik umsetzt, der praktiziert Volksherrschaft...

-.-

Von den Sorgen der ,,schweigenden Mehrheit" hätten sie keine Ahnung...

-.-

fast immer an die öffentliche Meinung gekoppelt ... Bilder vom Stammtisch oder von der "schweigenden Mehrheit" benutzt....

-.-

sich dabei als Vertreter des kleinen Mannes, der schweigenden Mehrheit...

-.-

Ausschreitungen und der schweigenden Mehrheit der Einwanderer in den Banlieue unterscheidet...

-.-

Als ,,Stimme der schweigenden Mehrheit" wollen sie dort agieren. ... Parlament als Bühne missbrauchen, sondern sachbezogene Politik machen, versicherte er....

-.-

Denn die Opfer von einst halten der schweigenden Mehrheit einen Spiegel vor....

-.-

Neben der ,,gemäßigten schweigenden Mehrheit" der Klimaforscher gibt es zwei Fronten...

-.-

... sich als Stimme der "schweigenden Mehrheit" zu inszenieren.

-.-

...wie die zahlreichen positiven Rückmeldungen zeigten: "Ich bin ein akzeptierter Sprecher einer schweigenden Mehrheit", sagt Koch.

-.-

Die vielen Erscheinungsformen des Exzessiven verlangten der daran unbeteiligten schweigenden Mehrheit große Akzeptanz ab.

-.-

1968 wird er im Höhepunkt der Auseinandersetzungen um den Vietnam-Krieg zum Präsidenten gewählt, macht sich zur Stimme der sog. ,,schweigenden Mehrheit", flucht auf die nichtsnutzigen Intellektuellen, die gegen den Vietnam-Krieg demonstrieren und hat auch nichts dagegen...


etc.

Title: [Todesdrohungsnetzwerke... (Notiz, Machtausübung)]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 05, 2008, 11:08:00 AM
Quote
QuoteDer Mensch ist nun mal ein Raubaffe.
bildschnitzer, vor 1 Stunde, 10 Minuten

[...] Waffen sind Werkzeuge der Machtausübung. Machtausübung ist wesentlicher Teil des Menschlichen Sozialgefüges. Waffen setzen beim Selbsterhaltungstrieb an. Es ist immer noch schöner, einem Idioten zu dienen, als von ihm getötet zu werden. Der Fortpflanzungstrieb ist beim Menschen in der Regel ein bisschen schwächer als der Selbsterhaltungstrieb. Alle Machtsysteme, die auf Sex basieren, halten leider nicht so gut, wie die Todesdrohungsnetzwerke.

Quoteferrum, vor 59 Minuten
Du unterschätzt die Bonobos :) Letztlich ist deren Sexualverhalten nichts anderes als ein Werkzeug zur Machtausübung und dient der Klarstellung der Rangordnung innerhalb der Herde. Also gleiche Taktik bei zwangsläufig anderer Wahl der Mittel.



Aus Kommentaren zu: "Die Chip-Paranoia der US-Militärs" [05.05.2008, futurezone | Erich Moechel]
Quelle: http://futurezone.orf.at/hardcore/stories/275573/ (http://futurezone.orf.at/hardcore/stories/275573/)

Title: [Unter der dünnen Schicht... (Archaische Reflexe)]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 20, 2008, 03:14:08 PM
Quote[...] Unter der dünnen Schicht aus Intellekt, Bildung und Gediegenheit regieren archaische Reflexe. Im vertrauten Kreis spricht so mancher Vorstand gern mal davon, wen er gerade "enteiert" hat, wen er für einen "Schwächling" oder einen "Wichser" hält. Kein Wunder: Was sind schon ein paar Jahrhunderte abendländische Zivilisation gegen unser Millionen Jahre altes Erbe? Immer ging es um das "Überleben des Tüchtigsten" (Charles Darwin). Noch im Mittelalter kämpften die Herrscher selbst auf dem Schlachtfeld. Sie wateten tatsächlich im Blut ihrer Feinde, mussten körperliche Stärke und Brutalität demonstrieren.

[...]  Psychoanalytiker glauben zu wissen, was hinter dem Willen zur Macht steckt: die nackte Angst. Karrieristen, orakelt der altlinke Volkspsychiater Horst-Eberhard Richter, "leiden unter maßlos gesteigerten Befürchtungen, gedemütigt und kleingemacht zu werden. Nur wenn sie eine Gruppe von oben kontrollieren können, fühlen sie sich einigermaßen sicher, dass sie von den anderen nicht kaputtgemacht werden". Vorstandsvorsitzende, sagt der Wirtschaftsethiker Birger P. Priddat von der Uni Witten Herdecke, seien "keine Abziehbilder einer besonderen Spezies. Ob die Besten oder Skrupellosesten nach oben kommen, hängt vom Umfeld ab".

Offensichtlich ist, dass es im kapitalistischen Ausleseprozess bevorzugt harte Burschen an die Spitze schaffen. Immer wachsam. Ständig kampfbereit. Leute wie VW-Chef Ferdinand Piech. Der ist dafür bekannt, dass er unter seinen Untertanen Angst verbreitet Mit leiser Stimme und stechendem Blick versprüht er einen eisigen Klaus-Kinski-Charme. "Sei unnachsichtig und - wenn nötig - ungerecht", raten die Unternehmensberater Wolfgang Schur und Günter Weick in ihrem Buch "Wahnsinnskarriere": "Wenn Sie im Management weiterkommen wollen, müssen Sie sich angewöhnen, schwarzweiß zu sehen und zu denken. Und entsprechend zu handeln." Freunde, Feinde - fertig.

[...]

Henrik Müller/Ulric Papendick
Mitarbeit: Beate Flemming, Stefan Schmitz, Regina Weitz
STERN 16/2000


-.-----------



[...]  Eine raffinierte Managementmethode haben Forscher vom Affengehege im holländischen Arnheim in ihrer Schimpansenherde beobachtet Lange wurde die Gruppe von zwei Männchen angeführt - Nikltie und Yeroen -, obwohl eigentlich Luit der Kräftigste war. Solange das Duo zusammenhielt, konnte es den ehrgeizigen Luit in Schach halten. Ständig hockte das Team dicht beieinander, um zu demonstrieren: Zwischen uns passt kein Blatt. Aber natürlich wollte jeder der alleinige Chef sein, und so gingen sie aufeinander los. Beide wurden nur leicht verletzt. Doch am nächsten Tag schon führte Luit die Geschäfte.

In Freiheit hätten Nikkie und Yeroen ihre Magnetkarte für die Tiefgarage abgeben und verschwinden müssen. Doch hier konnten sie nicht kündigen. Sie wurden degradiert. Von den früher bereitwilligen Weibchen wurden sie nun auf die Bäume gejagt. Heimlich schmiedeten Nikkie und Yeroen Rachepläne. Eines Nachts griffen sie Luit an. Zu zweit und im Schlaf. Luits Niederlage war total. Nikkie und Yeroen hatten ihm die Hoden abgebissen. No balls - ein enteierter Chef. Wenig später starb Luit. Nikkie und Yeroen nahmen wieder auf dem Chefsessel Platz.

Walter Wüllenweber, STERN 16/2000


-.------------


Das Tier im Menschen kann nicht ausgerottet werden.
Daher muß diesem Tier ins Auge gesehen
und mit ihm gelebt werden.

Sigmund Freud, Arzt (1856-1939)


Aus: " Das Tier im Global Player - Ursachen des Machtstrebens im Business" (16.07.2004)
http://www.humanistische-aktion.homepage.t-online.de/gloplay.htm (http://www.humanistische-aktion.homepage.t-online.de/gloplay.htm)

Title: [Silvio Berlusconi genießt künftig Immunität... (Notizen)]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 23, 2008, 12:28:27 PM
Quote[...] Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi genießt künftig Immunität.

Nach der Abgeordnetenkammer stimmte am Dienstag auch der Senat einem Gesetz zu, das die vier ranghöchsten Politiker vor Strafverfolgung schützt. 171 Senatoren stimmten für das Gesetz, 128 dagegen, es gab sechs Enthaltungen.

Damit muss Berlusconi die Justiz bis zum Ende seiner fünfjährigen Amtszeit nicht mehr fürchten.

Gegen den italienischen Premier läuft derzeit ein Verfahren in Mailand wegen des Verdachts auf Korruption. Kritiker sagten, das Gesetz sei auf Ministerpräsident Berlusconi zugeschnitten worden. Seit Wochen versucht er, durch neue Gesetzgebungen einer Verurteilung zu entgehen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, 1997 dem britischen Anwalt David Mills 600 000 Dollar bezahlt zu haben, damit dieser in Prozessen gegen Berlusconis Medienkonzern Mediaset Falschaussagen macht.


Aus: "Italien - Immunität für den Cavaliere" (23.07.2008)
Quelle: http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/922/187328/ (http://www.sueddeutsche.de/ausland/artikel/922/187328/)

-.-

Kontext: Im Halbdunkel... (Intransparenz + Macht)
[Mitgliedsnummer 1816... (P2, Calvi, Berlusconi, Sindona, Gelli, Marcinkus)]
http://www.subfrequenz.net/forum/index.php/topic,461.msg3456.html#msg3456 (http://www.subfrequenz.net/forum/index.php/topic,461.msg3456.html#msg3456)


Title: [Bevor wir ein Geschichtskapitel schließen... (Overwhelming Force)]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 04, 2009, 11:06:36 AM
Quote[...]Es gibt keine verbindliche Definition darüber, welche ,,Missbräuche von Regierungsvollmachten", für die letztlich Präsident Richard Nixon als Haupt der Exekutive die Verantwortung trug, neben dem Kernkomplex des gescheiterten Watergate-Einbruchs vom 17. Juni 1972 unter den Sammelbegriff ,,Watergate-Affäre" fallen und welche nicht. Eine erste diesbezügliche Abgrenzung ergibt sich jedoch aus den Themengebieten, die der Watergate-Ausschuss des Senats (eigentlicher Name: Senate Select Committee on Presidential Campaign Activities) unter seinem Vorsitzenden Senator Sam Ervin ab Mai 1973 untersuchte. Die Ergebnisse dieser Ermittlungen wurden im Juni 1974 in einem 1250 Seiten starken Abschlussbericht zusammengefasst. Nach dem Ervin-Ausschuss gehören die folgenden zehn Teilbereiche zur ,,Watergate-Affäre":

   1. der Missbrauch von Regierungsbehörden durch das Weiße Haus oder in dessen Auftrag;
   2. der eigentliche Watergate-Einbruch;
   3. die Vertuschung der Hintergründe des Watergate-Einbruchs;
   4. die Wahlkampfpraktiken des Komitees zur Wiederwahl des Präsidenten;
   5. die Behinderung der Justiz bei den Watergate-Untersuchungen;
   6. das Finanzgebaren und die Wahlspendenpraxis von Nixons Wiederwahlkomitee;
   7. der ,,Milch-Fond" illegaler Parteispenden, mit denen ein Konglomerat amerikanischer Milchproduzenten Einfluss auf die Politik in Washington zu gewinnen suchte;
   8. eine illegale Parteispende von 100.000 $, die Nixons persönlicher Freund Charles ,,Bebe" Rebozo von dem Milliardär Howard Hughes entgegengenommen hatte;
   9. Vorteilnahmen (beispielsweise durch den ,,Verkauf" von Botschafterposten im Austausch für Wahlkampfspenden) und Steuerhinterziehung durch Präsident Nixon;
  10. die ,,ITT-Affäre", bei der es um vermeintliche Vorteilsgewährung für den Industriegiganten im Zusammenhang mit einem Kartellverfahren im Austausch für eine indirekte Wahlkampfspende ging.[4]

Über diese Themenkomplexe hinaus haben Journalisten und Historiker aber auch zahlreiche andere Vorgänge aus Nixons Amtszeit als Aspekte der Watergate-Affäre identifiziert. Teils waren diese lediglich anrüchig, teils wurden sie später aber auch durch Gerichte als illegal klassifiziert. Diese Vorgänge wurden von den Ermittlern der ,,Watergate Special Prosecution Force" (WSPF) untersucht. Die amerikanische Öffentlichkeit erfuhr fast ausnahmslos erst im Zusammenhang mit der großen Welle von Watergate-Enthüllungen ab März 1973 von ihnen:

   1. das bereits kurz nach Nixons Amtsantritt erfolgte Anheuern eines eigenen Privatdetektivs durch das Weiße Haus; dieser sollte belastende Informationen über politische Gegner der Republikaner sammeln und diese dann den Medien zuspielen; ein Beispiel waren Nachforschungen über Edward Kennedy nach dessen Autounfall in Chappaquiddick;
   2. die so genannten ,,Kissinger-Wanzen", eine illegale Abhöraktion, die auf Betreiben von Nixons Sicherheitsberater Henry Kissinger ab April 1969 gegen Mitarbeiter des Nationalen Sicherheitsrats und gegen verschiedene prominente Journalisten durchgeführt wurde; dies geschah, um herauszufinden, wer aus Kissingers Stab Informationen an die Medien durchsickern ließ;
   3. der (letztlich nicht umgesetzte) ,,Houston-Plan" aus dem Jahr 1970 zur Vernetzung der Aktivitäten von CIA, FBI und anderer Spionage- und Strafverfolgungsbehörden unter direkter Kontrolle des Weißen Haus; nach ihm sollte die Exekutive weitreichende Vollmachten im Kampf gegen behauptete linksradikale Staatsfeinde und militante Gegner des Vietnamkriegs erhalten;
   4. die unter der Ägide von Nixons Berater Charles Colson erfolgte Erstellung einer umfangreichen, beständig erweiterten ,,Feindesliste" (Nixon's enemies list); diese enthielt Namen von Personen, denen man nachsagte, dem Präsidenten, seiner Regierung oder der Republikanischen Partei feindselig gegenüberzustehen; diese Personen sollten beispielsweise verstärkt mit Prüfungen der Bundessteuerbehörde IRS rechnen müssen oder von vornherein von der Vergabe lukrativer Staatsaufträge ausgeschlossen sein;
   5. die zum Teil illegalen Aktivitäten der im Sommer 1971 gegründeten ,,Klempner"-Einheit des Weißen Hauses; sie sollte einerseits ,,Lecks" aus dem Regierungsapparat gegenüber den Medien stopfen und andererseits negative Informationen über Gegner des Weißen Hauses sammeln und gezielt (aber verdeckt) an die Öffentlichkeit weitergeben; zwei Mitglieder der ,,Klempner"-Einheit, Gordon Liddy und E. Howard Hunt, waren später auch für Planung, Organisation und Durchführung des Watergate-Einbruchs direkt verantwortlich.

...

Aus: "Watergate-Affäre" (24. Februar 2009)
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Watergate-Aff%C3%A4re (http://de.wikipedia.org/wiki/Watergate-Aff%C3%A4re)

-.-

Quote[...]   ,,Von Coppola virtuos inszenierter Kriegs- und Antikriegsfilm [Apocalypse Now], der - in seiner ambivalenten Darstellung der ästhetischen Faszination des Krieges - weniger die militärischen und politischen, als vielmehr die psychischen Aspekte des Vietnam-Debakels zu erhellen versucht. Basierend auf einem Roman von Joseph Conrad, wird die Grausamkeit des Krieges ebenso deutlich wie seine Sinnlosigkeit.

...

    – Lexikon des Internationalen Films



Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Apocalypse_Now (http://de.wikipedia.org/wiki/Apocalypse_Now) (1. März 2009)

-:-

Quote[...] Seit drei Wochen nun dreht sich alles um seine neue Geschichte: "Overwhelming Force", 32 Textseiten lang - selbst für ein Lesemagazin wie den "New Yorker" ein Mammutstück: Der längste Artikel, den die Zeitschrift seit 1993 gedruckt hat. Der Umfang ist so gewaltig wie der Vorwurf, den der Reporter darin erhebt: US-Soldaten sollen im Golfkrieg wehrlose Iraker - Soldaten und Zivilisten - hingerichtet haben. Ohne ernsthaft angegriffen zu werden, habe General Barry McCaffrey von seinen Truppen in mindestens drei Fällen Hunderte Iraker mit Maschinengewehren niedermetzeln lassen, obwohl sie sich zuvor ergeben hatten. Ein anderes Mal hätten seine Soldaten einfach wild in eine Gruppe Zivilisten gefeuert. Der Vorwurf ist auch zehn Jahre nach dem Ende des Golfkrieges explosiv, weil McCaffrey heute als Drogenbeauftragter der Regierung angehört.

Noch ehe Hersh die Geschichte veröffentlichte, war McCaffrey selbst an die Öffentlichkeit gegangen. Alles Unfug, behauptete er von einem Text, der noch gar nicht geschrieben war. Die Armee selbst habe die Vorwürfe vor Jahren bereits untersucht und sie für unbegründet befunden. Hersh sei nur darauf aus, ihn in den Dreck zu ziehen. Hersh wolle nur seine eigene Karriere beleben, tat auch Bill Clintons Sprecher Joe Lockhart nach der Veröffentlichung alle Vorwürfe pauschal ab. Weder Lockhart noch McCaffrey haben sich die Mühe gemacht, Hersh zu widerlegen. Stattdessen haben sie ihn als wild gewordenen Henker darzustellen versucht.

McCaffrey behauptete, Hersh s Kronzeugen, darunter viele von McCaffreys eigenen Offizieren, hätten ihre Zitate zurückgenommen. Hersh sagt: Kein Einziger habe etwas zurückgenommen. Zwei Generale hätten McCaffrey lediglich mitgeteilt, ihre Zitate seien aus dem Zusammenhang gerissen worden. Das sei wohl ihre Art, ihre Zitate gegenüber McCaffrey zu verteidigen. Immerhin hat Hersh sechs Monate lang recherchiert, mehr als 300 Personen interviewt. Sogar ein Tonband von einem der Gemetzel hat er aufgetrieben; einer der Soldaten hatte es für seine Freundin aufgenommen. Hersh hat alle seine Quellen im Text namentlich belegt und jedes Zitat wurde ihnen im Kontext der Geschichte zur Autorisierung vorgelegt. Drei Fact Checker prüften drei Wochen lang fast Tag und Nacht jedes Detail - der größte Dokumentationsaufwand, den der "New Yorker" je betrieben hat, versichert Chefredakteur David Remnick.

Ganz anders als 1968. Damals hat er den größten Skandal des Vietnam-Krieges als freier Journalist einer unbekannten, alternativen Ein-Mann-Agentur aufgedeckt. Seitdem gilt Seymour M. Hersh als Reporterlegende. Während andere längst im Ruhestand sind, hetzt er immer noch zu geheimen Treffen und schöpft alte Quellen ab. Er ist einer, der schnell spricht, der die Krawatte lockert und die Ärmel hochkrempelt und bis spät nachts auf zwei Leitungen gleichzeitig telefoniert. Er ist hartnäckig und impulsiv. Zahlreiche Anekdoten handeln davon, wie er Informanten angebrüllt haben soll, sie sollten ihm endlich "die Wahrheit" sagen.


...


Aus: "Allein gegen das Pentagon - Sy Hersh gilt seit 35 Jahren als Amerikas bester Enthüllungsjournalist: Diesmal hat er Kriegsverbrechen im Golfkrieg aufgedeckt" Thomas Schuler (17. Juni 2000)
Quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2000/0617/medien/0010/ (http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2000/0617/medien/0010/)


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Quote[...]  Die neue US-Regierung unter Barack Obama hat eine Reihe bislang geheim gehaltener Dokumente der Vorgängeradministration aus den Jahren 2001 bis 2003 über Befugnisse staatlicher Stellen im "Krieg" gegen Al-Qaida und den islamistischen Terrorismus [http://www.usdoj.gov/opa/documents/olc-memos.htm] veröffentlicht. Es handelt sich dabei um Analysen des rechtswissenschaftlichen Dienstes (Office of Legal Counsel) des US-Justizministeriums. Teil des freigegebenen Materials ist eine Studie (PDF-Datei) vom Oktober 2001 für den damaligen Ressortchef Alberto Gonzales und den früheren US-Präsidenten George W. Bush zu den Einsatzmöglichkeiten des Militärs zur Bekämpfung terroristischer Aktivitäten. Tenor der 37-seitigen Untersuchung ist es, dass militärische Operationen gegen Terroristen nicht dem Grundrechtsschutz der US-Verfassung unterlägen.

Solange bewaffnete Kräfte eine militärische Funktion ausüben, heißt es in der Schlussfolgerung der erst im Oktober 2008 in Regierungskreisen hinterfragten Einschätzung, müssten sie die Beschränkungen des 4. Zusatzartikels zur Verfassung nicht im Auge behalten. Es geht darin um das verbriefte Schutzrecht für US-Bürger vor staatlichen Übergriffen etwa in Form von Hausdurchsuchungen oder Beschlagnahmungen. Sollten Gerichte zu der entgegen gesetzten Auffassung kommen, dass der Zusatzartikel doch greife, wären die meisten Militäroperationen laut der Analyse gegen Mitglieder von Terrornetzwerken und US-Bürger trotzdem durch den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz gerechtfertigt und damit rechtmäßig. Die militärischen Einsätze dürften dabei ausdrücklich auch "elektronische Überwachungsmethoden" umfassen, die "mächtiger und ausgefeilter" sind als die den Strafverfolgern offen stehenden Mittel.

Bürgerrechtsorganisationen wie die Electronic Frontier Foundation (EFF) oder die American Civil Liberties Union (ACLU) sehen damit ihre Befürchtungen bestätigt, dass sich die US-Regierung unter Bush Blanko-Schecks für Eigenermächtigung ausgefertigt und ihre Überwachungsaktivitäten über die Verfassung gestellt habe. Dies beziehe sich vor allem auf das umstrittene, auf Richtergenehmigungen verzichtende Lauschprogramm der National Security Agency (NSA), da der technische US-Geheimdienst dem Pentagon untergeordnet sei. Schon 2006 läuteten bei der EFF etwa die Alarmglocken, als das Justizministerium öffentlich erklärte, dass es sich beim Abhören der Kommunikation "des Feindes" ohne richterliche Anordnung in bewaffneten Konflikten um ein klassisches Beispiel für den verfassungsgemäßen Einsatz militärischer Gewalt zur Bekämpfung des Terrorismus handele. (Stefan Krempl) / (pmz/c't)

Quote3. März 2009 20:51
Was glaubt ihr denn was bei unserer Regierung alles rauskommen würde? k.t.
stoepf (mehr als 1000 Beiträge seit 14.10.02)

wirklich nicht


Quote4. März 2009 03:56
heise online — überpolitisierte Computernews! für Profis!
mirro (26 Beiträge seit 14.01.07)

jetzt mit noch mehr Bush-bashing!


Quote4. März 2009 07:07
Re: heise online — überpolitisierte Computernews! für Profis!
Sunburst (mehr als 1000 Beiträge seit 12.01.03)

Wieso Bashing?

Das sind nur Realitäten die die meisten Deutschen immer abgestritten
und verleugnet haben, ich habe das schon immer so gesehen,
und solche Nachrichten die jetzt unter Obama an die Öffentlichkeit
gezerrt werden, zeigen mir wie RICHTIG ich mit meinen Vermutungen
gelegen habe...

Bedauerlich nur das wir eine Regentin haben, die solchen Menschen wie
Bush dermassen auf den Leim gegangen ist, das sie ihm lieber in den
Arsch gekrochen ist.. [...]





Aus: "Bush-Regierung stellte NSA-Lauschprogramm über die US-Verfassung" (03.03.2009)
Quelle: http://www.heise.de/newsticker/Bush-Regierung-stellte-NSA-Lauschprogramm-ueber-die-US-Verfassung--/meldung/133915 (http://www.heise.de/newsticker/Bush-Regierung-stellte-NSA-Lauschprogramm-ueber-die-US-Verfassung--/meldung/133915)


-.-

Quote[...] Patrick Leahy geht Dingen gerne auf den Grund – gerade wenn sie in der jüngsten Vergangenheit geschehen sind: ,,Bevor wir ein Geschichtskapitel schließen, sollten wir es genau gelesen haben", erklärte der demokratische Vorsitzende des Justizausschusses im US-Senat jetzt bei einem Auftritt in der Washingtoner Georgetown Universität.

Zu diesen offenen Kapiteln zählt für Leahy vor allem Amerikas Ex-Präsident George W. Bush – genauer gesagt, dessen ,,Krieg gegen den Terrorismus". Der Senator aus dem Bundesstaat Vermont will untersuchen lassen, welche Methoden der ,,Kriegsführung" Bush seinen Geheimdiensten und dem Militär erlaubte, wie er diese Methoden begründete und ob er damit seine Befugnisse überschritten und seine Macht missbraucht hat.



,,Die Bush-Regierung hat Folter gerechtfertigt, sie hat die Misshandlungen von Häftlingen in Abu Ghoreib gesteuert, hat Dutzende von Videobändern zerstört, die Gefangenen bei harten Verhören zeigen, und sie hat Leute an Länder ausgeliefert, in denen gefoltert wird", klagt Leahy. Das alles müsse endlich lückenlos aufgedeckt und dokumentiert werden: ,,Viele Amerikaner wollen wissen, was damals falsch gelaufen ist."

...

Quote
flo-flo | 301 Kommentare (03.03.2009 12:40)
Profilierung
Wenn sich hier ein Demokrat beim Versuch Schmutzwäsche in der Öffentlichkeit zu waschen einen Namen machen will, hab ich dafür kein Verständnis!


Quote
Pottwal | 3039 Kommentare (03.03.2009 12:32)
[...] Der Krieg gegen den Terror war und ist völlig alternativlos. Selbstverständlich muss sich jeder Mensch an Regeln und Gesetze halten, aber die Kritik an Bush ist natürlich in erster Linie ideologisch motiviert. [...] George W. Bush hat sich im Kampf gegen den internationalen Terrorismus große Verdienste erworben. Ich wünsche ihm und seinem Nachfolger alles Gute!


Quote
Rheinhesse | 2380 Kommentare (03.03.2009 12:35)
Richtiger Ansatz
Dieses düstere Kapitel muss jetzt aufgearbeitet werden.


Quote
Wattisschatt | 423 Kommentare (03.03.2009 12:42)
Aufarbeitung
Eine solche Aufarbeitung der Menschenrechtsverstosse, Folter und Morde, die in die hunderttausende gingen, der Sowjetzone hat in Deuschland nie stattgefunden. Stattdessen beziehen die Täter sehr hohe Renten und Pensionen und über sich fleissig im Leugnen des Schiessbefehls. Es ist eine Schande!


Quote
meers | 2096 Kommentare (03.03.2009 13:05)
[ ] Es ist klarzustellen, dass es sich bei der Untersuchung derartiger Taten nicht um das Waschen von Schmutzwäsche, sondern um die Aufarbeitung von Verbrechen durch Politiker und deren willigen, gewissenlosen Zuarbeitern, geht. Geschieht dies nicht, so ginge dies nach dem alten Grundsatz: Die Kleinen hängt man, die Großen läßt man laufen. Und dies wäre verhängnisvoll und falsch.


Quote
Rednite_Pleasure | 795 Kommentare (03.03.2009 13:27)
Grundsätzlich hat man ja Recht...
mit diese Aufarbeitung, hat die Bush Regierung doch etwa 1 Mio Tote zu verantworten im Terrorkampf und ein geändertes Weltbild, das zu paranoiden Regierungen geführt hat, deren Bürger nun mehr oder weniger unter Generalverdacht und permanenter Überwachung stehen. Unter Bush fand eine weltweite Demontage der Demokratie statt. Jedoch gäbe es überhaupt noch eine intakte Demokratie, so hätte man genau diese Punkte nicht jetzt, sondern schon zu seiner Amtszeit aufarbeiten müssen, nur selbst in unserer Parallelwelt in Berlin waren ja alle immer über jede Trollmeldung aus Amerika erfreut und haben dann gleich nachgetanzt. Und irgend wie hatten wir dann auch überall die Finger mit drin.


Quote
Anna (03.03.2009 14:27)
USA sind eine Demokratie, President Bush ist ein
Demokrat. Für seine Aktionen brauchte er die Zustimmung vom Kongress und Senat. Die hat er bekommen. Noch Fragen?


Quote
Emil_Erpel | 101 Kommentare (03.03.2009 14:48)
wird nichts bringen
Eine vernünftige Aufarbeitung wäre zwar sinnvoll, wird aber nicht erfolgen, denn dann müssten Bush und andere ehemalige Regierungsmitglieder wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Führung eines Angriffskrieges verurteilt werden.


Quote
Hambacher (03.03.2009 14:48)
Achse des Bösen
Da fragt man sich doch irgendwie ob die Achse des Bösen damals nicht mitten durch das Weisse Haus ging. Bush sprach von Terrorstaaten und hat dabei doch selbst Staatsterroismus angeordnet.



Aus: "Machtmissbrauch - Wahrheitskommission soll gegen Bush ermitteln"
Guantanamo, Abu Ghoreib, Pressefreiheit: Ein US-Senator will den Anti-Terror-Krieg von Ex-Präsident Bush durchleuchten lassen. Neue Dokumente geben ihm Munition.
Von FOCUS-Korrespondent Peter Gruber, Washington (03.03.09)
Quelle: http://www.focus.de/politik/ausland/tid-13541/machtmissbrauch-wahrheitskommission-soll-gegen-bush-ermitteln_aid_376497.html (http://www.focus.de/politik/ausland/tid-13541/machtmissbrauch-wahrheitskommission-soll-gegen-bush-ermitteln_aid_376497.html)

Title: [Zur Versuchung der Macht... (Wolfgang Sternstein)]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 11, 2009, 12:31:33 PM
Quote[...] Als auch in den Neuen Sozialen Bewegungen vielfach der Wunsch nach Gründung einer Partei wuchs, hat sich Wolfgang Sternstein vehement dagegen ausgesprochen. "Macht strebt nach noch mehr Macht, Reichtum nach noch mehr Reichtum und Wissen nach noch mehr Wissen", schrieb er 1978 noch vor der Parteigründung der Grünen in einem Artikel. "Darum hüten wir uns vor der Versuchung der Macht! An ihr sind bisher alle Befreiungsbewegungen zugrundegegangen, die humanistisch-liberale, die sozialistisch-kommunistische und selbst die große Emanzipationsbewegung der Antike, das Christentum. In dem Maße, wie sie reich und mächtig wurden, verrieten sie ihre emanzipatorischen Ziele. Auch die Ökologiebewegung wird nur solange eine Befreiungsbewegung bleiben, als sie von Menschen getragen wird, die sich leidenschaftlich für ihre Umwelt, Mitwelt und Nachwelt einsetzen, die jedoch bewusst auf den Erwerb und den Genuss der Macht verzichten."

...

Anders als Wolfgang Sternstein machten viele Menschen aus den Sozialen Bewegungen bei den Grünen mit. Vielfach mit der Absicht, die parlamentarische Vertretung als das "Spielbein" der Bewegung anzusehen, während das "Standbein", die eigentliche politische Kraft, weiter die Initiativen und Bürgerbewegungen sein sollten. Mit dieser Haltung wurde ich selber trotz einiger Skepsis 1982 Mitglied der Grünen. Zehn Jahre später erfolgte mein Austritt. Nun war auch ich davon überzeugt, wovon Wolfgang Sternstein schon früh gewarnt hatte. "Spielbein" und "Standbein" waren inzwischen gänzlich vertauscht worden. Gewaltfrei ging es bei den parteiinternen Macht- und Strömungskämpfen ohnehin nie zu. Einige Jahre später wurde die Gewaltfreiheit auch als Grundsatz dann endgültig über Bord geworfen, als Bündnis 90/Die Grünen, kaum an der Bundesregierung beteiligt, im März 1999 dem völkerrechtswidrigen Kosovokrieg der NATO gegen die Bundesrepublik Jugoslawien zustimmte.

...


Aus: "Experimente mit der Gewaltfreiheit: Auf einem ungewöhnlichen Lebensweg. Wolfgang Sternstein zum 70. Geburtstag" Von Michael Schmid (10. März 2009)
Quelle: http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/005608.html (http://www.lebenshaus-alb.de/magazin/005608.html)

Title: [Die politischen Abgründe der Steuerfahnder-Affäre... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on November 25, 2009, 11:23:10 AM
Quote[...] Um die politischen Abgründe der Steuerfahnder-Affäre zu begreifen, muss man deutlich machen, wen das Land Hessen hier für unheilbar psychisch krank erklären wollte: Die Steuerfahnder gehörten zum hoch erfolgreichen Banken-Team im Finanzamt Frankfurt. Sie haben für den Staat riesige Summen an hinterzogenen Steuern zurückgeholt. Allein im Jahr 2001 waren es eine Milliarde Mark für den Bund und 250 Millionen für Hessen. Sie haben spektakuläre Verfahren gegen Deutsche Bank, Commerzbank und deren vermögende Kundschaft eingeleitet. Es geht um Beamte, die umsetzten, was seit der Krise heute wieder stärker gefordert wird: Banken effektiv kontrollieren, Steuerflucht von Superreichen verhindern, illegal abgezweigtes Geld für die Gemeinschaft zurückholen.

Die Fahnder hatten einflussreiche Feinde. Ein Commerzbank-Vorstand drohte unverhohlen, er werde sich auf höchster politischer Ebene beschweren; hatten die Fahnder doch aus seiner Sicht die Frechheit besessen, auch Büros der Vorstände zu durchsuchen. Was für ein Zufall, dass ausgerechnet diese Beamten zu Verrückten gemacht werden sollten, die der Hochfinanz gewaltige Probleme bereitet haben und zudem noch im CDU-Schwarzgeld-Skandal ermittelten.

Die Öffentlichkeit misstraut den fadenscheinigen Erklärungen des Finanzministers zu Recht. Tatsache ist: Den Fahndern wurde es nach ihren spektakulären Erfolgen durch eine Amtsverfügung faktisch unmöglich gemacht, große Steuerhinterziehung zu verfolgen; brisante Fälle wurden ihnen ohne Begründung entzogen. Alle Beamten, die dagegen aufbegehrten, wurden versetzt, gemobbt und einige Hartnäckige schließlich mit Gutachten des Psychiaters Thomas H. als lebenslang dienstunfähig abgestempelt; "keine Nachuntersuchung erforderlich". 191 Fälle von Steuerhinterziehung von Kunden der Deutschen Bank via Liechtenstein, bei denen pro Fall Millionenbeträge zu erwarten waren, brachten danach im Durchschnitt nur noch 208 Euro ein. Das ist die offizielle Zahl des Finanzministers Weimar.

Warum sollten hessische Bürger bis auf den letzten Cent ihre Steuern bezahlen, wenn die Verwaltung gleichzeitig ihre Fahnder abstraft, die ein Vielfaches davon bei sehr Vermögenden holen? Vier ehemalige Top-Fahnder wurden zu Unrecht für psychisch krank erklärt - das hat das ärztliche Berufsgericht jüngst zweifelsfrei festgestellt.


...

Quotejuristische Aufarbeitung

Eine juristische Aufarbeitung des Falles wird es nicht geben. Auch Juristen sind Beamte und gut in den Machtapparat eingebunden. Manche Ermittlungen dauern etwas länger s. der Fall Wolski. Hier hat nicht nur das Finanzamt scheinbar geschlafen, sondern auch die Gerichte arbeiteten merkwürdig langsam.
Gesetze sind nur für die Personen gemacht, die nicht über die nötigen Beziehungen verfügen.
Eine juristische Aufarbeitung des Falles wird es nicht geben. Auch Juristen sind Beamte und gut in den Machtapparat eingebunden. Manche Ermittlungen dauern etwas länger s. der Fall Wolski. Hier hat nicht nur das Finanzamt scheinbar geschlafen, sondern auch die Gerichte arbeiteten merkwürdig langsam.
Gesetze sind nur für die Personen gemacht, die nicht über die nötigen Beziehungen verfügen.
Eine juristische Aufarbeitung des Falles wird es nicht geben. Auch Juristen sind Beamte und gut in den Machtapparat eingebunden. Manche Ermittlungen dauern etwas länger s. der Fall Wolski. Hier hat nicht nur das Finanzamt scheinbar geschlafen, sondern auch die Gerichte arbeiteten merkwürdig langsam.
Gesetze sind nur für die Personen gemacht, die nicht über die nötigen Beziehungen verfügen.

geschrieben von juhela am 24.11.2009 um 15:00 Uhr


Quote

... Nun ist mal wieder brutalst mögliche Aufklärung gefragt!

geschrieben von Maggus am 24.11.2009 um 15:05 Uhr



Aus: "Der Wahn der Macht" Von Matthias Thieme (23.11.2009)
Quelle: http://www.fr-online.de/top_news/2099209_Leitartikel-Der-Wahn-der-Macht.html (http://www.fr-online.de/top_news/2099209_Leitartikel-Der-Wahn-der-Macht.html)

Title: [Es geht um die Strukturen dieser Welt... (Jean Ziegler, 2011)]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 07, 2011, 12:34:02 PM
Quote[...] DIE ZEIT: Herr Ziegler, stimmt es, dass Sie pleite sind?

Jean Ziegler: Stimmt. Das Haus, in dem ich wohne, gehört meiner Frau. Mein Auto ist nur geleast. Ich habe mehr als sechs Millionen Franken Schulden.

ZEIT: Immer wieder wurden Sie von internationalen Gerichten dazu verurteilt, Schadensersatz zu zahlen, an Politiker, Banker und Spekulanten, die Sie in Ihren Büchern angegriffen haben.

Ziegler: Diese ganzen Wegelagerer aus dem Zürcher Bankenviertel! Einen von ihnen, den Geschäftsanwalt Hans W. Kopp, den nannte ich Geier. Kostete mich 320.000 Franken, den Geier musste ich zurücknehmen. Aber als das Zürcher Obergericht Kopp später wegen der Irreführung von Investoren verurteilte, hätte ich Betrüger zu ihm sagen dürfen.

ZEIT: An Augusto Pinochet mussten Sie ein Bußgeld von 2000 Franken zahlen, weil Sie ihn als Faschisten bezeichnet hatten.

Ziegler: Üble Nachrede, vergleichsweise günstig! Moussa Traoré, der 23 Jahre Präsident von Mali war, bekam 180.000 Franken. Weil ich schrieb, dass er zwei Milliarden Dollar aus der Staatskasse auf sein Privatkonto in der Schweiz verschoben habe, während die Menschen in seinem Land an Hunger starben. Kleptokrat hab ich ihn genannt.

ZEIT: Hätten Sie den Mund manchmal nicht etwas weniger voll nehmen können?

Ziegler: Nein, man muss ihn voll nehmen, wenn man sich anlegt mit den mächtigen Halunken. Auch wenn ich die Prozesse meist verloren habe, heißt das nicht, dass ich im Unrecht war. Traoré wurde später in Mali wegen der Veruntreuung von Staatsgeldern zum Tode verurteilt. Ich halte es mit Karl Kraus, der über sich sagte, er schieße oft über das Ziel hinaus, doch selten daneben. Verstehen Sie?

ZEIT: Nicht ganz.

Ziegler: Ich meine, diese ganze Justiz ist dazu da, Fassaden aufrechtzuerhalten. Die Banken und Konzerne benutzen sie, um einen unbequemen Autor aus dem Weg zu räumen. Wenn man sie angreift, setzen sie ihre Kommunikationsabteilungen in Gang, teure Presseanwälte, ihren ganzen Apparat, und der sucht dann nach Fehlern im Detail. Ein Feldzug mit dem Ziel, Menschen wie mich finanziell zu zerstören. ... Ich muss die Täter nennen.

ZEIT: Wer sind die Täter?

Ziegler: Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Am 12. Oktober 2008, auf dem Höhepunkt der Finanzkrise, kamen in Paris die Staatschefs der Euro-Zone zusammen und beschlossen einen Kreditrahmen von 1700 Milliarden Euro zur Stabilisierung ihrer Banken. 1700 Milliarden! Bevor das Jahr herum war, haben dieselben Staatschefs das Budget des Welternährungsprogramms der Uno um die Hälfte reduziert, von sechs auf drei Milliarden. Wissen Sie, was das bedeutet? Keine Schülerspeisungen mehr in Honduras oder Bangladesch. Essensrationen in den Flüchtlingslagern von Darfur, deren Kaloriengehalt nach medizinischem Ermessen unter dem Existenzminimum liegt. Da sterben Menschen, verstehen Sie?

ZEIT: Sie glauben, die Politiker sind schuld?

Ziegler: Sie sind die Handlanger dieser Banditen, die so lange an der Börse spekulierten, bis alles einkrachte. Sie streichen dort, wo niemand protestiert. Die Menschen, die verhungern, liegen ja nicht auf der Wiese vor dem Reichstag. Ich sage Ihnen etwas: Alle fünf Sekunden stirbt auf dieser Welt ein Kind an Hunger. So steht es im World Food Report der FAO, der Ernährungsorganisation der Uno. Alle fünf Sekunden, jetzt, während wir reden! Alle vier Minuten verliert ein Mensch sein Augenlicht, nur weil er zu wenig Vitamin A bekommt. Jeder sechste Mensch ist permanent schwerst unterernährt...

ZEIT: Diese Zahlen wiederholen Sie immer wieder.

Ziegler: Diese Zahlen sind Waffen, gute Waffen, weil sie nicht einmal von den Weltbank-Leuten angezweifelt werden. Und derselbe World Food Report erklärt, dass wir mit unserer Landwirtschaft zwölf Milliarden Menschen normal ernähren könnten. Es gibt keinen objektiven Mangel. Ein Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet. Und seine Mörder gehörten vor ein Nürnberger Gericht. Punkt, aus.

ZEIT: Sie übertreiben.

Ziegler: Nein, das tue ich nicht.

ZEIT: In der Schweiz die Goldberge, in Afrika die Leichenberge?

Ziegler: Man muss schreien, um gehört zu werden in dieser lärmenden Medienwelt.

ZEIT: Wer zu oft schreit, wirkt irgendwann unglaubwürdig.

Ziegler: Das werfen mir meine Universitätskollegen manchmal vor: dass ich zu unakademisch schreibe, zu wenig subtil. Dieses Ghettodenken der Akademiker! Es geht um Effizienz.

ZEIT: Man könnte meinen, dass der Ziegler mit seinen Standardphrasen mindestens so verbohrt ist wie seine Gegner.

Ziegler: Meine Leidenschaft geht hin und wieder mit mir durch. Andererseits: Ich erinnere mich, in einem Roman von einem Mann gelesen zu haben, der am Nachmittag auf einem Platz steht und behauptet, es sei Mitternacht. Die Leute denken: Was für ein Spinner! Aber die Zeit vergeht, irgendwann ist Mitternacht, und nun sagen dieselben Leute: Mensch, er hat ja recht.

ZEIT: Sie haben eine Fülle von Schimpfwörtern für den Kapitalismus: Killerkapitalismus, Casinokapitalismus, Dschungelkapitalismus. Was ist Ihr aktueller Favorit?

Ziegler: Raubtierkapitalismus, auch wenn das eine Beleidigung der Raubtiere ist.

ZEIT: Der Kommunismus ist auch deshalb zusammengebrochen, weil die Menschen den Kapitalismus wollten.

Ziegler: Ach, hören Sie auf. Die Sowjetunion hatte mit Marx so viel am Hut wie ich mit Buddhismus. Aber glauben Sie mir: Ich bin auch nicht für den Stalinismus. Ich bin für Vernunft.

ZEIT: Was sagen Sie den Chinesen oder Indern, die sich dank Kapitalismus und Globalisierung ein Auto leisten können?

Ziegler: Jetzt klingen Sie wie der amerikanische Botschafter! In Wahrheit ist es doch so, dass in diesen Ländern eine Oligarchie den Profit unter sich aufteilt. China ist eine brutale Polizeidiktatur, in Indien lebt noch immer die Hälfte aller schwer unterernährten Menschen.

ZEIT: Warum ist das Ihrer Meinung nach so?

Ziegler: Seit fünf Jahrhunderten herrscht die weiße Minderheit mit immer anderen Ausbeutungssystemen über den Planeten. Erst die Plünderungen und der Völkermord in Südamerika, was Marx die Primitivakkumulation des Kapitals genannt hat. Dann der trianguläre Verkehr: Sklaven von Afrika nach Amerika, Zucker nach Europa. Dann 150 Jahre lang Kolonialmassaker, und heute das schlimmste all dieser Systeme: die Weltdiktatur des globalisierten Finanzkapitals. Die entfesselte Profitgier. Die totale Ausbeutung des Menschen. Die Zerstörung der Natur. Laut Weltbank haben die 500 größten multinationalen Konzerne im vergangenen Jahr 53,8 Prozent des Weltbruttosozialproduktes kontrolliert. Das ist ein Reichtum, eine Macht, wie sie kein Kaiser, König oder Papst je hatte.

ZEIT: Wie erklären Sie sich, dass dieses System von kaum jemandem grundsätzlich infrage gestellt wird – nicht einmal jetzt, wo es beinahe kollabierte?

Ziegler: Ich glaube, dass diese neoliberale Wahnidee das Kollektivbewusstsein nachhaltig verwüstet hat. Die Tatsache, dass Kinder verhungern, erscheint in dieser Perspektive wie ein Naturgesetz. Genauso die Profitgier. Unfassbar, dass die UBS, die größte Schweizer Bank, ihren Angestellten 1,9 Milliarden Franken Boni austeilt, nachdem sie erst im Jahr zuvor vom Steuerzahler 61 Milliarden eingesackt hat.

ZEIT: Hassen Sie diese Leute?

Ziegler: Nein, ich hab nichts gegen sie. Kennen Sie den Brabeck, den CEO von Nestlé? Ich kreuz den ab und an beim Skifahren. Ein Halunke ist das nicht, sondern ein ziemlich anständiger Mensch. Der tut nur das, was seine Shareholder von ihm erwarten. Jean-Paul Sartre sagte: Um die Menschen zu lieben, muss man sehr stark hassen, was sie unterdrückt. Nicht wer sie unterdrückt. Es geht nicht um persönliche Feindschaften. Es geht um die Strukturen dieser Welt.

...


Ziegler:: ... unsere [schweizer] Herrschaftsschicht ist unfassbar selbstherrlich, vielleicht die arroganteste in ganz Europa.


ZEIT: Wie kommen Sie darauf?

Ziegler: Sie ist die ungebrochenste. Der letzte fremde Soldat auf Schweizer Boden war ein Soldat Napoleons. Seitdem hat Europa Revolutionen, Kriege, Verwüstungen erlebt, faschistische und kommunistische Diktaturen. Nur die Schweiz: nichts. Dieselbe Herrschaftsstruktur seit Jahrhunderten. Immer dieselben Leute, die auf dem Gotthard sitzen und der Welt Lektionen erteilen. Ein historisch korruptes Alpenalbanien!

ZEIT: Sie übertreiben schon wieder...

Ziegler: Nein, wir sprechen hier von einer Elite, die den Zweiten Weltkrieg verlängert hat, indem sie das Raubgold der Nazis in Devisen umgewandelt hat, ohne zu fragen, wo es herkam. Nachgefragt haben die Schweizer Bankbeamten erst, als jüdische Bürger nach dem Krieg die Konten ihrer Angehörigen sehen wollten. Da fragten die Beamten: Wo haben Sie denn den Totenschein? Als hätte man in Auschwitz Totenscheine ausgestellt!

ZEIT: Erfüllt es Sie mit Genugtuung, dass das Schweizer Bankgeheimnis im vergangenen Jahr gelockert wurde?

Ziegler: Gelockert? Ach was, das bisschen Rechtshilfe. Nein, in diesem Fall ruht meine einzige Hoffnung auf dem Kapitalismus selbst: darauf, dass noch mehr Bankangestellte diese Steuersünder-CDs pressen, weil sie es nicht einsehen, dass irgendwelche Betrüger Millionen horten, während sie mit einem läppischen Gehalt abgespeist werden.

...

ZEIT: Was war der größte Irrtum Ihres Lebens?

Ziegler: Vielleicht Kambodscha. Erst die radikalste Revolution und später dann das reinste, blutigste Verbrechen. Ich hatte an Pol Pot und seine Leute geglaubt. Sie waren zur gleichen Zeit wie ich in Paris, das waren Intellektuelle, gute Theoretiker.

ZEIT: War das ein Moment, in dem Sie verzweifelten?

Ziegler: Nein, verzweifelt bin ich immer nur wegen der Frauen. In Brasilien, in Moskau. Über Monate nicht mehr gegessen, nicht mehr geschlafen. Liebeskummer ist eine der gefährlichsten Krankheiten der Welt.

ZEIT: Liebeskummer ist der wahre Feind der Revolution.

Ziegler: Da haben Sie recht. Wollen Sie noch einen Schluck Rotwein?

...




Aus: "Interview mit Jean Ziegler "Ich bin ein weißer Neger"" Von Anita Blasberg | Marian Blasberg (3.1.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/2011/01/DOS-Ziegler?page=all (http://www.zeit.de/2011/01/DOS-Ziegler?page=all)

Title: [Ich wende mich gegen ein System aus Strukturen... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 19, 2011, 11:41:00 AM
Quote[...] Elmer sagt, seine Absicht bestehe darin, "die Gesellschaft auzuklären". Die Liste enthalte vermögende Einzelpersonen, "darunter etwa 40 Politiker", multinationale Firmenkonglomerate, Finanzinstitute und Hedge Fonds aus Großbritannien, den USA, Deutschland, Österreich und Asien. Zu den Kunden zählen ,,Geschäftsleute, Politiker, Leute, die ihr Geld mit Kunst verdient haben, sowie internationale Konglomerate von beiden Seiten des Atlantik".

,,Ich wende mich nicht gegen eine Bank im Besonderen, sondern gegen ein System aus Strukturen", sagte er dem Observer. ,,Ich habe auch für andere große Banken gearbeitet und ich bin mir absolut sicher, dass die Big Boys in den Banken wissen, dass das Geld bei ihnen versteckt wird, um Steuern zu hinterziehen oder  zu waschen."

Elmer saß 2005 30 Tage lang im Gefängnis. Ihm wird der Verstoß gegen die Geheimhaltungsbestimmungen des schweizerischen Bankengesetzes, Dokumentenfälschung und das Versenden von Drohbotschaften an zwei Mitarbeiter der Julius Bär Gruppe vorgeworfen. Dazu sagt er: ,,Ich bin für den Datenschutz, solange es den Mann auf der Straße und legitime Transaktionen betrifft, aber in diesen Fällen wird der Datenschutz dazu missbraucht, dass wichtige Leute wichtige Banken dazu bringen können, ihnen zu Diensten zu sein. Wenn man einmal zum oberen Management gehört und internationale Erfahrung gesammelt hat, wie ich, dann ist man Teil des inneren Zirkels – und die Dinge erscheinen wesentlich klarer. Du bist Teil des Komplotts. Du weißt, worin die wahren Produkte und Dienstleistungen bestehen und warum sie so teuer sind. Es sollte nicht überraschen, dass das wichtigste Produkt die Geheimhaltung ist ... Es werden Verbrechen begangen und Lügen verbreitet, um diese Geheimhaltung zu schützen."

Die auf den CDs enthaltenen Namen sollen zunächst nicht öffentlich gemacht werden, wie auch schon die Namen auf einer viel kürzeren Liste von 15 Kunden, die Elmer 2008 an Wikileaks übergeben hat, von der Organisation nicht preisgegeben wurden. Julian Assange will die Daten nach einer gründlichen Inspektion durch Wikileaks an die britischen Behörden weitergeben.

Seit er sich dazu entschlossen hat, als Whistleblower zu fungieren, wird Elmer von den schweizerischen Behörden und Medien gejagt. Seine Gesundheit und seine Karriere haben Schaden genommen.

,,Ich sehe die Sache so, dass die Versuche meines Klienten, die Banken durch eine Reihe von Beschwerden zum Handeln zu bewegen, zu nichts geführt haben", sagt Elmers Anwalt Jack Blum, einer von Amerikas führenden Experten, wenn es um das Aufspüren von in Steuerparadiese verbrachte Vermögen handelt. ,,Da auch die schweizerischen Gerichte nicht auf seine Beschwerden reagieren würden, haben wir uns an Wikileaks gewandt."

... Der erste Stapel an Dokumenten wurde vom Guardian 2009 in Augenschein genommen. Es fanden sich ,,Details zahlreicher Stiftungen in die reiche Leute ihr Kapital investiert haben: Auf diese Weise vermeiden sie in Einklang mit den Gesetzen, Steuern auf ihre Profite zahlen zu müssen, da diese juristisch dem Trust gehören ... Der Trust selbst zahlt keine Steuern, da er auf den Kaimaninseln gemeldet ist", auch wenn ,,die Treuhänder das Geld an die Eigentümer auszahlen können."

Blum argumentiert nun wie folgt: ,,Elmer wird  die Verletzung des schweizerischen Bankgeheimnisses vorgeworfen, obwohl die Daten von den Kaimaninseln stammen. Das ist ganz großer Unsinn. Das schweizerische Bankgeheimnis sollte für die Schweiz gelten und nicht für eine Schweizer Tochtergesellschaft auf den Kaimaninseln."

Julius Bär weist alle Vorwürfe von sich. Elmers habe Dokumente verändert, um die Tatsachen zu verdrehen. In einer Erklärung der Bank vom vergangenen Freitag heißt es: ,,Das Ziel [Elmers] bestand und besteht darin, sowohl Julius Bär als auch deren Kunden in den Augen der Öffentlichkeit zu diskreditieren. Mit diesem Hintergedanken verbreitete Elmer haltlose Anschuldigungen und reichte unrechtmäßig erworbene, respektive einbehaltene Dokumente an die Medien und später auch an Wikileaks weiter. Um seine Kampagne zu stützen, verfälschte er auch Dokumente." Die Bank beschuldigt Elmers auch, Kollegen bedroht zu haben. Elmer streitet die Vorwürfe ab.

Übersetzung: Holger Hutt



Aus: "Ich wende mich gegen ein System"
Politik | Aufklärung | 18.01.2011 18:15 | Ed Vulliamy
Quelle: http://www.freitag.de/politik/1102-ich-wende-mich-gegen-ein-system (http://www.freitag.de/politik/1102-ich-wende-mich-gegen-ein-system)

Title: [Gemeinsam ist ihnen die Verachtung für... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 20, 2011, 09:13:09 AM
Quote[...] Gemeinsam ist ihnen die Verachtung für die Politiker, denen der Kampf um die Macht das Wichtigste sei – ein Selbstzweck ohne Projekt.

...


Aus: "Die Kämpfer von der Puerta del Sol" Werner A. Perger (19.5.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-05/spanien-wahl-proteste/seite-1 (http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-05/spanien-wahl-proteste/seite-1)
Title: [Die selbstverordneten Götterperspektive... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 20, 2011, 09:27:09 AM
Quote[...]     * Gafra
    * 20.05.2011 um 7:53 Uhr

Jede Demonstration in diktatorischen Staaten wird als großartiger Ausdruck des Freiheitswillens und der Sehnsucht nach Demokratie und Mitbestimmung bejubelt. Aber wenn Bürger hierzulande oder eben in anderen "entwickelten" Demokratien auf die Straße gehen, dann sind es entweder saturierte Wutbürger, die ihre Partikularinteressen durchsetzen wollen oder es ist der "Druck der Straße", vulgo Pöbel, dem man sich auf keinen Fall beugen dürfe. Und da wir ja in der besten aller Gesellschafts- und vor allem Wirtschaftsformen leben, in denen selbstverständlich nie, nie, wirklich (isch schwöre!) nie Partikularinteressen irgendwelcher Wirtschaftsverbände bedient werden, ist ohnehin jeder Protest auf der Straße überflüssig, denn Papi Wirtschaft und Mutti Politik wissen doch immer am besten, was für uns Dummerlis gut ist.
Wenn Politiker und Manager aus ihrer selbstverordneten Götterperspektive immer von Menschen reden, denen man auch mal zuhören müsse, dann kriege ich Pickel.


Kommentar zu: "Spanien verbietet neue Proteste" (ZEIT ONLINE, AFP, dpa, 20.5.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-05/spanien-wahlen-protest (http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-05/spanien-wahlen-protest)


Title: [Machtpositionen... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on June 30, 2011, 11:33:59 AM
Quote[...] Kairo - Hunderte meist jugendliche Ägypter haben sich auf dem Tahrir-Platz in Kairo Strassenschlachten mit der Polizei geliefert. Nach Regierungsangaben wurden innerhalb von zwei Tagen mehr als 1000 Menschen verletzt, viele von ihnen durch eingeatmetes Tränengas. Grund für die Auseinandersetzungen ist die wachsende Unzufriedenheit mit dem Verlauf der Revolution: Viele Anhörige von Mubaraks Regime sind noch immer in hohen Machtpositionen.

...


Aus: "Strassenschlachten in Kairo fordern über tausend Verletzte" (29. Juni 2011)
Quelle: http://www.nachrichten.ch/detail/498484.htm (http://www.nachrichten.ch/detail/498484.htm)

Title: [Macht & Erschütterungen... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on July 20, 2011, 03:07:06 PM
Quote[...] ,,Warum sind sie durch den Hintereingang in die Downing Street gegangen", fragte ein Abgeordneter Rupert Murdoch. ,,Weil man mich gebeten hat", antwortete Murdoch. Auch unter Premier Gordon Brown sei er immer durch die Hintertür gekommen. ...

Quotevon santacruz
20.07.2011 10:25 Uhr

Wahlkampf
Mit Murdochs Revolverblättern konnte Cameron und seine Partei bis jetzt ganz gezielt die Massen lenken und manipulieren. Und nicht nur Murdoch und Cameron profitieren davon.


Quotevon graureiher
        20.07.2011 12:40 Uhr

    Antwort auf santacruz vom 20.07.2011 10:25 Uhr

    Mit Murdochs Revolverblättern konnten auch die letzten Labour-Regierungen das Volk betrügen, konnte Tony Blair in geradezu hündischer Ergebenheit Bush auf dem Kriegspfad folgen!
    Und was ist mit Springers Revolverblatt? Dem ist es doch auch völlig egal, wer unter ihm Bundeskanzler ist. Das Projekt "Zerschlagung des Sozialstaates" war ein (wie die aktuellen Meldungen zeigen, sehr erfolgreiches) Gemeinschaftsunternehmen von BILD und SPD. Es begann mit "Florida-Rolf" und kann aktuell als Erfolg vermelden, dass die unteren Einkommen im letzten Jahrzehnt um 22% gesunken sind!
    Das Projekt Guttenberg war ein solches mit CDU/CSU. Funktionierte nicht ganz so reibungslos. So muss denn weiter Frau Merkel bei Friede Springer zum Befehlsempfang antreten. Oder kommt die Springer-Erbin etwa durch die Hintertür ins Kanzleramt, auf eine Tasse Kaffee? Und wie oft? Es wird Zeit, dass hierzulande etwas hinter die Kulissen geschaut wird!



Aus: "Murdochs Auftritt vor dem britischen Parlament" Von Matthias Thibaut (19.07.2011)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/murdochs-auftritt-vor-dem-britischen-parlament/4411674.html (http://www.tagesspiegel.de/politik/murdochs-auftritt-vor-dem-britischen-parlament/4411674.html)


-.-

Quote[...] Cameron sieht sich mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Der Labour-Abgeordnete Gerald Kaufman fragte: "Sollte der Premierminister nicht seine Position überdenken?" Oppositionsführer Ed Miliband attestierte Cameron eine "katastrophalen Einschätzungsfehler", als er den früheren "News of the World"-Chefredakteur Andy Coulson zu seinem Regierungssprecher machte. Dieser war vor wenigen Tagen festgenommen worden.

Zusätzlich unter Druck geriet Cameron am Dienstag, als herauskam, dass die im Abhörskandal vorübergehend festgenommene Murdoch-Managerin Rebekah Brooks Gast bei seinem 44. Geburtstag im vergangenen Oktober war. Es war die 27. Begegnung Camerons mit der Murdoch-Managern in nur 15 Monaten Amtszeit. Die Geburtstagseinladung war von der Downing Street zunächst verschwiegen worden.

... Murdoch und sein Sohn James entschuldigten sich bei einem historischen Auftritt vor britischen Parlamentariern für Vergehen im Abhör- und Korruptionsskandal. Persönliche Verantwortung übernahmen sie bei der Anhörung am Dienstag in London aber nicht. Die fraglichen Entscheidungen seien nicht vom Top-Management getroffen worden. Einen kurzen Schreckmoment gab es, als ein Angreifer während der Befragung in Richtung Rupert Murdoch stürzte und diesen mit einer weißen Substanz - vermutlich Rasierschaum - bewarf. Niemand wurde verletzt, nach einer kurzen Unterbrechung ging es weiter.

Das Erscheinen des Medienzaren wurde als Sensation gewertet. Nach Angaben des Senders BBC war es das erste Mal in den rund 40 Jahren, seit Murdoch Anteile an britischen Medien besitzt, dass er sich vor Parlamentariern verantworten musste. Der Australier mit US-Pass galt in Großbritannien bisher als nahezu unantastbar.

...


Aus: "Cameron stellt sich dem Parlament" (20. Juli 2011)
Quelle: http://www.stern.de/politik/ausland/abhoerskandal-um-news-of-the-world-cameron-stellt-sich-dem-parlament-1707960.html (http://www.stern.de/politik/ausland/abhoerskandal-um-news-of-the-world-cameron-stellt-sich-dem-parlament-1707960.html)


-.-

Quote[...] richtig ist, dass sich Rupert Murdochs Sturz nahtlos in die Reihe epochaler Erschütterungen der britischen Gesellschaft einfügt, deren Folgen sich langsam herausschälen. Erst brachen die Banken zusammen und mit ihnen das Vertrauen in eine wirtschaftliche Führungselite, die nur den eigenen Vorteil im Auge hatte. Dann erschütterte 2009 der Spesenskandal das Vertrauen in Politiker und politische Institutionen.

Nun die Presse, vor allem der Boulevard, der sich als Fürsprecher des kleinen Mannes gegen das selbstgerechte Establishment präsentierte. Zudem stehen fünf der höchsten Polizisten am Pranger. Das Vertrauen in die letzte Bastion einer tugendhaften Gesellschaftsordnung ist damit erschüttert. ... "Wir alle haben mitgemacht", erklärt Cameron reumütig und meint das ungesunde Netzwerk von Presse, Politikern, und Polizisten. Nicht Murdoch, sondern die "politische Klasse" steht am Pranger, eine immer dichter verklüngelte Elite, die vor allem eigene Interessen pflegte.

Manche vergleichen die neue technokratische Führungsschicht, die in den vergangenen Jahrzehnten das Zentrum der britischen Gesellschaft besetzte, mit den Aristokraten des frühen 19. Jahrhunderts, die über die Köpfe der neuen Massen hinweg regierten, bis die großen Reformgesetze von 1832 neue politische Institutionen schufen.

...

Quotecvnde
20.07.2011 um 11:06 Uhr

Immer diese Untergangsszenanieren

England ist als Königreich fast 1140 Jahre alt.
Es hat schon ganz andere Sachen überstanden.
Dagegen ist diese Schmierfinken - Affaire doch eher eine belanglosikeit.
Ein PM muss gehen, ja und?


QuoteDieWelle
   20.07.2011 um 11:08 Uhr

... Ich lach mich schlapp.

Das ist doch eine Verschwörung!
Oder doch nicht?

Diese Machenschaften gibt es global und man nennt sie NWO. [http://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Weltordnung_%28Verschw%C3%B6rungstheorie%29 (http://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Weltordnung_%28Verschw%C3%B6rungstheorie%29)]. Aber wahrscheinlich wird dies immer noch als Verschwörungstheorie belächelt.
Das Problem ist - irgendwann kommt die Erkenntnis zu spät.
Und das Lächeln schwindet aus den Mundwinkeln.


Quotejohanneslama
   20.07.2011 um 11:10 Uhr

Vertrauensverlust

Wir sollten uns nichts vormachen, während wir in Ehrfurcht erstarrt das bizarre Spiel um Macht, Einfluss, Geld und Prestige in Großbritannien mitverfolgen.

Unsere selbsternannte und selbstgerechte, zynische, sich dem Diktat des so genannten freien Marktes unterworfene, und teilweise korrupte Elite hier in *unserem Land*, versagt schon seit gefühlten 25 Jahren mehr oder weniger auf ganzer Linie.

Altersarmut, Kinderarmut, Chancenungleichheiten, Rentenprivatisierung, Staatsschulden, Auseinanderdriften von Arm und Reich, Zeitarbeit, Lohndumping...Erklären wir das mal unseren Kindern!


QuoteFrank3333
20.07.2011 um 11:20 Uhr

diesen sumpf gibt es doch in jedem land das ist in allen anderen eu-ländern und den usa nicht anders die verstrickung zwischen medien, politikern, multimilliardären und promis ist unerträglich ...


QuoteKarlderMarder
   20.07.2011 um 12:37 Uhr

Nicht nur in Großbritannien...

... haben die Eliten versagt! Aber was heißt überhaupt versagt? Sie haben das gemacht, was alle Eliten weltweit überall taten, tun und tun werden... sich über das Gesetz stellen, dafür fürs Nichtstun horrende, durch Normalsterbliche erarbeitete Gehälter abgreifen und zum Ende hin die Schuld und Verantwortung (wegen der uns erzählt wird, dass diese Gehälter gerechtferigt wären) von A nach B über C ins Nirwana verschieben... und was lernt man daraus? Wenn man Scheiße baut, dann muss der Haufen wengstens so groß sein dass man sich dahinter verstecken kann.


Quotefanta4
   20.07.2011 um 14:06 Uhr

Ja, es ist erschreckend, mit welcher Leichtfertigkeit Errungenschaften, der letzten 150 Jahre geopfert werden. Das alles auf dem Altar des Marktradikalismus. Und was die Medien angeht, brauchen wir keinen Murdoch, wir haben ja Springer und RTL. Man konnte ja kürzlich das Schauspiel um den Lügen-Baron mit ansehen, wie Vehement sich Springer und Co da ins Zeug gelegt haben.





Aus: "Das Ende des britischen Establishments" Matthias Thibaut (20.7.2011)
Quelle: http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-07/murdoch-england-queen/ (http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-07/murdoch-england-queen/)

Title: [Die Autoren der österreichischen Studie sahen... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 08, 2014, 12:29:17 PM
Quote[...] Die Autoren der österreichischen Studie sahen einen Zusammenhang mit dem formalen Bildungsgrad der Befragten sowie mit ihrem Gefühl einer allgemeinen ,,Verunsicherung". Befragte mit dem Abschluss einer Matura (Abitur) sahen zu einem deutlich höheren Anteil ganz oder überwiegend Schlechtes in der Zeit des Nationalsozialismus, ähnlich verhielt es sich mit Personen, die auf Fragen nach ihren persönlichen Zukunftserwartungen positiv antworteten.

Eine bedenkliche Entwicklung sehen die Autoren der Studie bei den Antworten auf Fragen nach der Demokratie. 85 Prozent der Österreicher halten sie für die beste Regierungsform; damit habe die Zustimmung gegenüber 2007 abgenommen. Umgekehrt gibt es immerhin 29 Prozent, die finden, ,,man sollte einen starken Führer haben, der sich nicht um Parlament und Wahlen kümmern muss" – mehr als vor sieben Jahren.

...


Aus: "Fast jeder Dritte wünscht sich einen starken Führer"  Stephan Löwenstein, Wien (07.05.2014)
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/politik/umfrage-in-oesterreich-fast-jeder-dritte-wuenscht-sich-einen-starken-fuehrer-12928097.html (http://www.faz.net/aktuell/politik/umfrage-in-oesterreich-fast-jeder-dritte-wuenscht-sich-einen-starken-fuehrer-12928097.html)

Title: [In Führungspositionen können... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on May 27, 2014, 07:46:25 AM
Quote[...] Psychologe Jens Hoffmann: Neueren Untersuchungen zufolge sind Menschen mit einer narzisstischen oder psychopathischen Persönlichkeit etwa drei- bis viermal häufiger in Machtpositionen vertreten als im Bevölkerungsdurchschnitt. Man geht davon aus, dass etwa vier Prozent der Bevölkerung Narzissten sind und etwa ein bis zwei Prozent Psychopathen. Deren Anteil in Führungspositionen beträgt etwa sechs Prozent.

ZEIT ONLINE: Woran liegt es, dass solche Menschen häufig Chefs sind?

Hoffmann: In Führungspositionen können Psychopathen ihr Dominanzbedürfnis natürlich gut ausleben. Man geht davon aus, dass je höher die Ebene, desto höher auch der Anteil der Menschen mit auffälligen Persönlichkeiten ist.

ZEIT ONLINE: Worin unterscheiden sich Narzissten und Psychopathen?

Hoffmann: Narzissten sind extrem ich-bezogen. Sie erzählen gerne und viel von sich – immer nur sehr positiv. Sie halten sich für grandios. Sie sind charmant, können andere oft mitreißen. Auf der anderen Seite sind sie extrem kränkbar. Auch sachliche Kritik verletzt sie zutiefst, dann reagieren sie meist sehr aggressiv. Narzissten liegt sehr viel an ihrer Außenwahrnehmung. Sie wollen im Mittelpunkt stehen und bewundert werden. Darum sind sie oft auch sehr leistungsbereit. Zugleich sind sie nur wenig empathisch. Die anderen sind für sie oft nur Instrumente. Allerdings sind sie durchaus in der Lage, Bindungen einzugehen und Gefühle zu entwickeln. Bei Psychopathen ist das anders.

ZEIT ONLINE: Sie kennen keine Gefühle?

Hoffmann: Sie sind kalt, aber sie können anderen Gefühle vorspielen. Sie sind sehr gut im Lügen. Darum sind sie oft auch sozial erfolgreich. Sie können Netzwerke aufbauen, andere stark und schnell begeistern. Besonders intelligente Psychopathen machen oft Karriere. Sie können andere extrem gut manipulieren. Sie ziehen die Strippen hinter den Kulissen. Oft merken die Manipulierten das überhaupt nicht. Menschen mit einer psychopathischen Persönlichkeit überschätzen sich und lieben in der Regel den Nervenkitzel. Sie gehen allerdings keine echten, engen Bindungen ein. Auch für sie sind andere Menschen eher Werkzeuge. Und wenn sie angegriffen werden, schlagen sie massiv zurück. Oft endet das in der Zerstörung des Angreifers, beruflich, finanziell oder auch sozial und persönlich.

ZEIT ONLINE: Gibt es Beispiele für prominente Psychopathen, die Karriere gemacht haben?

Hoffmann: Der österreichische Politiker Jörg Haider hatte vermutlich eine psychopathische Persönlichkeitsstruktur, wie ein Psychologe berichtete, der ihn persönlich kannte. Auch bei Silvio Berlusconi kann man von psychopathischen Zügen ausgehen, ebenso laut einer US amerikanischen Studie bei George Bush Junior, wenn auch in abgeschwächter Form.  

ZEIT ONLINE: Warum werden Menschen zu Narzissten oder Psychopathen?

Hoffmann: Man geht davon aus, dass sich der Narzissmus in der Kindheit entwickelt. Oft werden Kinder später zu Narzissten, die schon früh wie ein kleiner Prinz behandelt werden und denen das Gefühl vermittelt wird, etwas ganz Besonderes zu sein – und auch sein zu müssen. Offenbar ist Narzissmus stärker bei Männern ausgeprägt, was vermutlich mit den unterschiedlichen Erwartungen an Männer und Frauen zu tun hat.

ZEIT ONLINE: Und Psychopathen? Haben diese Menschen schwere Traumata in der Kindheit erlitten?

Hoffmann: Nein. Derzeit geht die Forschung von einer starken biologischen Komponente aus. Das besonders auffällige, angstfreie Verhalten zeigt sich oft schon früh in der Kindheit. Wir schätzen, dass viele der charismatischen Führer in der Geschichte psychopathisch waren. Das war wahrscheinlich in der Evolution durchaus sinnvoll, weil solche starken, angstfreien Persönlichkeiten die Gruppe angeführt haben und oft auch für die Weiterentwicklung oder das Überleben einer Gruppe wichtig waren.

...

ZEIT ONLINE: Woran erkennt man, dass der Chef ein Psychopath ist?

Hoffmann: Das ist schwierig. Oft merken Mitarbeiter auf den unteren Hierarchiestufen, dass etwas mit dem Chef nicht stimmt – sie bekommen es in der Regel mit den Auswirkungen dieser Manager zu tun.

Wer dann Kritik am Chef übt, wird fertiggemacht, denn Positionierung gegen einen Psychopathen bedeutet für diesen einen Angriff. Der psychopathische Chef reagiert darauf häufig mit manipulativen und rufschädigenden Methoden hinter den Kulissen. Ganze Teams werden umgedreht, der Einzelne wird isoliert. Er glaubt dann oft, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Dass seine Wahrnehmung falsch sein muss.

Die Entscheidungsträger auf Leitungsebene werden in der Regel manipuliert und merken das nicht. Sie denken sogar meist, sie hätten eine emotionale Beziehung mit diesen Managern. Es dauert dann lange, die Manipulierten aus dieser Abhängigkeit herauszulösen. Wir hatten kürzlich einen Fall, bei dem ein Geschäftsführer einen Betrüger beschäftigt hatte, der ein Psychopath war. Am Ende sagte er: "Ich habe einen Freund verraten. Und ich habe Todesangst." Das zeigt, wie stark eine solche Manipulation wirkt – der Mann dachte noch monatelang, der Betrüger wäre sein Freund gewesen.

ZEIT ONLINE: Wie geht man mit Psycho-Chefs um?

Hoffmann: Man sollte sich selbst schützen. Solche Chefs nutzen ihre Machtposition aus und haben Freude daran, besonders sensible Mitarbeiter fertigzumachen. Darum sollte man lieber keine Schwäche zeigen. Es hilft nur die realistische Einsicht, dass diese Führungskraft nicht zu ändern ist. Da, wo es geht, sollte man klare Grenzen ziehen und sich Verbündete suchen, etwa beim Betriebsrat oder in der Personalabteilung. Dafür ist aber enorm wichtig, dass man das Verhalten dieses Chefs dokumentiert und auch belegen kann. Leider sind das alles keine ermutigenden Ratschläge. Anlegen würde ich mich mit einem Psychopathen nicht.

Quote
   cwm
   gestern 15:01 Uhr

Defensive Schätzung

" .. Man geht davon aus, dass etwa vier Prozent der Bevölkerung Narzissten sind."

Eine ziemlich defensive Schätzung, meiner Ansicht nach. Andere Fachleute sprechen vom Narzissmus als der "Leitneurose der Gegenwart", die epedemisch um sich greift. Mein Eindruck ist, dass narzisstische Verhaltensweisen, wie bspw. die ständige Selbstbespiegelung, oder die Definition des eigenen Wertes durch das, was andere in einem Menschen sehen, weit verbreitet sind.

Einige Aussagen des Interviews erscheinen mir sehr vereinfacht, so eine klar abgrenzbare "Wahrheit" gibt es in diesem Bereich nicht. Die Grenzlinie zwischen "normal" und "pathologisch" verläuft nicht so statisch, wie hier dargestellt.



Quote
   Mission possible
   gestern 21:19 Uhr

Die Macht der Psychopathen

Richard S. Fuld, Jr., ehemals Chairman & CEO von Lehman Brothers, Henry M. Paulson Jr., ehemaliger Finanzminster der USA sowie Blythe Masters, JP Morgan, die Erfinderin der CDS-Derivate.

Drei (vermutlich psychopathisch schwer erkrankte) Menschen haben ausgereicht, um uns 2008 mit der Finanzkrise fast wieder in die Steinzeit zu katapultieren. Bis heute ist nicht bekannt, warum Paulson seinerzeit die Übernahme von Lehman durch die Barclays Bank platzen ließ - wegen im Verhältnis jämmerlichen 30 Mrd. Dollar (soweit ich das in Erinnerung habe).

Bush Jr., damals Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, war in den Tagen untergetaucht. Ausgerechnet der Präsident, der von sich behauptet, einen 'direkten Draht zu Gott zu haben'

" ...Im Wahlkampf 2000 war Bush junior gefragt worden, wer seiner Meinung nach der grösste Philosoph der Welt sei. «Jesus Christus», hatte er damals geantwortet. Die britische BBC berichtete 2003, der gottesfürchtige US-Präsident sei bei seinen Kriegen gegen Afghanistan und gegen den Irak einem Befehl Gottes gefolgt.

Demnach soll der bibeltreue Bush göttliche Eingebungen gehabt haben: «Gott hat mir aufgetragen: George, geh los und bekämpfe die Terroristen in Afghanistan. Und ich habe es getan. Dann hat Gott mir aufgetragen, George, geh los und beende die Tyrannei im Irak, und ich habe es getan.» ..." http://www.aargauerzeitung.ch/ausland/nun-sag-wie-hast-dus-mit-der-religion-111987203 (http://www.aargauerzeitung.ch/ausland/nun-sag-wie-hast-dus-mit-der-religion-111987203)

Wahnhaft und ganz klar ein Fall für die Sicherheitsverwahrung.



QuoteNigella
   gestern 21:32 Uhr

Erfahrungen mit einem psychopathischen Chef

1. Psychopathen haben kein echtes Wertesystem. Gut ist, was ihnen nützt. Und Wahrheit ist ebenfalls das, was gut für sie ist. Deshalb sind sie absolut überzeugende Lügner, denn sie sind ja von "ihrer" Wahrheit überzeugt. JedeR andere ist nicht so überzeugend, denn er kalkuliert ja immer ein, daß er sich irren könnte.

2. Psychopathen schämen sich nicht. Wenn sie den gößten Mist bauen, bei dem ein normaler Mensch im Erdboden versinken würde, finden sie natürlich einen Schuldigen und sind stolz darauf, den entdeckt zu haben.

3, Das kann ich nur sehr schwer erklären. Da, wo normale Menschen eine Perönlichkeitsstruktur haben - Personen und Dinge, die sie lieben, andere, die ihnen weh tun oder mit denen sie Schwierigkeiten haben, da faßt man beim Psychopathen in Watte. In interessiert nur die eigene Grandiosität und der materielle Vorteil.

...



Aus: "Persönlichkeitsstörung: "Auffällig viele Psychopathen werden Chef"" Ein Interview von Tina Groll (26. Mai 2014)
Quelle: http://www.zeit.de/karriere/beruf/2014-05/psychopathen-interview-psychologe-jens-hoffmann (http://www.zeit.de/karriere/beruf/2014-05/psychopathen-interview-psychologe-jens-hoffmann)

Title: [Oder war es... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 02, 2015, 02:04:40 PM
Quote[...] Ein Polizeieinsatz mit klar dokumentierter Gewalt gegen friedliche Anti-Braunkohle-Demonstranten. Deutliche Hinweise auf gemeinsames Vorgehen von Polizei und einem privaten Sicherheitsdienst. Förmliche Beschwerden gegen die Einschränkung der Pressefreiheit.

Ein Bericht des zuständigen Ministeriums, der offensichtliche Widersprüche enthält und praktisch alle Vorwürfe bestreitet. Und ein Innenminister, der die Sitzung verlässt, bevor über den Polizeieinsatz und den Bericht gesprochen wird. Es gab Zeiten, da hätten die Grünen so etwas als Skandal bezeichnet.

Doch das ist Geschichte. In Nordrhein-Westfalen jedenfalls gibt es von Landtagsfraktion und Parteivorsitz der Grünen seit der Blockade des RWE-Tagebaus Garzweiler mit anschließender Massenfestnahme vor gut zwei Wochen kein kritisches Wort zu hören.

Keine Pressemitteilung, kein Positionspapier, nichts. Auf Nachfrage ringt sich die Parteivorsitzende die sensationelle Aussage ab, die Grünen ,,begrüßen" eine ,,ausführliche Auswertung des Demonstrationsgeschehens". Auf eine Bewertung will die Partei bis dahin verzichten.

Der Hintergrund dieser Zurückhaltung ist klar: Die Grünen sind in Nordrhein-Westfalen Teil der Landesregierung, die Verantwortung für den Polizeieinsatz in Garzweiler trägt. Kritik am SPD-Innenminister Ralf Jäger, der vor Parlament und Presse zu den Vorwürfen schweigt, widerspricht wohl der Koalitionsräson.

Doch mit dieser Nibelungentreue macht die Partei einen schweren Fehler. Dass die Grüne Jugend die Proteste gegen den Tagebau unterstützt, während die Mutterpartei zur Kritik am Umgang mit den Demonstranten schweigt, schafft ein massives Glaubwürdigkeitsproblem.

Das wird den Grünen auf die Füße fallen. Spätestens wenn sie wieder in der Opposition sind und Polizeiübergriffe wie in Garzweiler zu Recht kritisieren werden.

QuoteAPOKALYPTIKER
gestern, 11:54

Die Grünen ? Meine Güte , noch nicht bemerkt ? Die Grünen , die sind inzwischen längst Mainstream , Wischwaschi-Mainstream-CDU-SPD-Grüne


QuoteKhaled Chaabouté
gestern, 14:21

Waren es die 11.000 Arbeitsplätze (RWE-Eigenangabe) von RWE in der gesamten Braunkohleindustrie, von denen jetzt noch ein Großteil abgebaut werden soll, welche die Grünen einknicken ließen, oder war es die schiere Macht dieses hochsubventionierten Konzerns?



Aus: "Kommentar - Grüne und Garzweiler: Peinliche Treue" Malte Kreutzfeldt (1.9.2015)
Quelle: https://www.taz.de/Kommentar-Gruene-und-Garzweiler/!5224203/ (https://www.taz.de/Kommentar-Gruene-und-Garzweiler/!5224203/)
Title: [Wähler lieben... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 10, 2015, 10:10:36 AM
Quote[...] Trump, Sanders, Corbyn, Tsipras: Wähler lieben Rebellen, nicht die Revolution. ... Lange vor Tsipras haben die Deutschen an Gerhard Schröder und Joschka Fischer erlebt: Das System domestiziert seine Rebellen, sobald sie an die Macht kommen. Nicht sie heben die Ordnung aus den Angeln; umgekehrt müssen sie deren Mechanismen nutzen, um Reformen anzustoßen. Wer sich verweigert, scheitert rasch. ...

Quotejonnyrotten
    10.09.2015 07:28 Uhr

Wenn Trump Präsident wird muss ich täglich Pillen nehmen, weil ich sonst vor Lachen platze.
Am besten sollte er Silvio B. als ständigen engen Berater ins Oral Office einladen. Zu Thanksgiving gibt es dann einen Wettbewerb - wer hat die schönste Bunga-Bunga Party. Schwarze sind selbstverständlich ausgeschlossen.



Aus: "Der diskrete Charme der Unregierbarkeit" Christoph von Marschall (09.09.2015)
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/meinung/volkstribune-in-der-politik-der-diskrete-charme-der-unregierbarkeit/12299498.html (http://www.tagesspiegel.de/meinung/volkstribune-in-der-politik-der-diskrete-charme-der-unregierbarkeit/12299498.html)

Title: [Aspekte von Macht... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 22, 2018, 09:04:31 AM
Hans-Christof Kraus (* 3. November 1958 in Göttingen) ist ein deutscher Historiker.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Christof_Kraus (https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Christof_Kraus)

Quote[...] [24.07.2012] ... Man kann nur staunen über das Ausmaß an fast schon sträflicher Naivität oder auch nur schlichter Ignoranz, das viele Beurteiler der Syrien-Krise an den Tag legen, vor allem, wenn es darum geht, die Hintergründe für das zähe Tauziehen im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zwischen Amerika und den westlichen Mächten einerseits, Russland und China andererseits aufzuhellen. Folgt man der Darstellung des Konflikts in weiten Teilen der westlichen Welt, dann scheint es sich lediglich um die Frage zu handeln, ob es gelingt, die syrische Bevölkerung von einem blutigen Diktator zu befreien. ... Dabei geht es um vollkommen andere Probleme. Die Konfliktlinien verlaufen dort, wo sie von fast allen deutschen Beobachtern nicht einmal mehr wahrgenommen werden, und zwar vor allem deshalb, weil man in unserem Land verlernt hat, in weltpolitischen und geostrategischen Kategorien zu denken. Ob die Syrer, in weltpolitischer Sicht gesehen, derzeit oder künftig von einem Diktator aus dem Hause Assad, von einer demokratischen oder sich als demokratisch inszenierenden Regierung oder auch von einem radikal muslimischen Regime regiert werden, ist aus der Perspektive geostrategischer Erwägungen zuerst einmal gleichgültig. ...

Der aktuelle Konflikt um ein Eingreifen oder Nicht-Eingreifen in den syrischen Bürgerkrieg ist deshalb so brisant, weil sich in dieser Frage der Gegensatz zwischen zwei radikal unterschiedlichen geostrategischen und weltpolitischen Konzeptionen manifestiert. Den Amerikanern und der westlichen Seite geht es nicht oder nicht vorrangig darum, der bedauernswerten syrischen Bevölkerung zu helfen, sondern um Einflussnahme auf die Neugestaltung des Landes nach einem voraussichtlichen Sturz des derzeitigen Regimes, obwohl man mit diesem bisher stets gut zusammenarbeiten konnte. Mehrere, seit längerem geplante, für den Westen wichtige Öl- und Gaspipelines stehen auf dem Spiel, die Saudi-Arabien und Qatar mit dem östlichen Mittelmeerraum und der Türkei verbinden und deshalb partiell durch syrisches Gebiet führen sollen.

Russen und Chinesen nehmen die gegenteilige Perspektive ein. Die russische Militärbasis am Mittelmeer, im syrischen Hafen Tartus gelegen, steht ebenfalls auf dem Spiel - wie die allgemeine machtpolitische Stellung Moskaus und Pekings im nahöstlich-vorderasiatischen Raum. Der Blick auf einen möglichen militärischen Konflikt zwischen Israel und Iran macht es für die beiden größten Mächte Asiens unabdingbar, hier präsent zu sein.

Noch ist nicht vorauszusehen, welche von beiden Seiten sich durchsetzen wird, denn auch die Amerikaner haben schon häufiger UN-Resolutionen missachtet, wenn ihnen dies zur Förderung ihrer eigenen Interessen notwendig erschien. Den unerklärten Krieg gegen den Irak, der zum Sturz des Regimes von Saddam Hussein führte, haben Moskau und Peking höchst widerwillig hinnehmen müssen - am Ende nur deshalb, weil sie es nicht wagen konnten, der zeitweilig einzigen hochgerüsteten Weltmacht entschiedener entgegenzutreten. Heute hat sich das Blatt gewendet: Aufgrund schwerer hausgemachter wirtschaftlicher Probleme, die mit einem weit überdehnten außen- und militärpolitischen Engagement zusammenhängen, befinden sich die Vereinigten Staaten in einer deutlich geschwächten Position. Ihr militärisches Eingreifen in Syrien erscheint schon aus diesem Grund als kaum wahrscheinlich.

... Insofern kann man am Ausmaß, am Verlauf und an den, wie abzusehen ist, schon bald eintretenden Folgen des Syrien-Konflikts wie in einem Brennspiegel die gegenwärtige Verteilung weltpolitischer Machtpotentiale ablesen. Die Würfel sind noch nicht gefallen. Aber die geostrategischen Global Player halten sie bereits in der Hand.


Aus: "Und ihr denkt, es geht um einen Diktator" Hans-Christof Kraus (24.07.2012)
Quelle: http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/syrien-und-ihr-denkt-es-geht-um-einen-diktator-11830492-p2.html?printPagedArticle=true#pageIndex_1 (http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/syrien-und-ihr-denkt-es-geht-um-einen-diktator-11830492-p2.html?printPagedArticle=true#pageIndex_1)
Title: [Aspekte von Macht... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on September 19, 2019, 12:16:48 PM
Quote... Da vergleicht Kollege Christian Mensch doch den Schweizer Historiker und Berufszweifler Daniele Ganser mit den Häretikern der christlichen Kirche – mit den Ketzern also, die sich nicht an die offizielle Lehre der Alleinseligmachenden Kirche hielten. Und er tut dies im Sinne einer abwertenden Kritik: Häretiker sind für Christian Mensch jene Leute, die das Bedürfnis hatten und haben, sich einen eigenen Glauben zusammenzuzimmern. Wörtlich schreibt er [https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/die-haeretiker-der-neuzeit-daniele-ganser-und-die-liebe-zur-verschwoerungstheorie-135600047 (https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/die-haeretiker-der-neuzeit-daniele-ganser-und-die-liebe-zur-verschwoerungstheorie-135600047)]:

«Daniele Ganser, der Schweizer Vorredner der Verschwörungstheoretiker, hat den prototypischen Weg eines neuzeitlichen Häretikers zurückgelegt. Er war zwar nicht in einem Priesterseminar, bevor er sich mit kruden Glaubenstheorien zunächst die Abgrenzung und zunehmend die Ausgrenzung der Kirche einhandelte. Er war jedoch Historiker, der zunächst eine ordentliche universitäre Laufbahn einschlug, bevor er sich, zunehmend unfähig zum wissenschaftlichen Diskurs, daraus herauskatapultierte.»

Dieser Schuss von Christian Mensch ist nun nicht nur kein Treffer ins Schwarze, sondern ein klarer Nuller. Denn hätte Christian Mensch von der Kirchen- und Geistesgeschichte Europas eine Ahnung, dann wüsste er, dass ausgerechnet die Häretiker, jene, die ihrer Erkenntnisse wegen von der Alleinseligmachenden Kirche ausgeschlossen oder sogar auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden sind, oft jene waren, die den selig machenden Glauben verlassen mussten, weil sie sich für nachprüfbares Wissen einsetzten. ...

    PS: Es brauchte übrigens 400 Jahre, bis die katholische Kirche sich überwinden konnte und die Verbrennung Giordano Brunos – endlich im Jahr 2000 – als Unrecht anerkannte. --> https://de.wikipedia.org/wiki/Giordano_Bruno (https://de.wikipedia.org/wiki/Giordano_Bruno)



Aus: "Ein Kompliment für Daniele Ganser" Christian Müller (15. Sep 2019)
Quelle: https://www.infosperber.ch/Artikel/Medien/Daniele-Ganser-Christian-Mensch-Haretiker-WTC-7
Title: [Aspekte von Macht... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on January 04, 2021, 08:26:00 PM
Quote[...] Die heutige Welt begünstigt Narzissten - so die These der Psychoanalytikerin und Bestsellerautorin Marie-France Hirigoyen. Narzissten gewinnen immer mehr Macht in unserer Gesellschaft und vergiften das Zusammenleben, von der Politik über die Arbeitswelt bis hinein in die Familien.

"Auch jemand, der kein Psychologe und Psychiater ist, merkt sofort, dass mit Donald Trump etwas nicht stimmt. Denen, die nicht wissen, was unter 'pathologischem Narzissmus' genau zu verstehen ist, liefert der Präsident der Vereinigten Staaten mit seiner Prahlerei, seinem extravertierten Verhalten, seiner absoluten Hemmungs- und Empathielosigkeit ein karikatureskes Beispiel", schreibt Marie-France Hirigoyen in ihrem neuen Werk "Die toxische Macht der Narzissten".

Eigentlich widerspricht es dem Berufsethos, was Marie-France Hirigoyen gleich am Anfang ihres Buches tut – und drängt sich doch so auf. Entgegen der ,,Goldwater-Regel", die psychologische Ferndiagnosen untersagt, attestiert die französische Psychoanalytikerin Donald Trump ,,klinischen Narzissmus". In seinen öffentlichen Auftritten, den beständigen Tweets, Medienbildern und Reden und in seiner Biografie erkennt Hirigoyen die Merkmale einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung: Selbstüberschätzung, Egomanie, Verlangen nach Bewunderung, Unfähigkeit zur Empathie, soziales Ausbeutertum, Neid. Aber: In der Tatsache, dass dieser grandiose Narzisst Trump zum Präsidenten Amerikas gewählt wurde, erkennt Hirigoyen auch: Der Narzisst Trump ist nichts weniger als der Spiegel einer narzisstischen Gesellschaft.

Narzissmus ist das Phänomen unserer Zeit, so die These von Marie-France Hirigoyen. Supernarzissten wie Trump, Putin, Orban oder Erdogan bestimmen den politischen Lauf der Welt und sind dabei zugleich Produkt einer Gesellschaft, die auf Individualismus, Wettkampf, Leistung und Konsum geeicht ist. Unter diesen Bedingungen haben es Narzissten in der Arbeitswelt, in Liebe und Familie, in Politik und Wissenschaft besonders leicht. Ihr Selbstbewusstsein, ihre Entscheidungsfreude und charismatische Wirkung spült sie dort nach oben, dorthin, wo Führung, Oberflächlichkeit, Risikofreude vor Tiefgang oder Kompetenz gefragt sind. Der globalisierte Kapitalismus erzeugt selbst das, worunter er leidet.

    "Die Zunahme des Narzissmus überall auf der Welt kann man als psychische Antwort auf eine individualistische Leistungs- und Konsumgesellschaft sehen, die einzig und allein auf Profit und Kurzlebigkeit fokussiert ist. Die Globalisierung hat uns in eine destruktive Spirale hineingezogen, und ihr Versprechen von unbegrenztem Fortschritt, Wohlbefinden und verbesserter Lebensqualität hat eine viel düsterere Kehrseite: Abhängigkeiten, wachsende Ungleichheit, die Zurückweisung der anderen und einen endlosen Konkurrenzkampf, der Stress und Burn-out nach sich zieht."

Marie-France Hirigoyen

Um Missverständnisse zu vermeiden: Narzissmus, das schreibt Marie-France Hirigoyen schon in der Einleitung, ist nicht genuin schlecht. Er spielt eine wesentliche Rolle beim Aufbau von Identität. Der wertschätzende und liebende Blick des Menschen auf sich selbst begründet gesundes Selbstvertrauen, Durchsetzungskraft und soziale Anpassungsfähigkeit. In der Geschichte der Erforschung des Narzissmus – beginnend bei Freud über amerikanische Psychoanalytiker der 1970er bis hin zur Erweiterung des Begriffs in der Soziologie – hat sich der Blick auf das Phänomen allerdings verschoben. Von der ,,Selbstliebe", die für die psychosexuelle Entwicklung wichtig war, zum ,,Selbstwert", der den Einzelnen sozial standhaft macht. Es ist eine Frage des Grades, wann Narzissmus toxisch wird und in die drei pathologischen Typen mündet, die Hirigoyen dingfest macht: Den grandiosen Narzissten alla Trump. Den verletzlichen Narzissten, der zwar auch megalomane Vorstellungen von sich selbst entwickelt, dann aber an seiner eigenen Überforderung leidet. Und den narzisstischen Perversen, der sich hinter einer Fassade aus Charme und Angepasstheit lustvoll auf Kosten anderer aufwertet. Grundlage aller Formen: ein eigentlich sehr fragiles Selbstwertgefühl.

    "Wenn Narzissten allem, was die anderen über sie denken, so große Bedeutung beimessen, dann deshalb, weil sie sich ständig durch den Blick der anderen versichern müssen, dass sie liebenswert sind. Indem sie behaupten, den anderen überlegen zu sein, versuchen sie, ihr geringes Selbstwertgefühl zu kompensieren, im Falle der grandiosen Narzissten auf Kosten der anderen, im Falle der verletzlichen Narzissten auf Kosten ihrer selbst."

Marie-France Hirigoyen

Sehr genau und präzise geht Hirigoyen in der ersten Hälfte des Buches der Historie, Definition und Begründung von Narzissmus nach. Im zweiten Teil weitet sie den Blick vom psychoanalytischen Fachdiskurs auf das Soziale. Auf Kosen der Präzision. In einem Rundumschlag – mit Tendenz zum Allgemeinplatz – legt die Autorin dar, wie neoliberale Managementstrategien, obsessive Bilderwelten, Selbstdarstellungsmuster der sozialen Medien, TV-Formate oder Dating-Portale Narzissmus begünstigen und befördern. Die Trennschärfe der zuvor entwickelten Krankheitsbilder kann und will die Psychoanalytikerin auf die sozialen Zusammenhänge nicht anwenden. Da steht der Narzissmus eines Jeff Koons, der sich am Beharren des Künstlers auf einen prominenten Standort für seine Großplastik ,,Tulpenstrauß" in Paris zeige, neben toxischen Auswirkungen von Narzissmus in Formen von Mobbing, Wirtschaftsbetrug oder Plagiatsaffären in der Wissenschaft. Noch allgemeiner wird Autorin dann, wenn es um die im Untertitel versprochenen Abwehrstrategien gegen den toxischen Narzissten geht. Sicher, Aufklärung, die das Buch unbestreitbar leistet – hilft. Ansonsten setzt Marie-France Hirigoyen auf eine erschöpfte Zivilgesellschaft und auf die Jugend, die gerade neue gesellschaftliche Visionen entwickele. So sehr man diese Hoffnung teilt, so naheliegend ist diese Perspektive. Auch ohne die Diskussion über die toxische Macht des Narzissten.

Marie-France Hirigoyen: "Die toxische Macht der Narzissten und wie wir uns dagegen wehren", aus dem Französischen von Thomas Schultz. C.H. Beck


Aus: "Trump als Paradebeispiel für pathologischen Narzissmus: "Die toxische Macht der Narzissten"" Stephanie Metzger, Eva Demmelhuber (26.06.2020)
Quelle: https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/diwan/marie-france-hirigoyen-die-toxische-macht-der-narzissten-100.html (https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/diwan/marie-france-hirigoyen-die-toxische-macht-der-narzissten-100.html)
Title: [Aspekte von Macht... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on February 07, 2022, 05:49:28 PM
Pierin Vincenz (* 11. Mai 1956 in Chur) ist ein Schweizer Bankmanager. Von 1999 bis 2015 war er Vorsitzender der Geschäftsleitung der Raiffeisen Schweiz. ... Am 28. Februar 2018 eröffnete die Zürcher Staatsanwaltschaft gegen mehrere Personen eine Strafuntersuchung wegen ungetreuer Geschäftsbesorgung, und Vincenz wurde in Untersuchungshaft genommen. Nachdem die Raiffeisenbank durch die Zürcher Justiz über das Strafverfahren informiert worden war, reichte sie ebenfalls eine Strafanzeige gegen ihren ehemaligen Chef ein. ...
https://de.wikipedia.org/wiki/Pierin_Vincenz (https://de.wikipedia.org/wiki/Pierin_Vincenz)

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Quote[...] Pierin Vincenz und Beat Stocker waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Für sie gilt wie für alle Beschuldigten die Unschuldsvermutung. ...


Aus: "U-Haft traf Pierin Vincenz völlig unerwartet - Die brisantesten Aussagen der Abhörprotokolle" (06.02.2022)
Quelle: https://www.blick.ch/wirtschaft/u-haft-traf-pierin-vincenz-voellig-unerwartet-die-brisantesten-aussagen-der-abhoerprotokolle-id17210267.html (https://www.blick.ch/wirtschaft/u-haft-traf-pierin-vincenz-voellig-unerwartet-die-brisantesten-aussagen-der-abhoerprotokolle-id17210267.html)

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Quote[...] Ungetreue Geschäftsbesorgung, gewerbsmässiger Betrug, Urkundenfälschung und passive Bestechung. Die Bestürzung darüber ist gross, dass diese Anklagen ausgerechnet den charmanten Pierin Vincenz treffen, der so anders schien als die arroganten Banker vom Paradeplatz. Er war langjähriger Chef der Raiffeisen-Gruppe und beeindruckte viele mit seiner steilen Karriere. Er baute die kleine Raiffeisenbank zur drittgrössten Bank in der Schweiz auf.

Letzte Woche begann der Prozess gegen Vincenz und sechs weitere Mitangeklagte vor dem Zürcher Bezirksgericht. Im Prozess geht es um womöglich unrechtmässige Gewinne im Umfang von rund 25 Millionen Franken und fragwürdige Spesenabrechnungen über fast 600 000 Franken. Besonders zu reden gibt, dass etwa ein Drittel dieser Spesen für Champagner, Cabaretbesuche und Stripperinnen in Nachtclubs ausgegeben wurde. Die konkreten Verfehlungen der Person mögen spektakulär sein. Doch im Grunde geht es um die Grundstrukturen der Finanzwelt sowie der Gesellschaft insgesamt.

Worum wird bei diesem Konflikt eigentlich gestritten? Was erregt so viel Aufmerksamkeit? Aufregende Sexskandale? Der öffentliche Vertrauensbruch? Der Graubereich zwischen Erlaubtem und Unerlaubtem? All dies trifft zu, denn immer geht es um Grenzen und deren Überschreitungen. Diese zeichnen die Struktur bürgerlicher Männlichkeit als auch die bürgerliche Gesellschaft insgesamt aus.

Zur Gesellschaft gehört seit der bürgerlichen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts eine Trennung zwischen Ökonomie, Staat und Privatsphäre. Erstere gelten als männliche Bereiche, Letztere als weiblich. Dabei kommt es auch zu Auseinandersetzungen zwischen den männlichen Sphären. Vater Staat und der Unternehmer stehen in einem ständigen Konkurrenzkampf. Die raffinierte Suche nach Schlupflöchern ist das Erfolgsrezept des Unternehmers für die eigene Karriere. Hingegen versucht der Gesetzgeber, mit disziplinierendem Appell oder strafender Hand mal mehr, mal weniger die Schlupflöcher zu stopfen.

Ganz grundsätzlich wird darüber gestritten, ob die Wirtschaft, die Politik oder die Privatsphäre der Ort der Freiheit ist.* Gegenüber beiden männlichen Sphären ist die weiblich und familial konnotierte Privatsphäre abgewertet. Gemeinsam haben die Privatwirtschaft und die Privatsphäre, dass sie nicht direkt unter der Leitung des Staates stehen, gleichzeitig jedoch nur innerhalb der Gesetze und der Vertragsstrukturen des Staates bestehen können (zum Beispiel durch Arbeits- oder Eheverträge).

Die verschiedenen Grenzkonflikte, um die es im Raiffeisen-Prozess geht, hängen in der bürgerlichen, insbesondere unternehmerischen Männlichkeit zusammen. Erfolgreich und anerkannt ist, wer «jemand» wird. Zu «jemandem» wird «Mann», indem man Karriere macht, in der Unternehmenshierarchie möglichst weit aufsteigt und über Status, Geld und Macht verfügt.

Der französische Soziologie Pierre Bourdieu sprach darum von der «libido dominandi», dem Begehren, zu beherrschen. Dieses Begehren war für ihn ein zentrales Element männlicher Herrschaft. Erst das erfolgreich durchgesetzte Bedürfnis, Herrschaft und Kontrolle über andere auszuüben und den eigenen Willen auch in anderen umzusetzen, führt dazu, dass andere eben beherrscht und dem Willen einiger unterworfen werden. Die (Männer-)Welt sähe anders aus, wenn nicht die eigenen Normen und Bedürfnisse gesetzt, sondern bestmögliche Arrangements im Sinne aller angestrebt würden.

Doch Anerkennung von Männern funktioniert oft über Macht, über «Anerkennung der Macht als das Prinzip aller Beziehungen», wie es die Vertreter der Kritischen Theorie Max Horkheimer und Theodor Adorno formulierten. Die verschiedenen Grenzüberschreitungen sind in diesem Streben nach Macht angelegt. «The sky is your limit», lautet das Erfolgsrezept.

Das Machtstreben und die Grenzüberschreitungen betreffen nicht nur die Wirtschaft und das Recht. Auch in den Beziehungen zu Frauen, zur Familie oder in anderen privaten Beziehungen wird dieses Prinzip gelebt. Die Verfügung über den weiblichen Körper zur Erfüllung von Lust und das «Recht», Frauen im öffentlichen Raum, finanziell und in Liebesbeziehungen «in ihre Schranken zu weisen», sind von Beginn an zentrale Elemente dieser Gesellschaft. Und sie sind eng verbunden mit bürgerlichen Männlichkeitsvorstellungen.

Zwar hat sich im Vergleich zur Hochblüte der bürgerlichen Gesellschaft einiges geändert: Die Geschlechtsvormundschaft ist mittlerweile aufgehoben, Frauen dürfen über ihr Vermögen und ihre Einkünfte verfügen und wählen. Auch ist die Vergewaltigung in der Ehe – zwar erst, aber immerhin – seit 1992 strafbar und seit 2004 ein Offizialdelikt. Doch die Abwertung von Weiblichkeit und von Eigenschaften, die mit Weiblichkeit verbunden werden, wie Hilfsbereitschaft, Sorge, Empathie oder Mitgefühl besteht fort und führt zu anhaltender tatsächlicher Ungleichheit zwischen den Geschlechtern.

Die Abwertung dieser Eigenschaften ermöglicht erst die exorbitanten Höhenflüge vieler Businessmänner, die auf Verantwortungs- und Sorglosigkeit gegenüber anderen beruhen. Auch der Besuch von Striplokalen, die Liebschaften und das Hintanstellen der Bedürfnisse der Familie sind Teil dieses männlichen Machtstrebens. In diesen Punkten ist Vincenz nicht so unkonventionell, wie er oft dargestellt wird, sondern entspricht ganz konventionell bürgerlichen Männlichkeitsvorstellungen des Unternehmers.

Der jetzige Finanzskandal lässt erkennen, wie Männlichkeit mit dem Streben nach Macht sowie mit Korruption und Sexismus zusammenhängt. Auch werden in der Debatte um den Prozess die Konflikthaftigkeit und die Fragilität der bürgerlichen Sphärentrennung deutlich. Erleben wir in diesem Prozess eine Stärkung der Justiz oder eher ein verzweifeltes Aufbäumen gegen die Macht der Finanzbranche? Denn die Brüchigkeit des bürgerlichen Arrangements ist vielleicht auch Effekt seiner Zersetzung durch multinationale Akteure, die nationale Gesetze umgehen. Auch sie erweitern ihren Handlungsspielraum, indem sie Schlupflöcher nutzen, pflegen und gezielt schaffen.

Dies wiederum schränkt die regulatorische Arbeit der Justiz stark ein. Nationalstaaten müssten koordiniert und solidarisch neue Entscheidungsprozesse mit globaler Tragweite entwickeln. Die Brüchigkeit kann dabei eine Chance sein, denn sie könnte einen Wandel eröffnen hin zu demokratischeren globalen Formen des Zusammenlebens mit mehr gemeinsamer Selbstbestimmung über die Sphärentrennung hinweg. Gelingen Absprachen auf globaler Ebene jedoch nicht, um demokratische Strukturen und Menschenrechte zu sichern, besteht die Gefahr, die bürgerliche Sphärentrennung nicht im emanzipatorischen Sinn zu überwinden, sondern neue globale autoritäre Strukturen zu begünstigen.

Anika Thym promoviert in Geschlechterforschung an der Universität Basel zu kritischen (Selbst-)Reflexionen von Männern aus Führungspositionen in der Finanzbranche und hat dazu über zwanzig Interviews mit Führungskräften aus international operierenden Schweizer Finanzinstituten geführt.

* Korrigendum vom 4. Februar 2022: In der Printversion sowie in der alten Onlineversion wurde die Privatsphäre nicht erwähnt.



Aus: "Raiffeisen-Prozess - Entgrenzte Männlichkeit" Anika Thym (Nr. 05/2022 vom 03.02.2022)
Quelle: https://www.woz.ch/2205/raiffeisen-prozess/entgrenzte-maennlichkeit (https://www.woz.ch/2205/raiffeisen-prozess/entgrenzte-maennlichkeit)
Title: [Aspekte von Macht... ]
Post by: Textaris(txt*bot) on March 10, 2022, 04:09:17 PM
Quote[...]  ... fünf Frauen stellen im Film dar, wie sie das Casting erlebt haben. Dann, in der Mitte des Films, positionieren sie sich frontal vor der Kamera. Sie sagen und führen vor, wie sie bedrängt wurden, wie sie angefasst wurden und wo. Sie erzählen, was ihnen in diesen Momenten durch den Kopf ging, sie aber nicht aussprechen konnten. Daneben gibt es eine Interviewebene, in der Alison Kuhn vorsichtig Fragen zu dem Casting stellt. Es geht auch um die Lebensumstände der fünf Frauen, um ihre Erwartungen von dem Beruf als Schauspielerinnen. Aber auch um konkrete Situationen beim Casting.

Seit der #MeToo-Bewegung gibt es schleichend ein neues Verständnis gegen paternalistisches Regieverhalten. In den vergangenen Jahren vermehrten sich auch am Theater die Vorwürfe gegen übergriffige und ihre Macht missbrauchende Vorgesetzte, zum Beispiel gegen die Gorki-Intendantin Shermin Langhoff oder dem inzwischen zurückgetretenen Intendanten der Berliner Volksbühne, Klaus Dörr. Die Film- und Fernsehbranche hat inzwischen reagiert: An vielen Sets gibt es inzwischen Beauftragte, die aufpassen, dass sich die Darstellerinnen und Darsteller mit Szenen wohlfühlen, bei denen es zum Beispiel um Sex oder Gewalt geht.

Ihr sei es nicht um Anschuldigungen gegangen, sagt Kuhn. "Dieser Film soll ein Fallbeispiel für ein strukturelles Machtproblem sein." Ihr sei es auch egal, ob der Regisseur je The Case You sehe. "Ich wollte den Frauen die Möglichkeit geben, ihre Geschichte zu erzählen. Stellvertretend für alle Menschen, denen Machtmissbrauch widerfahren ist."

...


Aus: "Vorgeführt" Niko Kappel (10. März 2022)
Quelle: https://www.zeit.de/kultur/film/2022-03/the-case-you-dokumentarfilm-rezension/komplettansicht (https://www.zeit.de/kultur/film/2022-03/the-case-you-dokumentarfilm-rezension/komplettansicht)

QuoteTante Prusseliese #4

"Eine Herausforderung, die Schauspieler entweder als Test der eigenen Stärke annehmen oder als nicht zu tragende Bürde ablehnen. Nackt, geohrfeigt, eingesperrt und von der Kamera bedrängt, werden die Vorsprechenden hier an ihre Grenzen gebracht."

Das ist so krank.
Es erinnert an missbräuchliche, demütigende Aufnahmerituale.
Die meist prekäre Situation der Schauspieler, (gerade auch von Schauspielerinnen, denn es gibt immer noch tendenziell mehr Männer- als Frauenrollen) wird schamlos ausgenutzt nach dem Motto: Zeig mir, wie weit du bereit bist, dich für diesen Job erniedrigen zu lassen und sobald du Grenzen setzt, bis du halt nicht geeignet.
Und mit solchen Floskeln wie "Test der eigenen Stärke" und "nicht zu tragende Bürde" wird ihnen noch die Verantwortung untergeschoben.
Das hat nichts mit Kunst zu tun, das ist Machtmissbrauch durch zutiefst gestörte, skrupellose Egomanen.


QuoteRagas #6

"All dies sei passiert, ohne dass es vorher abgesprochen worden sei."

Das ist der zentrale Satz. Theaterarbeit geht mitunter an und über Grenzen. Insbesondere bei den älteren Generationen der TheatermacherInnen herrscht die Meinung vor, dass extreme Gefühle und Situationen nur mit adäquaten Mitteln generierbar sind. Das dies die einzige Methode ist, ist grober Unfug. Dass diese Methode zu ihrem Ziel führen kann, kann man allerdings nicht von der Hand weisen. Daraus aber abzuleiten, dass KollegInnen auch gegen ihren Willen in extreme Situationen gebracht werden dürfen ist ein Trugschluss und kriminell.


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